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Veröffentlicht am 25.05.2017

Ein ruhiger und doch sehr fesselnder Thriller

Du stirbst nicht allein
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Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr ...

Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr Mörder sie geschändet hat. Und während alle Bemühungen, den Täter zu finden im Sande verlaufen, schlägt der Killer erneut wieder zu. Diesmal ist es die siebenjährige Poppy Glover, die inmitten einer Menschenmenge vor einem Eiswagen verschwindet und wie die anderen Mädchen tot in einem Waldstück aufgefunden wird. Zwar ist auch diesmal nicht klar, ob ein Einzeltäter oder ein geheim agierender Pädophilenring hinter den Verbrechen steckt. Aber die Zuversicht wächst, mit den neuen Spuren einen Durchbruch zu erzielen und dem sogenannten Kenwood-Killer endlich das Handwerk legen zu können.

„Du stirbst nicht allein“ ist nach „Während du stirbst“ der zweite Thriller der Londoner Autorin Tamy Cohen, die es versteht, das Grauen in ihren Büchern aufleben zu lassen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als das eigene Kind zu vermissen und nach Stunden der Hoffnung und Angst zu erfahren, dass es von einem Fremden getötet worden ist. Ein Albtraum, der kein Ende nimmt und der in dem neuen Fall der Opferschutzbeamtin Leanne Miller gleich vier Familien betrifft. Menschen, deren Schicksal durch den tragischen Verlust eng miteinander verbunden ist. Deshalb gründen sie eine Selbsthilfegruppe und versuchen sich gegenseitig beizustehen. Doch niemand von ihnen weiß, was der andere vor allen verbirgt.

Erzählt wird das traumatische Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Zeitebenen heraus. So lernt der Leser zum einen die Familien der getöteten Mädchen kennen und erfährt, welche Auswirkungen das jeweilige Verbrechen auf ihr Leben hat. Zum anderen ist er dabei, wenn eine einst erfolgreiche Journalistin verzweifelt versucht, mit einer unseriösen Berichterstattung die ins Stocken geratene Karriere in Gang zu bringen und dann wiederum schaut er den Ermittlern bei ihrer lange Zeit erfolglosen und überaus nervenaufreibenden Arbeit zu und hofft, dass sie bald den Mörder finden. Figuren, die lebensecht beschrieben sind und genauso mannigfaltig in Erscheinung treten, wie die Ereignisse selbst.

Eine flüssige Erzählweise, ständig wechselnde Szenen und geschickt gesetzte Andeutungen sorgen dafür, dass der Leser in den Bann der Geschichte gezogen wird. Allerdings sollte er das Buch nicht übermäßig oft zur Seite legen. Denn viele Figuren und abwechselnd erzählte Handlungsstränge benötigen einige Aufmerksamkeit, um ihr Zusammenspiel zu verstehen, während der geschickt konstruierte Plot seine volle Wirkung nur entfalten kann, wenn der Überblick behalten wird.

Fazit:
„Du stirbst nicht allein“ ist ein eher ruhiger Thriller, der viel aus dem Leben seiner Figuren erzählt, gleichzeitig aber auch die Jagd nach einem perfiden Killer in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Mit einem überraschenden Ende versehen versteht er es, nicht nur die auf Hochtouren arbeitenden Ermittler lange Zeit zu täuschen.




Veröffentlicht am 25.05.2017

Ein bewegender Familienroman und eine Hommage an die Schokolade

Die Frauen der Rosenvilla
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Anna Kepler liebt es, zart schmelzende Schokoladenvariationen zu kreieren und Pralinen herzustellen. Ein Talent, das die junge Unternehmerin von ihrem Großvater geerbt hat und das bei den Kunden ihrer ...

