Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2018

Ein rasanter Psychothriller mit Schwächen

Töte, was du liebst
0

Am Elbstrand wird ein Mann ermordet, der zur falschen Zeit an der falschen Stelle ist und seine Neugierde mit dem Tod bezahlt. Ein Zufallsopfer, das eine grausame Mordserie nach sich zieht. Denn nur kurze ...

Am Elbstrand wird ein Mann ermordet, der zur falschen Zeit an der falschen Stelle ist und seine Neugierde mit dem Tod bezahlt. Ein Zufallsopfer, das eine grausame Mordserie nach sich zieht. Denn nur kurze Zeit später wird ein Tierarzt in seinem Wohnzimmer mit einem spitzen Gegenstand niedergestreckt, während ein Rentner dem nahenden Tod nur durch Zufall entkommen kann. Diesem allerdings hat der Täter seinen Namen genannt und damit für einen Durchbruch in den Ermittlungen gesorgt. Doch trotz dieser ersten Spur gerät Kommissar Alexander Pustin bei einem Alleingang in höchste Gefahr und auch seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Luise Kellermann, scheint plötzlich im Fokus des Mörders zu stehen. Eine dramatische Jagd nimmt ihren Lauf, in dessen Folge der junge Kommissar schon bald nicht mehr weiß, wem er überhaupt noch glauben kann.

"Töte, was du liebst" ist ein Psychothriller des Hamburger Psychiaters und Psychoanalytikers Christian Kraus, der tief in die abgründigen Gedanken eines Serienmörders blicken lässt. Denn immer wieder ist der Leser hautnah dabei, wenn der als Ich-Erzähler in Erscheinung tretende Psychopath nachts durch die Gegend streift und seine perfiden Pläne in die Tat umsetzt. Dabei hält er Zwiesprache mit dem Leser und versucht seine Handlungen so zu erklären, dass er sie billigt und versteht. Demgegenüber werden die wesentlich umfangreicheren Geschehnisse aus der Sicht der verschiedenen Opfer, des hitzköpfigen Kommissars Alexander Pustin und der unnahbar wirkenden Gerichtsmedizinerin Luise Kellermann aus der dritten Person heraus erzählt, sodass der Leser hier die Rolle des Beobachters einnimmt, während er gleichzeitig zu ermitteln versucht.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt nur so über die Seiten fliegen. Kurze Kapitel und geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen dafür, dass der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann, während ein zunächst undurchsichtiger Plot die nötige Spannung beschert. Deshalb ist es besonders schade, dass die Beziehung zwischen dem Kommissar und der Gerichtsmedizinerin nach anfänglich interessanten Kabbeleien viel zu schnell in Gänge kommt und neben unglaubwürdigen Aktionen auch noch rührselige Züge annimmt. Oder die angedeuteten Krankheitsbilder dazu führen, dass die Auflösung des Falls beizeiten erahnt werden kann. Vor allem dadurch fehlt das überraschende Finale zum Schluss, obwohl der Leser lange Zeit fesselnd unterhalten wird.

Fazit:
Ein Psychothriller, der mit einer guten Mischung aus Fachwissen und Fiktion stark beginnt, später aber einige Schwächen aufweist. Doch wer sich mit unglaubwürdigen Beziehungen zwischen den Figuren oder gern bedienten Klischees abfinden kann, wird seine Freunde an den rasant verlaufenden Ermittlungen haben.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein Psychodrama mit Schwächen

Das andere Haus
0

Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, ...

Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, der die nächsten Tage in ihrer kuscheligen Stadtwohnung verbringen wird. Doch kaum sind sie in dem viel zu karg eingerichteten Domizil angekommen, häufen sich merkwürdige Vorfälle und Caroline erkennt, dass sie das Opfer einer perfiden Intrige geworden ist. Denn im Badezimmer stößt sie auf einen Rosenstrauß, der eine ganz besondere Bedeutung für sie besitzt, oder findet ein Rasierwasser, dessen Duft sie nur allzu gut kennt. Und während sie von Panik getrieben bemerkt, dass sich ein dunkles Kapitel aus ihrer Vergangenheit erneut in ihr Leben drängt, fragt sie sich, was ihr Widersacher mit seinem Angst einflößenden Verwirrspiel bezweckt.

