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Veröffentlicht am 25.06.2017

Ein gleichermaßen amüsanter und spannender Kriminalroman

Schwarzwasser
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Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner zieht das Pech magisch an. Erst brennt seine illegale Schnapsbrennerei und beschädigt das Wohnhaus und dann wird ihm durch einen hundsgemeinen Einsatz seines Kollegen ...

Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner zieht das Pech magisch an. Erst brennt seine illegale Schnapsbrennerei und beschädigt das Wohnhaus und dann wird ihm durch einen hundsgemeinen Einsatz seines Kollegen Greiner auch noch der Führerschein entzogen. Grund genug, um auf Rache zu sinnen. Doch bevor sich dafür eine passende Gelegenheit ergibt, macht er auf einer Faschingsfeier eine fesche Friseuse klar, mit der er eine lauschige Nacht verbringen will. Kurzerhand bugsiert er sie in ein leer stehendes Haus, wo er prompt auf eine Leiche stößt und auf eine verwirrte Frau, die ihn gnadenlos mit der Waffe attackiert..

„Schwarzwasser“ ist der siebte Fall des ungleichen Teams der Miesbacher Polizei, das auch diesmal wieder in eine turbulente Ermittlung gerät. Denn ausgerechnet Kommissar Wallners Großvater Manfred ist mit dabei, als Kreuthner einen Toten findet und fast selbst erschossen wird. Ein Umstand, der umgehend geklärt werden muss, wie auch der perfide verübte Mord und die Identität des Toten, den es laut Personenregister nicht gibt. Dazu steigt der Leser in zwei zeitlich unabhängige Handlungsstränge ein und begibt sich zum einen in das Jahr 1996, in dem ein junger Anwalt in Berlin zu unlauteren Handlungen gezwungen wird und zum anderen in das Jahr 2016, um Kommissar Wallner und seinem Team bei den Ermittlungen zu folgen. Dass beide Handlungsstränge zusammenführen, ist dem Leser von Beginn an klar, doch wie und warum, das stellt sich erst im Verlaufe des Buches heraus.

Ein gut konstruierter Kriminalfall, detailreich gezeichnete Figuren und verhängnisvolle Schatten aus der Vergangenheit werden, wie bei Andres Föhr bereits gewohnt, mit amüsanten Szenen und humorvollen Dialogen kombiniert. Eine Mischung, die es wunderbar versteht, durchgängig gut zu unterhalten. Allerdings sollte der Leser die Kapriolen des Polizeiobermeisters Leonhardt Kreuthner nicht auf die Waagschale legen. Denn dann müsste der stets an der Grenze zur Legalität agierende Beamte längst unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen worden sein. Demgegenüber stellt sich Kommissar Wallner als bilderbuchmäßiger Ermittler heraus, der zwar stets ordentlich friert, dafür aber ein Ausbund an Mustergültigkeit ist. Nur bei Kreuthner drückt er viel zu oft ein Auge zu, sodass man fast meinen könnte, dass er auf dessen freizügigen Charakter ein wenig neidisch ist.

Trotz jeder Menge amüsanter Szenen bleibt die Spannung nicht auf der Strecke und auch die ernsthaft aufgearbeitete Vergangenheit regt zum Nachdenken an. Hinzu kommt, dass diesmal einige Fakten aus Wallners Familiengeschichte ans Tageslicht treten und er nach einigem Hin und Her seinen sonst nie erwähnten Vater zu Gesicht bekommt. Das alles wird mit einem fesselnden Schreibstil und unter Zuhilfenahme einiger überraschender Wendungen erzählt, wobei der Leser in seinem Wissensstand den Ermittlern stets überlegen ist.

Fazit:
„Schwarzwasser“ ist ein gleichermaßen amüsanter und spannender Kriminalroman, der seine Leser mit einem wendungsreichen Fall und schrägen Figuren hervorragend zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Ein glaubwürdiger und spannender Kriminalroman

Tiefe Schuld
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Anstatt einen Geocache zu heben, stoßen zwei Jungen im Aubinger Lohe auf die Leiche einer Frau, die wie Müll entsorgt worden ist. Mit eingeschlagenem Schädel und Hämatomen am ganzen Körper bietet sie einen ...

