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Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel Psycho, wenig Thrill

Dark Memories - Nichts ist je vergessen
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Die sechszehnjährige Jenny Kramer wird nach einem Partybesuch von einem Unbekannten brutal vergewaltigt und schwer verletzt. Um den grausamen Überfall nicht immer wieder durchleben zu müssen, entscheiden ...

Die sechszehnjährige Jenny Kramer wird nach einem Partybesuch von einem Unbekannten brutal vergewaltigt und schwer verletzt. Um den grausamen Überfall nicht immer wieder durchleben zu müssen, entscheiden sich ihre Eltern für ein Medikament, das ihre Erinnerung löschen soll. Doch anstatt eine Linderung zu erfahren, beginnt für Jenny ein Martyrium, das sie bis zum Äußersten treibt. Denn die Folgen der Tat sind unauslöschlich in ihrem Körper gespeichert, während sie selbst nicht mehr weiß, was geschehen ist. Nach einem Selbstmordversuch beginnt sie eine Therapie, die ihr helfen soll, die vergessen geglaubten Erinnerungen wiederherzustellen. Doch kann das wirklich gelingen oder verfolgt ihr Therapeut ein ganz anders Ziel?

„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ ist ein Psychothriller, dessen Erzählweise ungewöhnlich ist. Ein dritter, zunächst unbeteiligt wirkender und letztendlich doch Beteiligter, schildert die Geschehnisse in der amerikanischen Kleinstadt Fairview aus seiner Sicht. Angefangen von dem brutalen Überfall auf die Schülerin, über die Probleme ihrer Eltern, bis hin zu den Ermittlungen spart er keinen der Personen aus, die sich mit dem Verbrechen an Jenny und dessen Folgen beschäftigen. Dabei fügt er immer wieder Gesprächsnotizen mit ihnen ein, sodass der Leser bald weiß, wer der Icherzähler ist. Aber nicht nur Jennys Qualen und die Suche nach ihrem Peiniger spielen eine Rolle in dem verhängnisvollen Geschehen. Auch das Verhältnis ihrer Eltern zueinander, die Therapie eines verletzten Soldaten und die immer wieder wechselnden Verdächtigen tragen dazu bei, dass die Ereignisse lange Zeit undurchschaubar bleiben. Doch trotz dieses geschickt aufgebauten Plots und der ihm zugrunde liegenden interessanten Idee kommt wenig Spannung auf. Denn der Icherzähler schweift zum einen sehr von der Thematik ab, über die er gerade berichtet, zum anderen verliert er sich viel zu sehr in fachliche Details und darüber hinaus weicht er auch noch ohne Kennzeichnung von der zeitlichen Reihenfolge ab. Dadurch ist der Handlungsverlauf teilweise zäh, obwohl die Vorkommnisse selbst dramatisch sind.

Fazit:
„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ ist ein Buch für Leser, die sich neben einer undurchsichtigen Handlung sehr für psychologische Zusammenhänge und Traumatherapien interessieren. Alle anderen, denen der Thrill wichtig ist, sollten sich aber nach einem anderen Buch umsehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Psychothriller voller Geheimnisse und arglistiger Täuschungen

Dein letzter Tag
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Von einer Vorlesung über Opferkunde regelrecht elektrisiert, beeilt sich die Psychologiestudentin Morgan so schnell wie möglich, zurück an ihren Schreibtisch zu kommen. Doch anstatt mit neuem Elan an ihrer ...

Von einer Vorlesung über Opferkunde regelrecht elektrisiert, beeilt sich die Psychologiestudentin Morgan so schnell wie möglich, zurück an ihren Schreibtisch zu kommen. Doch anstatt mit neuem Elan an ihrer Doktorarbeit zu feilen, stolpert sie in ihrer Bostoner Wohnung über die Leiche ihres Verlobten, der eindeutige Spuren einer Hundeattacke aufweist. Ein Desaster, das sich Morgan nicht erklären kann. Denn warum sollten ausgerechnet ihre geliebten Vierbeiner eine solche Tat begangen haben? Mit dem Ziel die Eltern ihres Verlobten zu informieren, macht sie sich auf die Suche nach ihnen, stolpert aber lediglich über einige weitere „Verlobte“, während die Eltern von Bennett nicht zu finden sind. Ein Albtraum, der sein Höhepunkt erreicht, als Morgan erfährt, dass eine Verlobte nach der anderen auf unnatürliche Weise ums Leben gekommen ist.

