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Veröffentlicht am 19.06.2021

Ein spannender Thriller um Neid und Missgunst und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Der Nachlass
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Die Multimillionärin Hedda Laurent liegt im Sterben und hat einen letzten Wunsch. Einmal noch möchte sie alle ihre Kinder sehen, um Abschied zu nehmen. Neben Jannik, Sophia und Patricia reist nach einem ...

Die Multimillionärin Hedda Laurent liegt im Sterben und hat einen letzten Wunsch. Einmal noch möchte sie alle ihre Kinder sehen, um Abschied zu nehmen. Neben Jannik, Sophia und Patricia reist nach einem Anruf des Notars Theo an, der in den letzten 30 Jahren nicht zu Hause war. Doch die Aussicht auf das Erbe bringt den Pokerspieler dazu, in ein Flugzeug zu steigen und zu hoffen, bald schuldenfrei zu sein. Deshalb ist die Enttäuschung besonders groß, als bei der Testamentseröffnung verkündet wird, dass nur einer der zehn nahestehenden Familienmitglieder das Erbe erhalten wird. Nur derjenige wird der Glückliche sein, der einen Wettbewerb mit 27 Aufgaben für sich entscheiden kann.

„Der Nachlass“ ist ein spannender Thriller, der auf einer perfiden Idee und einer nicht gesühnten Schuld aus der Vergangenheit beruht. Dabei ist von Beginn an klar, dass er durch eine ungewöhnliche Verfügung keinesfalls gut ausgehen kann. Aber zunächst einmal fängt der Wettstreit um Heddas Vermögen ganz harmlos mit einem Worträtsel an. Danach ist ein Wettlauf zu bestreiten, der beste Sänger wird gekürt und es wird ermittelt, wer am Längsten tauchen kann. Disziplinen, bei denen jeder gewinnen kann, wenn da nicht Neid und Missgunst wären und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Als Kulisse für den dramatisch verlaufenden Thriller hat Jonas Winner eine fiktive Insel im Tegeler See gewählt. Ein Ort, von der niemand so einfach verschwinden kann. Und wie zu erwarten war, geschieht ein erster Mord und Täter kann nur einer von ihnen sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. Ein altes Familiengeheimnis schwebt über allem, in Rückblicken wird über ein verhängnisvolles Verbrechen erzählt und die Beziehung der vier Geschwister wird von dem gut verschwiegenen Wissen geprägt. Psychologisch ausgefeilt, spannend erzählt und hart an der Grenze des guten Geschmacks, überzeugt die eskalierende Handlung mit immer wieder neuen Überraschungen bis es zum Schluss ein unerwartetes Finale gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein clever inszeniertes Spiel um viel Geld und ein Lesevergnügen, das es in sich hat.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Ein gemütlicher Inselkrimi mit einem kniffligen Fall und viel Humor

Wattenmeermord
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Kommissar Jan Benden ist mit seiner Frau auf die Insel Pellworm gezogen, um dort als Polizist tätig zu sein. Von Gewalt und Verbrechen hat er seit Lauras schweren Schussverletzung genug und von der Angst, ...

