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Veröffentlicht am 30.10.2016

Ein durchwachsener erster Fall für eine tolle Ermittlerin

Das Kind im Wald
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Sechs Jahre ist es her, seit Lizzie Snows Nichte Nicolette spurlos verschwand. Sämtliche Bemühungen sie wiederzufinden, brachten keinen Erfolg. Doch Lizzie, die in Boston als Detective bei der Mordkommission ...

Sechs Jahre ist es her, seit Lizzie Snows Nichte Nicolette spurlos verschwand. Sämtliche Bemühungen sie wiederzufinden, brachten keinen Erfolg. Doch Lizzie, die in Boston als Detective bei der Mordkommission tätig ist, gibt die Suche nicht auf. Denn kurz nachdem sie einen ernst zu nehmenden Hinweis erhält, lässt sie sich in das kleine Städtchen Bearkill versetzen, wo jemand ihre Nichte gesehen haben will. Als Kontaktbeamtin vor Ort erfährt sie viele Dinge, die in der abgelegenen Gegend geschehen und steht nicht nur bald vor einem neuen Fall, in dem es um eine unerklärliche Todesserie von ehemaligen Polizisten geht, sondern in den tief verschneiten Wäldern von Maine, wo sie auf Ungeheuerliches stößt.

„Das Kind im Wald“ ist der erste Fall einer neuen Krimireihe, in der der neue Deputy Sheriff von Aroostook County, Lizzie Snow, ermittelt. Dabei kommen der toughen Polizistin die gesammelten Erfahrungen bei der Bostoner Mordkommission zugute und schon in kurzer Zeit gelingt es ihr, gleich eine Handvoll von Verbrechen zu lösen. Doch bevor Lizzie Snow in den Wäldern von Maine fündig wird, lernt sie zunächst einmal die Bewohner der kleinen Stadt Bearkill kennen und trifft dabei auf viele Merkwürdigkeiten. Ein Handlungseinstieg, der zwar gut gelungen ist, sich aber viel zu lange hinzieht. So dauert es fast die Hälfte des Buches, bis der Kriminalroman in Fahrt gerät und die Ereignisse sich überschlagen. Bis dahin aber verstehen es lediglich die ungemein flüssige und damit kurzweilig in Erscheinung tretende Schreibweise von Sarah Graves und ihr Talent, die Figuren lebensecht und vielseitig darzustellen, den Leser zu fesseln. Erst die zweite Hälfte des Buches hat es in sich. Hier werden gleich mehrere Fälle gelöst, während Lizzie Snow den Verbrechern das Fürchten lehrt. Eine Ermittlerin mit dem Herzen am rechten Fleck, die gespannt auf ihre nächste Ermittlung werden lässt. Denn nun hat sie sich in Aroostook County eingelebt und kann ihre ganze Energie für ihren Job verwenden.

Fazit:
In „Das Kind im Wald“ wollte die amerikanische Autorin Sarah Graves einfach zu viel. Zu viele Bewohner vorstellen, zu viel Verbrecher jagen und zu viele Verwicklungen lösen. Etwas weniger hätte dem Kriminalroman gut getan. Deshalb bleibt die Hoffnung auf einen nicht so überladenen und damit sehr spannenden zweiten Fall. Denn schreiben kann Sarah Graves wirklich gut.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Ein Spiel mit der Angst

Sechzig Sekunden
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Wenn sechzig Sekunden über ein Leben entscheiden, ist das nicht viel Zeit. Doch für die Opfer eines perfiden Killers sind 60 Sekunden Zeit genug, um unter unvorstellbaren Qualen, eine Entscheidung zu treffen. ...

