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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein spannender Thriller, der mit einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält

Der Verfolger
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Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen ...

Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen erlegen ist, die ihm Frederick während eines dramatischen Kampfes zugefügt hat. Doch als er eines Abends aus der Klinik in Miami nach Hause kommt, findet er den inzwischen genesenen Killer mit einer Waffe in der Hand in seinem häuslichen Sprechzimmer vor. Ohne Erbarmen zwingt dieser ihn, auf seine verbrecherischen Forderungen einzugehen. Schließlich schuldet er ihm Frederick Starks noch einen Tod, den er nun umgehend liefern soll. Ein gefährliches Spiel nimmt seinen Lauf, bei dem alles anders ist, als es anfänglich scheint und es keinen Gewinner geben kann.

"Der Verfolger" ist die Fortsetzung von John Katzenbachs Thriller "Der Patient", der im Januar 2006 in deutscher Sprache erscheinen ist. Damals hatte der rachsüchtige Killer einen grausamen Wettstreit um Leben und Tod erdacht und dem renommierten New Yorker Psychotherapeuten Frederick Starks ein 15- tägiges Ultimatum gestellt. In dieser Zeit sollte er herausfinden, wer hinter dem selbst ernannten "Rumpelstilzchen" steckt und sollte er es nicht schaffen, verliert er seine Familie dafür. Unter enormen Druck gab es eine dramatische Jagd, die nun mit einer neu eingeläuteten Runde ihre Fortsetzung findet und nichts von der einstigen Spannung eingebüßt hat. Denn obwohl Frederick Starcks inzwischen weiß, wer der Killer ist und warum ausgerechnet er in seinem Fokus steht, ist lange noch nicht klar, was dieser diesmal bezweckt.

Der Auftakt des zweiten und finalen Teils um den Rumpelstilzchen-Killer ist gut erdacht und überzeugt mit einem dramatischen Verlauf und einem unvorhersehbaren Geschehen. Aber leider knickt die Spannungskurve in der zweiten Hälfte des Buches etwas ein und plötzlich scheinen die Gedankengänge des New Yorker Psychotherapeuten und seine Spekulationen um die wahren Absichten des Killers mehr im Mittelpunkt zu stehen, als die Bemühungen, den von ihm erdachten Plan zu durchkreuzen. Dadurch wirkt die Handlung ein wenig flach, obwohl viel geschieht und Frederick Starks als vermeintlicher Handlanger des Killers der Wahrheit immer näherkommt. Und erst am Ende merkt der Leser, wie genial erdacht der Plot wirklich ist, und genießt einen Showdown, der es in sich hat.

Der Schreibstil des Autors präsentiert sich gewohnt flüssig, entbehrt aber nicht gängiger Klischees. Regelmäßig auftauchende Rückblicke in die Vergangenheit lassen auch einen Neueinsteiger nicht im Regen stehen, wobei es auf jeden Fall besser ist, den ersten Teil mit allen seinen perfiden Einzelheiten zu kennen. Denn nur so entfalten die abnormalen Spielchen des psychopathischen Profikillers in wahres Potenzial und helfen über die vorhandenen Schwächen bei der Handlungsdarlegung hinweg. Wobei auch die Figur des zunächst unsicheren und später knallhart agierenden New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks etwas zu wankelmütig angelegt worden ist. Denn bereits am Ende des ersten Teils hat dieser seine neu gewonnene Stärke gezeigt. Warum also fällt er nun wieder in alte Muster zurück?

Fazit:
Ein spannender Thriller, der trotz kleiner Schwächen mit interessanten Wendungen und einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Ein unterhaltsamer und humorvoller Sylt-Krimi

Erfolgreich tot
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Die Fernsehköchin Francesca Carlotti übernimmt kurzfristig einen Job als Motivationssprecherin in Sylt, weil sie an den Weihnachtsfeiertagen ihrer neuen Flamme, einem Kreuzfahrtschiffkapitän, nahe sein ...