„Das andere Haus“ ist das Thriller-Debüt, der in London lebenden und in der Marketingbrache arbeitenden Autorin Rebecca Fleet, die bereits auf den ersten Seiten des Buches die Neugier des Lesers zu wecken versteht. So fragt er sich zum einen mit einer bösen Vorahnung im Bauch, wer denn der unbekannte Stalker ist, der ohne Skrupel zu hegen, Carolines Sachen nach Geheimnissen durchwühlt. Oder spürt zum anderen die wachsende Bedrohung in dem unbewohnt scheinenden Haus, in dem immer wieder aufs Neue seltsame Dinge geschehen. Dabei versteht es Rebecca Fleet wunderbar, mit der Wahrnehmung ihrer Figuren zu spielen und gibt dem Leser gleichzeitig die Chance, tief in ihre Gedanken zu schauen. Dorthin, wo er durch vage Andeutungen erste Hinweise erhält, um den Angst einflößenden Vorkommnissen auf den Grund zu kommen.

Ein bildhafter und flüssig zu lesender Schreibstil sowie die Kunst, mit wenigen Details viel zu erzählen, sorgen dafür, dass der Leser schnell in den Bann der Geschichte gerät. Allerdings flaut die Spannung nach einem anfänglichen Höhepunkt viel zu schnell ab und macht einer schwelenden Ungewissheit Platz, deren Ursache lange Zeit offenbleibt. Dafür aber lernt der Leser die Figuren besser kennen, die das Geschehen bestimmen, begleitet sie in der Gegenwart und Vergangenheit und begreift, was der Auslöser für die verhängnisvollen Vorkommnisse war. Doch trotz des auf einer interessanten Idee beruhenden Plots und der subtil in Szene gesetzten Rachegelüste fehlt es der Handlung an ausreichend dramatischen Szenen, um nervenaufreibend zu sein und an überbordenden Gefühlen, die wichtig für den Erfolg eines Thrillers sind.

Fazit:
Ein subtil erdachten Psychothriller, der leider zu seicht ausfällt und das in ihm schlummernde Potenzial nicht richtig nutzt. Zwar wird der Leser gut unterhalten und vor allem lange auf die Folter gespannt. Doch von einem Thriller, der ein verwirrendes und beunruhigendes Leseerlebnis verspricht, erwartet man einfach mehr.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Unterhaltsame Geschichten aus dem alltäglichen Leben von Wladimir Kaminers Mutter

Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger
0

Das Leben kann manchmal ganz schön heimtückisch sein und scheut sich nicht, auch erfahrenen Menschen Steine in den Weg zu legen. Wie Wladimir Kaminers Mutter, die sich trotz ihrer stolzen 84 Jahre mit ...

Das Leben kann manchmal ganz schön heimtückisch sein und scheut sich nicht, auch erfahrenen Menschen Steine in den Weg zu legen. Wie Wladimir Kaminers Mutter, die sich trotz ihrer stolzen 84 Jahre mit eigensinnigen Staubsaugern oder merkwürdigen Sprachbarrieren herumplagen muss oder über unbezwingbare Gewichtsprobleme klagt. Denn kaum hat sie ein paar Pfunde zugelegt, fällt ihr die dringend notwendige Bewegung schwer und führt dazu, dass das ihr Gewicht immer mehr steigt. Ein Teufelskreis, dem die Rentnerin einfach nicht entkommen kann. Doch zum Glück hat der Freund ihres Sohnes eine tolle Idee. Eine Fitnessuhr muss her, mit der sie ihre Werte kontrollieren kann und die ein offenes Ohr für alle ihre Probleme hat. Nur, dass das Wunderwerk neuzeitlicher Technik plötzlich ein Eigenleben entwickelt und nicht etwa ihre Unterstützung zu der gewünschten Gewichtsabnahme führt, sondern der durch sie entstandene Stress.

