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Veröffentlicht am 28.09.2021

Ein spannender und bitterböser Thriller

SCHWEIG!
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Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester Sue, die nach der Trennung von ihrem Mann, alleine in einem großen Haus im Wald wohnt. Viel zu sagen haben sich die beiden Frauen nicht. Denn während ...

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester Sue, die nach der Trennung von ihrem Mann, alleine in einem großen Haus im Wald wohnt. Viel zu sagen haben sich die beiden Frauen nicht. Denn während Esther dominant und übergriffig ist und die Menschen in ihrer Umgebung ständig zu kontrollieren und beherrschen versucht, lehnt Sue die Manipulationen ihrer großen Schwester rigoros ab. Zu tief sitzen die Verletzungen aus der Kindheit, die ihr zugefügt wurden und die sie nur mit trickreichen Vergeltungsschlägen ertragen hat. Nun aber, nachdem Esther in ihrer Küche sitzt, sprechen sich aus. Und plötzlich kommen Dinge ans Tageslicht, die lieber im Verborgenen geblieben wären und eine tödliche Kurzschlusshandlung nach sich ziehen.

„Schweig!“ ist ein spannender und bitterböser Thriller um zwei Schwestern, die von einer verhängnisvollen Kindheit geprägt, schwer gezeichnet sind. Esther, die stets perfekt sein will und damit ihre Beziehung vergiftet und Sue, die ihre Ruhe liebt und wenig mit der überehrgeizigen Schwester anfangen kann. Doch am Vorweihnachtsabend wendet sich das Blatt. Als Esther ihre kleine Schwester mit ihren Forderungen in die Enge treibt, greift diese zum ersten Mal an und offenbart nicht nur ihre tiefsten Gefühle, sondern auch eine Wahrheit die Esther schwer trifft. Dabei ist Sue nicht die Einzige, die unter der Kontrollsucht ihrer Schwester zu leiden hat. Auch deren Mann Martin bleibt davon nicht verschont und hofft, eines Tages von ihr loszukommen.

Judith Merchant hat eine Geschichte voller finsterer Gedanken und Vergeltungsschläge erdacht, deren Tragweite erst allmählich durchschaut werden kann. Denn zunächst einmal sieht alles nach einer dem Weihnachtsfest entgegenfiebernden Familienidylle aus, in der die abtrünnige kleine Schwester einen gebührenden Platz erhalten soll. Dass sie das nicht will, ist nur schwer zu verstehen, wie auch die Tatsache, dass sie ein von ihrer Nichte liebevoll verpacktes Geschenk ablehnt. Von da an dauert es noch ein wenig, bis Rückblicke in die Vergangenheit abgrundtiefe Hintergründe offenbaren und aus der angestrebten Harmonie eine gefahrvolle Lügengeschichte wird.

Fazit:
Mit einem guten Gefühl für zwischenmenschliche Beziehungen und subtile Spannungen hat Judith Merchant einen bitterbösen Thriller geschrieben, der berührt und fesselt.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Ein spannender und blutiger Thriller, der zu viele Baustellen hat.

Herzschlag des Bösen
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Die Journalistin Hanna Engels möchte der ganzen Welt von den Gräueltaten der islamistischen Extremisten berichten. Deshalb fährt sie trotz ernsthafter Warnungen gemeinsam mit einem Fotografen und einem ...

Die Journalistin Hanna Engels möchte der ganzen Welt von den Gräueltaten der islamistischen Extremisten berichten. Deshalb fährt sie trotz ernsthafter Warnungen gemeinsam mit einem Fotografen und einem Trupp der nigerianischen Armee ins Rebellengebiet. Was ihr dort widerfährt, wird sie nie vergessen. Froh, nach ihrer Befreiung wieder in Frankfurt zu sein, ahnt sie nicht, dass auch dort eine Überraschung auf sie wartet, die extrem gefährlich ist. Denn ein Serienmörder hat es auf sie abgesehen und wartet darauf, mit ihr als Opfer sein blutiges Finale zu begehen.

„Herzschlag des Bösen“ ist ein spannender Thriller, der anfangs zu viele Baustellen hat und dadurch unübersichtlich in Erscheinung tritt. Erst später entwickelt sich das eigentliche Geschehen, das mit einer Reihe grausamer Morden einhergeht und für zartbesaitete Gemüter nicht geeignet ist. So fließt neben der detaillierten Beschreibung der Taten viel Blut und auch die Gedanken des tötenden Psychopathen sind abartig und widerlich. Hier hätten Andeutungen und kurze Tatortbeschreibungen ausgereicht, um die Gefährlichkeit und Abnormalität des Mörders nachvollziehbar darzustellen.

