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Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein gediegener englischer Krimi mit Miss Marple in Höchstform

Mord im Spiegel
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In das verschlafene englische Dorf St. Mary Mead ist mit dem Zuzug der bekannten Schauspielerin Marina Gregg ungewohnt viel Glamour eingekehrt. So geben sich während eines stattfindenden Empfangs die Vertreter ...

In das verschlafene englische Dorf St. Mary Mead ist mit dem Zuzug der bekannten Schauspielerin Marina Gregg ungewohnt viel Glamour eingekehrt. So geben sich während eines stattfindenden Empfangs die Vertreter der örtlichen Prominenz die Klinke in Hand, während auch Mrs. Bantry als frühere Besitzerin zu der Party geladen ist. Doch das Spektakel, das neben wohltätigen Zwecken vor allem der Zurschaustellung eines immensen Reichtums dient, findet schnell ein Ende, als Heather Bantry einem Giftcocktail zum Opfer fällt. Und trotz sofort eingeleiteter Ermittlungen ist ungewiss, ob sie wirklich das Ziel des perfiden Anschlags war oder sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Ein kniffliger Fall, der Miss Marple eine lang ersehnte Abwechslung beschert, um aus ihrem derzeit viel zu nutzlosen Alltag auszubrechen.

In "Mord im Spiegel oder Dummheit ist gefährlich" ermittelt die in die Jahre gekommene Hobbydetektivin aus St. Mary Mead zum achten Mal und beweist, dass körperliche Gebrechlichkeit nichts mit geistigem Verfall zu tun hat. Denn obwohl sie ihren Garten nicht mehr selbt in Schuss halten kann und auch das Stricken mit dem fatalen Verlust von zu vielen Maschen verbunden ist, funktionieren ihre kleinen grauen Zellen nach wie vor. Deshalb verordnet ihr der Hausarzt Dr. Credock zur Erhaltung der Vitalität neben einem Gläschen Cherry auch einen saftigen Mord. Der geschieht auch prompt vor ihrer Tür und sorgt dafür, dass neben ausreichend Klatsch und Tratsch auch wieder Schwung in Miss Marples verstaubtes Leben kommt.

Agatha Christie hat wie gewohnt einen klassischen Whodunit Krimi geschrieben, bei dem von Anfang an klar ist, dass nur einer der Anwesenden der Täter sein kann. Allerdings gibt es diesmal ausreichend Verdächtige und auch der Grund für den perfiden Anschlag wird erst sehr spät entdeckt. Ein clever erdachter Fall, für dessen Lösung Agatha Christie beizeiten Hinweise streut, die sie aber geschickt mit unbedeutenden Informationen vermischt. So wird der Leser lange Zeit in die Irre geführt, obwohl er längst über die Schlüssel zur Lösung des Rätsels verfügt. Dafür aber wird er mit einer geschickten Täuschung bestens unterhalten und mit wunderbar überzeichneten Figuren, deren Schrullen und Macken bezeichnend für menschliche Schwächen sind.

Fazit:
Ein gediegener englischer Krimi, der sich wunderbar kurzweilig liest und ausreichend falsche Spuren in sich birgt, um die Kombinationsfähigkeit einer ältlichen Hobbydetektivin auf die Probe zu stellen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ein zauberhafter Roman über Bücher, Lebensträume und die Liebe

Der Zauber zwischen den Seiten
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Sofia Bauer liebt Bücher über alles und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Dabei sind es besonders die alten Klassiker, die sie mag und deshalb ist sie über alle Maßen erfreut, als sie in einem Antiquariat ...

Sofia Bauer liebt Bücher über alles und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Dabei sind es besonders die alten Klassiker, die sie mag und deshalb ist sie über alle Maßen erfreut, als sie in einem Antiquariat auf eine Erstausgabe des deutschen Romantikers Christian Föhr stößt. Doch als sie das in einem miserablen Zustand befindliche Buch restaurieren will, findet sie in ihm versteckte Aufzeichnungen und einen Brief, der von einer gewissen Clarice Marianne von Hameln stammt. Von Neugier getrieben folgt Sophia ihrer Spur, die durch ganz Europa führt, und taucht ein in ein Leben, das ebenfalls von der Liebe zu Büchern geprägt worden ist. Und während sie das Geheimnis um die Buchbinderin Clarice Stück für Stück enthüllt, findet auch sie ihr eigenes Glück.

