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Veröffentlicht am 11.12.2016

Ein spannender Italienkrimi mit einer einzigartigen Atmosphäre

Lichtertod
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In jedem Jahr erstrahlt die Altstadt von Salerno in einem weihnachtlichen Lichterglanz, der vor allem Touristen anlocken soll. Doch anstatt eine heimelige Atmosphäre zu verbreiten, werden die Besucher ...

In jedem Jahr erstrahlt die Altstadt von Salerno in einem weihnachtlichen Lichterglanz, der vor allem Touristen anlocken soll. Doch anstatt eine heimelige Atmosphäre zu verbreiten, werden die Besucher der süditalienischen Küstenstadt diesmal mit einem Anblick überrascht, der eher makaber als stimmungsvoll ist. Denn zwischen den herunterrieselnden Lichterflocken hängt mit Drahtseilen am Gebäude drapiert der abgetrennte Kopf eines Toten. Hauptkommissarin Patrizia Vespa, die erst vor Kurzem aus Merano an die Amalfiküste gekommen ist, übernimmt mit ihrem Team den merkwürdigen Fall und stellt bereits am Tatort fest, dass der Kopf zu dem bekannten Ingenieur Ugo Meriani gehört. Doch er bleibt nicht der Einzige, der einem perfiden Rachefeldzug zum Opfer fällt und schon bald haben die Ermittler alle Hände voll zu tun, um hinter das Motiv der grausamen Morde zu kommen und den Täter zu stellen.

„Lichterglanz“ ist der erste Band einer neuen Krimireihe, in dem die ehrgeizige Erste Hauptkommissarin Patrizia Vespa gemeinsam mit ihrer Kollegin Hauptkommissarin Christina D´Avossa und einer Handvoll weiterer Mitarbeiter auf die Jagd nach Gesetzesbrechern geht. Dabei könnte man fast glauben, dass es in dem idyllisch gelegenen Ort am Golf von Salerno keine Verfehlungen geben kann, so wundervoll wird die Landschaft beschrieben, so traumhaft muten die besuchten Plätze an. Und doch musste sich Patrizia gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit im Süden Italiens eingestehen, dass es auch hier genug Verbrechen gibt und nicht jedes gelöst werden kann. Wie der Mord an einem ehemaligen Kollegen, der ihnen noch immer Rätsel aufgibt und der ihr schwer zu schaffen macht. Demgegenüber geht ihre Partnerin Christina D´Avossa wesentlich relaxter mit gelegentlichen Misserfolgen um und versteht es ab und an auch Patrizia Starrsinn zu durchbrechen. Ein sympathisches Duo, mit dem es hoffentlich noch mehr Fälle gibt, bei denen der Leser jederzeit miträtseln kann und die wendungsreich und mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit in Erscheinung treten.

Fazit:
Ein spannender Krimi, der den Leser tief in die einzigartige Atmosphäre an der Amalfiküste eintauchen lässt und ihn mit einem kniffligen Fall, mit vergangenem Unrecht und mit einem toughen Ermittlerteam hervorragend unterhält.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Spannend und mit dem richtigen Gespür für Gänsehautmomente

Saving Grace - Bis dein Tod uns scheidet
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Sie führen ein perfektes Leben. Der gut aussehende und charmante Anwalt Jack und seine Frau Grace, eine talentierte und wunderschöne Künstlerin. Und während er tagtäglich für die Rechte von misshandelten ...

Sie führen ein perfektes Leben. Der gut aussehende und charmante Anwalt Jack und seine Frau Grace, eine talentierte und wunderschöne Künstlerin. Und während er tagtäglich für die Rechte von misshandelten Frauen kämpft, kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre Schwester, die am Downsyndrom leidet. Eine Ehe, die aus Liebe geschlossen wurde, deren Zauber allerdings nur bis zum Tag der Hochzeit hielt. Denn kaum sind die beiden Turteltäubchen nach ihrer Trauung allein, erfährt Grace, wer ihr Ehemann wirklich ist. Von nun an muss sie um ihr Leben kämpfen und um das ihrer Schwester Millie.

„Saving Grace“ ist das Debüt der in Frankreich lebenden und England aufgewachsenen Schriftstellerin B. A. Paris, die in ihrem Buch von einer jungen Frau erzählt, deren Glaube an die große Liebe verhängnisvolle Ereignisse nach sich zieht. Dabei ist Grace weder allzu vertrauensselig, noch hofft sie darauf, von einem Mann finanziell versorgt zu werden. Im Gegenteil. Als Einkäuferin bei Harrods arbeitet sie in einen verantwortungsvollen Job und verdient genug Geld, um gemeinsam mit ihrer Schwester Millie ein auskömmliches Leben zu führen. Eine sympathische Figur, die oftmals sehr gekünstelt wirkt. Kein Wunder. Steht sie doch unter Beobachtung ihres Mannes Jack und muss mit viel schauspielerischem Talent seine kleine perfekte Ehefrau spielen.

