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Veröffentlicht am 14.05.2017

Eine erschreckend düstere Reise in die Vergangenheit

Die Anatomie des Teufels
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Im April 1988 erhält der junge Lateinprofessor Daniel Amat die Nachricht, dass sein Vater in Barcelona verstorben ist. Ohne zu zögern fährt er dorthin und muss erfahren, dass die Leiche des beliebten Arztes ...

Im April 1988 erhält der junge Lateinprofessor Daniel Amat die Nachricht, dass sein Vater in Barcelona verstorben ist. Ohne zu zögern fährt er dorthin und muss erfahren, dass die Leiche des beliebten Arztes aus den dunklen Wassern des Port Vell gefischt worden ist und die Umstände seines Todes überaus seltsam sind.
Zur gleichen Zeit steht in Barcelona die Eröffnung der ersten Weltausstellung an. Und während alle Kräfte damit beschäftigt sind, die letzten Arbeiten fertigzustellen, geht in der Stadt ein perfider Mörder um. Bereits mehrere junge Frauen sind ihm zum Opfer gefallen und wurden Tage nach ihrem Verschwinden mit gewaltigen Bisswunden und fehlenden Körperteilen aufgefunden. Doch erst als Daniel das mysteriöse Tagebuch seines Vaters entdeckt, wird klar, dass viel mehr hinter dem Tod des Vaters steckt und hinter dessen Bemühen, die Frauenmorde aufzuklären.

„Die Anatomie des Teufels“ ist ein spannender Historienthriller, der in der spanischen Metropole Barcelona spielt, zu einer Zeit, als die industrielle Entwicklung einen riesigen Aufschwung nahm und der kulturelle Fortschritt boomte. Während die Bürger der Stadt unter Krankheiten wie Tuberkulose, Typhus und Malaria litten, machten sich die Großen und Mächtigen daran, mit bemerkenswerten Bauten und einer gigantischen Ausstellung ihren Wohlstand zu präsentieren. In dieser von großen Gegensätzen geprägten Epoche siedelt der spanische Debütautor Jordi Llobregat die Handlung seines Thrillers an und lässt vor der Kulisse einer sich rasant entwickelnden Stadt einen skrupellosen Mörder sein grausames Werk verrichten. Warum er das tut, ahnt der Leser schon bald und doch wird er in den Sog von Ereignissen gezogen, die gleichermaßen mysteriös und erschreckend sind.

Erstaunlich ruhig und mit vielen historischen Details wird die Geschichte von den wahnwitzigen Ideen eines Mannes erzählt, der dem Schicksal ein Schnippchen schlagen will. Doch er ist nicht der Einzige, der seine Pläne mit großem Nachdruck verfolgt. Auch der Journalist Don Bernat Fleixa, der dem junge Lateinprofessor Daniel Amat bei seiner Suche nach dem Mörder hilfreich zur Seite steht, setzt alles daran, aus seinem ergaunerten Wissen Kapital zu schlagen. Figuren, die wunderbar lebensecht und in ihren Handlungsweisen dermaßen nachvollziehbar geraten sind, dass der Leser sie regelrecht vor sich sieht. Hinzu kommen eine Atmosphäre, die düster und unheimlich in Erscheinung tritt und ein Handlungsverlauf, der vor rätselhaften Geheimnissen, unlauterem Verrat und verbotene Leidenschaften nur so strotzt.

Fazit:
In „Die Anatomie des Teufels“ begibt sich der Leser auf eine erschreckend düstere Reise in die Vergangenheit, wo er einen tiefen Einblick in die krankhaften Fantasien eines Psychopathen erhält. Fesselnd geschrieben und mit einem faszinierenden Einblick in das frühere Barcelona versehen, überzeugt der Thriller auf der ganzen Linie.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Ein packender fünfter Fall

Abgeblockt - Myron Bolitar ermittelt
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Die erfolgreiche Basketballspielerin Brenda Slaughter wird mit dem Tod bedroht. Doch anstatt bei ihrem Vater und Manager den nötigen Halt zu finden, ist dieser verschwunden und niemand weiß, ob er für ...

