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Veröffentlicht am 21.03.2018

Eine witzige und unterhaltsame Geschichte mit viel schrägem Humor und wunderbar schrulligen Figuren.

Frauen, die Bärbel heißen
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Auf ihrem morgendlichen Spaziergang mit dem Mischlingshund Frieda entdeckt die Tierpräparatorin Bärbel ein perfektes Stöckchen, das im Auge eines Toten steckt. Mit einem Anflug von Bedauern informiert ...

Auf ihrem morgendlichen Spaziergang mit dem Mischlingshund Frieda entdeckt die Tierpräparatorin Bärbel ein perfektes Stöckchen, das im Auge eines Toten steckt. Mit einem Anflug von Bedauern informiert sie die Polizei und wird nach einer wenig hilfreichen Aussage schon bald nach Hause geschickt. Doch kaum hat sie es sich auf der heimischen Couch gemütlich gemacht, steht auch schon eine Fremde vor ihrer Tür, die behauptet die Gattin des Mordopfers zu sein. Völlig grundlos fällt sie über Bärbel her, die sich trotz des zum Einsatz kommenden Elektroschockers gut wehren kann. Ein perfides Katz- und Mausspiel nimmt seinen Lauf, in dessen Folge nicht nur die Fremde in Bärbels Keller ausharren muss, sondern auch weitere Mitmenschen am eigenen Leib erfahren, dass mit Bärbel nicht zu spaßen ist.

"Frauen, die Bärbel heißen" ist ein humorvoller Kriminalroman, der mit einem harmlosen Spaziergang beginnt und mit einer Reihe an Verbrechen endet. Denn die im Haus ihrer Eltern zurückgezogen lebende Bärbel sitzt seit vielen Jahren auf einem Pulverfass, das nach der ungewollten Begegnung mit der Frau des Stöckchenopfers zu explodieren droht. Und das mit voller Kraft. Da hilft es auch nicht, ihr mit netten Worten um den Bart zu gehen oder gar um Freundschaft zu buhlen. Durch unglückliche Umstände in eine prekäre Lage geraten, bleibt Bärbel hart und hat ein untrügliches Händchen dafür, mit den aus der Not heraus geborenen Schandtaten umzugehen. Dass sie dabei oft ein wenig naiv erscheint, gibt dem Krimi den richtigen Kick und sorgt dafür, dass der Leser bestens unterhalten wird.

Voll gepackt mit witzigen Dialogen, skurrilen Figuren und schwarzem Humor versteht es die als Drehbuchautorin der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" bekannt gewordene Marie Reiners ihren auf gefährlichen Verstrickungen beruhenden Roman mit Leben zu füllen. Mit einem untrüglichen Blick für seltsame Verhaltensweisen und Merkwürdigkeiten aller Art geht sie dabei vor und beschreibt die mit sich und ihrem Wunsch ringende Bärbel, das perfekte Stöckchen aus dem Auge des Toten zu ziehen genauso gekonnt, wie die zur Lachnummer mutierte Frisur des neugierigen Journalisten. Ein wahrer Spaß für den Leser und bitterer Ernst für die Figuren, die glauben, es mit Bärbel aufnehmen zu können.

Fazit:
Eine witzige und unterhaltsame Geschichte mit viel schrägem Humor und wunderbar schrulligen Figuren.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Ein ergreifender Roman, der einer traurigen Geschichte zu einem glücklichen Ende verhilft.

Abschiedsküsse zählt man nicht
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Nach ihrer Rückkehr aus Irland beginnt Diane sich mit neuer Kraft dem Leben zu stellen. Sie kauft das kleine Literaturcafé von ihren Eltern ab und beginnt mit ihrem besten Freund Felix die kleine Oase ...