Kommissar Jan Benden ist mit seiner Frau auf die Insel Pellworm gezogen, um dort als Polizist tätig zu sein. Von Gewalt und Verbrechen hat er seit Lauras schweren Schussverletzung genug und von der Angst, sie irgendwann zu verlieren. Lange aber währt die Idylle auf der Nordseeinsel nicht. Denn schon bald gibt es einen Toten auf dem Deich, der von fremder Hand wurde. Deshalb rücken mit dem griesgrämigen Hauptkommissar Jürgen Immenstedt und seiner netten Kollegin Daniela Welzow die zuständigen Kollegen vom Festland an. Doch auch Jan lässt es sich nicht nehmen, eigene Nachforschungen anzustellen, genau wie Tamme Hansen, der gerne Hilfssheriff wäre und seine Frau Laura, die einst selbst Polizistin war.
„Wattenmeermord“ ist ein gemütlicher Pellworm-Krimi, der seine Leser gleich auf der ersten Seite an die Nordsee versetzt. Die Natur, der Wind, die wortkargen Menschen. Alles wird bildhaft beschrieben, wie auch das nicht immer ungefährliche Geschehen, welches sich um einen Mordfall rankt. Doch bevor ein pensionierter Arzt das Zeitliche segnet und gleich mehrere Ermittler den Mörder suchen, sei zunächst die liebevolle Gestaltung des Buches erwähnt. Neben dem Cover, das viel über die kleine Insel verrät, findet sich eine Karte im Buch, auf der die Schauplätze des Krimis verzeichnet sind. Und im hinteren Teil gibt es noch ein Plattdeutsch-Wörterbuch, das wichtige Redewendungen für Landratten übersetzt.
Es macht viel Spaß, den Krimi zu lesen, dessen Figuren angefangen von einem selbst ernannten Hilfssheriff, über einen Festlandkotzbrocken bis hin zum bayerischen Kniebundhosentouristen sehr facettenreich geraten sind. Da kommt der Humor auf keinen Fall zu kurz, wenn der Inselpolizist Jan einer Horde von Drittklässlern erklären muss, warum er nicht den ganzen Tag mit der Waffe in der Hand auf Verbrecherjagd gehen kann oder eine vorwitzige Schafherde mit allen Mittel vom Tatort ferngehalten werden muss. Lediglich mit der Spannung hapert es, obwohl der Kriminalfall am Ende mit einem Täter überrascht, der lange Zeit nicht im Visier der Ermittler war. Auch Verdächtige gab es zu Hauff und doch versinken die vielfältigen Bemühungen in einer Handlung, die nur gemächlich vorangeschritten ist.

Fazit und Bewertung:
Ein gemütlicher Inselkrimi, der sich angenehm kurzweilig liest und neben einem kniffligen Fall viel über die Mentalität der Menschen auf der kleinen Nordseeinsel verrät.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Verwirrspiel um alte Schuld und neue Verbrechen, das erschütternd und bewegend ist.

Der Bruder
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Irenas Bruder Beni ist seit mehr als 30 Jahren vermisst. Ein Kindermörder wurde damals für sein Verschwinden verantwortlich gemacht, ohne, dass man seine Leiche finden konnte. Inzwischen nun ist Irenas ...

Irenas Bruder Beni ist seit mehr als 30 Jahren vermisst. Ein Kindermörder wurde damals für sein Verschwinden verantwortlich gemacht, ohne, dass man seine Leiche finden konnte. Inzwischen nun ist Irenas Vater tot und die Gerichtsmedizinerin kehrt in ihr Heimatdorf zurück, weil sie sich um den Verkauf des Familienanwesens kümmern muss. Auch die Ungewissheit über das wirkliche Schicksal ihres Bruders lässt sie einfach nicht ruhen und so beginnt Irena neue Befragungen in der Gegend anzustellen. Zur gleichen Zeit verschwindet in der Nähe ein kleiner Junge auf dem Weg zum Kindergarten. Die Berner Polizei nimmt die Ermittlungen auf und auch Irenas Neugier ist geweckt.

„Der Bruder“ ist ein vielschichtiger und atmosphärischer Kriminalroman, in dem die Journalistin Milla Nova zum dritten Mal auf die Jagd nach einem Verbrecher geht. Genau wie ihr Freund Sandro Bandini, der als Chef der Abteilung Leib und Leben mit seinem Team nach dem verschwundenen Fabio Della Fortuna sucht. Zu seinem Leidwesen aber ist ihnen Milla stets einen Schritt voraus und gerät durch ihre Unbedachtheit in Gefahr. Doch nicht nur sie denkt wenig über ihre Handlungen nach. Auch Irena hat sich in ihre Nachforschungen verbissen und besucht sogar den verurteilten Kindermörder, der für immer hinter Gittern sitzt. Dabei erhärtet sich ihr Verdacht, dass dieser nichts mit Benis Verschwinden zu tun hat und jemand anderes verantwortlich dafür ist.