Anna Kepler liebt es, zart schmelzende Schokoladenvariationen zu kreieren und Pralinen herzustellen. Ein Talent, das die junge Unternehmerin von ihrem Großvater geerbt hat und das bei den Kunden ihrer Chocolaterie großen Anklang findet. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis Anna mit der „Schokolust“ einen weiteren Laden eröffnet und auch die Feinschmecker in der Dresdner Altstadt mit köstlichen Schokoladenkreationen versorgt. Doch die Liebe zur Schokolade ist nicht die einzige Hinterlassenschaft ihres Großvaters, von der Anna profitiert. Auch eine alte Familienvilla befindet sich seit einiger Zeit in ihrem Besitz, die sie liebevoll renoviert und eingerichtet hat. Nun steht nur noch die Gestaltung des Rosengartens an, bei dessen Bepflanzung Anna plötzlich eine alte Schatulle entdeckt. In ihm liegt ein Tagebuch liegt, das von dem Leben der Frauen in der Rosenvilla erzählt und von einem Geheimnis, das sogar Anna noch zum Verhängnis werden kann.

„Die Frauen der Rosenvilla“ ist ein ergreifender Familienroman, der wendungsreich und emotional mitreißen in Erscheinung tritt. ist. Beginnend mit einem Brief, den eine Mutter an ihre Tochter schreibt und in dem sie einen nicht wieder gut zu machenden Fehler gesteht, taucht der Hörer in das verhängnisvolle Schicksal der Frauen ein, die in der Rosenvilla zu Hause waren. Aus verschiedenen Sichten und Zeitebenen heraus, wird ihr Leben in Form von Tagebucheinträgen erzählt. So lernt der Hörer die Vorfahren von Annas Familie kennen und erfährt ganz nebenbei interessante Dinge aus der Vergangenheit und über die im Besitz der Familie befindliche Schokoladenfabrik. Darüber hinaus lässt es sich die Autorin Teresa Simon nicht nehmen, ihrer Vorliebe für Schokolade Tribut zu zollen und schildert neben der Herstellung verschiedenartiger Pralinen auch wissenswerte Details über die für sie verwendeten Zutaten.

Gelesen wird der schicksalsträchtige Roman von Nadine Heidenreich, die es wunderbar versteht, den einzelnen Familienmitgliedern einen passenden Ausdruck zu verleihen. Mit einer spürbaren emotionalen Wärme geht sie dabei vor und setzt sie ihre variantenreiche Stimme geschickt für die Darstellung von vorherrschenden Stimmungen und aufkommenden Gefühlen der Figuren ein. So fiebert der Hörer regelrecht mit Anna mit und hofft, dass der Disput um das Erbe ihres Großvaters ein gutes Ende nimmt, oder ist entsetzt über die Gefühlskälte eines Mannes, der seine junge Ehefrau wissentlich unglücklich macht. Ein Hörbuch, das durchgängig vor allem durch die berührenden Lebensgeschichten der völlig unterschiedlichen Frauen und die vom Schicksal herbeigeführten Verwicklungen unheimlich fesselt.

Fazit:
„Die Frauen der Rosenvilla“ ist eine bewegende Familiengeschichte, die in wunderbarer Weise Vergangenheit und Gegenwart miteinander vereint und dem Hörer die Gelegenheit gibt, gleich eine ganze Handvoll starker Frauen in verschiedenen Epochen kennenzulernen.

Für alle Hörer, die während der genussvollen Lesung Appetit auf eine köstliche Schokoladenkreation bekommen und dazu auch noch selbst tätig werden wollen, gibt es ein Schmankerl obendrauf. In einem kleinen Heft sind dem Hörbuch sechs Rezepte für die Herstellung von Pralinen beigefügt, die mit ein wenig Aufwand in der eigenen Küche ausprobiert werden können.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Ein Krimi mit viel französischem Flair und zwei wunderbar kniffligen Fällen

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
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An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle ...

An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle Pracht der Sonne zu genießen. Doch kaum ist Isabelle dort angekommen, reißt sie ihr oberster Dienstherr aus der Lethargie. Nur einen klitzekleinen Gefallen soll sie ihm tun und sozusagen aus Spaß und um der müßigen Langenweile zu entgehen, den merkwürdigen Tod des Staatssekretärs überprüfen. Dabei kommt sie einem hinterhältigen Komplott auf die Spur, während ihr Freund, der Kunstsammler Rouven Mardrinac, für weitere Aufregung sorgt. Mit der Behauptung einer Fälschung aufgesessen zu sein, brüskiert er den Besitzer der örtlichen Galerie und schon bald steckt Isabelle gleich in zwei Ermittlungen fest, die es in sich haben.