Die erfolgreiche Basketballspielerin Brenda Slaughter wird mit dem Tod bedroht. Doch anstatt bei ihrem Vater und Manager den nötigen Halt zu finden, ist dieser verschwunden und niemand weiß, ob er für Brendas Misere verantwortlich ist. Ein schwieriger Fall, den der Sportagent und versierte Privatermittler Myron Bolitar übernimmt, der selbst einmal ein berühmter Sportler war. Und während er versucht, Brenda vor den Anfeindungen dubioser Geschäftemacher zu beschützen, gerät auch er in höchste Gefahr und muss erkennen, dass die Vergangenheit längst nicht vergessen ist.

„Abgeblockt“ ist der fünfte Einsatz für den einstigen Basketballstar Myron Bolitar, der nach einer schweren Knieverletzungen seine Profikarriere beenden musste. Nach einem abgeschlossenen Jurastudium und einigen Jahren beim FBI, ist er inzwischen Inhaber eines eigenen Unternehmens, das er mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Assistentin, der Ex-Wrestlerin Esperanza Diaz führt. Deshalb wundert es auch nicht, dass diese mit aller Macht seine Partnerin werden will und immer mehr Druck auf ihren Chef ausübt. Aber nicht nur Esperanzas Forderungen machen Myron schwer zu schaffen. Auch sein neuer Fall verlangt ihm Einiges ab, vor allem, weil sich der flapsige Sportagent zu allem Unglück auch noch in seine Klientin verliebt.

Voll gepackt mit obskuren Gestalten und verbrecherischen Ambitionen weiß der im Sortmilieu spielende Thriller des Bestsellerautors Harlan Coben spannend zu unterhalten, während er gleichzeitig eine gewisse Ironie in sich birgt. Denn der Sprüche klopfende Ex-Sportler Myron Bolitar glänzt nicht nur mit einer gut funktionierenden Agentur, sondern auch mit einem messerscharfen Verstand und einer Coolness, die eher gespielt, als tatsächlich vorhanden ist. Eine sympathische Hauptfigur neben der sein langjähriger Freund, der Anlageberater Win und die zu beschützende Brenda Slaughter ausreichend Chancen erhalten, um auch ihre Vorzüge gewinnbringend ausspielen zu können. Doch trotz manchem amüsanten Schlagabtausch und dem Vorhandensein tiefer gehender Gefühle, geht es auch in Myrons neuem Auftrag wieder knallhart zur Sache.

Fazit:
Ein packender Thriller mit vielen Verstrickungen, einem unvorhersehbaren Fall, lebendigen Figuren und einem Wortwitz, der wunderbar unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Ein abgekartetes Spiel um Leben und Tod

Die Gerechte
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Der Internetunternehmer Ted Severson lernt auf dem Heathrower Flughafen eine unbekannte Rothaarige kennen, die genau wie er, ihre Wartezeit an der Bar verbringt. Ohne Umschweife kommen sie ins Gespräch ...

Der Internetunternehmer Ted Severson lernt auf dem Heathrower Flughafen eine unbekannte Rothaarige kennen, die genau wie er, ihre Wartezeit an der Bar verbringt. Ohne Umschweife kommen sie ins Gespräch und einige Martinins später und mit der Gewissheit länger als gedacht auf seinen Flug warten zu müssen, vertraut er sich der Fremden an. Denn erst vor Kurzem hat er entdeckt, dass seine Ehefrau ein Verhältnis mit seinem Bauunternehmer hat und ihn schamlos hintergeht. Doch anstatt Mitleid mit dem gehörnten Ehemann zu haben, bietet die Unbekannte ihre Hilfe an und unterstützt ihn in seinem Wunsch, die fremdgehende Gattin zu töten.

