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Veröffentlicht am 07.08.2021

Ein wendungsreicher Thriller mit einer rätselhaften Mordserie und interessanten Figuren

Leichengrund
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An einem Fluss in Norrköping wird eine weibliche Leiche gefunden, deren Beine zusammengenäht worden sind. Ein brutaler Mord, dessen Aufklärung lange Zeit nicht gelingen will. Erst als eine zweite „Meerjungfrau“ ...

An einem Fluss in Norrköping wird eine weibliche Leiche gefunden, deren Beine zusammengenäht worden sind. Ein brutaler Mord, dessen Aufklärung lange Zeit nicht gelingen will. Erst als eine zweite „Meerjungfrau“ aus dem Wasser gefischt wird und eine weitere Frau verschwindet, kommt Bewegung in den merkwürdigen Fall. Dabei ist es vor allem Staatsanwältin Jana Berzelius, die sich intensiv in die Ermittlungen reinkniet und eine Verbindung zum Fall des Mörders Simon Norell für sicher hält. Doch dieser befindet sich seit dem Mord an seiner Familie in der Psychiatrie und gibt keinerlei Informationen preis. Nur ihr Erzfeind Danilo kommt an ihn ran und so geht die Staatsanwältin einen Pakt mit dem Teufel ein.

„Leichengrund“ ist der fünfte Band der Reihe um Jana Berzelius, die nach einer traumatischen Kindheit mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen hat. Einerseits führt sie mit ihrem Job einen immer währenden Kampf um Gerechtigkeit. Andererseits ist sie es selbst, die in schwierigen Momenten die Regeln bricht. Eine zwiegespaltene Figur, die der Leser erst richtig kennenlernen muss. Deshalb ist es empfehlenswert, die Thrillerreihe von Beginn an zu lesen, um Jana Berzelius Handeln in vollem Umfang zu verstehen und die Beziehung zu dem verfeindeten Danilo richtig einzuordnen.

Neben der engagierten Staatsanwältin gibt es noch mehr Figuren im Buch, die mit der Klärung der Mordfälle beschäftigt sind. Als Vertreter der Polizei agieren Kriminalkommissar Henrik Levin, ein sympathischer Familienvater, der eigentlich längst eine Auszeit nehmen wollte und seine Kollegin Mia Bolander, die ihren Singlestatus beenden will und auf Partnervermittlungsseiten nach passenden Männern sucht. Ihre Bemühungen werden aus Hendriks Sicht geschildert, während Jana Bezelius in einem eigenen Handlungsstrang zu Worte kommt, wie auch der in der Psychiatrie einsitzende Danilo und nicht zu vergessen Mörder, der tief in seine Gedanken blicken lässt. Wer er ist, wird dem aufmerksamen Leser beizeiten verraten, was der Spannung aber kein Abbruch tut.

Fazit und Bewertung:
„Leichengrund“ ist ein wendungsreicher Thriller mit einer rätselhaften Mordserie, interessanten Figuren und einem Ermittlungsmarathon, der fassbar und authentisch in Erscheinung tritt.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Kurzweilige Geschichten mitten aus der Pandemie mit viel Herzblut und Humor erzählt.

Der verlorene Sommer
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Das Coronavirus hat von einem Tag auf den anderen unser Leben verändert. Hochzeitsfeiern und Geburtstagspartys fanden nicht mehr statt, Gaststätten und Friseure wurden dicht gemacht und Quarantänemaßnahmen ...

Das Coronavirus hat von einem Tag auf den anderen unser Leben verändert. Hochzeitsfeiern und Geburtstagspartys fanden nicht mehr statt, Gaststätten und Friseure wurden dicht gemacht und Quarantänemaßnahmen zogen in unseren Alltag ein. Eine Zeit, die für alle schwierig ist und doch hat Wladimir Kaminer in seiner neuen Geschichtensammlung „Der verlorene Sommer: Deutschland raucht auf dem Balkon“ mit einem Augenzwinkern auf Lockdown und Homeschooling geblickt. Dabei ist er selbst beruflich betroffen von den Folgen der Pandemie, nutzt aber seine gute Beobachtungsgabe und seinen unerschütterlichen Humor für eine ganz eigene Sicht auf Mundschutz und Ausgehverbot.

