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Veröffentlicht am 10.10.2017

Eine vielschichtige Mordermittlung

Wie Blut auf Schnee
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In einem verwilderten Wohnwagen wird die Leiche einer Frau entdeckt, die aufs Übelste gequält und misshandelt worden ist. Franka Janhsen und ihr Partner Simon Ackermann übernehmen den Fall und stecken ...

In einem verwilderten Wohnwagen wird die Leiche einer Frau entdeckt, die aufs Übelste gequält und misshandelt worden ist. Franka Janhsen und ihr Partner Simon Ackermann übernehmen den Fall und stecken schon bald in einer Mordermittlung fest, die Parallelen zu einer verheerenden Brandkatastrophe in einem Rerricker Wohnhaus aufweist. Denn eines der Opfer wurden auf die gleiche Weise gequält, wie ihre Tote. Doch bevor sie einem Mörder auf die Spur kommen, der noch einige Verbrechen mehr in petto hat, bekommen sie es mit den Handlangern einer Menschenhandelsorganisation zu tun und einem Schriftsteller, der merkwürdig hartgesotten ist.

"Wie Blut auf Schnee" ist der zweite Fall für die "Neue" in der Rerricker Mordkommission. Franka Janhsen, die bereits seit einem Jahr erfolgreich ihre Fälle löst, wird noch immer von einigen ihrer Kollegen misstrauisch beäugt. Eisprinzession nennt man sie, da Franka aufgrund von Vorkommnissen in der Vergangenheit wortkarg und unzugänglich geworden ist. Nur ihr Partner und Vorgesetzter Simon Ackermann weiß mit ihrer Paranoia umzugehen, wie auch der im Kommissariat heiß umschwärmte Abel Messener, mit dem Franka eine Hassliebe verbindet. Denn dieser ist ihr einmal viel zu nahe gekommen und muss nun mit ihrer Ablehnung leben. Aber nicht nur die drei erwähnten Ermittler sind in ihren Handlungsweisen und ihrem Zusammenspiel nachvollziehbar und interessant. Auch weitere Figuren wurden vielschichtig und glaubhaft dargestellt, auch wenn sie manchmal nur eine kleine Rolle spielen.

Nina Malik versteht es, den Leser von der ersten Seite an in den Bann der Ereignisse zu ziehen. So begibt er sich gemeinsam mit Franka Janhsen auf Mörderjagd und muss dabei einige Unwegsamkeiten und Querelen umschiffen. Doch trotz des gut erdachten und mit Wendungen versehenden Falls, gibt es einige Längen im Handlungsverlauf sowie stellenweise zu viele Ermittler, die eine Rolle spielen. Dafür aber stellt sich die Kombination aus Privatem und Berufsleben als ausgewogen dar und die Hauptfigur Franka Janhsen bleibt für weitere Fälle interessant, da nun langsam ihre Fassade zu bröckeln beginnt.

Fazit:
"Wie Blut auf Schnee" ist ein solider Kriminalroman mit einem abgründigen Fall, interessanten Wendungen und einem Ermittlerteam, das noch ausreichend Potenzial für weitere Fälle besitzt.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Ein durchwachsener Thriller, der erst sehr spät fesselt

Der Psychiater
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Der Geschichtsstudent Timothy Warner ist süchtig nach Alkohol. Genau wie sein Onkel Ed, der als Psychiater eine gu tgehende Praxis betreibt. Nur, dass Ed es geschafft hat, dem Alkohol abzuschwören, während ...

Der Geschichtsstudent Timothy Warner ist süchtig nach Alkohol. Genau wie sein Onkel Ed, der als Psychiater eine gu tgehende Praxis betreibt. Nur, dass Ed es geschafft hat, dem Alkohol abzuschwören, während Timothy jeden Tag darum kämpft, clean zu bleiben. Doch zum Glück findet er bei seinem Onkel den Halt, den er braucht, um das Martyrium durchzustehen. Allerdings nur bis zu dem Tag, als Ed tot in seiner Praxis aufgefunden wird und die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass es Selbstmord war. Aber Timothy glaubt nicht daran, dass sein Onkel ihn je im Stich gelassen hätte, und macht sich gemeinsam mit seiner einstigen Freundin Andy daran, den unerklärlichen Vorkommnissen nachzugehen. Dabei stößt er auf einen Killer, der eine alte Rechnung begleicht und der es auch schon bald auch auf sie abgesehen hat.