Anstatt einen Geocache zu heben, stoßen zwei Jungen im Aubinger Lohe auf die Leiche einer Frau, die wie Müll entsorgt worden ist. Mit eingeschlagenem Schädel und Hämatomen am ganzen Körper bietet sie einen Anblick, der die Münchener Kommissarin Toni Stieglitz mehr als nur schockt. Denn die von ihrem Exfreund misshandelte Polizistin weiß genau, wie es sich anfühlt, von einem nahestehenden Menschen geschlagen zu werden und nicht in der Lage zu sein, sich Hilfe zu suchen. Deshalb steht für Toni von Beginn an fest, dass vor allem der Ehemann als Täter infrage kommt. Doch der Fall stellt sich als viel komplizierter heraus und Toni muss erkennen, wie wichtig es ist, bei einer Ermittlung die eigenen Gefühle hintenanzustellen.

„Tiefe Schuld“ ist nach „Verletzung“ der zweite Fall für die Münchener Kommissarin Toni Stieglitz, die bereits einem Serienmörder das Handwerk legen konnte. Nun ermittelt sie in einem Verbrechen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit im familiären Bereich stattgefunden hat. Eine Herausforderung für die emotional angeschlagene Kommissarin, die noch lange nicht über ihre eigene Vergangenheit hinweggekommen ist. Kein Wunder, denn ihr Exfreund Mike lässt keine Gelegenheit verstreichen, um sie noch immer zu bedrohen. Doch die toughe Ermittlerin, die angenehm sympathisch und wunderbar lebensecht in Erscheinung tritt, lässt sich nicht unterkriegen und kämpft darum, wieder ein normales Leben zu führen.

Manuela Obermeier versteht es wunderbar, Bilder im Kopf ihrer Leser zu entfachen und mit einem wendungsreichen Fall Spannung aufzubauen. So fiebert der Leser von Beginn an mit und hofft, dass es bald gelingt, das brutale Verbrechen zu klären. Doch bis endlich so weit ist und der Täter gestellt werden kann, lernt er eine Vielzahl an Figuren kennen, die angenehm vielfältig in Erscheinung treten und vor allem, wie zum Beispiel der in Verdacht geratene Ehemann, nur schwer zu durchschauen sind. Dafür aber kommt schnell eine Vermutung auf, wer den Mord begangen hat, was den Lesegenuss allerdings nicht stört. Ein Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest, rundet den realitätsnah erdachten Fall gekonnt ab und sorgt dafür, dass das Buch in einem Zug verschlungen werden kann.

Fazit:
„Tiefe Schuld“ ist ein glaubwürdiger und spannender Kriminalroman, der durchgängig gut zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Ein krimineller Lesespaß der etwas anderen Art

Gray
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Ordnung muss sein ist einer der wichtigsten Grundsätze von Dr. August Huff, der an der berühmten Universität von Cambridge lehrt. Der Anthropologe, der weder dubiose Vieren noch bedrohliche Achten mag ...

Ordnung muss sein ist einer der wichtigsten Grundsätze von Dr. August Huff, der an der berühmten Universität von Cambridge lehrt. Der Anthropologe, der weder dubiose Vieren noch bedrohliche Achten mag oder mit dem mit dem rechten Fuß voran durchs Leben schreitet, fühlt sich immens gestört, als einer seiner Student beim Klettern vom Dach der Kapelle stürzt. Denn dafür gibt es wahrlich keinen Grund. Gemeinsam mit dem Graupapagei des Studenten nimmt er die Ermittlungen auf und stößt dabei auf ein Gefecht aus Lügen und Verrat, das dem zu Tode gestürzten zukünftigen Lord unweigerlich zum Verhängnis wurde.