Gelobt sei das stille Leben in Brandenburg meint der Neubürger im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Durch eine niedrige Bevölkerungsdichte gibt es kein Problem mit Mindestabstand und Einreisebeschränkungen, so wie in Bayern, wo der Fassbierausschank verboten ist oder in Niedersachsen, in dem Campingplätze nur für Einheimische zur Verfügung stehen. Doch trotz regionaler Unterschiede ist aus Wladimirs Sicht eines überall gleich. Mehl und Klopapier mutieren zur Mangelware, wer hustet, wird rigoros ausgegrenzt und Home Office auf Küchenstühlen führt dazu, dass der Kauf neuer Hosen überflüssig wird. Auch Familien dürfen sich dank Homeschooling endlich besser kennenlernen und eine neue Sprache rund um Coronanews, Inzidenzzahlen und Risikogruppen gibt es auch.

Es macht einfach Spaß, die kurzweiligen Geschichten zu hören, die sich anfangs nur um unsere neue Corona-Welt drehen, später aber auch einen Einblick in Wladimirs ehemalige Heimat gewähren. Denn auch Russland bleibt von dem neuen Virus nicht verschont, obwohl der Präsident mit seinem Zweckoptimismus die Lage schön reden will. Und prompt schwelgt er in Erinnerungen, spricht von einem Frühstück mit seiner Mutter, von Eierdurchleuchtungsgeräten und einer Welt in den Farben schwarz und weiß. Selbst gelesen mit seinem unverwechselbaren Akzent trifft Wladimir immer wieder ins Schwarze und spiegelt auf humorvolle Weise wider, wie anders das Leben geworden ist, seit ein heimtückischer Virus uns alle bedroht.

Fazit und Bewertung:
Kurzweilige Geschichten mitten aus der Pandemie mit viel Herzblut und Humor und einigen kritischen Anmerkungen erzählt.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Ein fesselnder dritter Fall für Charlie Lager, der nah an der Realität angesiedelt ist.

Mohnblumentod
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Im schwedischen Karstad wir ein neun Monate altes Mädchen entführt, nachdem es die Mutter mit dem Kinderwagen auf die Terrasse geschoben hat. Eine Lösegeldforderung bleibt trotz des gut situierten Status ...

Im schwedischen Karstad wir ein neun Monate altes Mädchen entführt, nachdem es die Mutter mit dem Kinderwagen auf die Terrasse geschoben hat. Eine Lösegeldforderung bleibt trotz des gut situierten Status der Eltern aus. Um den Fall schnell zu lösen, fordert die zuständige Polizei Verstärkung bei der Nationalen Operativen Abteilung an. Die als hartnäckig und versiert bekannte Ermittlerin Charlie Lager wird gemeinsam mit ihrem Kollegen Anders Bratt nach Värmland geschickt. Doch trotz vielfältiger Bemühungen bleibt der Erfolg zunächst aus und es vergeht viel Zeit, bis Charlie auf den Grund der Entführung stößt und gleichzeitig auf gern verdrängte Dämonen aus ihrer eigenen Vergangenheit.

„Mohnblumentod“ ist der dritte Fall für die rastlose und bindungsunfähige Kommissarin Charlie Lager, die neben ihrer erfolgreichen Arbeit als Polizistin mit den Folgen einer traumatischen Kindheit zu kämpfen hat. Nur der Alkohol spendet ihr Trost und die Tatsache, dass sie gegen die Einsamkeit, fremde Männer mit nach Hause nimmt. Dass der damit verbundene Tablettenkonsum am nächsten Tag seine Spuren hinterlässt, nimmt sie billigend in Kauf, wie auch die Tiraden ihrer Nachbarin, die sich regelmäßig über die wechselnden Männerbesuche beschwert. Ganz ähnlich ergeht es der zweiten Hauptfigur in diesem Thriller, die von ihrer Mutter verlassen und vom Vater vernachlässigt wird. Sara ist ihr Name und sie kommt nach dem Tod ihres alkoholkranken Vaters ins Heim.