Wenn sechzig Sekunden über ein Leben entscheiden, ist das nicht viel Zeit. Doch für die Opfer eines perfiden Killers sind 60 Sekunden Zeit genug, um unter unvorstellbaren Qualen, eine Entscheidung zu treffen. Verzichten sie lieber auf ein Ohr oder lassen sie sich alle Zähne ziehen? Wollen sie ihre Füße hergeben oder doch besser ihr Gesicht? In Boston taucht ein Unbekannter mit einer Comicmaske in den Häusern unbescholtener Bürger auf und stellt sie vor eine grausame Wahl. Detective John Spader, der mit seinem Team der State Police in diesem Fall ermittelt, tappt lange im Dunkeln, bis plötzlich ein ungeheuerer Verdacht ihn nicht mehr schlafen lässt. Doch bevor er diesem auf den Grund gehen kann, ist seine Ex-Frau Olivia verschwunden, während der Comic-Killer ein neues Ultimatum stellt.

„60 Sekunden“ ist ein rasanter Thriller des amerikanischen Autors James Hankins, der nicht nur gekonnt mit den Nerven seiner Ermittler spielt, sondern auch den Leser bis zum Finale nicht mehr ruhen lässt. Denn ein zu allem entschlossenen Killer hat Spaß daran, seine Opfer grausam zu verstümmeln und lässt ihnen dabei auch noch die Wahl, mit welchem Handicap sie in Zukunft leben möchten. Ein Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt und es trotzdem nicht versäumt, das Privatleben seines leitenden Ermittlers aufzurollen. Dass dieses von einer Reihe an Missverständnissen geprägt wird, ist zum Teil selbst verschuldet, zum Teil aber auch eine Nebenerscheinung seines Jobs. Darüber hinaus lernt der Leser aber auch einen Teil der Opfer und den Mörder besser kennen, weiß aber erst recht spät, wer für die grausamen Taten verantwortlich ist. Ein Spiel mit der Angst, das ein Unbekannter bis zur Perfektion beherrscht und das clever arrangiert, nachvollziehbar und flüssig geschrieben zu Papier gebracht worden ist.

Fazit:
Ein spannender Thriller, der zwar nicht auf einer neuen Idee beruht, der aber mit der richtigen Portion an Dramatik, Angst und Verzweiflung fesselnd unterhält.

Veröffentlicht am 24.10.2016

Ein schwacher dritter Fall für Smoky Barrett

Die Stille vor dem Tod
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In einem Wohnblock in Denver werden in einer Nacht drei Familien ermordet und auf merkwürdige Weise zur Schau gestellt. Denn während die enthaupteten Eltern mit dem Tafelsilber in der Hand an den Enden ...

In einem Wohnblock in Denver werden in einer Nacht drei Familien ermordet und auf merkwürdige Weise zur Schau gestellt. Denn während die enthaupteten Eltern mit dem Tafelsilber in der Hand an den Enden des Tisches sitzen, wurden die erdrosselten Töchter der Länge nach auf ihn gelegt. Doch das ist längst nicht alles. Eine blutige Botschaft prangt an der Wand, die der Mörder für Smoky Barrett hinterlassen hat und in der von Zweiflern und Gerechtigkeit die Rede ist. Smoky Barrett und ihr Team übernehmen den entsetzlichen Fall und stoßen schon bald auf das pure Grauen, das sich tief unter der Erde versteckt. Eine Ermittlung nimmt ihren Lauf, die für die schwangere FBI-Agentin nicht nur sehr persönlich wird, sondern die sie auch emotional stark belastet.

Nach „Ausgelöscht“ und „Das Böse in uns“ ist „Die Stille vor dem Tod“ der dritte Fall für die FBI-Agentin Smoky Barrett, die schon einmal ihre Familie durch die Hand eines Killers verloren hat und nun erneut um das Leben geliebter Menschen bangen muss. Doch anstatt mit voller Kraft den Mörder zu jagen, wird die versierte Agentin seit einiger Zeit von Ängsten und Panikattacken heimgesucht und des Nachts von Albträumen geplagt. Ein Umstand, der sie stellenweise lähmt und dazu führt, dass sie viel Energie dazu einsetzen muss, um sich ihren Dämonen zu stellen. Zwar ist der Kampf der genialen Agentin mit sich selbst schon bemerkenswert, aber damit einen großen Teil des Buches zu füllen, ist einfach zu viel. So wird den dramatischen Ereignissen in Denver schlichtweg die Spannung geraubt, während sich der Leser mit grausamen Szenen aus Smokys Albträumen oder mit ihrer inneren Zwiespältigkeit herumplagen muss. Eine grenzenlose Überflutung, die in Kombination mit der Detailverliebtheit des Autors dazu führt, dass die schrecklichen Bilder nicht mehr berühren, sondern einfach nur noch ermüdeten. Schade. Er kann es wesentlich besser.