Siebzehn mitten aus dem Leben gegriffene und mit einem Augenzwinkern erzählte Episoden enthält das Hörbuch "Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger: Ein Unruhestand in 17 Geschichten" und beweist, das Wladimir Kaminer ein guter Beoachter und Geschichtenerzähler ist. Denn während er über die eigensinnigen Erziehungsmethoden seiner Mutter schwadroniert oder ihren nicht abflauenden Wissensdurst in den Mittelpunkt seiner Erzählungen stellt, pickt er sich aus ihrem Leben die Details heraus, die besonders unterhaltsam sind. Diese schmückt er mit viel Fantasie und zufällig beobachteten Merkwürdigkeiten aus und setzt sie gekonnt in Szene. Aber nicht nur den alltäglichen Dingen schenkt er seine Aufmerksamkeit. Auch die Vergangenheit seiner Mutter lässt er nicht ruhen. So erfährt der Hörer, mit welchen Schwierigkeiten die Beziehung zu ihrem Ehemann belastet war oder warum sie eine Zeit lang als Studentin keine Einladung zu einem Geburtstag oder eine Party erhalten hat.

Fazit:
Eine wunderbar unterhaltsame Sammlung von alltäglichen Geschichten aus dem Leben von Shanna Kaminer, die typisch für die Sichtweise ihres Sohnes sind. Denn dem mit der "Russendisco" bekannt gewordenen russisch-deutschen Autor entgeht einfach nichts. Ohne Skrupel zu hegen, schlachtet er sämtliche Erlebnisse und Eigenheiten seiner Mutter aus und scheut sich nicht, ihre Unzulänglichkeiten an den Pranger zu stellen. Ein wahrer Hörgenuss, gelesen vom Autor selbst, bei der nur kritisiert werden kann, dass nicht alle 33 Episoden aus dem gleichzeitig veröffentlichten Buch enthalten sind.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Ein unterhaltsamer Kriminalroman mit mystischem Einschlag

Glaub nicht, es sei vorbei
0

Die frischgebackene Krimiautorin Rebekka Ryan kehrt nach einem Anruf in die Heimat zurück, weil sie ihrer an Krebs erkrankten Tante beistehen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird sie von einer ...

Die frischgebackene Krimiautorin Rebekka Ryan kehrt nach einem Anruf in die Heimat zurück, weil sie ihrer an Krebs erkrankten Tante beistehen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird sie von einer Vision heimgesucht und kracht mit ihrem Auto gegen einen Baum. Denn das, was sie noch am Steuer sitzend gesehen hat, katapultiert sie in eine grauenvolle Zeit zurück, als ihr Bruder Jonnie während einer Entführung starb. Nur dass diesmal der gefesselte und geknebelte Junge nicht ihr Bruder ist, sondern ihr Großcousin Todd. Von nun an tut Rebekka alles dafür, ihn zu retten und setzt sich dafür nicht nur kräftezehrenden Visionen aus, sondern begibt sich auch in höchste Gefahr.

"Glaub nicht, es sei vorbei" ist der siebente Kriminalroman der US-amerikanischen Autorin Carlene Thompson, der mit einer gut funktionierenden Mischung aus Verbrechen, Mystik und romantischer Lovestory kurzweilig zu unterhalten versteht. Dabei wird der Leser gleich zu Beginn mit einem Verbrechen konfrontiert, das eine ganze Stadt in Aufruhr versetzt und das verantwortlich für eine Reihe an weiteren Morden ist. Denn neben einem geistig zurückgebliebenen Mann wird auch die Besitzerin einer Apotheke mit dem Tode bestraft, weil beide zu Zeugen mysteriöser Vorkommnisse geworden sind. Aber auch Rebekka gerät in den Fokus eines zu allem entschlossenen Mörders hinein, nur dass sie neben ihrem treu ergebenden Schäferhund Sean auch den aus ihrer Familie stammenden Polizeichef Bill und einen in sie verliebten Arzt an ihrer Seite hat.

