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Veröffentlicht am 17.07.2017

Ein atmosphärischer und spannender Küstenthriller

Blutebbe
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Ein unbekanntes Geisterschiff gibt den Polizeibeamten des kleinen Küstenortes Valandsiel einige Rätsel auf. Denn kaum hat ihr Revierleiter Knut Jansen die im Watt treibende Segeljacht betreten, stößt er ...

Ein unbekanntes Geisterschiff gibt den Polizeibeamten des kleinen Küstenortes Valandsiel einige Rätsel auf. Denn kaum hat ihr Revierleiter Knut Jansen die im Watt treibende Segeljacht betreten, stößt er auch schon auf zwei grausam zugerichtete Leichen, deren Anblick er nie wieder vergessen wird. Wie Schlachtvieh zum Ausbluten aufgehängt, baumeln zwei Frauen mit gefesselten Händen am Mast, während aus ihren fachmännisch ausgeweideten Körpern das Blut auf die weißen Schiffsplanken fließt. Ein Verbrechen, das Knut Jansen nicht alleine aufklären kann und so nimmt er gemeinsam mit der einstigen FBI-Profilerin Helen Henning die Ermittlungen auf und stößt schon bald auf einen alten Fall und auf einen Mörder, der es auch auf sie abgesehen hat.

„Blutebbe“ ist nach „Der Jungfrauenmacher* und „Die Sandwitwe“ der dritte Thriller der Valandsiel-Trilogie, in der Derek Meister das inzwischen eingespielte Duo Knut Jansen und Helen Henning erneut zum Einsatz bringt. Zwei sympathische Figuren, die einem Fall ermitteln, der durch das Auffinden einer seltsamen Rune am Tatort an einen Ritualmord denken lässt. Und während schon die letzten beiden Verbrechensserien in Valandsiel mit ungewöhnlichen Todesarten verbunden waren, lässt Derek Meister auch diesmal seiner Fantasie freien Lauf und den Mörder das grausame Werk auf ungewöhnliche Weise verrichten. Deshalb ist dieser Thriller nicht für zartbesaitete Leser gedacht. Denn an schaurigen Details und schockierenden Bildern mangelt es nicht. Aber auch ein wenig Mystik belebt den dramatischen Plot, die von einem auf dem Watt treibenden Geisterschiff und von einem unbekannten und mit Blut besudelten Schriftzeichen ausgeht.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil, lebendige Figuren und eine spannend verlaufende Ermittlung sorgen dafür, dass der Thriller in einem Rutsch gelesen werden kann. Dabei ist es nicht vonnöten, dass der Leser die ersten beiden Teile der beiden ungleichen Ermittler kennt. Denn die Probleme aus der Vergangenheit, die vor allem im Privatleben der einstigen FBI-Profilerin und jetzigen Gaststättenbesitzerin Helen Henning eine große Rolle spielen, werden im Verlaufe des turbulenten Geschehens ausreichend erwähnt. Auch steht die Identität des Mörders beizeiten fest, sodass der Leser recht schnell einen guten Einblick in dessen Leben erhält und in die verhängnisvollen Umstände, die verantwortlich dafür sind, dass er zu einem Monster geworden ist. Klar gibt es auch ab und an eine Flaute in dem gut durchdachten Fall, was aber die Ermittlungen umso greifbarer werden lässt.

Fazit:
„Blutebbe“ ist ein atmosphärischer und spannender Küstenthriller, der durchgängig gut unterhält und hoffentlich nicht der letzte Fall von Knut und Helen ist. Zwar wurde die Thrillerserie in Valandsiel als Trilogie angelegt, aber eine Erweiterung zur Tetralogie oder Pentalogie ist durchaus möglich und würde uns Leser unheimlich freuen.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Ein Thriller voller Dramatik und Rätsel

Hölle auf Erden
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Am sechsten Geburtstag seines Sohnes Jamie erhält Detective David Groves eine Karte, auf der ein Fremder ihm mitteilt, dass er weiß, wer Jamie ermordet hat. Eine Botschaft, die ihn jedes Jahr aufs Neue ...