Überschaubare Kapitel, ein Schreibstil, der sich angenehm kurzweilig liest und ein weiterer Handlungsstrang, der sich um den blinden Nathaniel rankt, sind verantwortlich dafür, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Denn zum einen möchte er wissen, was damals mit Beni geschehen ist, zum andern bangt er um Nathaniels Leben, der zusammen mit seinem Blindenhund Alisha ebenfalls verschwunden ist. Und dann gibt es noch den kleinen Fabio, nach dem die Polizei mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften sucht und nicht zu vergessen Milla und Irena, deren Alleingänge überaus gefährlich sind. Ein spannungsgeladener Plot, der durch seine vielen Baustellen abwechslungsreiche Lesestunden verspricht und gleichzeitig ungeahnte Wendungen beschert.

Fazit und Bewertung:
Milla Novas dritter Fall entpuppt sich als Verwirrspiel um alte Schuld, neue Verbrechen und eine Vergangenheit, die tief in den Köpfen der Menschen ihre Spuren hinterlassen hat. Ein Kriminalroman, der auf einer wahren Verbrechensserie beruht und dessen Handlung erschütternd und bewegend ist.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Der fesselnde Auftakt einer neuen Krimireihe - wendungsreich, tiefgründig und schockierend.

Dunkelkammer
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Der einst als Fotograf tätige Kurt Langer ist seit Jahren obdachlos. Nur der Alkohol ist noch sein Freund, während er in einem Zelt am Waldrand hausiert. Doch der Winter in Innsbruck ist kalt. Um nicht ...

Der einst als Fotograf tätige Kurt Langer ist seit Jahren obdachlos. Nur der Alkohol ist noch sein Freund, während er in einem Zelt am Waldrand hausiert. Doch der Winter in Innsbruck ist kalt. Um nicht zu erfrieren, bricht er in eine Wohnung ein und findet eine mumifizierte Leiche ohne Kopf. Sofort ruft seinen früheren Kollegen David Bronski an, der auch gleich nach Innsbruck kommt, um als erster am Tatort zu sein. Aber nicht nur die Tote, die sich bei genauerer Betrachtung als die vermisste Milliardärin Zita Laufenberg entpuppt und ihr seltsamer Zustand geben ihm Rätsel auf. Auch ein Foto in der Wohnung, das seine verschwundene Tochter Judith zeigt, lässt ihn nicht mehr ruhen. Gemeinsam mit seiner Schwester Anna und der Reporterin Svenja Spielmann geht er den Dingen auf den Grund und versucht er herauszufinden, was 20 Jahre zuvor geschehen ist.

„Dunkelkammer“ ist ein atmosphärisches und aufwendig inszeniertes Hörbuch, das 434 Minuten lang atemlose Unterhaltung verspricht. Gleich eine ganze Riege an bekannten Schauspielern und Sprecher sind dazu mit an Bord. Wie zum Beispiel Florian Lukas, der mit dem Kinoerfolg „Der Eisbär“ bekannt geworden ist, Boris Aljinovic, der als Kommissar Felix Stark im Berliner „Tatort“ Verbrecher jagte oder Cathlen Gawich, die als deutsche Stimme von Elizabeth Banks als Stimme von Elizabeth Banks in der mehrteiligen Kinoverfilmung "Die Tribute von Panem" zu hören ist. Ein krimineller Genuss, der tief in eine Geschichte eintauchen lässt, die ungeheuerlich ist. Denn ohne Skrupel zu hegen wird hier mit dem Leben von Menschen gespielt, die schwere Schicksalsschläge ertragen mussten und deshalb nicht in der Lage sind, die perfiden Spielchen eines kranken Psychopaten zu ertragen.