Das sich stetig entwickelnde Geschehen wird überwiegend aus der Perspektive der Hauptfigur Rebekka erzählt, die den Leser quasi aus erster Hand an ihren Visionen teilhaben lässt. Aber nicht nur sie steuert wichtige Informationen zu den Umständen der Entführung und zur Ergreifung des Täters bei. Auch einige weitere Figuren erhalten die Chance, ihre Sicht der Ereignisse darzustellen und über hilfreiche Details zu berichten. Vor allem dadurch hat die Autorin es geschafft, immer wieder neue Wendungen in die Handlung einzubauen und eine Atmosphäre zu schaffen, die angefüllt von der Sorge um einen kleinen Jungen ist.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Kriminalroman mit mystischem Einschlag, der durch seine wendungsreiche Handlung schnell weggelesen ist.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Ein turbulenter und gefühlvoller Jugendroman mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Glaubwürdigkeit

Liebe ist so scheißkompliziert
0

Nele Klinger ist 1,90 m groß und schon allein deshalb sind diverse Probleme für sie vorprogrammiert. Denn nicht nur ihr bester Freund und Nachbar Tom schafft es ihr stehend in die Augen zu schauen, auch ...

Nele Klinger ist 1,90 m groß und schon allein deshalb sind diverse Probleme für sie vorprogrammiert. Denn nicht nur ihr bester Freund und Nachbar Tom schafft es ihr stehend in die Augen zu schauen, auch der Rest ihrer Klassenkameraden ist ein wenig kleiner geraten. Doch an dem Tag, als sie plötzlich mit dem gut aussehenden und sie körperlich überragenden Baskettballstar der Schule zusammenstößt, ist es um sie passiert. Dabei ist sie nicht die einzige, die für Jerome Tessmer schwärmt und so geschieht es, dass sie nach einer wilden Partynacht im Mittelpunkt der schulischen Klatschpresse steht. Allerdings nicht, weil sie mit ihm zusammen war, sondern weil ein Nacktvideo von ihr die Runde macht und Jerome allein die Möglichkeit hatte, es zu drehen.

"Liebe ist so scheißkompliziert" ist ein humorvoller Jugendroman, der mit einer tollen Heldin kurzweilig unterhält. Dabei ist Nele alles andere als perfekt und träumt wie jedes Mädchen in ihrem Alter davon, mit einem netten Jungen glücklich zu sein. Doch ihre Selbstzweifel sind enorm und stehen ihr, genau wie ihre Körpergröße und die viel zu platte Nase ständig im Weg. Aber nicht nur sie versteckt sich hinter einer Fassade, die wenig von ihrem Inneren verrät. Auch der Basketballstar Jerome zeigt nicht, wer er wirklich ist und sorgt dafür, dass Nele ihm zu Beginn ihrer Bekanntschaft wenig Glauben schenkt. Und dann gibt es da noch eine Reihe weiterer Schüler, die entscheidend für das angezettelte Durcheinander sind, wie die überaus neugierige Babs, die mit einem Skandalblog regelmäßig für Aufregung sorgt oder Neles picklige Schwester Lea, welche genau wie sie für Jerome schwärmt.

Die turbulenten Geschehnisse werden mit einer ordentlichen Portion Humor in Szene gesetzt, ohne dass die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt. Vor allem brisante Themen, wie Mobbing und Drogenmissbrauch werden thematisiert und eine Vielzahl anderer Problemen, die im Leben jugendlicher Schüler an der Tagesordnung sind. Das alles wird aus der Sicht von Nele präsentiert, die als Ich-Erzähler fungiert und tief in ihre Gedankenwelt blicken lässt. Dabei ist es vor allem ihre unbeschwerte Art an die Dinge heranzugehen, die der Geschichte etwas ganz Besonderes verleiht, und ihr Talent, einfach sie selbst zu sein. Hinzu kommt ein im Hintergrund verlaufender Rachefeldzug, für den es erst am Ende eine Erklärung gibt und eine wundervolle Freundschaft, die alle Höhen und Tiefen durchsteht.

Fazit:
Ein turbulenter und gefühlvoller Jugendroman, der sich wunderbar kurzweilig liest und mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Glaubwürdigkeit überzeugt.