Die Fernsehköchin Francesca Carlotti übernimmt kurzfristig einen Job als Motivationssprecherin in Sylt, weil sie an den Weihnachtsfeiertagen ihrer neuen Flamme, einem Kreuzfahrtschiffkapitän, nahe sein will. Doch anstatt angenehme Stunden auf der Insel zu verleben, geht von Beginn an alles schief. Denn zum einen gibt es keine vernünftige Bleibe mehr, sodass sie auf einer Baustelle nächtigen muss. Zum anderen scheint der angeschmachtete Adonis anderweitig vergeben zu sein. Als dann auch noch ein Moderator halb verkohlt unter brennenden Holzbalken aufgefunden wird und ein verrückter Maler Francesca verfolgt, gibt es kein Halten für die Starköchin mehr. Kurzerhand nimmt sie die Klärung des Mordfalles selbst in die Hand und rutscht prompt in eine gefährliche Situation hinein.

„Erfolgreich tot: Fernsehköchin Francesca Carlotti durchlebt mörderische Tage auf Sylt“ ist ein kurzweiliger und humorvoller Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt die temperamentvolle Francesca Carlotti steht, die gleich von der ersten Seite an wunderbar sympathisch erscheint. Auch überzeugt sie als bodenständige Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und deshalb stört es wenig, dass sie dazu auch noch chaotisch ist. Ob sie deshalb ihren Fußball spielenden Mann an eine schlauchbootlippige Blondine verloren hat, ist nicht bekannt. Aber auf jeden Fall läuft ihr der untreu gewordene Italiener immer wieder über den Weg und so trifft sie ihn und seine vegane Geliebte sogar im gemieteten Ferienhaus an, während sie mit einigen Freunden und Kollegen Weihnachten feiern will. Da sind Missverständnisse und Gemeinheiten vorprogrammiert und ein turbulentes Fest, bei dem sich Francesca nicht lumpen lässt.

Der Schreibstil von Margot Jung ist einfach gehalten und wunderbar flüssig, sodass der Leser nur so über die Seiten fliegt. Lediglich die immer wieder erwähnten Kauleisten ihrer Figuren, die sie regelmäßig in Szene setzt, sind zu viel und nerven bald. Dafür aber wird der Leser mit einem abwechslungsreichen und unterhaltsamen Geschehen belohnt und mit einer Mordermittlung, die es in sich hat. Denn allein der detailliert beschriebene Anblick und der Geruch einer verkohlten Leiche lassen ihn Schlimmes erahnen, vor allem weil ein zu allem entschlossener Mörder mit seinem perfiden Rachefeldzug noch lange nicht am Ende ist. Aber nicht nur der zum Mitraten anregende Kriminalfall und die bewusst überzeichneten Figuren haben ihren eigenen Reiz. Auch die Atmosphäre stimmt, die mit lokalen Schmankerln angereichert ist.

Fazit:
Ein unterhaltsamer und humorvoller Sylt-Krimi, der mit einer überaus sympathischen Ermittlerin, einem wunderbar turbulenten Geschehen und einem gut durchdachten Fall bestens unterhält.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Ein spannender und knallharter Schwabenkrimi mit Humor und Lokalkolorit

Das Extrawurscht-Manöver
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Die Assistentin einer reichen Schmuckhändlerin wird vermisst, und gerade als Privatdetektiv Sven Schäfer einen ersten Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort erhält, ist sie auch schon tot. Ein Desaster, das der ...

Die Assistentin einer reichen Schmuckhändlerin wird vermisst, und gerade als Privatdetektiv Sven Schäfer einen ersten Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort erhält, ist sie auch schon tot. Ein Desaster, das der ehemalige Polizist nur schwer verwinden kann. Vor allem, weil der Mörder noch am Tatort war und nach einer wilden Schießerei spurlos verschwunden ist. Nur ein kleiner Mops bleibt als einziger Zeuge zurück und bringt Schäfer auf eine ungewöhnliche Idee. So erzählt er überall herum, dass der Mord beobachtet worden ist und hofft, dass der Täter dadurch einen Fehler begeht. Und obwohl die hinzugerufene Kommissarin Elsa Dorn mit dem absonderlichen Vorhaben ihres Freundes Schäfer nicht viel anfangen kann, ist sie letztendlich doch erstaunt, wie gewinnbringend dieser ist.

„Das Extrawurscht-Manöver“ ist der dritte Einsatz für das ungleiche Ermittlerduo Elsa Dorn und Sven Schäfer, deren Fälle bei Weitem nicht so beschaulich ablaufen, wie es das Cover vermuten lässt. Denn neben einem brutal verübten Mord plagt sich die Augsburger Kommissarin mit rivalisierenden Banden und Menschenhandel herum, während der zu allem entschlossene Detektiv bei der Schießerei in der Lagerhalle sogar verletzt worden ist. Zwar nur mit einem Splitter im Gesicht. Aber immerhin. Deshalb mutet auch der Einsatz eines verfressenen Mopses als Köder für einen Mörder etwas seltsam an und auch seine zum Einsatz kommenden Hinterlassenschaften entbehren jeglicher Professionalität. Doch wenn es der Klärung eines Mordfalles dienlich ist, nimmt der Leser sogar ein wenig Schabernack in Kauf.