„Die Gerechte“ ist nach „Die Unbekannte“ der zweite Thriller des US-amerikanischen Autors Peter Swanson, der seine Leser tief in menschliche Abgründe führt. Ohne großes Blutvergießen oder actionreiche Szenen kommt er dabei aus und erzählt die Geschichte einer perfiden Rache wendungsreich und geschickt, sodass bis zum Schluss niemand weiß, wie alles enden wird. Dafür aber lernt der Leser die beteiligten Hauptpersonen und ihre Lebensumstände besser kennen und erfährt abwechselnd aus ihrer Sicht, welche Ereignisse dazu führen, dass das verhängnisvolle Geschehen immer mehr außer Kontrolle gerät und welchen Anteil jeder Einzelne daran besitzt.

Angenehm kurze Kapitel, ein Schreibstil, der geradlinig und sachlich ist und eine Erzählweise, welche die Spannung immer mehr anheizt, führen dazu, dass das Buch, ist es erst einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand gelegt werden kann. Und obwohl keine der Figuren sympathisch ist und ihre Handlungsweisen oftmals unrealistisch und fragwürdig erscheinen, sind es vor allem ihre Entscheidungen und ihre Fehler, die das intrigante Geschehen mit Leben füllen und die die Handlung zügig voranschreiten lassen.

Fazit:
Ein abgekartetes Spiel um Leben und Tod, das vor allem durch seine Unvorhersehbarkeit und seinen Wendungsreichtum hervorragend unterhält.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit

Im Grab schaust du nach oben
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Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen ...


Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen Nachdruck zu verleihen. Auch die Handlanger italienischer Mafiosi befinden sich auf dem Weg und wollen Schutzgelder erpressen. Ein turbulentes Durcheinander, das die Kulisse für eine Beerdigung bildet, bei der Kommissar Jennerwein anwesend ist. Denn ausgerechnet seinen Freund, den Hansi, hat´s erwischt, der hier in Ehren und mit traditionellen Böllerschüssen verabschiedet wird. Doch die vom Toten gewünschte Zeremonie läuft nicht nach Plan und auch seine Familie blickt merkwürdig drein. Da stimmt was nicht, denkt der bayerische Kommissar und schon bald steckt er mitten in einer Mordermittlung fest, die einige unerwartete Überraschungen beschert.

„Im Grab schaust du nach oben“ ist der neunte Fall für den kultigen Kommissar Hubertus Jennerwein, der diesmal ein Verbrechen aufdeckt, das ihm ziemlich nahe geht. Bevor er aber einen perfiden Plan durchkreuzen kann, gerät er zunächst einmal in höchste Gefahr. Doch einen Jennerwein bringt man nicht so schnell zur Strecke und auch überlisten kann man ihn nicht. Eine wahre Lichtgestalt am Kommissarenhimmel, der über ausreichend Geistesgegenwart verfügt und genau wie sein Erschaffer, einen gesunden Humor besitzt. Das jedenfalls beweisen die vielen pointierten Dialoge, in denen er nicht nur seinen Sachverstand zum Besten gibt, sondern auch seinen Sinn für vergnügliche und treffende Bemerkungen unter Beweis stellen kann.

Wer nun aber glaubt, dass bei so viel Sarkasmus und Spöttelei nicht ordentlich ermittelt wird, der irrt. Denn der eigentliche Fall, der im Mittelpunkt des Alpenkrimis steht, ist clever konstruiert und weiß mit überraschenden Wendungen und einem nicht minder spannenden Verlauf zu überzeugen. Allerdings ist er, wie das in Bayern beliebte Knieküchle, mit ordentlich Zuckerzeug bestäubt, das hier in Form von skurrilen Nebenhandlungen, fragwürdigen Gestalten und urigen Traditionen für eine üppige Garnierung sorgt. Deshalb gibt es kaum eine Seite im Buch, die dem Leser nicht ein Schmunzeln entlockt oder die dafür sorgt, dass er lokale Eigentümlichkeiten entdeckt. Eine unterhaltsame Lektüre, die aber auch ein kleines Manko besitzt, das durch die Verwendung der vielen Figuren und mannigfaltigen Handlungsstränge entsteht. Es ist einfach schwer, den Überblick zu behalten und einen roten Faden in dem kunterbunten Wirrwarr zu finden.