Spannend und mit dem richtigen Gespür für Gänsehautmomente geschrieben, präsentiert sich „Saving Grace“ als subtiler Psychothriller, der hält, was er verspricht. Mal langsam und schleichend, dann wiederum mit voller Wucht sorgt er dafür, dass die Angst von Grace überhandnimmt und als zentrales Element die Handlung bestimmt. Und das, obwohl es in dem Buch auch schöne Momente gibt. Denn die Autorin lässt es sich nicht nehmen mit wechselnden Zeitebenen zu agieren und dem Leser einen umfassenden Einblick in die Ereignisse vor und nach der Hochzeit zu bieten. Ein Auf und Ab der Gefühle, das an den Nerven zerrt. So bangt der Leser mit Grace und Millie zusammen und erlebt ein Martyrium, dessen Ausgang ungewiss ist.

Fazit:
Ein gelungener Psychothriller, der seinem Genre alle Ehre macht und Fans von subtilen Geschichten mit verbrecherischem Hintergrund wärmstens empfohlen werden kann.

Veröffentlicht am 27.11.2016

Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe

Ihr einziges Kind
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Mit der Geburt ihres Sohnes Caspar ist das Glück für Dr. Cord Cassjen und seine Ehefrau Silvana perfekt. Allerdings nur, bis die junge Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt und im Haus der Cassjens ...

Mit der Geburt ihres Sohnes Caspar ist das Glück für Dr. Cord Cassjen und seine Ehefrau Silvana perfekt. Allerdings nur, bis die junge Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt und im Haus der Cassjens merkwürdige Dinge geschehen. So verschwindet Caspar spurlos und kann nur von einem Polizeihund wieder gefunden werden, während Silvana von einem unbekannten Entführer spricht, der durch Wände geht. Doch der abhandengekommene Säugling bleibt nicht der einzige Fall, den Kommissar Renke Nordmann und seine Kollegin Nola van Heerden lösen müssen. Denn nur kurze Zeit später wird Dr. Cord Cassjen im gemeinsamen Wohnzimmer erschossen aufgefunden und von dem Rest seiner kleinen Familie fehlt jede Spur.

„Ihr einziges Kind“ ist ein atmosphärischer und in seinem Verlauf glaubwürdiger Kriminalroman, in dem der von allen Bürgern geschätzte Leiter der Polizeidirektion Martinsfehn und seine ehrgeizige Kollegin von der Kripo Leer zum dritten Mal in einem fiktiven Dorf in Nordfriesland ermitteln. Dass das nicht einfach wird, merkt der Leser bereits zu Beginn des Buches, wenn er auf die beteiligten Personen trifft. So lernt er die eigensinnige Inhaberin einer Spirituosenfabrik kennen, die den gerade erst geborenen Enkel für ihre Zwecke einsetzen will, schaut hinter die Fassade eines achtbaren Landrates, der in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist oder verfolgt die Machenschaften einer Reihe von weiteren Beteiligten, die nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Ein wunderbar spannender und verzwickter Fall, der die Aufmerksamkeit von Ermittler und Leser gleichermaßen auf sich zieht und sie lange Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Denn schließlich geht es hier um das Leben eines kleinen Kindes, das plötzlich verschwunden ist und um seine Familie, die ihre Interessen über das Wohlergehen des Neugeborenen stellt.

Fazit:
Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe präsentiert sich der bis zum Schluss undurchsichtig Fall, in dem es um mehr als nur Familienzwistigkeiten geht. Ein Kriminalroman, der spannende Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Ein vielschichtiger zweiter Fall für den Osloer Kommissar

Federgrab
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Auf einer Lichtung im Wald wird die Leiche eines Mädchens gefunden, die auf einem Bett aus Federn liegt. Von einem Pentagramm aus Kerzen umgeben und mit einer Lilie im Mund bietet sie einen Anblick, der ...

Auf einer Lichtung im Wald wird die Leiche eines Mädchens gefunden, die auf einem Bett aus Federn liegt. Von einem Pentagramm aus Kerzen umgeben und mit einer Lilie im Mund bietet sie einen Anblick, der äußerst verstörend wirkt. Kommissar Holger Munch und sein Team von der Osloer Polizei übernehmen den merkwürdigen Fall und beginnen in einem Jugendheim zu ermitteln, in dem das ermordete Mädchen zu Hause war. Und noch während sie auf der Suche nach einem stichhaltigen Motiv für das grausame Verbrechen sind, taucht plötzlich ein Video auf, das das Mädchen mit einem Unbekannten zeigt, der sich als Eule verkleidet hat.