Der Autor Franz Hafermeyer, ein Pseudonym, hinter dem ein echter bayerischer Kommissar steckt, versteht es seine Leser mit einem knallharten Fall und einer ordentlichen Portion Humor fesselnd zu unterhalten. Dabei kommen neben gut ausgearbeiteten Figuren auch lokale Besonderheiten nicht zu kurz und lassen eine Atmosphäre erleben, die wie geschaffen für ein aufregendes Leseerlebnis ist. Die Handlung selbst wird abwechselnd in zwei unterschiedlichen Strängen erzählt, die, wie sich jeder denken kann, am Ende zusammenführen. Doch bis es so weit ist und gleich eine ganze Serie von Morden aufgeklärt werden kann, verfolgt der Leser zunächst, wie der Privatdetektiv verschiedene Spuren verfolgt, wobei ein kleiner Mops ziemlich hilfreich ist, während die Kommissarin im Rotlichtmilieu agiert, um den Drahtziehern eines Menschenhändlerrings beizukommen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, die nichts für zartbesaitete Gemüter ist und ungeahnt dramatisch und turbulent verläuft.

Fazit:
Ein spannender und knallharter Schwabenkrimi, der trotz Humor und Lokalkolorit mehr als nur ein regionales Schmankerl ist.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Ein lesenswerter Regiokrimi, mit einer Handlung, die mitten aus dem Leben gegriffen ist

Faule Ernte
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Hauptkommissarin Petra Taler kehrt nach einem Urlaub mit Staatsanwalt Jan Lüdersen eher nach Hause zurück, weil sie sich um einen alten Mordfall kümmern will. Denn im Keller des von ihr geerbten Bauernhauses ...

Hauptkommissarin Petra Taler kehrt nach einem Urlaub mit Staatsanwalt Jan Lüdersen eher nach Hause zurück, weil sie sich um einen alten Mordfall kümmern will. Denn im Keller des von ihr geerbten Bauernhauses wurden bei Trocknungsarbeiten die Überreste eine Leiche entdeckt, die vor gut einhundert Jahren einem Verbrechen zum Opfer fiel. Doch kaum hat sich die Hauptkommissarin in die Unterlagen der damaligen Bewohner vertieft, wird sie von ihrem Chef auf ein aktuelles Tötungsdelikt angesetzt, in dem es um einen ermordeten Rentner geht. Dieser wurde auf seiner Wohnzimmercouch mit einer Axt hinterrücks niedergestreckt und lässt gleich eine ganze Reihe an verärgerten Familienangehörigen und Nachbarn zurück. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis die Spreu vom Weizen getrennt werden kann und der Täter in seiner ganzen Niedertracht vor ihr steht.

"Faule Ernte" ist der fünfte Fall für die aus München stammende Kommissarin, die nach ihrer Versetzung in den hohen Norden im maroden Bauernhaus ihrer Oma Johanna lebt. Seitdem hat Petra Taler neben diversen Erfahrungen mit Handwerkern auch schon einige Mordermittlungen zum Abschluss gebracht, wobei sich der polizeiinterne Buschfunk sicher ist, dass es erst seit ihrem Erscheinen in Harburg so viele Verbrechen gibt. Ob das wohl an ihren unverständlichen bayerischen Flüchen liegt oder einfach nur Zufall ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat die eigensinnige Kommissarin alle Hände voll zu tun, um erneut einen perfiden Mörder zu stellen, der es auf das Hab und Gut eines viel zu freigiebigen Senioren abgesehen hat. Gleichzeitig gibt es auch einige Neuigkeiten im privaten Bereich und ein unerwartetes Geschenk, das für allerhand Aufregung sorgt.