Nach ihrer Rückkehr aus Irland beginnt Diane sich mit neuer Kraft dem Leben zu stellen. Sie kauft das kleine Literaturcafé von ihren Eltern ab und beginnt mit ihrem besten Freund Felix die kleine Oase des Glücks zu einem beliebten Treffpunkt für Bücherliebhaber auszubauen. Nach einiger Zeit gelingt es ihnen, neue Kunden anzuziehen und als dann auch noch ein netter und einfühlsamer Physiotherapeut Interesse für sie zeigt, scheint einem Neuanfang nichts mehr im Wege zu stehen. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihr vor. Denn gerade als sie glaubt, den größten Schmerz überwunden zu haben, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss erkennen, was ihr wirklich wichtig ist.

"Abschiedsküsse zählt man nicht" ist die Fortsetzung des Romans "Glückliche Menschen küssen auch im Regen", in dem es um die von einem schweren Schicksalsschlag heimgesuchte Literaturcafébetreiberin Diana geht. Durch einen Unfall hat sie ihren Mann und die gemeinsame Tochter verloren und versucht nun, irgendwie damit klarzukommen. Doch weder ihre Eltern geben ihr den nötigen Halt, noch ihrem besten Freund Felix gelingt es trotz großer Bemühungen, ihr wirklich beizustehen. Deshalb tut ihr die genommene Auszeit in Irland gut, da sie dort den nötigen Zuspruch erfährt, allerdings auch einem Mann begegnet, der sie in ein riesiges Gefühlschaos stürzt.

Agnès Martin-Lugand hat es wundervoll verstanden, eine traurige und doch zum Leben gehörende Thematik darzustellen und einen Roman zu verfassen, der Hoffnung gibt. Denn der Verlust geliebter Menschen, vor allem wenn es um die eigenen Kinder geht, ist kaum zu ertragen und braucht neben liebevollem Zuspruch unendlich viel Zeit. Mit einfühlsamen Worten, mit durchlittenen Rückschlägen und einer immer wieder aufflammenden Kraft erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die ebendiese Trauer durchlebt und trotz vieler schwerer Stunden einen Weg zurück ins Leben findet. Deshalb ist es auch egal, dass die Hauptfigur Diana immer wieder zur Zigarette greift oder der Einstieg in den Roman ein wenig schwerfällig geraten ist. Denn die vielen sympatischen Nebenfiguren, die nachvollziehbare Entwicklung Dianas und der lebendige Schreibstil lassen die kleinen Mankos untergehen und sorgen dafür, dass der Leser von der Handlung gefesselt wird.

Fazit:
"Abschiedsküsse zählt man nicht" ist ein ergreifender Roman, der einer traurigen Geschichte zu einem glücklichen Ende verhilft.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ein Road Trip mit karibischem Flair

Mit Hanna nach Havanna
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Als die Fernsehjournalistin Katrin von ihrem Chef Oliver erfährt, dass sie statt ihrer geliebten Show zur besten Sendezeit das weniger lukrative Seniorenmagazin moderieren soll, bricht für sie eine Welt ...

Als die Fernsehjournalistin Katrin von ihrem Chef Oliver erfährt, dass sie statt ihrer geliebten Show zur besten Sendezeit das weniger lukrative Seniorenmagazin moderieren soll, bricht für sie eine Welt zusammen. Schließlich hat sie ihre Sendung geliebt und mit ihr die vielen Interviews, die sie mit interessanten und einflussreichen Menschen führen durfte. Nun aber übernimmt ihre Erzfeindin die Show, während sich Katrin um Stützstrümpfe und Rollatoren kümmern soll. Deshalb kommt ihr das Angebot einer reiselustigen Baronin gerade recht, die gemeinsam mit ihr nach Kuba fliegen will, um den Mann zu suchen, der einst ihre große Liebe war. Ein Abenteuer, das Katrin nah an ihre Grenzen bringt und dabei erkennen lässt, dass das Leben mehr zu bieten hat, als nur einen erfolgreichen Job.