Der Schreibstil von Matthias Soeder ist flüssig, die Handlung wurde mit vielen interessanten Informationen versehen. Angefangen mit einem kleinen Einblick in die Gewalttaten der islamistischen Rebellen in Nigeria, über die verantwortungsvolle Arbeit eines Frachtflugpiloten, bis hin zu durchgeführten Mordermittlungen oder den Möglichkeiten eines Hackers, erfährt der Leser gut recherchierte oder selbst erlebte Details. Demgegenüber bleiben die Figuren erstaunlich blass und eindimensional. Und letztendlich ist es lediglich der Mörder selbst, der tief in sein Seelenleben blicken lässt.

Fazit und Bewertung:
„Herzschlag des Bösen“ ist ein Thriller, der schockt und polarisiert. Leser, die blutige und abartige Taten mögen, werden sich gut unterhalten fühlen, alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Ein zwielichtiger und bewegender Thriller

Nur ein Schritt
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Die Sozialarbeiterin Morgan steht in einer U-Bahnstation am Gleis, als eine fremde Frau sie bittet, ihr Baby zu nehmen. „Liebe sie an meiner Stelle“, fleht sie Morgen an und stürzt sich nur Sekunden später ...

Die Sozialarbeiterin Morgan steht in einer U-Bahnstation am Gleis, als eine fremde Frau sie bittet, ihr Baby zu nehmen. „Liebe sie an meiner Stelle“, fleht sie Morgen an und stürzt sich nur Sekunden später vor den einfahrenden Zug. Morgan, die sich sicher ist, dass die Fremde ihren Namen genannt hat, ist hilflos und geschockt. Was ist da gerade passiert und hätte sie es verhindern können? Mit wirren Gedanken im Kopf folgt sie einem Officer auf die Wache, wo sie auf Detective Karina Martinez stößt, die sie seit dem Selbstmord ihres Mannes Ryan kennt. Schon damals glaubte sie Morgan nicht und auch diesmal scheint sie in ihren Augen nicht schuldlos am Tod eines Menschen zu sein.

„Nur ein Schritt“ ist ein spannender Psychothriller, der sich um das Schicksal zweier Frauen rankt und um einem Geheimnis aus der Vergangenheit, das mit seinen zerstörerischen Schatten um sich greift. Nur ganz langsam und mit einer Reihe an nicht zu erklärenden Begebenheiten dringt es in ihr Leben ein und stellt diese auf den Kopf. So ist lange Zeit nicht klar, was der Leser von den sich zuspitzenden Ereignissen halten soll und wer von den beteiligten Personen glaubhaft ist und wer gnadenlos lügt. Auch ist nur schwer zu erkennen, welche Bedrohung über allem schwebt, bis es mitten im Feierabendverkehr an einer gut gefüllten U-Bahnstation zum Äußersten kommt.

Von der Sozialarbeiterin Morgan und der erfolgreichen Unternehmerin Nicole abwechselnd erzählt, nehmen die verhängnisvollen Geschehnisse ihren Lauf. Dabei gewähren beide Frauen einen tiefen Einblick in ihr Leben, berichten offen über das, was vor und nach dem tragischen Vorfall geschehen ist und scheuen sich nicht, grundlos ehrlich zu sein. Ein Sammelsurium an Gefühlen und Emotionen, in die erst Ordnung gebracht muss. Und dann, von einem Moment auf den anderen kristallisiert sich die Ursache des Übels heraus und mit ihr eine noch immer bestehende Gefahr, die gebannt werden muss.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegender Thriller, der bis zum Schluss in Atem hält und durch viele eingebaute Täuschungsmanöver und Stolpersteine zwielichtig und wendungsreich in Erscheinung tritt.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Ein Krimi der etwas anderen Art mit einem liebenswerten Mörder und viel schwarzem Humor.

Mein Wille geschehe
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Pastor Benedikt Theves ist in seiner Gemeinde wenig beliebt. Seinen Predigten fehlt der nötige Schwung, um gehört zu werden und auch sonst ist nicht viel in seiner Kirche los. Bis zu dem Tag, als er sich ...

Pastor Benedikt Theves ist in seiner Gemeinde wenig beliebt. Seinen Predigten fehlt der nötige Schwung, um gehört zu werden und auch sonst ist nicht viel in seiner Kirche los. Bis zu dem Tag, als er sich von seinen Gefühlen übermannt, zu einer frevlerischen Tat hinreißen lässt. Mit einem silbernen Altarkreuz schlägt einen gewalttätigen Ehemann nieder und anstatt zutiefst entsetzt über seine Verfehlung zu sein, fühlt er sich seltsam befreit. Ein Wandel, den er sich nicht erklären kann, der ihn aber zu einem anderen Menschen macht. Von nun an predigt er im Gottesdienst voller Begeisterung, spricht ungewohnt heikle Themen an und bricht mit dem begangenen Mord nicht nur das 5. Gebot. Er fängt auch mit der Frau des Toten eine heimliche Liebschaft an und tischt dem ermittelnden Kommissar René Wilmers eine Notlüge nach der anderen auf.