„Der Psychiater“ ist ein nur langsam in Fahrt kommender Thriller, mit dem John Katzenbach versucht, an alte Erfolge anzuknüpfen. Dass ihm das nicht gelingt, liegt wohl zum einen daran, dass der Plot nicht sehr originell geraten ist, sondern ein viel zu oft bemühtes Szenario thematisiert. Zum anderen fehlt neben der zündenden Idee auch der Funke, der die Begeisterung des Lesers entfacht. Denn die Handlung plätschert lange Zeit nur seicht vor sich hin, bis die Timothy und Andy plötzlich in das Fadenkreuz eines perfiden Killers geraten und die Spannung merklich anzieht. Bis dahin aber ist die Handlung von den Problemen des Geschichtsstudenten ausgefüllt, der neben seinen Vorlesungen auch regelmäßig eine Therapiegruppe besucht, um dort zu lernen, mit seinen Problemen umzugehen.

Erzählt wird die oftmals etwas bemüht wirkende Geschichte in mehreren Handlungssträngen, die allerdings für sich gesehen, flüssig und mit gut durchdachten Figuren angereichert, erzählt werden. So entpuppt sich zum einen die Nebenfigur Susan als überaus interessant, die ebenfalls mit einer Sucht kämpfend, als Staatsanwältin den Fall von Ed übernimmt. Zum anderen wurden auch Timothy und Andy vielschichtig dargestellt, wobei Andy nach der an ihr verübten Vergewaltigung völlig andere Probleme als ihr Ex-Freund Timothy hat. Und trotzdem gelingt es ihnen in der für sie besonderen Situation aus ihren wohlbehüteten Kokons zu schlüpfen und sich den Anfeindungen eines brutalen Mörders zu stellen. Und genau diese Wandlung ist es, die den Thriller lesenswert macht und durch die das Geschehen letztendlich noch sehr spannend wird.

Fazit:
"Der Psychiater" ist ein durchwachsener Thriller, der nach einem anfänglich verübten Mord nur schwer in Fahrt kommt, später aber dann doch noch mit einem perfiden Katz- und Mausspiel zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Die ergreifende Geschichte eines traumatisierten Mädchens

Ich bin böse
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Die 15-jährige Milly wird in einer Pflegefamilie untergebracht, nachdem sie ihre pädophile Mutter bei der Polizei angezeigt hat. Milly, die eigentlich Annie heißt, musste am eigenen Leib erfahren, wie ...

Die 15-jährige Milly wird in einer Pflegefamilie untergebracht, nachdem sie ihre pädophile Mutter bei der Polizei angezeigt hat. Milly, die eigentlich Annie heißt, musste am eigenen Leib erfahren, wie es ist, misshandelt und gequält zu werden und anderen Kindern bei ihrem Martyrium zuzusehen. Doch anstatt endlich mit den schrecklichen Erlebnissen abschließen zu können, ist sie jetzt als Zeugin gefragt. Gemeinsam mit ihrem Pflegevater Mike bereitet sie sich auf die Verhandlung vor, während die Eigewöhnung in ihr neues Umfeld enorm schwierig ist. Eine nervenaufreibende Zeit, die von Milly viel Mut und Durchhaltevermögen verlangt. Aber Milly hat in ihrer Kindheit viel gelernt und wendet nun die erworbenen Fähigkeiten auf ihre neuen Widersacher an.

