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Veröffentlicht am 09.10.2017

Die ergreifende Geschichte eines traumatisierten Mädchens

Ich bin böse
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Die 15-jährige Milly wird in einer Pflegefamilie untergebracht, nachdem sie ihre pädophile Mutter bei der Polizei angezeigt hat. Milly, die eigentlich Annie heißt, musste am eigenen Leib erfahren, wie ...

Die 15-jährige Milly wird in einer Pflegefamilie untergebracht, nachdem sie ihre pädophile Mutter bei der Polizei angezeigt hat. Milly, die eigentlich Annie heißt, musste am eigenen Leib erfahren, wie es ist, misshandelt und gequält zu werden und anderen Kindern bei ihrem Martyrium zuzusehen. Doch anstatt endlich mit den schrecklichen Erlebnissen abschließen zu können, ist sie jetzt als Zeugin gefragt. Gemeinsam mit ihrem Pflegevater Mike bereitet sie sich auf die Verhandlung vor, während die Eigewöhnung in ihr neues Umfeld enorm schwierig ist. Eine nervenaufreibende Zeit, die von Milly viel Mut und Durchhaltevermögen verlangt. Aber Milly hat in ihrer Kindheit viel gelernt und wendet nun die erworbenen Fähigkeiten auf ihre neuen Widersacher an.

"Ich bin böse" ist ein Roman, der nur schwer in eine Schublade passt. Nicht umsonst wurde er als psychologischer Spannungsroman deklariert, da er für einen Thriller zu gedankenlastig und handlungsarm geraten ist. Trotzdem vermag er subtile Spannung zu erzeugen und den Leser unmittelbar in das nicht zu durchschauende Geschehen zu ziehen. Zum einen, weil nicht abzusehen ist, wie sich Millys neues Leben entwickeln wird und wie weit sie selbst in ihrer Lust auf Rache geht. Zum anderen, weil nur schwer zu erahnen ist, was wirklich im Elternhaus geschah und welchen Anteil Milly an dem Tod anderer Kinder hat. Denn die erschreckenden Ereignisse rund um ihre pädophil veranlagte Mutter werden erst im Verlaufe der Handlung als zurückschauende Gedankensplitter aufgedeckt. Deshalb befindet sich der Leser lange Zeit in einem Zwiespalt, ob Milly selbst das Böse in sich trägt oder ob sie nur ein Opfer der fatalen Umstände ist.

Erzählt werden die emotional nahegehenden Erlebnisse von Milly in einem ihrem Alter angepassten Stil. Vor allem deshalb gehen sie dem Leser unter die Haut und lassen ihn die Qualen der noch unerfahrenen und doch vom Leben stark geprägten Jugendlichen miterleben. So spürt er, wie sie von Gefühlen der Angst und teilweise auch von Liebe getrieben ihrer Mutter zu Willen ist oder wie sie verzweifelt versucht, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Dass sie dabei ihre Mutter verrät, macht ihr zwar schwer zu schaffen. Doch sie ist nicht umsonst durch deren Schule gegangen und hat gelernt, das das Böse auch gute Seiten in sich trägt. Und genau dieses Hin und Her in Millys Handlungsweisen, dieses Auf und Ab ihrer Gefühle gibt der Geschichte von Milly einen unberechenbaren Verlauf und lässt den Leser im Unklaren darüber, wie Milly wirklich ist.

Fazit:
"Ich bin Böse" ist die ergreifende Geschichte eines traumatisierten Mädchens, die sich gleichermaßen düster, ergreifend und unberechenbar präsentiert und dadurch unheimlich fesselt.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Ein undurchsichtiger und superspannender Psychothriller

Das Porzellanmädchen
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Luna Moor wurde mit 16 Jahren von einem Psychopathen entführt und erlebte ein wahres Martyrium. Nun 12 Jahre danach kehrt sie an den Ort des Geschehens zurück, um ein Buch über ihr Trauma zu schreiben. ...