Fazit:
„Im Grab schaust du nach oben“ ist ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor, einer ordentlichen Portion Lokalkolorit sowie einem ernst zu nehmenden Verbrechen, dessen Klärung gar nicht so einfach ist.



Veröffentlicht am 01.05.2017

Ein unheimlich fesselnder und dramatischer dritter Teil

Lügenfalle
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In Promise Falls, einer Kleinstadt an der US-Ostküste, ist die Hölle los. Hunderte von Menschen werden an einem Samstagmorgen mit undefinierbaren Kreislaufproblemen und merkwürdigen Herzbeschwerden ins ...

In Promise Falls, einer Kleinstadt an der US-Ostküste, ist die Hölle los. Hunderte von Menschen werden an einem Samstagmorgen mit undefinierbaren Kreislaufproblemen und merkwürdigen Herzbeschwerden ins General Hospital gebracht, wo sie um ihr Leben kämpfen. Eine Massenepidemie, die unzählige Todesopfer fordert und deren Ursache das vergiftete Trinkwasser aus dem städtischen Wasserwerk ist. Doch wer hat es auf die Bewohner der Stadt abgesehen und möchte möglichst viele von ihnen töten? Eine Frage, der Detective Barry Duckworth nachgeht, während er parallel dazu einen weiteren Fall zu lösen hat. Denn auf dem örtlichen College wurde eine Studentin mit dem gleichen tödlichen Schnitt im Unterleib umgebracht, wie schon zwei junge Frauen zuvor.

„Lügenfalle“ ist nach „Lügennest“ und „Lügennacht“ der dritte Teil der Promise Falls-Trilogie, die sich mit den seltsamen und vor allem todbringenden Vorkommnissen in einer amerikanischen Kleinstadt beschäftigen. Dabei sind es nicht nur die üblichen Verbrecher, die den Bewohnern von Promise Falls Angst einjagen, sondern vor allem unauffällige Bürger der Stadt, die, warum auch immer, plötzlich zu Mördern werden. Schon allein deshalb ist es unheimlich schwer, die Hintergründe zu durchschauen und die Taten aufzuklären. Eine rasant verlaufende Jagd, die in verschiedenen Handlungssträngen und aus unterschiedlichen Sichtweisen heraus erzählt wird, wobei eine Vielzahl von Figuren und jede Menge familiärer Verstrickungen eine Rolle spielen, die der Leser bereits aus den ersten beiden Teilen kennt. Gleichzeitig werden die erschreckenden Ereignisse fortgeführt und zusammen mit neuen Vergehen am Ende des dritten Teils plausibel aufgelöst.

Ein wunderbar fesselnder Schreibstil, der viele bildliche Elemente enthält, versteht es den Leser in den Sog der entsetzlichen Vorfälle zu ziehen, die diesmal in Form einer Giftkatastrophe das Geschehen bestimmen. Dazu taucht er zunächst einmal in das Leben der Opfer ein und beobachtet, wie es dazu kommt, dass sie vergiftet werden, bevor er die Massenhysterie verfolgt, die Besitz von der Bevölkerung ergreift. In diesem ganzen Durcheinander sind es vor allem die einzelnen Figuren, die durch ihre Probleme, aber auch durch ihre Wünsche die Handlung bestimmen und die von Linwood Barclay mit einer unterhaltsamen Vielfalt und bestechenden Lebendigkeit gezeichnet sind.

Fazit:
Unheimlich fesselnd, überaus dramatisch und angenehm wendungsreich präsentiert sich der dritte Band der Promise Falls Trilogie und löst letztendlich schlüssig die ungeklärten Mordfälle und seltsamen Begebenheiten in der US-amerikanischen Kleinstadt auf. Ein Lesegenuss für alle Thrillerfans, die abwechslungsreiche Handlungsverläufe mit vielen Figuren mögen.