Leonie Swan hat sich nach ihrem kriminellen Ausflug in die Welt der Schafe nun in das Reich der Vögel gewagt und lässt einen sprachbegabten Graupapageien gemeinsam mit einem verschrobenen Dozenten ermitteln. Ein wahrhaft ungleiches Paar, das zunächst einmal nur die widrigen Umstände zusammenschweißt, was sich im Laufe der recht amüsant vonstattengehenden Handlung allmählich ändert. Bis dahin aber stellen sich der Zwangsneurotiker und der vorlaute Papagei irgendwie aufeinander ein, übernachten zusammen im Bad und gehen am Tag auf Beutetour. Nur, dass es hierbei nicht um die Suche nach Nahrung geht, sondern darum, einen perfiden Mörder zu stellen.

Der humorvolle Krimi wird aus der Sicht des schrulligen Augustus Huff erzählt, der ohne eigenes Zutun in die Situation geraten ist, einen Papageien auf seiner Schulter herumzutragen. Denn nicht etwa er hat Gray zu sich genommen, sondern dieser hat sich ihn gewählt. Eine Konstellation, die Leonie Gray dazu nutzt, mit einer bildhaften Sprache und unter Zuhilfenahme von gleichermaßen komischen und anrührenden Szenen eine Mordermittlung zu schildern, die sehr unterhaltsam verläuft und wunderbar anders ist. Dabei sind es vor allem die peinlichen Kommentare des Papageien, die der verstaubte Akademiker nicht beeinflussen kann und die es regelmäßig schaffen, dem Leser ein Schmunzeln zu entlocken.

Fazit:
„Gray“ ist ein humorvoller, nicht immer ernst zu nehmender und von verbrecherischen Machenschaften durchsetzter Kriminalroman, der von den skurrilen Gepflogenheiten in einer altehrwürdigen Universität erzählt und von einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die etwas ganz Besonderes ist. Ein krimineller Lesespaß der etwas anderen Art.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Ein Psychothriller, der geschickt Fiktion und Realität vermischt

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Es ist schwer mit der Erkenntnis zu leben, bald sterben zu müssen. Aber noch schwerer ist es, die verhängnisvolle Diagnose mit der Familie zu teilen und sich verabschieden zu müssen. So jedenfalls geht ...

Es ist schwer mit der Erkenntnis zu leben, bald sterben zu müssen. Aber noch schwerer ist es, die verhängnisvolle Diagnose mit der Familie zu teilen und sich verabschieden zu müssen. So jedenfalls geht es der in Berlin lebenden Helen Richter, die zwar mit guten Vorsätzen zu ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester fährt, es aber einfach nicht schafft, ihnen die Wahrheit zu sagen. Stattdessen taucht sie in einen riesigen Berg von Problemen ein, die hinter der scheinbar heilen Familienfassade schlummern und in ein Netz von Intrigen, in denen sie eine ganz besondere Rolle spielt. Denn jemand nutzt die verheerenden Umstände ihrer Krankheit dazu aus, um sie für sein mörderisches Spiel zu benutzen.

„Amnesia – Ich muss mich erinnern“ ist ein ruhiger, regelrecht vor sich hinschleichender Thriller, der erst sehr spät erkennen lässt, worum es in seiner Handlung geht. Denn zunächst einmal steht die an Lungenkrebs erkrankte Helen Richter im Fokus des Geschehens, die, nachdem sie ihr Freund verlassen hat, nun ihrer Familie von der unheilbaren Krankheit erzählen muss. Etwas, das ihr enorm zu schaffen macht, zumal ihr Verhältnis zur Mutter überaus problembehaftet ist, weil sie mit deren Kaltherzigkeit nicht umgehen kann. Hinzu kommt, dass die von ihr eingenommenen Medikamente enorme Nebenwirkungen haben und sich Helen, von Erinnerungslücken und Halluzinationen geplagt, oftmals nicht an das, was sie tut erinnern kann.