Luna Moor wurde mit 16 Jahren von einem Psychopathen entführt und erlebte ein wahres Martyrium. Nun 12 Jahre danach kehrt sie an den Ort des Geschehens zurück, um ein Buch über ihr Trauma zu schreiben. Denn Luna ist eine erfolgreiche Thrillerautorin, die bereits einige Bücher veröffentlich hat und gekonnt von dem Bösen im Menschen erzählt. Doch anstatt sich allein mit dem Haus im Wald und den schrecklichen Erlebnissen auseinanderzusetzen, nimmt sie den Sohn einer Freundin mit. Und obwohl Leon verspricht, jeden Tag in die Schule zu gehen, hält er sich in der Nähe des Hauses auf und erlebt
merkwürdige Dinge, die Luna in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Plötzlich ist nicht mehr klar, ob sie wirklich das Opfer ist oder gar selbst eine Mörderin.

"Das Porzellanmädchen" ist ein undurchsichtiger Psychothriller, den Max Bentow gewohnt spannend und mit einer ordentlichen Portion Grauen erzählt. Diesmal allerdings lässt er seinen Kultermittler Nils Trojan ruhen und sorgt mit einer bis dato unbekannten Thrillerautorin und einer längst vergessenen Horrorpuppe dafür, dass der Leser an das Geschehen gefesselt wird. Dabei ist das, was er in Brandenburgs Wäldern erlebt keine leichte Kost. Da spielen menschliche Körperteile und eine gut geschärfte Axt eine Rolle oder lauern Gefahren, die von einem aufdringlichen Stalker und einem untergetauchten Mörder ausgehen. Und mittendrin in dem von bedrohlichen Situationen durchsetzten Plot himmelt ein fünfzehnjähriger Jugendlicher die mit seiner Mutter befreundete Thrillerautorin an und merkt nicht, wie er in den Sog von verbecherischen Machenschaften gerät.

Erzählt wird die düstere und teilweise beklemmende Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Luna und Leon heraus. Darüber hinaus erhält der Leser Einblicke in das Manuskript, an dem Luna arbeitet und in dem sie von ihrer Entführung und den schrecklichen Erlebnissen mit einem Psychopathen erzählt. Eine Mischung, die von persönlichen Empfindungen und Wahrnehmungen geprägt ist und zum einen tief in die Gedankenwelt der Figuren eintauchen lässt, zum anderen aber auch eine schreckliche Geschichte erzählt.

Fazit:
"Das Porzellanmädchen" ist ein spannender und Psychothriller, der von seiner bedrohlichen Atmosphäre lebt und lange Zeit offen lässt, was Fiktion und was Wirklichkeit ist.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Ein todbringendes Duell zischen zwei Computergenies

Lautloses Duell
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Im Silicon Valley wird die fünfunddreißigjährige Lara Gibson tot aufgefunden, die eine Website über Selbstverteidigung für Frauen unterhält und regelmäßig Kurse gibt. Doch das Wissen über diverse Kampftechniken ...

Im Silicon Valley wird die fünfunddreißigjährige Lara Gibson tot aufgefunden, die eine Website über Selbstverteidigung für Frauen unterhält und regelmäßig Kurse gibt. Doch das Wissen über diverse Kampftechniken und deren Einsatz hat ihr diesmal nichts genutzt. Denn ein versierter Mörder hat sich bereits seit einiger Zeit in ihren Computer gehackt und mit dem dadurch erworbenen Wissen einen mörderischen Plan in die Tat umgesetzt. Allerdings bleibt es nicht bei dem einen Fall. Und so sieht sich Detective Anderson gezwungen, diesmal einen konventionellen Weg zu gehen. Mit Wyatt Gillette holt er sich einen inhaftierten Hacker an Bord, mit dessen Hilfe er einem Killer auf die Spur zu kommen gedenkt, der im Cyberspace ein Fachmann ist.