"Ich bin böse" ist ein Roman, der nur schwer in eine Schublade passt. Nicht umsonst wurde er als psychologischer Spannungsroman deklariert, da er für einen Thriller zu gedankenlastig und handlungsarm geraten ist. Trotzdem vermag er subtile Spannung zu erzeugen und den Leser unmittelbar in das nicht zu durchschauende Geschehen zu ziehen. Zum einen, weil nicht abzusehen ist, wie sich Millys neues Leben entwickeln wird und wie weit sie selbst in ihrer Lust auf Rache geht. Zum anderen, weil nur schwer zu erahnen ist, was wirklich im Elternhaus geschah und welchen Anteil Milly an dem Tod anderer Kinder hat. Denn die erschreckenden Ereignisse rund um ihre pädophil veranlagte Mutter werden erst im Verlaufe der Handlung als zurückschauende Gedankensplitter aufgedeckt. Deshalb befindet sich der Leser lange Zeit in einem Zwiespalt, ob Milly selbst das Böse in sich trägt oder ob sie nur ein Opfer der fatalen Umstände ist.

Erzählt werden die emotional nahegehenden Erlebnisse von Milly in einem ihrem Alter angepassten Stil. Vor allem deshalb gehen sie dem Leser unter die Haut und lassen ihn die Qualen der noch unerfahrenen und doch vom Leben stark geprägten Jugendlichen miterleben. So spürt er, wie sie von Gefühlen der Angst und teilweise auch von Liebe getrieben ihrer Mutter zu Willen ist oder wie sie verzweifelt versucht, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Dass sie dabei ihre Mutter verrät, macht ihr zwar schwer zu schaffen. Doch sie ist nicht umsonst durch deren Schule gegangen und hat gelernt, das das Böse auch gute Seiten in sich trägt. Und genau dieses Hin und Her in Millys Handlungsweisen, dieses Auf und Ab ihrer Gefühle gibt der Geschichte von Milly einen unberechenbaren Verlauf und lässt den Leser im Unklaren darüber, wie Milly wirklich ist.

Fazit:
"Ich bin Böse" ist die ergreifende Geschichte eines traumatisierten Mädchens, die sich gleichermaßen düster, ergreifend und unberechenbar präsentiert und dadurch unheimlich fesselt.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Ein undurchsichtiger und superspannender Psychothriller

Das Porzellanmädchen
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Luna Moor wurde mit 16 Jahren von einem Psychopathen entführt und erlebte ein wahres Martyrium. Nun 12 Jahre danach kehrt sie an den Ort des Geschehens zurück, um ein Buch über ihr Trauma zu schreiben. ...

Luna Moor wurde mit 16 Jahren von einem Psychopathen entführt und erlebte ein wahres Martyrium. Nun 12 Jahre danach kehrt sie an den Ort des Geschehens zurück, um ein Buch über ihr Trauma zu schreiben. Denn Luna ist eine erfolgreiche Thrillerautorin, die bereits einige Bücher veröffentlich hat und gekonnt von dem Bösen im Menschen erzählt. Doch anstatt sich allein mit dem Haus im Wald und den schrecklichen Erlebnissen auseinanderzusetzen, nimmt sie den Sohn einer Freundin mit. Und obwohl Leon verspricht, jeden Tag in die Schule zu gehen, hält er sich in der Nähe des Hauses auf und erlebt
merkwürdige Dinge, die Luna in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Plötzlich ist nicht mehr klar, ob sie wirklich das Opfer ist oder gar selbst eine Mörderin.

"Das Porzellanmädchen" ist ein undurchsichtiger Psychothriller, den Max Bentow gewohnt spannend und mit einer ordentlichen Portion Grauen erzählt. Diesmal allerdings lässt er seinen Kultermittler Nils Trojan ruhen und sorgt mit einer bis dato unbekannten Thrillerautorin und einer längst vergessenen Horrorpuppe dafür, dass der Leser an das Geschehen gefesselt wird. Dabei ist das, was er in Brandenburgs Wäldern erlebt keine leichte Kost. Da spielen menschliche Körperteile und eine gut geschärfte Axt eine Rolle oder lauern Gefahren, die von einem aufdringlichen Stalker und einem untergetauchten Mörder ausgehen. Und mittendrin in dem von bedrohlichen Situationen durchsetzten Plot himmelt ein fünfzehnjähriger Jugendlicher die mit seiner Mutter befreundete Thrillerautorin an und merkt nicht, wie er in den Sog von verbecherischen Machenschaften gerät.