Fazit:
FBI-Agentin Somky Barretts dritter Fall ist trotz der in ihm verarbeiteten schockierenden Mordserie zu persönlich geraten und weist dadurch große Schwächen im Spannungsverlauf auf. Deshalb bleibt zu hoffen, dass sich die angeschlagene Agentin bis zu ihrer nächsten Ermittlung erholt und zukünftige Einsätze weniger mit persönliche Problemen belastet werden.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Ein superspannender achter Fall für das Ermittlerteam aus dem Taunus

Im Wald
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Im Wald bei Ruppertshain gerät ein Wohnwagen in Brand und sorgt dafür, dass ein Unbekannter einen grausamen Feuertod stirbt. Doch wer ist der Fremde, der seinen Aufenthalt in einer Feriensiedlung geheim ...

Im Wald bei Ruppertshain gerät ein Wohnwagen in Brand und sorgt dafür, dass ein Unbekannter einen grausamen Feuertod stirbt. Doch wer ist der Fremde, der seinen Aufenthalt in einer Feriensiedlung geheim halten wollte und dafür mit dem Leben bezahlt? Eine Frage, die sich die zuständigen Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander stellen und dabei auf eine todkranke Rentnerin stoßen, die sich in einem Hospiz pflegen lässt. Diese allerdings wird von fremder Hand erstickt, bevor sie sie befragen können und von da an ist den beiden erfahrenen Ermittlern klar, dass hinter den verübten Verbrechen eine Mordserie steckt. Immer wieder stoßen Oliver und Pia während ihrer Ermittlungen auf ein altes Geheimnis aus der Vergangenheit und auf einen verschwundenen Jungen, der eine ganz besondere Bedeutung für die plötzlich sehr verschwiegene Dorfbevölkerung hat.

Ein Wohnwagen, der in Flammen aufgeht und ein Mörder, der sich gezwungen sieht, zu richten. Ein spannender achter Fall für das erfolgreiche Team aus dem Taunus, das wieder einmal in Sachen Mördersuche unterwegs ist. Doch bevor Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff herausfinden, wer der Flammenteufel ist und welches Motiv er für seine grausam verübte Mordserie hat, müssen sie sich erst einmal mit einem Dickicht aus Lügen und alten Geheimnissen auseinandersetzen, das gleich eine ganze Dorfgemeinschaft betrifft. Und zu allem Unglück ist Oliver von Bodenstein auch noch dort aufgewachsen und muss nun im Kreise ehemaliger Schulkameraden ermitteln. Ein Fall, der sehr persönlich für ihn wird und ihm ordentlich an die Nieren geht.

Voll gepackt mit ungewöhnlich vielen Figuren, mit einer ganzen Handvoll Opfern und einem Geflecht aus Ereignissen, die nur schwer zu durchschauen sind, präsentiert sich der neue Taunuskrimi und versteht es, spannend zu unterhalten. Dabei ist es fast unmöglich beizeiten zu erahnen, wer der Mörder ist, so geschickt hat Nele Neuhaus ihre Spuren gelegt und ausreichend Zweifel und Vermutungen gestreut. Deshalb sollte die Handlung aufmerksam verfolgt werden, um in dem ganzen Wirrwarr an potenziellen Verdächtigen, familiären Verstrickungen und parallel geführten Ermittlungen nicht den Faden zu verlieren und die Figuren richtig einordnen zu können. Diese übrigens sind wie gewohnt lebensecht und vielseitig geraten, wobei ein Teil von ihnen nur schwer zu durchschauen ist.