"Mit Hanna nach Havanna" ist ein Roman, der vor Lebenslust nur so sprüht und den Leser in ein Land entführt, das voller liebenswerter Menschen und enormer Gegensätze ist. So reist er gemeinsam mit zwei völlig unterschiedlichen Frauen in einem pinkfarbenen Cadillac durch den kubanischen Inselstaat, schaut sich geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten und eine florierende Tabakfabrik an, verbringt wundervolle Stunden am Meer, lernt Einheimische und ihre Familien kennen und besucht am Abend die eine oder andere Bar. Vor allem dort läuft die temperamentvolle Baronin von Trottau zu Dannenberg zur Höchstform auf und scheut sich nicht neben einigen schwungvollen Salsatänzen auch dem Cubra libre ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

Theresia Graw versteht es in ihrem Roman gekonnt, die von ihr im Jahr 2016 gemachten Reiseerlebnisse mit einer Geschichte zu verbinden, die sich angenehm flüssig und wunderbar humorvoll liest und gleichermaßen unterhaltsam und lehrreich ist. Denn gerade von der in die Jahre gekommenen Baronin kann der Leser noch viel lernen. Zwar nicht, wie man viele Cocktails trinkt. Aber wie man jeden Tag seines Lebens in vollen Zügen genießt und dabei mit unvermeidbaren Rückschlägen klarkommen kann. Eine Figur, die mit viel Charme in Erscheinung tritt und neben der die Fernsehjournalistin Katrin ungemein blass aussieht. Doch vor allem sie macht während ihrer Reise eine interessante Entwicklung durch, die der Leser hautnah verfolgen kann und die neben den bunt geschilderten Reiseerlebnissen das Besondere an diesem Roman ist.

Fazit:
Ein Road Trip mit karibischem Flair, humorvollen Szenen und tollen Figuren, der dem Leser die Botschaft vermittelt, mit guter Laune und einem ungetrübten Blick für alles Schöne durchs Leben zu gehen.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Ein Roman mit viel Herz, der sich wunderbar liest und voller Hoffnung und Mut machender Gefühle steckt.

Für immer ist die längste Zeit
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Nach einem Sturz vom Dach der Bibliothek ist Maddy tot und lässt ihren Mann Brady und die gemeinsame Tochter Eve mit argen Zweifeln und von einer tiefen Trauer gezeichnet allein zurück. Denn keiner von ...

Nach einem Sturz vom Dach der Bibliothek ist Maddy tot und lässt ihren Mann Brady und die gemeinsame Tochter Eve mit argen Zweifeln und von einer tiefen Trauer gezeichnet allein zurück. Denn keiner von beiden hat in letzter Zeit geahnt, dass es ihr nicht gut geht oder dass irgendetwas nicht stimmt. Von Schuldgefühlen geplagt, versuchen sie mit dem Unvermeidlichen umzugehen und merken recht schnell, dass das gar nicht so einfach ist. Doch zum Glück sieht Maddy von oben zu und tut alles dafür, um ihnen auf ihrem Weg in ein neues Glück behilflich zu sein.

"Für immer ist die längste Zeit" ist ein emotional berührender Roman, der von einem schweren Verlust erzählt und von Menschen, die darum kämpfen, in ihrer Trauer nicht unterzugehen. Da ist zum einen Brady, der mehr für seinen Job, als für seine Familie gelebt hat und nach dem Tod seiner Frau merkt, dass dies ein Fehler war. Zum anderen lernt der Leser Maddys wundervolle Tochter Eve kennen, die ihre Mutter schmerzlich vermisst und von Gefühlen übermannt gleichzeitig traurig und wütend ist. Und dann gibt es da noch Maddy selbst, die aus einer imaginären Zwischenwelt heraus agiert und sich mit guter Absicht in die Gedankenwelt der von ihr zurückgelassenen Menschen einmischt.