Es macht einfach Spaß, den Krimi zu lesen, der mit einer ordentlichen Portion Humor und menschlichen Schwächen zu Papier gebracht worden ist. Dabei täuscht sich der Leser ungemein, wenn er beim Anblick des Covers zunächst einmal an vergammeltes Obst und akkurat an aneinandergereihte Bäume denkt. Denn der angenehm wendungsreiche und gut durchdachte Fall bietet sehr viel mehr und basiert eher auf schlechte Charaktereigenschaften, als auf Früchte, die zu spät geerntet worden sind. Trotzdem gelingt es dem Leser schnell, die schwarzen Schafe zu durchschauen. Doch da es viel zu viele sind, die im Umkreis des wohlhabenden Rentners auf Beutezug sind, dauert es seine Zeit, bis das schwärzeste von ihnen an den Pranger gestellt werden kann.

Fazit:
Ein lesenswerter Regiokrimi, dessen Handlung mitten aus dem Leben gegriffen ist und der mit einem interessanten und wendungsreichen Kriminalfall kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Eine gelungene Kombination aus einem wendungsreichen Kriminalroman und einer ergreifenden Familientragödie

Der dunkle Garten
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Nach einem Kneipenbesuch mit seinen Freunden kehrt Toby Hennessy in seine Wohnung zurück, wo er von zwei Unbekannten überfallen wird. Erst im Krankenhaus wacht er schwer verletzt wieder auf und muss erfahren, ...

Nach einem Kneipenbesuch mit seinen Freunden kehrt Toby Hennessy in seine Wohnung zurück, wo er von zwei Unbekannten überfallen wird. Erst im Krankenhaus wacht er schwer verletzt wieder auf und muss erfahren, dass er dem Tod nur knapp entronnen ist. Seitdem plagt sich Toby mit Gedächtnisverlusten und körperlichen Einschränkungen herum und wird von einer unbestimmbaren Angst geplagt. Deshalb kommt ihm die Bitte seiner Familie gerade recht, die eine Betreuung für den sterbenskranken Onkel sucht. Kurzerhand zieht er dort ein und wird mit einem Verbrechen aus der Vergangenheit konfrontiert, das für ihn fatale Folgen hat.

Tana French ist eine hervorragende Erzählerin, die es versteht, einen gut erdachten Kriminalfall mit interessanten Figuren und unvorhersehbaren Wendungen zu versehen. Dabei nimmt sie sich ausreichend Zeit, um die Handlung aufzubauen, wirft immer wieder einen Blick in die Vergangenheit und stellt einen Charakter nach dem anderen vor. Wie den erfolgsverwöhnten PR-Berater Toby, der hier als Icherzähler und Hauptfigur fungiert und den ein schicksalhafter Zwischenfall auf die Schattenseite des Daseins stellt. Oder seinen Onkel Hugo, dem aufgrund eines Gehirntumors nur noch wenig Zeit zum Leben bleibt. Und dann gibt es da noch Tobys Cousin Liam, der Probleme aufgrund seiner sexuellen Neigung hat und neben einigen Freunden und Familienmitgliedern auch die ermittelnden Detectives, deren Methoden teilweise fragwürdig sind.

"Der geheime Garten" ist ein komplexer und streckenweise düsterer Roman, der sich rund um die gut gehüteten Geheimnisse einer Familie rankt, die durch den nahenden Tod des geliebten Onkelszusammenkommt. Und kaum ist der Handlungsort von Dublin in das idyllisch gelegene Familienanwesen verlegt, schleicht sich in das schicksalhafte Geschehen eine Atmosphäre ein, die von Misstrauen und Schuldzuweisungen durchdrungen ist. So sorgt ein ungeklärtes Verbrechen aus der Vergangenheit dafür, dass jeder der Beteiligten um seine Unschuld kämpft und mit allen Mitteln versucht, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, die jede Menge Gefühle und Konflikte mit sich bringt und von Tana French mit ihrer gewohnten Liebe zum Detail und viel psychlogischem Feingefühl geschildert wird. Deshalb sollte jeder Leser vor der Lektüre des Buches entscheiden, ob er die unterschwellige Spannung eines fatal verlaufenden Familiendramas mag oder lieber rasant verlaufende Kriminalgeschichten liest. Denn dann ist der Roman eher nichts für ihn.

Fazit:
"Der geheime Garten" ist eine gelungene Kombination aus einem wendungsreichen Kriminalroman und einer ergreifenden Familientragödie, die von glaubwürdigen Charakteren und menschlichen Abgründen lebt. Ein Genuss für Leser, die psychologisch ausgefeilte Geschichten mögen, auch wenn die eine oder andere ausufernde Schilderung zulasten der Spannung geht.