Im verschlafenen Hinterland der Côte d’Azur ticken die Uhren langsamer. Ein Gefühl, das sich in dem Krimi um die Kommissarin der Police national, Isabelle Bonnet, auf wundersame Weise widerspiegelt. Ohne Stress und Hektik taucht der Leser in das sich allmählich entwickelnde Geschehen ein, und während er noch glaubt, genau wie die scharfsinnige Ermittlerin im Urlaub zu sein, nimmt das Unheil seinen Lauf. Denn ein Hilferuf der ganz besonderen Art macht der Kommissarin zu schaffen und ist verantwortlich dafür, dass die mit guten Vorsätzen angetretene Auszeit bald in Vergessenheit gerät. Von nun an macht es besonders viel Spaß der sympathischen Polizistin über die Schulter zu schauen und dabei zu sein, wenn sie mit hohem Einsatz und viel Sachverstand Verbrecher jagt. Aber nicht nur sie ist den Missetätern auf der Spur. Auch ihr schrulliger Assistent Apollinaire ist wie gewohnt mit dabei und unterstützt seine Vorgesetzte nach allen Kräften. Genau wie der Bürgermeister von Fragolin, Blés Thierry, und nicht zuletzt Rouven Mardrinac, die beide erneut um die Gunst der smarten Kommissarin buhlen.

Fazit:
Das vierte Buch der Reihe um die einstige Pariser Top-Ermittlerin Isabelle Bonnet überzeugt mit viel französischem Flair, einem brillanten Ermittlerteam und zwei wunderbar kniffligen Fällen.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Eine erschreckend düstere Reise in die Vergangenheit

Die Anatomie des Teufels
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Im April 1988 erhält der junge Lateinprofessor Daniel Amat die Nachricht, dass sein Vater in Barcelona verstorben ist. Ohne zu zögern fährt er dorthin und muss erfahren, dass die Leiche des beliebten Arztes ...

Im April 1988 erhält der junge Lateinprofessor Daniel Amat die Nachricht, dass sein Vater in Barcelona verstorben ist. Ohne zu zögern fährt er dorthin und muss erfahren, dass die Leiche des beliebten Arztes aus den dunklen Wassern des Port Vell gefischt worden ist und die Umstände seines Todes überaus seltsam sind.
Zur gleichen Zeit steht in Barcelona die Eröffnung der ersten Weltausstellung an. Und während alle Kräfte damit beschäftigt sind, die letzten Arbeiten fertigzustellen, geht in der Stadt ein perfider Mörder um. Bereits mehrere junge Frauen sind ihm zum Opfer gefallen und wurden Tage nach ihrem Verschwinden mit gewaltigen Bisswunden und fehlenden Körperteilen aufgefunden. Doch erst als Daniel das mysteriöse Tagebuch seines Vaters entdeckt, wird klar, dass viel mehr hinter dem Tod des Vaters steckt und hinter dessen Bemühen, die Frauenmorde aufzuklären.

„Die Anatomie des Teufels“ ist ein spannender Historienthriller, der in der spanischen Metropole Barcelona spielt, zu einer Zeit, als die industrielle Entwicklung einen riesigen Aufschwung nahm und der kulturelle Fortschritt boomte. Während die Bürger der Stadt unter Krankheiten wie Tuberkulose, Typhus und Malaria litten, machten sich die Großen und Mächtigen daran, mit bemerkenswerten Bauten und einer gigantischen Ausstellung ihren Wohlstand zu präsentieren. In dieser von großen Gegensätzen geprägten Epoche siedelt der spanische Debütautor Jordi Llobregat die Handlung seines Thrillers an und lässt vor der Kulisse einer sich rasant entwickelnden Stadt einen skrupellosen Mörder sein grausames Werk verrichten. Warum er das tut, ahnt der Leser schon bald und doch wird er in den Sog von Ereignissen gezogen, die gleichermaßen mysteriös und erschreckend sind.