Jede Menge menschliche Verfehlungen und schicksalhafte Begebenheiten prägen die Geschichte um das entführte Baby und lassen tief in menschliche Abgründe schauen. Denn fast jede der handelnden Personen hat ihr Päckchen zu tragen und versucht für andere undurchschaubar zu sein. Vor allem dadurch ist der zu lösende Kriminalfall ungeheuer verzwickt und kostet Charlie viel Einfühlungsvermögen und Energie. Immer wieder gerät sie an ihre Grenzen und weigert sich zu erkennen, wie sie Raubbau mit ihrer Gesundheit treibt. Ein bewegender Thriller, der von Lina Bengtsdotter mit einem guten Gefühl für spannende Szenen und tiefgreifende Charakterzeichnungen geschildert wird und dadurch nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit und Bewertung:
Charlie Lagers dritter Fall überzeugt erneut mit einer komplexen und fesselnden Handlung, mit einem Kriminalfall, der nah an der Realität angesiedelt ist und einer Auflösung, die betroffen macht.


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Veröffentlicht am 27.07.2021

Ein fesselnder Krimi mit vielen Einzelschicksalen und realistischer Polizeiarbeit

Ein Bild der Niedertracht
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An einem kalten Wintermorgen bergen Hummerfischer eine männliche Leiche, die sich einige Zeit später als der lange Zeit vermisste Bruder eines Politikers entpuppt. Ein Cold Case, den DCI Karen Pirie erneut ...

An einem kalten Wintermorgen bergen Hummerfischer eine männliche Leiche, die sich einige Zeit später als der lange Zeit vermisste Bruder eines Politikers entpuppt. Ein Cold Case, den DCI Karen Pirie erneut aufrollt und für dessen Klärung sie nach Paris reisen muss, wo der Tote als Jazzmusiker tätig war. Doch es bleibt es nicht bei dem einen Verbrechen. Denn nach einem tödlichen Verkehrsunfall findet die Schwester des Opfers in einem Wohnmobil ein menschliches Skelett, dessen Identifizierung schwierig ist. Und auch hier haben Karen Pirie und ihr Kollege Jason Murray alle Hände voll zu tun, um dem einst verübten Mord auf den Grund zu gehen.

„Ein Bild der Niedertracht“ ist der sechste Band mit DCI Karen Price, die für die Ermittlungen der Historic Cases Unit zuständig ist. Kein leichtes Unterfangen für die versierte Polizistin, der von oben kritisch auf die Finger geschaut wird. Trotzdem aber erhält sie mit der französisch sprechenden DS Daisy Mortimer einen Neuzugang, der zwar nur geliehen ist, sich aber während der akribischen Nachforschungen als patent und ehrgeizig erweist. So kommt das kleine Team gut voran und fördert Dinge ans Tageslicht, deren brisante Bedeutung erst nach und nach erkannt werden kann.

Mehrere Handlungsstränge, authentische Figuren, realistische Polizeiarbeit und aktuelle Themen verbinden sich in diesem Kriminalroman zu einer interessanten und spannungsgeladenen Handlung, bei der der Leser unbedingt am Ball bleiben muss. Denn es ist nicht einfach, die Übersicht zu behalten und die richtigen Schlüsse zu ziehen, wenn die geführten Ermittlungen abwechslungsreich arrangiert worden sind, Rückblicke in die Vergangenheit jedes Mal neue Informationen liefern und private Probleme das Ganze noch erschweren. Ein verzwickter Ermittlungsmarathon, der gut zum Mitraten geeignet ist.