"Der Zauber zwischen den Seiten" ist der vierte Roman von der auf Sardinien lebenden Autorin Cristina Caboni, die bereits mit ihrem Roman "Die Rosenfrauen" überaus erfolgreich war. Und während es in ihrem Erstling um betörende Düfte und perfekte Parfüme ging, sind es diesmal alte Bücher und die Kunst der Buchbinderei, die eine große Rolle spielen. So findet der Leser zu Beginn eines jeden Kapitels das dazu passende Zitat eines Klassikers vor und wird auch während der Handlung immer wieder mit einem ihrer zum Nachdenken anregenden Sprüche vertraut gemacht. Oder erfährt wissenswerte Details über das Binden von Büchern, das ein wichtiger Teil im Leben beider Hauptfiguren ist.

Erzählt wird der angenehm flüssig geschriebene Roman aus zwei Zeitebenen heraus, die abwechselnd zutage treten. Zum einen begleitet der Leser die sich aus einer unglücklichen Ehe befreienden Sofia bei dem Versuch, ihr eigenes Ich zu finden. Zum anderen reist er in die Vergangenheit, wo Mitte des 19. Jahrhunderts ein Mädchen namens Clarice im Keller eine verborgene Buchbinderei entdeckt. Zwei starke Frauen, die darum kämpfen, sie selbst zu sein, wobei es Clarice aufgrund der damalig herrschenden Verhältnisse und der völlig anderen Stellung einer Frau in der Gesellschaft wesentlich schwerere hat. Mit ihr leidet der Leser regelrecht mit und hofft, dass sie ihren Lebenstraum verwirklichen kann.

Fazit:
Ein zauberhafter Roman über Bücher, Lebensträume und die Liebe, der angenehm kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Ein gefühlvoller Familienroman mit einem verhängnisvollen Geheimnis

Die Schwestern von Applecote Manor
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In der Hitze des Sommers reisen die vier Schwestern Margot, Dot, Flora und Pam in die hügeligen Cotswolds, wo sie auf dem Landgut ihrer Tante Sibyl und ihres Onkels Perry eine unbeschwerte Zeit verbringen ...

In der Hitze des Sommers reisen die vier Schwestern Margot, Dot, Flora und Pam in die hügeligen Cotswolds, wo sie auf dem Landgut ihrer Tante Sibyl und ihres Onkels Perry eine unbeschwerte Zeit verbringen wollen. Doch anstatt die sonnigen Tage zu genießen, wird ihr Besuch von einem Ereignis überschattet, das fünf Jahre zuvor geschah. Damals war ihre Cousien Audrey nach einem Angelausflug nicht mehr nach Hause zurückgekehrt und niemand weiß, was dem lebenslustigen Mädchen widerfahren ist. Aber kaum haben sich die vier Schwestern daran gemacht, das alte Geheimnis zu enthüllen, geraten auch sie in höchste Gefahr.

50 Jahre später wird das inzwischen heruntergekommene Anwesen Aplecote Manor von einer jungen Familie aus London gekauft, die sich aufs Land zurückziehen will. Doch eine merkwürdige Aura beherrscht das Haus. Und erst als es ihnen gelingt, den Geistern der Vergangenheit beizukommen, steht ihrem Glück nichts mehr im Weg.

"Die Schwestern von Applecote Manor" ist nach "Black Rabbit Hall" der zweite Roman von Eva Chace, der sich um das Schicksal einer englischen Familie rankt und um einen verhängnisvollen Sommer, der das Leben von vier Schwestern für immer verändert. Denn während sie völlig unbedarft und von Leichtigkeit ihrer Jugend getrieben langsam erwachsen werden, sorgt eine erschütternde Wahrheit dafür, dass sie nach einer unheilvollen Nacht mit Schuld beladen sind. Und die ganze Zeit über versteht es Eve Chase wunderbar, die Verschiedenartigkeit der vier jungen Mädchen darzustellen und ihre Rolle, die sie in dem dramatischen Geschehen spielen. So sieht der Leser die zwölfjährige Dot vor sich, wie sie in ihrer kindlichen Naivität zur Lebensretterin wird oder erlebt, wie sich die siebzehjährige Flora Hals über Kopf verliebt. Doch die Hauptperson unter ihnen ist die fünfzehnjährige Margot, die als Icherzähler in Erscheinung tritt und neben der detaillierten Beschreibung der Ereignisse auch die Höhen und Tiefen ihrer Gefühlswelt offenbart.