Erstaunlich ruhig und mit vielen historischen Details wird die Geschichte von den wahnwitzigen Ideen eines Mannes erzählt, der dem Schicksal ein Schnippchen schlagen will. Doch er ist nicht der Einzige, der seine Pläne mit großem Nachdruck verfolgt. Auch der Journalist Don Bernat Fleixa, der dem junge Lateinprofessor Daniel Amat bei seiner Suche nach dem Mörder hilfreich zur Seite steht, setzt alles daran, aus seinem ergaunerten Wissen Kapital zu schlagen. Figuren, die wunderbar lebensecht und in ihren Handlungsweisen dermaßen nachvollziehbar geraten sind, dass der Leser sie regelrecht vor sich sieht. Hinzu kommen eine Atmosphäre, die düster und unheimlich in Erscheinung tritt und ein Handlungsverlauf, der vor rätselhaften Geheimnissen, unlauterem Verrat und verbotene Leidenschaften nur so strotzt.

Fazit:
In „Die Anatomie des Teufels“ begibt sich der Leser auf eine erschreckend düstere Reise in die Vergangenheit, wo er einen tiefen Einblick in die krankhaften Fantasien eines Psychopathen erhält. Fesselnd geschrieben und mit einem faszinierenden Einblick in das frühere Barcelona versehen, überzeugt der Thriller auf der ganzen Linie.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Ein packender fünfter Fall

Abgeblockt - Myron Bolitar ermittelt
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Die erfolgreiche Basketballspielerin Brenda Slaughter wird mit dem Tod bedroht. Doch anstatt bei ihrem Vater und Manager den nötigen Halt zu finden, ist dieser verschwunden und niemand weiß, ob er für ...

Die erfolgreiche Basketballspielerin Brenda Slaughter wird mit dem Tod bedroht. Doch anstatt bei ihrem Vater und Manager den nötigen Halt zu finden, ist dieser verschwunden und niemand weiß, ob er für Brendas Misere verantwortlich ist. Ein schwieriger Fall, den der Sportagent und versierte Privatermittler Myron Bolitar übernimmt, der selbst einmal ein berühmter Sportler war. Und während er versucht, Brenda vor den Anfeindungen dubioser Geschäftemacher zu beschützen, gerät auch er in höchste Gefahr und muss erkennen, dass die Vergangenheit längst nicht vergessen ist.

„Abgeblockt“ ist der fünfte Einsatz für den einstigen Basketballstar Myron Bolitar, der nach einer schweren Knieverletzungen seine Profikarriere beenden musste. Nach einem abgeschlossenen Jurastudium und einigen Jahren beim FBI, ist er inzwischen Inhaber eines eigenen Unternehmens, das er mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Assistentin, der Ex-Wrestlerin Esperanza Diaz führt. Deshalb wundert es auch nicht, dass diese mit aller Macht seine Partnerin werden will und immer mehr Druck auf ihren Chef ausübt. Aber nicht nur Esperanzas Forderungen machen Myron schwer zu schaffen. Auch sein neuer Fall verlangt ihm Einiges ab, vor allem, weil sich der flapsige Sportagent zu allem Unglück auch noch in seine Klientin verliebt.

Voll gepackt mit obskuren Gestalten und verbrecherischen Ambitionen weiß der im Sortmilieu spielende Thriller des Bestsellerautors Harlan Coben spannend zu unterhalten, während er gleichzeitig eine gewisse Ironie in sich birgt. Denn der Sprüche klopfende Ex-Sportler Myron Bolitar glänzt nicht nur mit einer gut funktionierenden Agentur, sondern auch mit einem messerscharfen Verstand und einer Coolness, die eher gespielt, als tatsächlich vorhanden ist. Eine sympathische Hauptfigur neben der sein langjähriger Freund, der Anlageberater Win und die zu beschützende Brenda Slaughter ausreichend Chancen erhalten, um auch ihre Vorzüge gewinnbringend ausspielen zu können. Doch trotz manchem amüsanten Schlagabtausch und dem Vorhandensein tiefer gehender Gefühle, geht es auch in Myrons neuem Auftrag wieder knallhart zur Sache.

Fazit:
Ein packender Thriller mit vielen Verstrickungen, einem unvorhersehbaren Fall, lebendigen Figuren und einem Wortwitz, der wunderbar unterhaltsam ist.