Angenehm flüssig und in einem leicht zu lesenden Schreibstil erzählt, erlebt der Leser wie das Leben von Brady und Eve nach dem Tod von Maddy verläuft, wie sie versuchen, miteinander klarzukommen, obwohl sie beide völlig überfordert sind und wie es ihnen gelingt, trotz einiger Rückschläge wieder Hoffnung zu schöpfen. Eine Entwicklung, die authentisch und glaubwürdig geschildert wird und in der einige interessante Nebenfiguren eine große Rolle spielen. Nur die Einflussnahme aus dem Jenseits passt nicht so gut hinein, verleiht dem Ganzen aber einen auflockernden Nebeneffekt. Wer das mag, wird Freude an Maddys Manipulationsversuchen haben. Der Roman selber aber hätte aufgrund seiner starken Figuren eine solche Komponente nicht gebraucht.

Fazit:
Ein Roman mit viel Herz, der sich wunderbar liest und voller Hoffnung und Mut machender Gefühle steckt.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Ein bewegender und superspannender Thriller

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
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Jeden Morgen, wenn Christine in ihrem Bett erwacht, weiß sie nicht, wer der in die Jahre gekommene Mann neben ihr eigentlich ist. Aber nicht nur sein Anblick jagt ihr regelmäßig einen Schrecken ein. Auch ...

Jeden Morgen, wenn Christine in ihrem Bett erwacht, weiß sie nicht, wer der in die Jahre gekommene Mann neben ihr eigentlich ist. Aber nicht nur sein Anblick jagt ihr regelmäßig einen Schrecken ein. Auch das eigene Gesicht im Spiegel ist ihr fremd. Und erst, wenn der ihr unbekannte Ehemann namens Ben die Umstände dieser seltsamen Situation erklärt, wird Christine ruhiger und findet sich mit dem Unvermeidlichen ab. Denn seit einem Unfall ist ihr Gedächtnis gestört und löscht sich, sobald sie tief und fest schläft. Doch plötzlich findet Christine ein Tagebuch, das etwas ganz anderes erzählt und während sie dieses jeden Tag aufs Neue mit ihren Erlebnissen füllt, merkt sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

"Ich. Darf. Nicht. Schlafen." ist das Debüt des Londoner Autors S. J. Watson, das mit einer ungewöhnlichen Story fesselt und nach seinem furiosen Start in über 40 Ländern mit Nicole Kidman in der Hauptrolle verfilmt worden ist. Kein Wunder. Kämpft doch in ihm eine verzweifelte Frau jeden Tag aufs Neue darum, wieder sie selbst zu sein und in Erfahrung zu bringen, was viele Jahre zuvor bei einem verhängnisvollen Unfall geschehen ist. Und das, ohne auf ihr Gedächtnis zu bauen oder zu wissen, ob sie ihrem Ehemann Ben und dem sie behandelnden Therapeuten Dr. Nash trauen kann. Lediglich ein Tagebuch übernimmt die hilfreiche Funktion, ein Speicher ihrer Erlebnisse und Recherchen zu sein. Doch ob das funktioniert, sei dahingestellt.

Voll gepackt mit merkwürdigen Begebenheiten, überbordenden Gefühlen und einer stets spürbaren Gefahr versteht es der Thriller bei seinen Lesern ein Unbehagen zu wecken, das die gesamte Handlung über währt. Denn während Christine als Icherzählerin immer wieder auf neue Hinweise stößt, Fotos entdeckt oder Kontakt zu einer ehemaligen Freundin erhält, bleiben berechtigte Zweifel, ob die immer wieder auftauchenden Verdachtsmomente gegen ihren Mann Ben nur Resultate ihrer Krankheit sind oder ob es sie tatsächlich gibt. So leidet, zweifelt und bangt der Leser gemeinsam mit Christine Seite um Seite mit und hofft, dass es ein Ausweg aus der sich immer mehr zuspitzenden Misere gibt.

Fazit:
Ein bewegender und superspannender Thriller, der einmal begonnen, nur schwer aus der Hand gelegt werden kann.