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Veröffentlicht am 25.04.2017

Eine amüsante Liebesgeschichte

New York Diaries - Phoebe
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Penibel gefaltete Hemden, korrekt gestapelte Anzughosen und systematisch sortierte Socken. Die Redakteurin Phoebe Stuard ist entsetzt, als sie ihren Koffer auspacken will. Denn das, was sie nach dem Öffnen ...

Penibel gefaltete Hemden, korrekt gestapelte Anzughosen und systematisch sortierte Socken. Die Redakteurin Phoebe Stuard ist entsetzt, als sie ihren Koffer auspacken will. Denn das, was sie nach dem Öffnen des Deckels vor sich sieht, sind nicht etwa die am Flughafen noch schnell gekauften und in den Koffer gestopften Dessous, sondern die akribisch angeordneten Sachen eines Mannes.
Zur gleichen Zeit öffnet der Schriftsteller David im Büro des Literaturagenten Harry seinen Koffer, um ein überarbeitetes Manuskript zu entnehmen. Doch anstatt die Vorarbeit für einen neuen Bestseller unter seiner Kleidung hervorzuziehen, starrt er voller Entsetzen auf ein ungewohntes Chaos, das aus Spitzenunterwäsche und neonfarbenen Sportschuhen besteht.

„New York Diaries" ist eine kurzweilige und mit einem ganz eigenen Zauber einhergehende Reihe von Liebesromanen, die die deutsche Autorin Anne Freytag unter ihrem Pseudonym Ally Taylor im Wechsel mit ihrer Kollegin Adriana Popescu alias Carrie Price schreibt. Angesiedelt im Zentrum von New York City, wo ein ziemlich abgewracktes Wohnhaus namens Knights Building steht, spielen die einzelnen Episoden, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Hier leben eine Reihe von Frauen, die einen neuen Anfang wagen oder einfach nur ungestört ihrem Tagwerk nachgehen. Von ihnen und ihren Träumen, von unerfüllten Hoffnungen und aufregenden Erlebnissen wird in den amüsanten und turbulenten Geschichten erzählt und von ihrem Glück, einen zu ihnen passenden Menschen zu finden.

Phoebe ist eine liebenswerte Figur, die hoffnungslos chaotisch ist, als Literaturagentin aber den richtigen Riecher für interessante Storys besitzt. Deshalb zögert sie auch nicht lange, als sie in dem fremden Koffer ein Manuskript entdeckt, das ihre Neugierde weckt. Doch wer glaubt, dass nur Frauen gern in fremden Sachen stöbern, der irrt. Auch der Schriftsteller David, der als das Gegenstück von Phoebe das Geschehen bestimmt, beginnt im Tagebuch der unbekannten Fremden zu lesen, das ganz persönliche Gedanken an einen Mann namens Leo hält. So lernen sich die beiden unbekannten Menschen langsam kennen und beginnen sich plötzlich nach dem jeweils anderen auf den Straßen New Yorks umzusehen.

Wunderbar flüssig und herrlich romantisch erzählt, weiß die Geschichte von Phoebe den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite fiebert er mit und hofft, dass es mit den beiden sympathischen Hauptfiguren ein gutes Ende nimmt. Dabei trifft er erneut auf Figuren, die er aus den Vorgängerromanen kennt, und erfährt ein wenig von Zoe, die als junge Möchtegernschauspielerin ihren ersten Auftritt im Folgeband hat. Voller Leben und schicksalhafter Ereignisse steckt dieses Buch, das ein wenig verträumt, ein wenig surreal und ein wenig witzig ist. Eine gute Mischung, die angenehm unterhält und schöne Lesestunden beschert.

Fazit:
Eine märchenhafte Lovestory in einer faszinierenden Stadt, die sich niemand der zauberhafte Geschichten mag, entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Ein Thriller mit starken Figuren aber nur mäßiger Spannung

Schattenfänger
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Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen ...

Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen hat und der verängstigten Frau am Morgen eine frisch gekochte Tasse Tee und eine eingewickelte Rose auf den Küchentisch stellt. Doch sie ist nicht die Einzige, deren Haus nicht mehr sicher ist. Denn kurz nach ihr erscheint bei Detective Inspector Ellen Kelly eine weitere Frau, die von den heimlichen Besuchen eines Unbekannten und den von ihm hinterlassenen Aufmerksamkeiten erzählt. Ellen, die nach einer längeren Zwangspause in den Dienst zurückgekehrt ist, geht den seltsamen Vorkommnissen nach und hat schon bald einen schrecklichen Verdacht, der auch ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

„Schattenfänger“ ist der zweite Fall für die Londoner Ermittlerin Ellen Kelly, die bei ihrem letzten Fall einen Verbrecher erschossen hat und sich seit dem in psychologischer Behandlung befindet. Aber nicht nur dieser Vorfall macht ihr zu schaffen. Auch der vor drei Jahren erlittene Unfalltod ihres Mannes setzt ihr ordentlich zu. Trotzdem ist sie endlich so weit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, obwohl sie für zwei Kinder zu sorgen hat. Eine sehr bodenständige Polizistin, die ganz normale alltägliche Probleme hat und somit wunderbar authentisch und glaubhaft erscheint. Wie auch der Rest der Figuren, die der Leser in dem Buch kennenlernt, obwohl nicht alle so sympathisch, wie DI Ellen Kelly sind.

Der Fall, mit dem sich Ellen Kelly und ihr Team beschäftigen, ist gut erdacht und präsentiert einige Wendungen, die so nicht vorherzusehen sind. Doch trotz der gelungenen Idee vermag es Sheila Burger nicht, das in ihm steckende Potenzial auszuschöpfen. Zu spannungsarm plätschert die Handlung vor sich hin, ohne nervenaufreibende Szenen, ohne eskalierende Dialoge und ohne ermittlerische Höhepunkte. Auch eine in Thrillern oft vorhandene psychologische Komponente und die von ihr ausgehende kaum auszuhaltende Anspannung ist nicht zu finden. Lediglich das Finale wurde wunderbar dramatisch in Szene gesetzt, was einfach zu wenig ist.

Fazit:
„Schattenfänger“ ist ein kurzweiliger Thriller mit starken Figuren und interessanten Wendungen, der allerdings die erwartete Spannung vermissen lässt.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Ein rasanter und nervenaufreibender Thriller mit einem raubeinigen Ermittler

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Kaum ist Detective William Oliver Layton-Fawkes nach seiner Suspendierung in den Dienst zurückgekehrt, erhält er einen neuen Fall, der sehr heikel ist. Eine Flickenpuppe aus sechs menschlichen Leichenteilen ...

Kaum ist Detective William Oliver Layton-Fawkes nach seiner Suspendierung in den Dienst zurückgekehrt, erhält er einen neuen Fall, der sehr heikel ist. Eine Flickenpuppe aus sechs menschlichen Leichenteilen wurde kunstvoll drapiert in einer Wohnung entdeckt, die genau gegenüber seiner derzeitigen Bleibe liegt. Ein Zufall, der so nicht beabsichtigt war oder ein Zeichen des Mörders, der ein perfides Spiel mit ihm spielt? Noch bevor der Londoner Detective Vermutung anstellen kann, erhält seine Exfrau einen Brief, in dem eine Todesliste des Killers steckt, auf der ganz am Ende auch sein Name steht.

„Ragdoll“ ist ein rasanter und nervenaufreibender Thriller mit einem raubeinigen Ermittler, der nicht viel von Vorschriften hält. Mit seinem aufbrausenden Temperament und dem Hang, aufkommende Probleme im Alleingang zu lösen, eckt er regelmäßig an, vor allem, wenn er sich wieder einmal körperlich an seinen Widersachern vergreift. Doch trotz seiner Unberechenbarkeit steht Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, hoch im Kurs, da er der beste Mordermittler ist, den die Londoner Polizei zu bieten hat. Diesmal allerdings beißt auch er sich die Zähne aus im Kampf gegen einen Mörder, der hochintelligent und gut vorbereitet ist.