Demgegenüber wird ein weiterer Handlungsstrang aus der Sicht der vierzigjährigen Jessie erzählt, die als zweite Ehefrau des Logistikunternehmers Will gleichzeitig Mutter und Stiefmutter ist. Eine Konstellation, die sie vor viele Probleme stellt und ihr immer wieder neue Krisen beschert.

Der Schreibstil von Eve Chase zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus, ist aber sehr detailliert und mit vielen Beschreibungen versehen. Vor allem dadurch taucht der Leser tief in das Leben der Figuren ein, während er gleichzeitig das altehrwürdigen Herrenhaus Aplecor Manor mit seinem weitläufigen Anwesen regelrecht vor sich sieht. Und während die Spannung auf einem eher niedrigen Level verweilt, sorgen nahegehende Schicksale und ungewisse Handlungsverläufe dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Eine Anziehungskraft, die er tief in seinem Inneren spürt und die ihn Anteil an den Sorgen und Nöten der völlig unterschiedlichen Menschen nehmen lässt.

Fazit:
Ein gefühlvoller und mitreißender Roman, der trotz seiner in ihm vorherrschenden Ruhe bewegt und sich wunderbar kurzweilig liest.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Ein rasanter Psychothriller mit Schwächen

Töte, was du liebst
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Am Elbstrand wird ein Mann ermordet, der zur falschen Zeit an der falschen Stelle ist und seine Neugierde mit dem Tod bezahlt. Ein Zufallsopfer, das eine grausame Mordserie nach sich zieht. Denn nur kurze ...

Am Elbstrand wird ein Mann ermordet, der zur falschen Zeit an der falschen Stelle ist und seine Neugierde mit dem Tod bezahlt. Ein Zufallsopfer, das eine grausame Mordserie nach sich zieht. Denn nur kurze Zeit später wird ein Tierarzt in seinem Wohnzimmer mit einem spitzen Gegenstand niedergestreckt, während ein Rentner dem nahenden Tod nur durch Zufall entkommen kann. Diesem allerdings hat der Täter seinen Namen genannt und damit für einen Durchbruch in den Ermittlungen gesorgt. Doch trotz dieser ersten Spur gerät Kommissar Alexander Pustin bei einem Alleingang in höchste Gefahr und auch seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Luise Kellermann, scheint plötzlich im Fokus des Mörders zu stehen. Eine dramatische Jagd nimmt ihren Lauf, in dessen Folge der junge Kommissar schon bald nicht mehr weiß, wem er überhaupt noch glauben kann.

"Töte, was du liebst" ist ein Psychothriller des Hamburger Psychiaters und Psychoanalytikers Christian Kraus, der tief in die abgründigen Gedanken eines Serienmörders blicken lässt. Denn immer wieder ist der Leser hautnah dabei, wenn der als Ich-Erzähler in Erscheinung tretende Psychopath nachts durch die Gegend streift und seine perfiden Pläne in die Tat umsetzt. Dabei hält er Zwiesprache mit dem Leser und versucht seine Handlungen so zu erklären, dass er sie billigt und versteht. Demgegenüber werden die wesentlich umfangreicheren Geschehnisse aus der Sicht der verschiedenen Opfer, des hitzköpfigen Kommissars Alexander Pustin und der unnahbar wirkenden Gerichtsmedizinerin Luise Kellermann aus der dritten Person heraus erzählt, sodass der Leser hier die Rolle des Beobachters einnimmt, während er gleichzeitig zu ermitteln versucht.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt nur so über die Seiten fliegen. Kurze Kapitel und geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen dafür, dass der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann, während ein zunächst undurchsichtiger Plot die nötige Spannung beschert. Deshalb ist es besonders schade, dass die Beziehung zwischen dem Kommissar und der Gerichtsmedizinerin nach anfänglich interessanten Kabbeleien viel zu schnell in Gänge kommt und neben unglaubwürdigen Aktionen auch noch rührselige Züge annimmt. Oder die angedeuteten Krankheitsbilder dazu führen, dass die Auflösung des Falls beizeiten erahnt werden kann. Vor allem dadurch fehlt das überraschende Finale zum Schluss, obwohl der Leser lange Zeit fesselnd unterhalten wird.