Fazit und Bewertung:
„Ein Bild der Niedertracht“ ist ein fesselnder und sehr komplexer Krimi, der mit vielen Einzelschicksalen und interessant geschilderter Polizeiarbeit bestens unterhält.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Ein sehr spannender Krimi mit einem Ermittler, der selbst ordentlich Dreck am Stecken hat.

Hundstage für Beck
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Nach einem traumatischen Erlebnis im Dienst lässt sich der LKA- Ermittler Nick Beck in den kleinen Ort Nordbek versetzten, wo er als Dorfpolizist nur noch kleine Delikte ahnden muss. Die trostlosen Abende ...

Nach einem traumatischen Erlebnis im Dienst lässt sich der LKA- Ermittler Nick Beck in den kleinen Ort Nordbek versetzten, wo er als Dorfpolizist nur noch kleine Delikte ahnden muss. Die trostlosen Abende verbringt er mit viel Alkohol und als er eines Nachts mit seinem Mercedes Coupé und einigen Promille zu viel auf dem Weg nach Hause ist, überfährt er eine junge Frau. Von Panik getrieben, versteckt er sie in einem Abflusstunnel im Moor und erst am nächsten Tag wird ihm klar, dass das ein Fehler war. Kurzerhand befördert er die Tote an eine belebte Stelle im Wald, nachdem er wichtige Spuren gesichert und seine eigenen beseitigt hat. Lange dauert es nicht, bis sie gefunden wird und Cleo Torner vom LKA Hamburg die Ermittlungen aufnimmt. Als ortsansässiger Beamter ist Nick Beck dabei und gemeinsam kommen sie einem Verbrechen auf die Spur, das zutiefst abscheulich ist.

„Hundstage für Beck“ ist ein spannender und mitreißender Kriminalroman, der schnell verschlungen ist und mit seiner Hauptfigur Nick Beck viele Klischees bedient. Dabei sorgt die ungewöhnliche Idee, dass ein Polizeibeamter eine Frau überfährt, ihre Leiche erst versteckt, sie kurz darauf an einem belebten Ort ablegt und dann die Ermittlungen aufnimmt dafür, dass der Leser enorm neugierig wird. Schließlich will er wissen, was wirklich geschehen ist und wie es dem desolaten Polizisten gelingt, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ein Unterfangen, das normalerweise zum Scheitern verurteilt ist. Denn ohne, dass Nick Beck Einfluss darauf hat, holt ihn die Vergangenheit immer wieder ein und er sieht, wie seine ehemalige Partnerin auf der Jagd nach einem Serienkiller stirbt, während er sich seitdem mit Alkohol und Tabletten betäubt.

Im ersten Fall für den einstigen LKA-Kommissar Nick Beck hat Tom Voss in die Vollen gegriffen. Gleich mehrere Verbrechen werden verübt, ein Staatsbediensteter lädt schwere Schuld auf sich und die erforderlichen Ermittlungen zum Tod einer jungen Frau erfolgen viel zu oft am Rande der Legalität. Dazu ist der Plot sehr wendungsreich arrangiert, ein ordentliches Tempo kommt dazu und ein Großteil der Figuren ist mehr oder weniger in unlautere Machenschaften verstrickt. Da fällt es schwer, Sympathien zu hegen oder für viele der Handlungsweisen Verständnis aufzubauen. Doch das ist auch nicht das anvisierte Ziel. In diesem Kriminalroman geht es vielmehr darum, die Probleme eines Polizisten aufzuzeigen, der sich nach einem schweren Schicksalsschlag wieder aufrappeln muss und tief im Tal seiner Depressionen auch noch in eine üble Situation gerät.

Fazit und Bewertung:
Ein sehr spannender Krimi mit einem wendungsreichen Fall und einem Ermittler, der selbst ordentlich Dreck am Stecken hat.

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