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Veröffentlicht am 09.05.2017

Ein abgekartetes Spiel um Leben und Tod

Die Gerechte
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Der Internetunternehmer Ted Severson lernt auf dem Heathrower Flughafen eine unbekannte Rothaarige kennen, die genau wie er, ihre Wartezeit an der Bar verbringt. Ohne Umschweife kommen sie ins Gespräch ...

Der Internetunternehmer Ted Severson lernt auf dem Heathrower Flughafen eine unbekannte Rothaarige kennen, die genau wie er, ihre Wartezeit an der Bar verbringt. Ohne Umschweife kommen sie ins Gespräch und einige Martinins später und mit der Gewissheit länger als gedacht auf seinen Flug warten zu müssen, vertraut er sich der Fremden an. Denn erst vor Kurzem hat er entdeckt, dass seine Ehefrau ein Verhältnis mit seinem Bauunternehmer hat und ihn schamlos hintergeht. Doch anstatt Mitleid mit dem gehörnten Ehemann zu haben, bietet die Unbekannte ihre Hilfe an und unterstützt ihn in seinem Wunsch, die fremdgehende Gattin zu töten.

„Die Gerechte“ ist nach „Die Unbekannte“ der zweite Thriller des US-amerikanischen Autors Peter Swanson, der seine Leser tief in menschliche Abgründe führt. Ohne großes Blutvergießen oder actionreiche Szenen kommt er dabei aus und erzählt die Geschichte einer perfiden Rache wendungsreich und geschickt, sodass bis zum Schluss niemand weiß, wie alles enden wird. Dafür aber lernt der Leser die beteiligten Hauptpersonen und ihre Lebensumstände besser kennen und erfährt abwechselnd aus ihrer Sicht, welche Ereignisse dazu führen, dass das verhängnisvolle Geschehen immer mehr außer Kontrolle gerät und welchen Anteil jeder Einzelne daran besitzt.

Angenehm kurze Kapitel, ein Schreibstil, der geradlinig und sachlich ist und eine Erzählweise, welche die Spannung immer mehr anheizt, führen dazu, dass das Buch, ist es erst einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand gelegt werden kann. Und obwohl keine der Figuren sympathisch ist und ihre Handlungsweisen oftmals unrealistisch und fragwürdig erscheinen, sind es vor allem ihre Entscheidungen und ihre Fehler, die das intrigante Geschehen mit Leben füllen und die die Handlung zügig voranschreiten lassen.

Fazit:
Ein abgekartetes Spiel um Leben und Tod, das vor allem durch seine Unvorhersehbarkeit und seinen Wendungsreichtum hervorragend unterhält.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit

Im Grab schaust du nach oben
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Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen ...


Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen Nachdruck zu verleihen. Auch die Handlanger italienischer Mafiosi befinden sich auf dem Weg und wollen Schutzgelder erpressen. Ein turbulentes Durcheinander, das die Kulisse für eine Beerdigung bildet, bei der Kommissar Jennerwein anwesend ist. Denn ausgerechnet seinen Freund, den Hansi, hat´s erwischt, der hier in Ehren und mit traditionellen Böllerschüssen verabschiedet wird. Doch die vom Toten gewünschte Zeremonie läuft nicht nach Plan und auch seine Familie blickt merkwürdig drein. Da stimmt was nicht, denkt der bayerische Kommissar und schon bald steckt er mitten in einer Mordermittlung fest, die einige unerwartete Überraschungen beschert.

„Im Grab schaust du nach oben“ ist der neunte Fall für den kultigen Kommissar Hubertus Jennerwein, der diesmal ein Verbrechen aufdeckt, das ihm ziemlich nahe geht. Bevor er aber einen perfiden Plan durchkreuzen kann, gerät er zunächst einmal in höchste Gefahr. Doch einen Jennerwein bringt man nicht so schnell zur Strecke und auch überlisten kann man ihn nicht. Eine wahre Lichtgestalt am Kommissarenhimmel, der über ausreichend Geistesgegenwart verfügt und genau wie sein Erschaffer, einen gesunden Humor besitzt. Das jedenfalls beweisen die vielen pointierten Dialoge, in denen er nicht nur seinen Sachverstand zum Besten gibt, sondern auch seinen Sinn für vergnügliche und treffende Bemerkungen unter Beweis stellen kann.