Jutta Maria Herrmann baut in ihrem Thriller rund um ihre Hauptprotagonistin Helen ein Netz aus merkwürdig erscheinenden Ereignissen auf, sodass letztendlich niemand weiß, welche Rolle sie in einem perfiden Mörderspiel spielt. Mal ist es ein blutiges Messer, das in ihrem Koffer liegt, ein anders Mal ist ihr Tagebuch mit einem Geständnis gefüllt. Und obwohl der Leser ahnt, dass ein ausgeklügelter Plan hinter allem steckt, ist er sich bis zum Schluss nicht sicher, wer denn nun hier der Intrigant und Mörder ist. Mit einem gut zu lesenden Schreibstil zu Papier gebracht, weiß die Autorin ihre Leser in den Bann zu ziehen, allerdings leider etwas spät. Denn erst nach einem zähflüssigen Beginn kommt die Geschichte in Fahrt und beweist, welches Potenzial sie besitzt.

Fazit:
Ein spannender und dennoch ruhiger Psychothriller, der geschickt Fiktion und Realität vermischt und emotional nahe geht.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Ein übersinnliches Krimivergnügen

Tödliches Handicap
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Im Linzer Landhaus findet ein Krisengipfel statt, bei dem der tschechische Ministerpräsident zur Erweiterung des Atomkraftwerks Templin Stellung beziehen soll. Doch die medienträchtige Zusammenkunft gipfelt ...

Im Linzer Landhaus findet ein Krisengipfel statt, bei dem der tschechische Ministerpräsident zur Erweiterung des Atomkraftwerks Templin Stellung beziehen soll. Doch die medienträchtige Zusammenkunft gipfelt in einem Desaster. Denn kaum sind die kritischen Worte des österreichischen Landesvaters verklungen, wird der zur Absicherung der Veranstaltung eingeteilte Gruppeninspektor Mark Sollstein mit einem Schuss niedergestreckt. Allerdings ist er nicht der einzige Polizist, der an diesem Abend das Opfer eines perfiden Anschlags wird. Und während er durch eine glückliche Fügung überlebt, wird sein Chef an der Hintertür von einem Killer regelrecht hingerichtet. Warum aber hat es ein Unbekannter auf die Beamten des LKA Oberösterreich abgesehen, während Gott im Himmel sein Handicap zu verbessern sucht?

„Tödliches Handicap“ ist der dritte Kriminalroman, der im Rahmen der himmlischen Linz-Krimi-Reihe der österreichischen Autorin Eva Reichl erschienen ist und mit einer merkwürdig anmutenden Nebenhandlung kurzweilig unterhält. Doch zunächst einmal geht es dem Linzer Chefinspektor Thomas Neuhorn an den Kragen, der entgegen sonstiger Gepflogenheiten selbst das Opfer eines grausamen Verbrechens wird. So jedenfalls sehen es die mit seinem heimtückischen Mord beschäftigten Kollegen, während oben im Himmel der vom „Burn-out“ bedrohte Petrus mit dem Ablauf des verhängnisvollen Abends überaus zufrieden ist. Denn vor allem an der Himmelspforte herrscht ein kaum zu bewältigendes Gedrängel und wie überall wird auch hier händeringend versiertes Personal gesucht.

Wer nun aber glaubt, dass in dem von göttlichen Wesen beeinflussten Krimi nicht ordentlich ermittelt wird, der irrt. Denn der eigentliche Fall, der im Fokus der streckenweise sehr ernst zu nehmenden Handlung steht, ist gut konstruiert und weiß mit überraschenden Wendungen und einem engagierten Ermittlerteam zu überzeugen. Zwar bleibt die Spannung manchmal auf der Strecke, weil im Himmel Merkwürdiges geschieht. Dafür aber ist der Unterhaltungswert durch den zweiten Handlungsstrang und durch die mit ihm einhergehenden übersinnlichen Erklärungen entsprechend hoch. So hält der Leser mit dem tödlichen Handicap ein angenehm flüssig geschriebenes Buch in den Händen, das mitten im Leben angesiedelt ist und uns Menschen gerne einmal auf die Schippe nimmt.

Fazit:
Ein unkonventioneller und manchmal etwas schräger Krimi, der trotz hanebüchener Ereignisse mit einem handfesten Fall, einer ordentlichen Portion Humor und gesellschaftskritischen Anmerkungen kurzweilig unterhält. Allerdings sollte man als Leser für himmlische Belange empfänglich sein, um den vollen Lesespaß für sich verbuchen zu können.