Am sechsten Geburtstag seines Sohnes Jamie erhält Detective David Groves eine Karte, auf der ein Fremder ihm mitteilt, dass er weiß, wer Jamie ermordet hat. Eine Botschaft, die ihn jedes Jahr aufs Neue erreicht und die ihn wissen lässt, dass eine perfide Racheaktion hinter dem Mord an Jamie steckt. Doch er ist nicht der einzige Polizist, der mit einem schweren Verlust zu kämpfen hat. Auch Detective Mark Nelson ist in der qualvollen Situation einen geliebten Menschen verloren zu haben, nur dass seine Freundin nicht durch fremde Hand gestorben ist, sondern Opfer eines fatalen Unfalls wurde. Zwei vom Leben gebeutelte Detectives, die während ihrer Ermittlungen aufeinanderstoßen und einen Fall aufklären, der überaus rätselhaft ist. Denn eine junge Frau, die zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, taucht plötzlich mit Narben im Gesicht schwer gezeichnet wieder auf und behauptet, aus der Hölle gekommen zu sein.

Mit „Hölle auf Erden“ hat Steve Mosby eine Fortsetzung seines erfolgreichen Thrillers „Der 50/50-Killer“ geschrieben, in dem ein psychopathischer Mörder junge Paare eine Nacht lang gequält und sie dann vor eine tödliche Entscheidung stellt. Doch der skrupellose Killer ist tot und trotz dieses unabänderlichen Fakts kommen den Ermittlern während ihrer Recherchen zu einem neuen Fall arge Zweifel an dessen Ableben auf. Zu ähnlich ist die Handschrift eines Unbekannten, der eine junge Frau die Hölle auf Erden erleben lässt und das, nachdem sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Ein merkwürdiger Fall, der voller Dramatik und Rätsel steckt und vor allem durch seine unvorhersehbaren Wendungen und durch ein häufiges Wechseln von Szenen und Perspektiven zu fesseln versteht.

Erzählt werden die dramatischen Ereignisse in zwei nebeneinander herlaufenden Ermittlungssträngen, die sich später zu einem spannenden Finale vereinen. Bis dahin aber erlebt der Leser zum einen, wie die Ehe von Detective David Groves nach dem Auffinden seines toten Sohnes scheitert und er versucht, den Mörder von Jamie zu finden. Zum anderen ist er dabei, wenn Detective Mark Nelson die Ermittlungen in einem mysteriösen Fall aufnimmt, um Licht in das unerklärliche Auftauchen einer Toten zu bringen. Während dieser Zeit stößt er auf eine Vielzahl von Figuren, die alle mehr oder weniger eine Rolle in dem mysteriösen Geschehen spielen, und sei es nur als besorgte Ehefrau. Charaktere, die Steve Mosby wunderbarplastisch dargestellt hat und die durch ihre Eigenheiten und ihr oftmals kompliziertes Zusammenspiel die Handlung beleben.

Fazit:
„Hölle auf Erden“ ist ein ergreifender Thriller, der durch einen undurchsichtigen Plot, einen fesselnden Schreibstil und einem wechselhaften Erzähltempo Spannung aufbaut und angenehm tiefgründig und ereignisreich in Erscheinung tritt.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Ein verwirrender Thriller

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch ...

Als Julia einen verzweifelten Hilferuf von ihrer Schwester Nel erhält, reagiert sie nicht. Schließlich haben die beiden Schwestern seit einem verhängnisvollen Ereignis in ihrer Jugend keinen Kontakt. Doch kurz darauf ist Nel tot und Julia macht sich auf den Weg in ihr Heimatdorf, um ihrer Nichte Lena beizustehen. Dort angekommen, muss sie erfahren, dass sich Nel durch einen Sprung in den Fluss selbst getötet hat. So jedenfalls lautet die offizielle Version, die aber kaum jemand glauben mag. Denn in den letzten Jahren sind einfach zu viele Frauen dem Wasser zum Opfer gefallen und so besteht der Verdacht, dass mehr als nur die Sehnsucht nach dem Tod dahinter steckt.