„Mein Wille geschehe“ ist ein unterhaltsamer, tiefgründiger und humorvoller Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt Pastor Benedikt Theves steht. Ein evangelischer Geistlicher, der angenehm menschlich ist und durch einen heftigen Gefühlsausbruch eine vollkommene Veränderung durchlebt. Vorstellen kann man sich als Leser eine solch heftige Tat durch einen Gottesdiener nicht. Aber sei es drum. Es ist geschehen und wird erstaunlich wenig bereut. Im Gegenteil. Das Leben des sündigen Pastors und seiner kleinen Gemeinde wird plötzlich von gegenseitiger Achtung und einem regen Austausch geprägt, was nicht zuletzt der Umsichtigkeit der lange Zeit gepeinigten Ehefrau zu verdanken ist.

Der überwiegende Teil der Handlung wird aus der Sicht von Pastor Theves erzählt, der neben den sonderbaren Vorkommnissen rund um seine Person, einen umfassenden Einblick in seine Tätigkeit gewährt. Manchmal sind die Ausführungen sehr umfangreich und intensiv geraten, aber interessant sind sie allemal. Dazu kommen weitere Einblicke von anderen Beteiligten, wie vom Hauptkommissar René Wilmers, vom Nachwuchstheologen Christian von Wagner oder vom Erzbischof Antonius Kluge, die das Geschehen angenehm untermauern. Ein lesenswerter Krimi, der von Bernd Schwarze mit einem flüssigen Schreibstil und authentischen Figuren erzählt worden ist und ein Augenzwinkern, vielleicht auch von höherer Seite, ist ebenfalls mit dabei.

Fazit und Bewertung:
Ein Krimi der etwas anderen Art mit einem liebenswerten Mörder und viel schwarzem Humor.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor.

Kalte Lügen
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Privatdetektiv Henry Marbach lebt trotz einer schlechten Auftragslage auf großem Fuß. Für ihn ist es wichtig, nach außen hin wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zu erscheinen, um die großen Fische an Land ...

Privatdetektiv Henry Marbach lebt trotz einer schlechten Auftragslage auf großem Fuß. Für ihn ist es wichtig, nach außen hin wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zu erscheinen, um die großen Fische an Land zu ziehen. Doch sein Plan geht nicht wirklich auf und so ist er froh, als mit Louise Münz eine solvente Mandantin in seiner Detektei erscheint, die einen lukrativen Auftrag für ihn hat. Nur, dass er dadurch bald unter Mordverdacht gerät, ahnt er nicht. Fast zur gleichen Zeit recherchiert Privatermittlerin Suzanne Griesbaum in einem Fall, in dem es um die unschönen Folgen eines Scheidungskrieges geht. Dabei trifft sie auf Henry Marbach, den auch sie für einen skrupellosen Mörder hält und auf Liam, dem Liedsänger einer Metal-Band, der nur für sie einen neuen Song komponiert. Ein wildes Chaos, das schwerwiegende Folgen für sie alle hat und dem wirklichen Täter in die Hände spielt.

„Kalte Lügen“ ist ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor. So gibt es kein Kapitel in diesem Buch, in dem der Leser nicht schmunzeln oder gar lauthals lachen muss, weil eine der handelnden Personen in eine verfängliche Situation gerät oder sich aus dieser mit den völlig falschen Mitteln zu befreien versucht. Dazu spielt der Zufall eine große Rolle, wie auch diverse Missverständnisse, die trotz ernsthafter Bemühungen, sie zu klären, ungewollt in die Hose gehen. Ein heftiges menschliches Durcheinander, bei dem der kriminelle Anteil stimmt. Und genau, wie die beiden Privatdetektive und ihre zahlreichen Freunde rätselt der Leser Seite für Seite mit, stellt Vermutungen an und verwirft sie wieder und erfährt erst ganz zum Schluss, was es mit einem hinterhältigen Plan und zwei unentdeckten Selbstmorden auf sich hat.

Julia Bernards Art zu schreiben ist einfach, aber wirkungsvoll. Sie trifft mit ihrem komödiantisch angehauchten Kriminalroman den Nerv der Zeit und nimmt menschliche Verhaltensweisen aufs Korn, die vielen von uns eigen sind oder die jeder durch den Umgang mit seinen Mitmenschen kennt. So lässt sie Suzanne Griesbaum für einen Bandsänger schwärmen, der bei jedem Konzert Groupies um sich schert und im Grunde genommen zu ihrem eher biederen Lebensstil gar nicht passt. Oder stellt Henry Marbach als trotteligen und nur auf Äußerlichkeiten achtenden Gockel dar, der ohne nachzudenken, in die Fänge einer Femme fatale gerät. Letztendlich aber siegt die Vernunft und mit ihr hat die Krimilandschaft ein neues Ermittlerteam, dass gewiss noch viele turbulente Fälle zu lösen hat und seinen Lesern vergnügliche Stunden beschert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und wendungsreicher Kriminalroman mit einer guten Mischung aus Spannung und Humor.

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