Erzählt wird die düstere und teilweise beklemmende Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Luna und Leon heraus. Darüber hinaus erhält der Leser Einblicke in das Manuskript, an dem Luna arbeitet und in dem sie von ihrer Entführung und den schrecklichen Erlebnissen mit einem Psychopathen erzählt. Eine Mischung, die von persönlichen Empfindungen und Wahrnehmungen geprägt ist und zum einen tief in die Gedankenwelt der Figuren eintauchen lässt, zum anderen aber auch eine schreckliche Geschichte erzählt.

Fazit:
"Das Porzellanmädchen" ist ein spannender und Psychothriller, der von seiner bedrohlichen Atmosphäre lebt und lange Zeit offen lässt, was Fiktion und was Wirklichkeit ist.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein todbringendes Duell zischen zwei Computergenies

Lautloses Duell
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Im Silicon Valley wird die fünfunddreißigjährige Lara Gibson tot aufgefunden, die eine Website über Selbstverteidigung für Frauen unterhält und regelmäßig Kurse gibt. Doch das Wissen über diverse Kampftechniken ...

Im Silicon Valley wird die fünfunddreißigjährige Lara Gibson tot aufgefunden, die eine Website über Selbstverteidigung für Frauen unterhält und regelmäßig Kurse gibt. Doch das Wissen über diverse Kampftechniken und deren Einsatz hat ihr diesmal nichts genutzt. Denn ein versierter Mörder hat sich bereits seit einiger Zeit in ihren Computer gehackt und mit dem dadurch erworbenen Wissen einen mörderischen Plan in die Tat umgesetzt. Allerdings bleibt es nicht bei dem einen Fall. Und so sieht sich Detective Anderson gezwungen, diesmal einen konventionellen Weg zu gehen. Mit Wyatt Gillette holt er sich einen inhaftierten Hacker an Bord, mit dessen Hilfe er einem Killer auf die Spur zu kommen gedenkt, der im Cyberspace ein Fachmann ist.

"Lautloses Duell" ist ein spannender Thriller, der an einem der bedeutendsten Standorte der IT- und High-Tech-Industrie, dem US-amerikanischen Silicon Valley, spielt und dementsprechend diese Sparte mit einem atemberaubenden Plot bedient. So geht es in diesem Buch nicht nur auf dem Gebiet der Kriminalistik ordentlich zur Sache, sondern auch in den Weiten des virtuellen Raums wird sich ordentlich ausgetobt. Hier liefern sich zwei geniale Hacker ein todbringendes Duell, das auch die Ermittler der California State Police nicht verschont. Denn der mit dem Codenamen Phate agierende Killer hat es auf alle diejenigen abgesehen, die sich hinter trügerischen Sicherheitsvorkehrungen verstecken und glauben unantastbar zu sein.

Gut recherchiert und flüssig geschrieben versteht es, der mit einer ordentlichen Portion Fachwissen versehende Thriller gut zu unterhalten. Zwar braucht er einige Zeit, um in die Gänge zu kommen. Aber kaum ist das Duell zwischen den beiden Computergenies entfacht, gibt es in Sachen Spannung kein halten mehr. Hinzu kommen interessante Figuren, die glaubwürdig gezeichnet sind, überraschende Wendungen, die die Handlung beleben und rasante Schlagabtausche im World Wide Web, die dem Leser regelmäßig Schauer über den Rücken jagen. Aber auch dem Privatleben der Protagonisten wurde ausreichend Platz eingeräumt, sodass der Thriller authentisch erscheint.

Fazit:
Ein wendungsreicher Thriller, der mit viel Fachwissen und einem gut ausgeklügelten Verwirrspiel angereichert ist, allerdings aufgrund der verwendeten Thematik nicht jedermanns Geschmack treffen wird.