Daniel Cole versteht es, seine Leser von der ersten Seite an zu packen. Ohne Vorgeplänkel oder irgendwelche Erklärungen abzugeben, katapultiert er sie in eine Kette von Ereignissen hinein, deren dramatischer Verlauf kaum Zeit zum Luft holen lässt. So lernen sie gleich zu Beginn den draufgängerischen Detective in einer actionreichen Szene kennen und merken schnell, dass er es ist, der das Tempo bestimmt. Aber nicht nur das. Auch seine Vorgehensweise legt er eigenmächtig fest und sorgt dafür, dass der Verlauf der Handlung unberechenbar wird. Wie auch der unbekannte Killer, der ebenfalls einen großen Anteil daran hat, dass die Spannung auf einem hohen Level bleibt und niemand vorhersehen kann, was als Nächstes geschieht.

Neben zwei so übermächtigen Charakteren hat kein weiterer mehr Platz, könnte man meinen, irrt allerdings. Denn Daniel Cole ist es gelungen, weitere starke Figuren in die chaotisch verlaufende Handlung einzubauen, die sich hier gut etablieren. Da gibt es zum einen Wolfs Kollegin Emily Baxter, die genau wie Wolf gravierende persönliche Probleme hat, sich aber an Gesetzlichkeiten hält, zum anderen lernt der Leser den ihr zugeordnete Assistenten Alex Edmunds kennen, der sich als ungemein vorausschauend und fleißig entpuppt und zuguterletzt spielt auch Wolfs Ex-Frau Andrea eine wichtige Rolle, die als Reporterin mitten in diesem Wahnsinn bestehen muss. Figuren, die überspitzt gezeichnet sind, dafür aber einen hohen Unterhaltungswert besitzen.

Fazit:
In „Ragdoll“ erlebt der Leser einen dramatischen Wettlauf gegen die Zeit, mit Figuren, die dicht am Limit und fernab jeglicher Legalität agieren, einem Killer, der brutal und genial in einem ist und einer Atmosphäre, die ausnehmend düster erscheint.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Ein dramatischer, vielschichtiger und bewegender Roman

Die Schatten von Race Point
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Hallie Costa ist ein glückliches Kind und das, obwohl ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Denn ihr Vater Nick kümmert sich um sie und tut alles dafür, dass sie den schweren Verlust schnell vergisst. ...

Hallie Costa ist ein glückliches Kind und das, obwohl ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Denn ihr Vater Nick kümmert sich um sie und tut alles dafür, dass sie den schweren Verlust schnell vergisst. Als Jahre später die Mutter ihres Schulkameraden Gus von ihrem Mann ermordet wird, ist es Hallie, die dem schwer traumatisierten Jungen zur Seite steht, der mit einem Schlag beide Eltern verloren hat. Eine enge Freundschaft verbindet sie seitdem, bis daraus im Teenageralter Liebe wird. Doch ihre Zukunftsträume platzen jäh, als ein verhängnisvoller Streit bis zum Äußersten führt und Gus und Hallie getrennte Wege gehen. Erst Jahre später, als Hallie mit einem anderen Mann glücklich ist und Gus bezichtigt wird, einen Mord begangen zu haben, kreuzen sich ihre Wege wieder. Und plötzlich wird klar, dass sie füreinander bestimmt gewesen sind, während nun ein düsteres Geheimnis zwischen ihnen steht.

„Die Schatten von Race Point“ ist ein gefühlvoller Roman über Freundschaft und Liebe, über Intrigen und Verrat und über die Kraft, trotz schwerer Sünden, vergeben zu können. Eine Geschichte, die wendungsreich in Erscheinung tritt und gleichzeitig ungemein fesselnd. In ihr taucht der Leser tief in die Gefühls- und Gedankenwelt der jungen Hallie ein und verfolgt, wie sie den Widrigkeiten des Lebens trotzt und das, obwohl das Schicksal es nicht gut mit ihr meint. Aber nicht nur sie wird in den Fokus des Geschehens gestellt und kämpft Jahrzehnte lang darum, ihr Glück zu finden. Auch ihr Schulkamerad Gus, der durch eine schreckliche Tat zum Waisen wird, muss lernen mit den Fehlern anderer und mit eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen. Dass diese beiden Menschen ihren Weg zusammengehen, ist das Besondere, das sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Und auch zu Zeiten, in denen sie getrennt ihr Leben meistern, bleibt immer eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen bestehen.