„Into the Water – Traue keinem. Auch nicht dir selbst.“ ist nach „Girl on the Train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.“ der zweite Roman von Paula Hawkins, einer britischen Autorin, die es versteht, mit abgründiger Spannung zu fesseln. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge, wie eine junge Frau von Unbekannten gequält, in einer Flussmündung stirbt. Eine bewegende Szene, die mit knappen Worten ein unvorstellbares Martyrium beschreibt. Deshalb ahnt der Leser gleich, dass eine perfide Verbrechensserie im Mittelpunkt der Handlung steht, die bisher noch nicht aufgeklärt worden ist. Danach allerdings braucht das Buch einige Zeit, bis es die gewünschte Wirkung entfalten kann. Denn viele Figuren, unzählige Rückblicke in die Vergangenheit und dramatische Vorfälle am Fluss werden wie Puzzleteile durcheinander gestreut und müssen erst geordnet werden.

Paula Hawkins hat einen bildhaften Schreibstil und nutzt die Fantasie des Lesers, um ihre ungeheuerliche Geschichte zu erzählen. Dazu verbindet sie das Schicksal verschiedener Personen, streut ausreichend Zwistigkeiten und Vermutungen in ihre Beziehungen ein
und kombiniert das Ganze mit einer Reihe an Todesfällen, die nach eingehender Untersuchung als Selbstmord zu den Akten gelegt worden sind. Doch obwohl die Idee, die hinter dem Roman steckt, ein packendes Lesevergnügen verspricht, vermag das Buch nicht zu fesseln. Zu schwerfällig kommt es in Fahrt, zu gemächlich ist dessen Handlungsverlauf, zu verworren sein Plot. Nur das Ende weiß zu überzeugen, wie auch die Atmosphäre, die wunderbar mysteriös in Erscheinung tritt.

Fazit:
In ihrem zweiten Roman hat Paula Hawkins einfach zu viel gewollt und damit die Spannung gekillt. Schade, denn sie hat schon einmal bewiesen, dass sie es besser kann. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass der nächste Roman wieder an ihren erfolgreichen Erstling anknüpfen kann.

Veröffentlicht am 03.07.2017

Geheimnisvoll, gruselig und undurchsichtig

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
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Nachdem die sechsundzwanzigjährige Emma zum Opfer eines nächtlichen Wohnungseinbruches geworden ist, zieht sie mit ihrem Freund Simon in ein technisch ausgefeiltes Haus, in dem sie sich endlich sicher ...

Nachdem die sechsundzwanzigjährige Emma zum Opfer eines nächtlichen Wohnungseinbruches geworden ist, zieht sie mit ihrem Freund Simon in ein technisch ausgefeiltes Haus, in dem sie sich endlich sicher fühlt. Nicht einmal die merkwürdigen Regeln, die der Hauseigentümer für seine Mieter erlassen hat, halten sie von ihrem Wohnungswechsel ab. Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen meint es das Schicksal es nicht gut mit ihr. Nach der Trennung von ihrem Freund und einer unglücklichen Liaison mit dem Hauseigentümer stürzt Emma von einer ungesicherten Treppe in den Tod. Ein Unfall, der genauso seltsam ist, wie das von ihr gemietete Haus. Ein guter Grund für ihre Nachmieterin Jane einige Nachforschungen anzustellen. Und tatsächlich stößt sie bei ihren Befragungen auf einige Ungereimtheiten und auf die erschreckende Tatsache, dass sie Emma zum Verwechseln ähnlich sieht.

„The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot“ ist ein fesselnder Psychothriller, der lange Zeit offen lässt, wohin seine Reise geht. So braucht der Leser einige Zeit, um sich in dem wechselhaften Geschehen zurechtzufinden und zu erkennen, wie subtil und spannungsgeladen die Handlung wirklich ist. Bis dahin aber wird er mit immer wieder neu auftauchenden und nicht zu erklärenden Ereignissen belohnt, die es verstehen, eine unheimliche Atmosphäre zu entfachen. Hinzu kommen einige Figuren, deren Handlungsweisen seltsam und undurchsichtig sind und nicht erkennen lassen, worin der Zweck ihrer Bemühungen besteht. Und während der Leser regelmäßig neue Vermutungen anstellt und Begebenheiten ins rechte Licht zu rücken versucht, wird er unweigerlich in den Sog des Geschehens gezogen und muss erkennen, dass letztendlich alles ganz anders ist, als zunächst gedacht.