„Federgrab“ ist nach „Engelskalt“ der zweite Fall für Kommissar Holger Munch und die von ihm erneut ins Team zurückgeholte Mia Krüger, die über ganz besondere Fähigkeiten verfügt. Denn während Holger Munch seine Ermittlungen auf das akribische Zusammentragen von Fakten stützt, vertraut Mia eher ihrem untrüglichen Instinkt, indem sie versucht, sich in die Gedankengänge von Mördern hineinzuversetzen. Dass sie dabei viel zu viel Alkohol trinkt und gleichzeitig Unmengen an Tabletten konsumiert, ist für ihre Arbeit zwar nicht hinderlich, aber für Munch Grund genug, dass sich Sorgen um sie macht. Doch nicht nur sie hat, wie in den skandinavischen Krimis üblich, gravierende Probleme. Im Osloer Team gibt noch mehr Ermittler, deren Verhalten grenzwertig ist. So wird der Leser einerseits durch das Zusammenspiel der völlig unterschiedlichen Ermittler und ihren Kampf gegen die eigenen Dämonen gut unterhalten. Zum anderen versteht es der lange Zeit undurchsichtige Fall, an das Geschehen zu fesseln, der voller ungelöster Rätsel ist. Hinzu kommen eine Atmosphäre, die spürbar düster ist und ein Schreibstil, der sich wunderbar liest.

Fazit:
Ein vielschichtiger zweiter Fall für Kommissar Holger Munch, dessen Spannungsbogen oft durch die weitreichenden Probleme seiner Ermittler unterbrochen wird, was nicht jedem Leser gefallen wird. Trotzdem erwartet ihn hier eine interessante und gut durchdachte Ermittlung, die tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

Veröffentlicht am 06.11.2016

Ein kurzweiliger Roman mit einer leider unglaubwürdigen Protagonistin

Der Rache süßer Atem
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Die Galerieangestellte Maria wird von ihrem Chef und besten Freund Henry zum emotionalen Pflegefall ernannt, während sie sich selbst als überfällig bezeichnet. Schließlich ist sie fast 40 Jahr alt, hat ...

Die Galerieangestellte Maria wird von ihrem Chef und besten Freund Henry zum emotionalen Pflegefall ernannt, während sie sich selbst als überfällig bezeichnet. Schließlich ist sie fast 40 Jahr alt, hat weder Kind noch Mann und ihre letzte Beziehung endete mit der gleichen Erkenntnis, wie ihre Beziehungen zuvor. Maria wird von den Männern, die sie liebt und mit denen sie eine Familie gründen will, nur benutzt, und sobald es brenzlig für sie wird, einfach entsorgt. Nun aber ist Schluss! Maria hat genug davon, ein Lustobjekt männlicher Egomanen zu sein und schwört bittere Rache.

“Der Rache süßer Atem“ ist ein amüsanter Roman, bei dem es knallhart zur Sache geht. Denn nach einigen katastrophalen Beziehungen und karrieremäßigen Tiefschlägen schmiedet die von Männern schwer enttäuschte und stets viel zu nachsichtige Hauptprotagonistin einen perfiden Plan, bei dem ihr ausgerechnet ein gut aussehender Hauptkommissar in die Quere kommt. Dass es dabei zu einigen Turbulenzen kommt, ist wohl klar und doch hat mich der Roman nicht vollends überzeugt. Beginnend mit der Figur der Maria, die für eine intelligente Doktorandin anfänglich zu naiv und später zu skrupellos dargestellt worden ist, über ihre sonntäglichen Racheaktionen, deren Verlauf trotz immenser Gefährlichkeit zu emotionslos und eintönig geschildert wurde, bis hin zu den wenigen Randfiguren, die, bis auf den Galeristen Henry, farblos und nichtssagend in Erscheinung traten, stimmte das Gesamtkonstrukt einfach nicht. Lediglich das Auftauchen des Kommissars hat einige unvorhersehbare und amüsant zu lesende Wendungen in das Geschehen gebracht und es angenehm belebt. Deshalb ist dieser Roman vor allem Lesern zu empfehlen, die neben einem lockeren Roman und einigen lustigen Szenen, vor allem eine überzeichnete Hauptfigur mögen, die den Löwenanteil des Geschehens bestimmt, und streckenweise wenig nachvollziehbar agiert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und flott zu lesender Roman mit einigen kriminellen Elementen, der keinesfalls ernst zu nehmen ist, der leider aber die auf seinem Buchrücken angepriesene Hochspannung vermissen lässt.