"Lautloses Duell" ist ein spannender Thriller, der an einem der bedeutendsten Standorte der IT- und High-Tech-Industrie, dem US-amerikanischen Silicon Valley, spielt und dementsprechend diese Sparte mit einem atemberaubenden Plot bedient. So geht es in diesem Buch nicht nur auf dem Gebiet der Kriminalistik ordentlich zur Sache, sondern auch in den Weiten des virtuellen Raums wird sich ordentlich ausgetobt. Hier liefern sich zwei geniale Hacker ein todbringendes Duell, das auch die Ermittler der California State Police nicht verschont. Denn der mit dem Codenamen Phate agierende Killer hat es auf alle diejenigen abgesehen, die sich hinter trügerischen Sicherheitsvorkehrungen verstecken und glauben unantastbar zu sein.

Gut recherchiert und flüssig geschrieben versteht es, der mit einer ordentlichen Portion Fachwissen versehende Thriller gut zu unterhalten. Zwar braucht er einige Zeit, um in die Gänge zu kommen. Aber kaum ist das Duell zwischen den beiden Computergenies entfacht, gibt es in Sachen Spannung kein halten mehr. Hinzu kommen interessante Figuren, die glaubwürdig gezeichnet sind, überraschende Wendungen, die die Handlung beleben und rasante Schlagabtausche im World Wide Web, die dem Leser regelmäßig Schauer über den Rücken jagen. Aber auch dem Privatleben der Protagonisten wurde ausreichend Platz eingeräumt, sodass der Thriller authentisch erscheint.

Fazit:
Ein wendungsreicher Thriller, der mit viel Fachwissen und einem gut ausgeklügelten Verwirrspiel angereichert ist, allerdings aufgrund der verwendeten Thematik nicht jedermanns Geschmack treffen wird.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Ein spannender und ereignisreicher Thriller

In ewiger Schuld
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Nachdem die Kampfpilotin Maya aufgrund eines umstrittenen Einsatzes aus dem Militärdienst entlassen worden ist, geht sie in ihrer neuen Rolle als Ehefrau und Mutter auf. Bis zu dem Tag, an dem ihr Mann ...

Nachdem die Kampfpilotin Maya aufgrund eines umstrittenen Einsatzes aus dem Militärdienst entlassen worden ist, geht sie in ihrer neuen Rolle als Ehefrau und Mutter auf. Bis zu dem Tag, an dem ihr Mann Joe brutal ermordet wird und sie den gemeinsamen Traum von einer glücklichen Familie begraben muss. Von nun an ist Maya auf sich allein gestellt. Entsprechend groß ist deshalb ihr Schock, als sie auf der im Haus befindlichen Nanny-Cam ihren vermeintlich toten Ehemann mit der gemeinsamen Tochter Lily spielen sieht. Völlig verwirrt, versucht sie, dem unerklärlichen Vorfall auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit, die Joes Familie mit allen Mitteln vor ihr zu verbergen versucht.

""In ewiger Schuld" ist ein wendungsreicher Thriller, der geschickt mit den Wahrnehmungen seiner Hauptfigur, der erfahrenen Kampfpilotin Maya, spielt. Denn diese hat während ihres Einsatzes in Kriegsgebieten viel erlebt und wird regelmäßig von immer wieder auftauchenden Albträumen und Flashbacks heimgesucht. Allerdings ist sie durch ihre beruflichen Erlebnisse nicht nur labil, sondern auch eine erfahrene Kämpfernatur. Und dieser Teil von ihr zwingt sie, dem Unmöglichen nachzugehen. Ein kräftezehrendes Zusammenspiel, aus dem der Thriller seine Spannung zieht und damit nicht nur Maya, sondern auch den Hörer immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.