„Dein letzter Tag“ ist ein subtiler Psychothriller, der gleich von zwei Autoren erdacht worden ist. So verbergen hinter dem Pseudonym A.J. Rich die beiden erfolgreichen US-Autorinnen Amy Hempel und Jill Cement, die bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen für ihre Bücher erhalten haben. Dementsprechend sind die Erwartungen recht hoch, die der Leser an die Geschichte der Psychologiestudentin Morgan stellt. Und tatsächlich geht es nach einem wirklich blutigen Einstieg auch gleich los und die Icherzählerin Morgan erlebt ein wahres Martyrium. Allerdings auf eine ganz subtile Art und Weise. Denn nicht die Taten eines kranken Geistes stehen hier im Vordergrund, sondern die Bemühungen einer betrogenen Geliebten, hinter die Wahrheit zu kommen. Dass dieser Wunsch überaus gefährlich ist, macht den Reiz des Thrillers aus, der die Gefühle und Wahrnehmungen seiner Hauptprotagonistin und mit ihr die des Lesers ganz schön durcheinanderbringt. Allerdings braucht es dazu stellenweise etwas Geduld, da ausufernde fachliche Passagen die Handlung ab und an zum Stocken bringen.

Fazit:
Ein Psychothriller, der voller Geheimnisse steckt und bis zu seinem unerwarteten Finale spannend bleibt.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wunderbar atmosphärischer Regionalkrimi, der in Sachen Spannung wenig zu bieten hat

Der Nordseespuk
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Nach einer abendlichen Zechtour in der Schnapsbrennerei findet der Schreiber Peter Soet eine Männerleiche im Husumer Hafenbecken. Dabei hatte sich der Freund und Angestellte des jungen Anwalts Theodor ...

Nach einer abendlichen Zechtour in der Schnapsbrennerei findet der Schreiber Peter Soet eine Männerleiche im Husumer Hafenbecken. Dabei hatte sich der Freund und Angestellte des jungen Anwalts Theodor Storm zunächst von einem glänzenden Pokal anlocken lassen, der aber viel zu schnell im Schlick verschwunden ist. Ein merkwürdiger Fall. Denn schon bald verschwindet der Sohn des Toten, während im grünen Haus eine weitere Leiche auftaucht, die, genau wie der Ermordete im Hafenbecken, Kontakt zu einer Sekte pflegte. Vor über einhundert Jahren von der Jungfrau Antoinette gegründet, verspricht sie auf der Insel Nordstrand ein Paradies zu errichten, was aber bisher noch nicht gelungen ist.

„Der Nordseespuk“ ist der zweite Fall für den Husumer Anwalt Theodor Storm, der gemeinsam mit seinem Schreiber und Freund Peter Söt im Jahr 1843 auf die Jagd nach Verbrechern geht. Bereits schon einmal haben sie es geschafft, einen Mörder dingfest zu machen und auch dieses Mal scheinen sie auf der richtigen Fährte zu sein. Ein historisch gut recherchierter Krimi, der vor allem von den detaillierten Beschreibungen der nordfriesischen Stadt und seiner Bewohner lebt und die einst herrschende Atmosphäre im Kopf des Lesers aufleben lässt. Vom Schreiber Peter Söt er als Icherzähler geschildert, fehlt Theodor Storms unheimlichsten Fall aber leider eine durchgängige Spannung, um wirklich gut zu sein und auch die Aktivitäten des einst lebenden Anwalts sind diesmal viel zu rar.

Fazit:
Ein historischer Regionalkrimi, der mit einer wunderbaren Atmosphäre daherkommt und herrlich düster erscheint, in Sachen Spannung aber wenig zu bieten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Krimi mit vielen Täuschungsmanövern und einer brillanten Ermittlerin.

Eisenberg
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In München, in der Nähe des Flauchers, wird eine weibliche Leiche aufgefunden. Die Hände abgetrennt und seitlich am Kopf angenagelt, bietet sie einen Anblick, der gleichzeitig erschreckend und merkwürdig ...

In München, in der Nähe des Flauchers, wird eine weibliche Leiche aufgefunden. Die Hände abgetrennt und seitlich am Kopf angenagelt, bietet sie einen Anblick, der gleichzeitig erschreckend und merkwürdig ist. Die Fahndung nach dem Täter stellt sich als recht einfach heraus und schon bald steht als Mörder ein Obdachloser fest, der ins Stadelheimer Gefängnis verbracht worden ist. Dr. Rachel Eisenberg, die sich als Strafverteidigerin einen Namen gemacht hat, übernimmt den brisanten Fall, stellt aber bei der ersten Begegnung mit dem Angeklagten fest, dass sie ihn schon seit Langem gut kennt. Denn der einstige Physikprofessor, der sein Dasein auf der Straße fristet, spielte einst eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben. Doch ist er wirklich der, für den ihn Rachel hält?