Der Londoner Werbeprofi, der unter dem Pseudonym JP Delaney schreibt, hat mit seiner Geschichte über zwei völlig unterschiedliche Frauen und ihrem Wunsch nach einem erfüllten Leben einen spannenden Thriller geschrieben. Basierend auf einer cleveren Idee sorgt er für ein perfides Leseerlebnis, das gleichermaßen geheimnisvoll, gruselig und undurchsichtig ist. In ihm werden die verhängnisvollen Begebenheiten abwechselnd von Emma und Jane erzählt, die den Leser tief in ihr Leben und ihre Gefühlswelt blicken lassen und in ihre Fehler, die sie begehen. Wie ein Voyeur schaut er dabei zu, wie ihre Bekommenheit wächst und ganz allmählich in Angst umschlägt. Zwar führt die Doppelung mancher Ereignisse die erst Emma und dann Jane erlebt dazu, dass eine gewisse Vorhersehbarkeit entsteht, was aber der Spannung keinen Abbruch tut.

Fazit:
„The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot“ ist eine gute Empfehlung für Fans von subtilen Spannungsromanen und für Thrillerleser, die auf blutige Szenen verzichten können.

Veröffentlicht am 01.07.2017

Eine fesselnde Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart

Sizilianisches Blut
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An einem heißen Augusttag erfährt der Journalist Luca Santangelo, dass seine einstige Freundin Laura Di Fiore ermordet worden ist. Ein Schock, den er nur schwer verwinden kann. Denn noch immer hegt Luca ...

An einem heißen Augusttag erfährt der Journalist Luca Santangelo, dass seine einstige Freundin Laura Di Fiore ermordet worden ist. Ein Schock, den er nur schwer verwinden kann. Denn noch immer hegt Luca tiefer gehende Gefühle für sie, obwohl Laura kurz nach ihrer Trennung die heimliche Geliebte des Baron von Motevago geworden ist. Grund genug für ihn die Vermutung anzustellen, dass der einflussreiche Frauenheld hinter dem perfiden Verbrechen steckt. Doch anstatt ihn an den Pranger zu stellen, wird ein junger Tunesier des Mordes angeklagt und Luca Santangelo hat alle Hände voll zu tun, um den wahren Täter zu finden.

„Sizilianisches Blut“ ist der erste Fall für den sizilianischen Journalisten Luca Santangelo, der ihm nicht nur emotional schwer zu schaffen macht, sondern der auch gleichzeitig dafür sorgt, dass Luca wegen eines Artikels über den angeblichen Mörder seiner Freundin Laura gefeuert wird. Doch mit scheinheiligem Getue und korrupter Vetternwirtschaft konnte er noch nie umgehen und deshalb ist Luca sogar ein wenig froh, der Zensur seines Chefs für immer entkommen zu sein. Eine Figur, die mitten aus dem Leben entsprungen ist und die Sympathie des Lesers schnell erringen kann.

Neben den Ermittlungen zu einem feige verübten Mord werden in einem zweiten Handlungsstrang die Ereignisse im Mai 1929 auf einem adeligen Gut in der sizilianischen Provinz Agrigent erzählt. Hier wird eine junge Frau zum Spielball familiärer Intrigen und kämpft verzweifelt um ein wenig Glück. Dass ihr Lebensweg Auswirkungen bis in die Gegenwart hat, kann sich der Leser zwar denken, doch wie ihr Schicksal mit dem einer jungen Balletttänzerin in Palermo zusammenhängt, stellt sich erst sehr spät heraus. Bis dahin aber gelingt es Ann Baiano mit ihrer bildlichen Sprache eine Atmosphäre aufzubauen, die wunderbar authentisch ist und einen passenden Rahmen für einen von familiären Rivalitäten geprägten Kriminalfall bietet.

Fazit:
„Sizilianisches Blut“ ist ein ruhiger Kriminalroman, der mit einer fesselnden Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart Spannung aufbaut und mit einer vielschichtigen Handlung, lebendigen Figuren und einer unnachahmlichen Atmosphäre überzeugt.