Wer nun aber glaubt, dass bei so viel Sarkasmus und Spöttelei nicht ordentlich ermittelt wird, der irrt. Denn der eigentliche Fall, der im Mittelpunkt des Alpenkrimis steht, ist clever konstruiert und weiß mit überraschenden Wendungen und einem nicht minder spannenden Verlauf zu überzeugen. Allerdings ist er, wie das in Bayern beliebte Knieküchle, mit ordentlich Zuckerzeug bestäubt, das hier in Form von skurrilen Nebenhandlungen, fragwürdigen Gestalten und urigen Traditionen für eine üppige Garnierung sorgt. Deshalb gibt es kaum eine Seite im Buch, die dem Leser nicht ein Schmunzeln entlockt oder die dafür sorgt, dass er lokale Eigentümlichkeiten entdeckt. Eine unterhaltsame Lektüre, die aber auch ein kleines Manko besitzt, das durch die Verwendung der vielen Figuren und mannigfaltigen Handlungsstränge entsteht. Es ist einfach schwer, den Überblick zu behalten und einen roten Faden in dem kunterbunten Wirrwarr zu finden.

Fazit:
„Im Grab schaust du nach oben“ ist ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor, einer ordentlichen Portion Lokalkolorit sowie einem ernst zu nehmenden Verbrechen, dessen Klärung gar nicht so einfach ist.



Veröffentlicht am 01.05.2017

Ein unheimlich fesselnder und dramatischer dritter Teil

Lügenfalle
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In Promise Falls, einer Kleinstadt an der US-Ostküste, ist die Hölle los. Hunderte von Menschen werden an einem Samstagmorgen mit undefinierbaren Kreislaufproblemen und merkwürdigen Herzbeschwerden ins ...

In Promise Falls, einer Kleinstadt an der US-Ostküste, ist die Hölle los. Hunderte von Menschen werden an einem Samstagmorgen mit undefinierbaren Kreislaufproblemen und merkwürdigen Herzbeschwerden ins General Hospital gebracht, wo sie um ihr Leben kämpfen. Eine Massenepidemie, die unzählige Todesopfer fordert und deren Ursache das vergiftete Trinkwasser aus dem städtischen Wasserwerk ist. Doch wer hat es auf die Bewohner der Stadt abgesehen und möchte möglichst viele von ihnen töten? Eine Frage, der Detective Barry Duckworth nachgeht, während er parallel dazu einen weiteren Fall zu lösen hat. Denn auf dem örtlichen College wurde eine Studentin mit dem gleichen tödlichen Schnitt im Unterleib umgebracht, wie schon zwei junge Frauen zuvor.

„Lügenfalle“ ist nach „Lügennest“ und „Lügennacht“ der dritte Teil der Promise Falls-Trilogie, die sich mit den seltsamen und vor allem todbringenden Vorkommnissen in einer amerikanischen Kleinstadt beschäftigen. Dabei sind es nicht nur die üblichen Verbrecher, die den Bewohnern von Promise Falls Angst einjagen, sondern vor allem unauffällige Bürger der Stadt, die, warum auch immer, plötzlich zu Mördern werden. Schon allein deshalb ist es unheimlich schwer, die Hintergründe zu durchschauen und die Taten aufzuklären. Eine rasant verlaufende Jagd, die in verschiedenen Handlungssträngen und aus unterschiedlichen Sichtweisen heraus erzählt wird, wobei eine Vielzahl von Figuren und jede Menge familiärer Verstrickungen eine Rolle spielen, die der Leser bereits aus den ersten beiden Teilen kennt. Gleichzeitig werden die erschreckenden Ereignisse fortgeführt und zusammen mit neuen Vergehen am Ende des dritten Teils plausibel aufgelöst.