„Eisenberg“ ist der erste Fall der Anwältin Dr. Rachel Eisenberg, die gemeinsam mit ihrem getrennt lebenden Mann Sascha eine gut gehende Rechtsanwaltskanzlei in München betreibt. Als Mutter einer pubertierenden Tochter und engagierte Staranwältin fällt es ihr nicht immer leicht, das Privatleben und die umfangreiche Arbeit in der Kanzlei unter einen Hut zu bringen. Eine toughe Frau, die von Mandanten und Staatsanwälten gleichermaßen geliebt und gefürchtet wird und trotz resolutem Vorgehen manchmal auch ein Herz besitzt.

Kurze Kapitel, ein rasanter Schreibstil, mysteriöse Ereignisse und regelmäßig gesetzte Cliffhanger. Der Autor Andreas Föhr weiß, wie er seine Leser fesseln kann und das bis ganz zum Schluss. Denn immer wieder, wenn der Leser glaubt, dem verbrecherischen Geschehen auf den Grund gekommen zu sein, wendet sich das Blatt. Neue Indizien und wechselnde Verdächtige halten ihn in Schach, während es darüber hinaus auch noch unbekannte Figuren gibt, die eine Rolle spielen. Ein gut inszeniertes Spiel, das nicht nur die Wahrnehmung des Lesers ordentlich auf die Probe stellt, sondern auch die versierte Anwältin lange Zeit im Dunkeln agieren lässt.

Fazit:
Ein sehr spannender Krimi mit vielen Täuschungsmanövern und einer brillanten Ermittlerin.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein herzerwärmender, tiefgründiger und mitreißend geschriebener Familienroman

Für immer in deinem Herzen
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Alt zu werden ist nicht einfach. Eine Erfahrung, die Lolly machen muss, als sie aufgrund einer sich langsam entwickelnden Demenz immer mehr Probleme im Alltag bekommt. Mit Hilfe von unendlich vielen Zetteln ...

Alt zu werden ist nicht einfach. Eine Erfahrung, die Lolly machen muss, als sie aufgrund einer sich langsam entwickelnden Demenz immer mehr Probleme im Alltag bekommt. Mit Hilfe von unendlich vielen Zetteln versucht sie, die Begleiterscheinungen ihrer Krankheit in den Griff zu bekommen, scheitert aber immer häufiger. Zur gleichen Zeit fühlt sich ihre Tochter Arden von den täglich auf sie zukommenden Aufgaben völlig ausgelaugt. Ihr Job in einer Chicagoer Redaktion fordert einen enormen Tribut und nimmt der Mutter einer studierenden Tochter die Möglichkeit, sich ausreichend um sie oder vielleicht sogar ein Hobby zu kümmern. Drei Frauen, die viel im Leben erreicht haben und trotzdem nicht wirklich glücklich sind. Da kommen die Briefe mit zwei wunderschönen Armbandanhängern von Lolly gerade recht, um Arden und Lauren aus ihrem Alltagstrott zu reißen und mit einem Besuch bei Lolly ihre Beziehungen zueinander neu zu überdenken.

„Für immer in deinem Herzen“ ist das Debüt der US-Journalistin Viola Shipman, die durch ihre Großmutter dazu inspiriert wurde, den ergreifenden Familienroman aufs Papier zu bringen. Mit einer wunderschönen Sprache, unendlich vielen Lebensweisheiten und einer großen Palette an Gefühlen geht sie dabei vor und versteht es, ihre Leser zu berühren und mitzureißen. Jeder einzelne Anhänger eines prall gefüllten Bettelarmbandes besitzt in diesem Roman eine ganz besondere Bedeutung und lässt die am entfernten Lost Land Lake lebende Lolly von den erzählten Begegnungen ihrer Mutter, von eigenen Kindheitserinnerungen, von gemeinsamen Erlebnissen mit ihrer Tochter Arden und von Begebenheiten mit zufällig getroffenen Menschen berichten. Eine Fülle von Geschichten, die verbunden mit gemeinsamen Unternehmungen und vielen Gesprächen dazu führen, dass die drei Frauen ihre Beziehung zueinander und ihre zukünftigen Wünsche und Träume neu überdenken. Ein wundervoller Roman, der tief in die Herzen seiner Leser dringt und Mut für Veränderungen aufkommen lässt.

Fazit:
Ein herzerwärmender Roman und ein ganz besonderes Highlight, das mehr als nur ein ergreifendes Leseerlebnis ist.