Atmosphärisch dicht geschrieben, mit einer Sprache, die die verhängnisvollen Ereignisse wie ein Film in den Köpfen seiner Leser ablaufen lässt, erzählt Patry Francis ihre Geschichte. Dabei gleitet sie nicht in kitschige Gefilde ab oder schlachtet tiefer gehende Gefühle übermäßig aus. Sondern berichtet aus der Sicht von verschiedenen Personen, was an der Küste von Neuengland in einem Ort namens Provincetown geschieht, dort wo das Wetter unberechenbar ist, wo Touristen ein idyllisches Fleckchen für ihre Erholung finden und die Bewohner ihrem ganz normalen Tagwerk nachgehen.

Fazit:
„Die Schatten von Race Point“ ist ein dramatischer und vielschichtiger Roman, der seine Figuren über eine ungemein lange Zeit ihres Lebens begleitet. Ein Buch für lange und emotional bewegende Leseabende am Strand oder am Kamin


Veröffentlicht am 16.04.2017

Ein erschreckend grausamer Thriller

Der Knochensammler - Die Ernte
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Einer alten Familientradition folgend, ist der Knochensammler auf menschliche Kuriositäten spezialisiert. Egal, ob verformte Skelette und oder andere Abnormitäten. Er sammelt sie, um sich an ihrem Anblick ...

Einer alten Familientradition folgend, ist der Knochensammler auf menschliche Kuriositäten spezialisiert. Egal, ob verformte Skelette und oder andere Abnormitäten. Er sammelt sie, um sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Deshalb ist er auch überaus begeistert, als er von dem sechsjährigen Jakey hört, der am Münchmeyer-Syndrom leidet. Einer fortschreitenden Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes, das zu einer allmählichen Versteifung des Körpers führt. Er muss ihn haben, koste was es wolle und wenn er dafür töten muss.

„Der Knochensammler - Die Ernte“ ist ein erschreckend grausamer Thriller, der den Leser tief in menschliche Abgründe führt. Dahin, wo ein psychopathischer Killer seine geheimen Neigungen verbirgt, die er gnadenlos ausleben möchte. Von seinem Vater inspiriert, begeht er grausame Verbrechen an Menschen, die durch ihr schweres Schicksal über alle Maßen gepeinigt sind. Aber nicht nur seine Taten stehen im Fokus des Geschehens, sondern vor allem der Leidensweg der Familien, die von seinen furchtbaren Beutezügen betroffen sind. So lernt der Leser zum einen die Eltern der fünfjährigen Clara kennen, die auf offener Straße vom Knochensammler entführt wurde und zum anderen die Eltern des sechsjährigen Jakey, der aus dem Krankenhaus verschwunden ist. Zwei Familie, deren Eheprobleme durch den Verlust ihrer Kinder offen zutage treten. Überhaupt gibt es in dem Thriller der britischen Autorin Fiona Cummnis keine Hauptfigur, die nicht vom Schicksal gebeutelt oder anderweitig mit Schwierigkeiten behaftet ist. Nur die beiden Kinder sorgen durch ihre Stärke und Tapferkeit dafür, dass in dem deprimierenden Geschehen ein wenig Sorglosigkeit und Hoffnung durchscheint.

Fesselnd und bildhaft geschrieben präsentiert sich die Geschichte des krankhaften Psychopathen und seiner jungen Opfer und legt zum Ende mit einem furiosen Finale noch eine Schippe drauf. Dabei wird die Spannung in diesem Thriller nicht etwa durch ein actionreiches Geschehen oder durch detailreich geschilderte Verbrechen angeheizt, sondern vor allem durch die Missstimmungen innerhalb der Familien und durch die verzweifelte Suche nach den Kindern sowie durch die Frage, wer denn nun eigentlich der Knochensammlers ist.

Fazit:
„Der Knochensammler – Die Ernte“ ist ein packender Thriller, der vor allem von den Unzulänglichkeiten seiner Figuren und ihrer realistischen und streckenweise deprimierenden Darstellung lebt und von einem Verbrechen, das besonders absonderlich und grausam ist. Hinzu kommen jede Menge Wendungen, die dem Geschehen regelmäßig eine andere Richtung verleihen und ein Erzählstil, der sich wunderbar kurzweilig liest.