Haut- und Angelpunkt der Story ist der Pressefotograf David Bronski, der in Berlin für eine renommierte Tageszeitung tätig ist und viele Jahre zuvor seine vier Monate alte Tochter Judith und später seine Ehefrau Mona verloren hat. Ein Mann, der von Trauer zerfressen ein besonders bizarres Hobby betreibt, das auf Unverständnis und Abneigung stößt. Er fotografiert tote Menschen, entwickelt ihre Bilder in der Dunkelkammer und findet in den makabren Porträts seinen Trost. Dadurch nimmt ihn der Hörer anfangs als kalten und berechnenden Egomanen wahr, der seine beruflichen Erfolge über alles stellt und merkt erst spät, dass auch ein David Bronski tiefergehende Gefühle besitzt. Diese treiben ihn dann auch in eine Recherche hinein, bei der er bis an seine Grenzen geht und daurch lange Zeit zum Spielball eines Mörders wird.

Fazit und Bewertung:
„Dunkelkammer“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Krimireihe um den Pressefotografen David Bronski, der wendungsreich, tiefgründig und schockierend in Erscheinung tritt und als Hörbuch fesselnd unterhält.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Ein vielschichtiger und atmosphärisch dichter Kriminalroman

Bluteiche
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David kehrt gemeinsam mit seiner Frau Thea in seine Heimat nach Schonen zurück, um im Schloss Bokelund das Restaurant zu führen. Thea hingegen wird in Tornaby als Gemeindeärztin tätig sein, nachdem sie ...

David kehrt gemeinsam mit seiner Frau Thea in seine Heimat nach Schonen zurück, um im Schloss Bokelund das Restaurant zu führen. Thea hingegen wird in Tornaby als Gemeindeärztin tätig sein, nachdem sie einige Jahre als Ärztin ohne Grenzen in Syrien verbracht hat. Doch kaum haben sich die beiden häuslich eingerichtet, wird Thea mit einer alten Mordgeschichte konfrontiert, über die David nicht reden will. Ein 16-jähriges Mädchen wurde im Jahr 1986 in der Walpurgisnacht erschlagen und als Opfergabe auf einen Stein gelegt. Eine alte Sage rankt sich um das grausame Geschehen, dessen Schuldiger gefasst und verurteilt worden ist. Thea, die sich sehr für die damaligen Ereignisse interessiert, macht in einer alten Eiche einen merkwürdigen Fund und beginnt von Zweifel übermannt, den alten Fall neu aufzurollen.

„Bluteiche“ ist nach „Sommernachtstod“, „Spätsommermord“ und „Winterfeuernacht“ der vierte Band des Jahreszeiten-Quartetts von Anders de la Motte, der in Skåne angesiedelt ist. Einer schwedischen Provinz, die im Südosten des Landes liegt und in der er seine Kindheit verbracht hat. Daher fällt es ihm leicht, die Landschaft und die Menschen so bildhaft zu beschreiben, dass sie der Leser regelrecht vor sich sieht. Lediglich das Schloss Bokelund ist seiner Fantasie entsprungen und auch den kleinen Ort Tornaby gibt es in Schonen nicht. Dafür aber viele andere Schlösser und Burgen sowie tiefgrüne Wälder, die ein Paradies für Naturliebhaber sind. Und inmitten dieser unberührt scheinenden Umgebung ist das Unfassbare geschehen, über das im Dorf Stillschweigen herrscht.

Düstere Familiengeheimnisse, alte Rituale und mystische Erzählungen vereinen sich in diesem Krimi zu einer Geschichte, die kurzweilig und fesselnd zu lesen ist. Vor allem die daraus entstehende Atmosphäre, die von den Rätseln der Vergangenheit geprägt wird, wirft einen dunklen Schatten über das Geschehen und produziert Unsicherheit und Angst. Kein Wunder, dass niemand über die Vergangenheit reden will und Thea als Zugezogene mit ihren Nachforschungen ein Dorn im Auge der Bewohner ist. Eine flüssige Schreibweise, glaubwürdige Figuren und das Streuen von zweifelhaften Andeutungen kommen hinzu und lassen eine Kriminalgeschichte erleben, die trotz erst spät einsetzender Spannung beste Unterhaltung verspricht.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und unterhaltsamer Kriminalroman, der vor allem Lesern empfohlen werden kann, die subtile Geschichten mit alten Geheimnissen, viel Atmosphäre und einen undurchsichtigen Handlungsverlauf lieben.

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