Gelesen wird der dramatisch verlaufende Fall von Julia Nachtmann, die es wunderbar versteht, stattfindende Handlungen, ablaufende Gedankengänge oder auftauchende Bilder variantenreicher zu Gehör zu bringen und gleichzeitig den beteiligten Figuren einen zu ihnen passenden Ausdruck zu verleihen. Eine gelungene Lesung, die die aufkommende Spannung bereits von Beginn an spüren lässt.

Fazit:
„Im Wald“ ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung, einer gut durchdachten Story und einem Ermittlerteam, bei dem es Spaß macht, ihnen über die Schulter zu schauen. Doch leider ist „Im Wald“ auch der vorerst letzte Fall mit Oliver von Bodenstein, der ein Jahr lang ein Sabbatical Anspruch nimmt. Hoffen wir mal, dass er danach wiederkommt.

Veröffentlicht am 17.10.2016

Ein düsterer Islandthriller

DNA
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In Reykjavik wird eine junge Mutter in ihrem eigenen Haus überfallen und bestialisch ermordet, während ihre siebenjährige Tochter Margrét unter dem Ehebett Zuflucht sucht. Ein Fall, dessen enorme Brutalität ...

In Reykjavik wird eine junge Mutter in ihrem eigenen Haus überfallen und bestialisch ermordet, während ihre siebenjährige Tochter Margrét unter dem Ehebett Zuflucht sucht. Ein Fall, dessen enorme Brutalität nicht nur den ermittelnden Kommissar Huldar Jonás zutiefst beunruhigt, sondern auch die Mitarbeiter eines Kinderhauses, in dem Margrét von Psychologen vernommen wird. Als dann auch noch eine zweite Frau auf ähnliche Weise stirbt, wird klar, dass ein zu allem entschlossener Mörder grausame Rache übt. Zur gleichen Zeit erhält ein Amateurfunker kryptische Zahlennachrichten, die er zunächst nicht entschlüsseln kann. Erst ein Zufall hilft ihm weiter und schon bald folgt er der Spur der beiden Opfer und gerät dabei in höchste Gefahr.

„DNA“ ist der erste Fall einer neuen Thriller-Serie der bekannten isländischen Autorin Yrsa Sigurdardóttir, die mit ihren Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir mehrfach bewiesen hat, dass sie das Schreiben von Spannungsromanen beherrscht. Nun schickt sie mit dem in Leitungsdingen noch unerfahrenen Kriminalkommissar Huldar Jonás und der versierten Kinderpsychologin Freyja ein Duo ins Rennen, das entsprechend der Ankündigung des Verlages noch einige gemeinsame Fälle zu bestreiten hat. Dumm nur, dass sich Huldar unter Nennung einer falschen Identität eine Nacht mit Freyja erschlichen hat, um sich am nächsten Morgen ohne Abschied davonzustehlen.

Überaus spannend, mit einem undurchsichtigen Prolog, einem brutalen Mord und einer daraufhin einsetzenden Ermittlung beginnt der Thriller und lässt in seiner Dramatik zu keiner Zeit nach. So erlebt der Leser das aus verschiedenen Perspektiven heraus erzähltes Handlungsgeflecht, das mit grauenhaften Bildern, verstörenden Szenen und einer düsteren Atmosphäre einhergeht und am Ende nicht einmal mehr an das Gute im Menschen glauben lässt. Dabei nimmt sich die Autorin viel Zeit, ihre Figuren dem Leser vorzustellen, bevor dieser erfährt, ob derjenige Ermittler oder Opfer, Zeuge oder Freund, Kollege oder Nachbar oder vielleicht sogar der Mörder ist.

Fazit:
Ein tiefer Blick in menschliche Abgründe ist bei diesem Thriller garantiert, wie auch ein kniffliger und abwechslungsreicher Fall und eine am Rande verlaufende Auseinandersetzung mit vorherrschenden Schwächen bei der isländischen Polizei.