Ein wunderbar fesselnder Schreibstil, der viele bildliche Elemente enthält, versteht es den Leser in den Sog der entsetzlichen Vorfälle zu ziehen, die diesmal in Form einer Giftkatastrophe das Geschehen bestimmen. Dazu taucht er zunächst einmal in das Leben der Opfer ein und beobachtet, wie es dazu kommt, dass sie vergiftet werden, bevor er die Massenhysterie verfolgt, die Besitz von der Bevölkerung ergreift. In diesem ganzen Durcheinander sind es vor allem die einzelnen Figuren, die durch ihre Probleme, aber auch durch ihre Wünsche die Handlung bestimmen und die von Linwood Barclay mit einer unterhaltsamen Vielfalt und bestechenden Lebendigkeit gezeichnet sind.

Fazit:
Unheimlich fesselnd, überaus dramatisch und angenehm wendungsreich präsentiert sich der dritte Band der Promise Falls Trilogie und löst letztendlich schlüssig die ungeklärten Mordfälle und seltsamen Begebenheiten in der US-amerikanischen Kleinstadt auf. Ein Lesegenuss für alle Thrillerfans, die abwechslungsreiche Handlungsverläufe mit vielen Figuren mögen.

Veröffentlicht am 25.04.2017

Eine amüsante Liebesgeschichte

New York Diaries - Phoebe
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Penibel gefaltete Hemden, korrekt gestapelte Anzughosen und systematisch sortierte Socken. Die Redakteurin Phoebe Stuard ist entsetzt, als sie ihren Koffer auspacken will. Denn das, was sie nach dem Öffnen ...

Penibel gefaltete Hemden, korrekt gestapelte Anzughosen und systematisch sortierte Socken. Die Redakteurin Phoebe Stuard ist entsetzt, als sie ihren Koffer auspacken will. Denn das, was sie nach dem Öffnen des Deckels vor sich sieht, sind nicht etwa die am Flughafen noch schnell gekauften und in den Koffer gestopften Dessous, sondern die akribisch angeordneten Sachen eines Mannes.
Zur gleichen Zeit öffnet der Schriftsteller David im Büro des Literaturagenten Harry seinen Koffer, um ein überarbeitetes Manuskript zu entnehmen. Doch anstatt die Vorarbeit für einen neuen Bestseller unter seiner Kleidung hervorzuziehen, starrt er voller Entsetzen auf ein ungewohntes Chaos, das aus Spitzenunterwäsche und neonfarbenen Sportschuhen besteht.

„New York Diaries" ist eine kurzweilige und mit einem ganz eigenen Zauber einhergehende Reihe von Liebesromanen, die die deutsche Autorin Anne Freytag unter ihrem Pseudonym Ally Taylor im Wechsel mit ihrer Kollegin Adriana Popescu alias Carrie Price schreibt. Angesiedelt im Zentrum von New York City, wo ein ziemlich abgewracktes Wohnhaus namens Knights Building steht, spielen die einzelnen Episoden, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Hier leben eine Reihe von Frauen, die einen neuen Anfang wagen oder einfach nur ungestört ihrem Tagwerk nachgehen. Von ihnen und ihren Träumen, von unerfüllten Hoffnungen und aufregenden Erlebnissen wird in den amüsanten und turbulenten Geschichten erzählt und von ihrem Glück, einen zu ihnen passenden Menschen zu finden.

Phoebe ist eine liebenswerte Figur, die hoffnungslos chaotisch ist, als Literaturagentin aber den richtigen Riecher für interessante Storys besitzt. Deshalb zögert sie auch nicht lange, als sie in dem fremden Koffer ein Manuskript entdeckt, das ihre Neugierde weckt. Doch wer glaubt, dass nur Frauen gern in fremden Sachen stöbern, der irrt. Auch der Schriftsteller David, der als das Gegenstück von Phoebe das Geschehen bestimmt, beginnt im Tagebuch der unbekannten Fremden zu lesen, das ganz persönliche Gedanken an einen Mann namens Leo hält. So lernen sich die beiden unbekannten Menschen langsam kennen und beginnen sich plötzlich nach dem jeweils anderen auf den Straßen New Yorks umzusehen.