Fazit:
Ein Psychothriller, der mit einer guten Mischung aus Fachwissen und Fiktion stark beginnt, später aber einige Schwächen aufweist. Doch wer sich mit unglaubwürdigen Beziehungen zwischen den Figuren oder gern bedienten Klischees abfinden kann, wird seine Freunde an den rasant verlaufenden Ermittlungen haben.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein Psychodrama mit Schwächen

Das andere Haus
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Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, ...

Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, der die nächsten Tage in ihrer kuscheligen Stadtwohnung verbringen wird. Doch kaum sind sie in dem viel zu karg eingerichteten Domizil angekommen, häufen sich merkwürdige Vorfälle und Caroline erkennt, dass sie das Opfer einer perfiden Intrige geworden ist. Denn im Badezimmer stößt sie auf einen Rosenstrauß, der eine ganz besondere Bedeutung für sie besitzt, oder findet ein Rasierwasser, dessen Duft sie nur allzu gut kennt. Und während sie von Panik getrieben bemerkt, dass sich ein dunkles Kapitel aus ihrer Vergangenheit erneut in ihr Leben drängt, fragt sie sich, was ihr Widersacher mit seinem Angst einflößenden Verwirrspiel bezweckt.

„Das andere Haus“ ist das Thriller-Debüt, der in London lebenden und in der Marketingbrache arbeitenden Autorin Rebecca Fleet, die bereits auf den ersten Seiten des Buches die Neugier des Lesers zu wecken versteht. So fragt er sich zum einen mit einer bösen Vorahnung im Bauch, wer denn der unbekannte Stalker ist, der ohne Skrupel zu hegen, Carolines Sachen nach Geheimnissen durchwühlt. Oder spürt zum anderen die wachsende Bedrohung in dem unbewohnt scheinenden Haus, in dem immer wieder aufs Neue seltsame Dinge geschehen. Dabei versteht es Rebecca Fleet wunderbar, mit der Wahrnehmung ihrer Figuren zu spielen und gibt dem Leser gleichzeitig die Chance, tief in ihre Gedanken zu schauen. Dorthin, wo er durch vage Andeutungen erste Hinweise erhält, um den Angst einflößenden Vorkommnissen auf den Grund zu kommen.

Ein bildhafter und flüssig zu lesender Schreibstil sowie die Kunst, mit wenigen Details viel zu erzählen, sorgen dafür, dass der Leser schnell in den Bann der Geschichte gerät. Allerdings flaut die Spannung nach einem anfänglichen Höhepunkt viel zu schnell ab und macht einer schwelenden Ungewissheit Platz, deren Ursache lange Zeit offenbleibt. Dafür aber lernt der Leser die Figuren besser kennen, die das Geschehen bestimmen, begleitet sie in der Gegenwart und Vergangenheit und begreift, was der Auslöser für die verhängnisvollen Vorkommnisse war. Doch trotz des auf einer interessanten Idee beruhenden Plots und der subtil in Szene gesetzten Rachegelüste fehlt es der Handlung an ausreichend dramatischen Szenen, um nervenaufreibend zu sein und an überbordenden Gefühlen, die wichtig für den Erfolg eines Thrillers sind.

Fazit:
Ein subtil erdachten Psychothriller, der leider zu seicht ausfällt und das in ihm schlummernde Potenzial nicht richtig nutzt. Zwar wird der Leser gut unterhalten und vor allem lange auf die Folter gespannt. Doch von einem Thriller, der ein verwirrendes und beunruhigendes Leseerlebnis verspricht, erwartet man einfach mehr.