Harlan Coben versteht es, einen undurchsichtigen Plot zu ersinnen und ihn mit dramatischen Vorfällen und zwielichtigen Figuren anzureichern. Ohne große Vorreden ist der Hörer von Beginn an mitten im Geschehen und wird von den Ereignissen regelrecht mitgerissen. Und obwohl er lange Zeit nicht weiß, was wirklich geschehen ist, stellt er immer wieder neue Vermutungen an. Eine spannende Angelegenheit, vor allem weil die Handlung selbst rasant vonstattengeht und mit jeder neu auf der Bildfläche erscheinenden Figur, die Entwicklung der dramatischen Ereignisse eine neue Richtung einschlägt. Das Ganze wird aus der Sicht von Maya erzählt und wirkt durch den intensiven Einblick in ihre Gedanken und ihr Tun besonders intensiv.

Fazit:
Mit "In ewiger Schuld" hat Harlan Coben erneut einen spannenden und ereignisreichen Thriller geschrieben, der seine Hörer durchgängig an das Geschehen fesselt und erst ganz zum Schluss eine verblüffende Auflösung offenbart. Von Detlef Bierstedt mit viel Ausdruck und Empathie gelesen, präsentiert sich dieser Thriller als ein nervenaufreibender Hörgenuss.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Ein schwacher letzter Teil um den schwedischen Journalisten Henning Juul

Tödlich
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Henning Juul ist noch immer auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Wohnungsbrand, bei dem sein kleiner Sohn Jonas starb. Bisher aber hat er nicht viel Erfolg in seinen Nachforschungen verbuchen ...

Henning Juul ist noch immer auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Wohnungsbrand, bei dem sein kleiner Sohn Jonas starb. Bisher aber hat er nicht viel Erfolg in seinen Nachforschungen verbuchen können, und wendet sich erneut einer neuen Spur zu. Denn ausgerechnet seine Schwester Trine taucht auf einem Foto auf, das konkrete Hinweise zu den Tätern enthält. Aber nicht nur er glaubt endlich, den Drahtziehern näherzukommen. Auch sein Kollege Iver ist an der Sache dran und sticht in ein wahres Wespennest. Nur kurz darauf ist Iver tot und Henning wird von einem Profikiller niedergeschossen. Wird es ihm trotzdem gelingen, die Schuldigen ausfindig zu machen?

"Tödlich" ist der fünfte und letzte Fall mit dem Journalisten Henning Juul, der unter Einsatz seines Lebens eine ganz persönliche Mission verfolgt. Und obwohl er viel zu oft am Rande der Legalität seine Recherchen anstellt, ist er dabei nicht allein. Denn neben seiner Ex-Frau Nora und ihrem neuen Freund Iver wird er auch von einer unbekannten Polizistin und dem mit ihm befreundeten Osloer Hauptkommissar Bjarne Brogeland unterstützt. Figuren, die wunderbar lebensecht geschildert sind und auf ihre ganz eigene Art und Weise den Kampf gegen Unrecht und Verbrechen führen. Vor allem durch sie erhält die manchmal etwas schwerfällige Handlung neuen Schwung und driftet nicht in eine von Depressionen und Selbstzerstörung gezeichnete Stimmung ab.

Juuls letzter Fall ist ein nachdenklicher Thriller, bei dem der Leser merkt, dass die Reihe um den mit einer schweren Schuld kämpfende Journalisten dem Ende zugeht. So wird es einfach Zeit, dass Henning Juul zu Ruhe kommt. Sei es durch einen lang ersehnten Ermittlungserfolg oder durch den zu Beginn des Buches angedeuteten unfreiwilligen Tod. Denn während die ersten vier Bände der Reihe von wendungsreichen und teilweise sehr dramatischen Mordermittlungen durchzogen sind und sich der erfolgreiche Journalist nach einem schweren Schicksalsschlag mit aller Kraft zurück ins Leben kämpft, ist er nun völlig ausgebrannt und nur noch auf seinen eigenen Fall fokussiert.

Fazit:
Der letzte Fall des schwedischen Enthüllungsjournalisten Henning Juul weiß nicht vollständig zu überzeugen. Zwar wird auch hier wieder mit voller Kraft ermittelt, doch wirkt die Story, genau wie seine Hauptfigur, ausgelaugt und erschöpft und pendelt zwischen dramatischen Ereignissen und tristen Wiederholungen hin und her.