Wunderbar flüssig und herrlich romantisch erzählt, weiß die Geschichte von Phoebe den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite fiebert er mit und hofft, dass es mit den beiden sympathischen Hauptfiguren ein gutes Ende nimmt. Dabei trifft er erneut auf Figuren, die er aus den Vorgängerromanen kennt, und erfährt ein wenig von Zoe, die als junge Möchtegernschauspielerin ihren ersten Auftritt im Folgeband hat. Voller Leben und schicksalhafter Ereignisse steckt dieses Buch, das ein wenig verträumt, ein wenig surreal und ein wenig witzig ist. Eine gute Mischung, die angenehm unterhält und schöne Lesestunden beschert.

Fazit:
Eine märchenhafte Lovestory in einer faszinierenden Stadt, die sich niemand der zauberhafte Geschichten mag, entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Ein Thriller mit starken Figuren aber nur mäßiger Spannung

Schattenfänger
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Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen ...

Wenn es Nacht wird, schleicht er in ihr Haus, wühlt in ihrer Wäsche und ergötzt sich daran, ihr beim Schlafen zuzusehen. Ein Stalker, der es auf die alleinstehende Empfangsdame einer Immobilienfirma abgesehen hat und der verängstigten Frau am Morgen eine frisch gekochte Tasse Tee und eine eingewickelte Rose auf den Küchentisch stellt. Doch sie ist nicht die Einzige, deren Haus nicht mehr sicher ist. Denn kurz nach ihr erscheint bei Detective Inspector Ellen Kelly eine weitere Frau, die von den heimlichen Besuchen eines Unbekannten und den von ihm hinterlassenen Aufmerksamkeiten erzählt. Ellen, die nach einer längeren Zwangspause in den Dienst zurückgekehrt ist, geht den seltsamen Vorkommnissen nach und hat schon bald einen schrecklichen Verdacht, der auch ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

„Schattenfänger“ ist der zweite Fall für die Londoner Ermittlerin Ellen Kelly, die bei ihrem letzten Fall einen Verbrecher erschossen hat und sich seit dem in psychologischer Behandlung befindet. Aber nicht nur dieser Vorfall macht ihr zu schaffen. Auch der vor drei Jahren erlittene Unfalltod ihres Mannes setzt ihr ordentlich zu. Trotzdem ist sie endlich so weit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, obwohl sie für zwei Kinder zu sorgen hat. Eine sehr bodenständige Polizistin, die ganz normale alltägliche Probleme hat und somit wunderbar authentisch und glaubhaft erscheint. Wie auch der Rest der Figuren, die der Leser in dem Buch kennenlernt, obwohl nicht alle so sympathisch, wie DI Ellen Kelly sind.

Der Fall, mit dem sich Ellen Kelly und ihr Team beschäftigen, ist gut erdacht und präsentiert einige Wendungen, die so nicht vorherzusehen sind. Doch trotz der gelungenen Idee vermag es Sheila Burger nicht, das in ihm steckende Potenzial auszuschöpfen. Zu spannungsarm plätschert die Handlung vor sich hin, ohne nervenaufreibende Szenen, ohne eskalierende Dialoge und ohne ermittlerische Höhepunkte. Auch eine in Thrillern oft vorhandene psychologische Komponente und die von ihr ausgehende kaum auszuhaltende Anspannung ist nicht zu finden. Lediglich das Finale wurde wunderbar dramatisch in Szene gesetzt, was einfach zu wenig ist.

Fazit:
„Schattenfänger“ ist ein kurzweiliger Thriller mit starken Figuren und interessanten Wendungen, der allerdings die erwartete Spannung vermissen lässt.