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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Regionalkrimi, der voller Pointen steckt

Das Schlossgespinst
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Mitten in den juristischen Burgfrieden hinein, platzt eine Leiche und der Meininger Anwalt Fickel bekommt schon bald alle Hände voll zu tun, um neben einer kniffligen Erbangelegenheit auch noch einem perfiden ...

Mitten in den juristischen Burgfrieden hinein, platzt eine Leiche und der Meininger Anwalt Fickel bekommt schon bald alle Hände voll zu tun, um neben einer kniffligen Erbangelegenheit auch noch einem perfiden Mörder auf die Schliche zu kommen. Dass er dabei wie gewohnt überhaupt keine Ahnung von nichts hat, wird schnell klar. Trotzdem stürzt sich Fickel voller Enthusiasmus in die Ermittlungen und stößt dabei auf alte Geheimnisse, die es in sich haben.

„Das Schlossgespinst“ ist der dritte Fall des Meininger Anwalts Fickel, der als „Terminhure“ am Gericht sein Dasein fristet. Und obwohl er nicht der hellste Stern am Anwaltshimmel ist, gelingt es ihm stets auf merkwürdige Art, den einen oder anderen Kriminalfall zu lösen. Ein vergnügliches Unterfangen, von dem nicht nur die Meininger Gesellschaft profitiert, sondern auch der Leser, der sich vor Lachen manchmal kaum halten kann. Zu komisch sind die Bilder, die ihm sein Kopfkino suggeriert, wenn ebendieser Anwalt in einem absinthfarbenen Rokokokleid seine Recherchen anstellt.

Neben ausreichend humorvollen Szenen hat der aus der Feder von Hans-Henner Hess stammenden Regionalkrimi aber noch mehr zu bieten. Interessante Informationen über die eine oder andere juristische Plänkelei, Wissenswertes über historische Fakten und ein Blick in die Meininger High Society, deren Figuren in diesem Fall allerdings frei erfunden sind. Ergänzt wird das Ganze mit ostalgischen Spitzfindigkeiten, deren Erklärungen in erläuternden Fußnoten zu finden sind und nicht zu vergessen, mit einer Vielzahl schrulliger Figuren, die jede für sich genommen, einzigartig sind.

Fazit:
Ein Regionalkrimi, der voller Pointen steckt und mit einem ungewöhnlich ambitionslosen Anwalt bestens zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein vergnügliches Kammerspiel um einen verrückten Pfau

Der Pfau
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Nicht nur Menschen sind manchmal komisch. Auch Tiere bleiben von merkwürdigen Verhaltensweisen nicht verschont. Wie das Pfauenmännchen in einem kleinen Tal am Fuße Highlands, welches auf alles das losgeht, ...

Nicht nur Menschen sind manchmal komisch. Auch Tiere bleiben von merkwürdigen Verhaltensweisen nicht verschont. Wie das Pfauenmännchen in einem kleinen Tal am Fuße Highlands, welches auf alles das losgeht, was in schillernder blauer Farbe getaucht ist. Ein Fiasko für Lady und Lord McIntosh, die nicht nur diverse Schäden an den Autos ihrer Gäste erklären müssen, sondern auch dessen Tun hilflos gegenüberstehen. Deshalb gibt es nur eine Lösung: Der Pfau muss weg. Doch was nach seinem Ableben auf dem altehrwürdigen Anwesen der Familie McIntosh geschieht, das hat keiner geahnt.

„Der Pfau“ ist ein wunderbar ironisches Buch, das in einer Art und Weise geschrieben ist, die sich zum einen leicht liest, die zum anderen regelmäßig schmunzeln lässt. Dabei ist sein Plot recht einfach gestrickt. Eine Gruppe von Bankern befindet sich auf einem Teambuildingseminar in den schottischen Highlands, wo ein verrückter Pfau dafür Sorge trägt, dass bald alle Anwesenden in ein Geflecht von Lügen verstrickt sind. Schon bald frisst sie ihr Gewissen auf und neben handfesten Tatsachen, sind auch jede Menge merkwürdige Situationen vorprogrammiert.

Isabel Bogdan hat in ihrem Roman um das zerstörerische Tun eines Pfauenmännchens die Eigenarten ihrer Figuren und den Umstand, dass diese sich nicht kennen dazu genutzt, ein psychologisch gut funktionierendes Kammerspiel zu ersinnen. Dabei rückt sie immer wieder eine andere Figur ins Rampenlicht, arrangiert eine Vielzahl von Irrtümern um sie herum und lässt die wild spekulierende und mit dem Vertuschen ihrer eigenen Handlungen beschäftigte Meute ohne einen Versuch der Klärung zurück. Ein pointenreiches Vergnügen, von dem es hoffentlich bald ein neues gibt.

Fazit:
Ein vergnügliches Kammerspiel, das von den Absonderlichkeiten seiner Figuren lebt und mit einfachen mitteln wirkungsvoll in Szene gesetzt ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nichts ist so, wie es scheint

In Todesangst
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Tim Blake ist der typische Verlierer. Nachdem er sein eigenes Autohaus in den Sand gesetzt hat und seine Frau nunmehr mit einem zahlungskräftigeren Nachfolger zusammenlebt, verschwindet auch noch seine ...

Tim Blake ist der typische Verlierer. Nachdem er sein eigenes Autohaus in den Sand gesetzt hat und seine Frau nunmehr mit einem zahlungskräftigeren Nachfolger zusammenlebt, verschwindet auch noch seine Tochter Sydney von einem auf den anderen Tag spurlos. Die siebzehnjährige Jugendliche, die jedes Jahr zwei Monate im Sommer mit ihrem Vater in Milford verbringt, wollte in einem Hotel für Geschäftsleute an der Rezeption einem Ferienjob nachgehen. Als sie eines Abends nicht nach Hause kommt, muss Tim Blake feststellen, dass seine Tochter gar nicht in diesem Hotel gearbeitet hat. Voller Verzweiflung begibt er sich auf die Suche nach ihr und muss mit Erschrecken feststellen, wie wenig er doch über seine eigene Tochter weiß.

Gemeinsam mit Jeff, einem Freund von Syd, richtet er eine Internetseite ein, fährt täglich durch die Stadt, in der Hoffnung seine Tochter zu finden, reicht Bilder herum und fliegt sogar nach Seattle, um einem seriös klingenden Hinweis nachzugehen. Doch vergebens. Syd bleibt verschwunden. Stattdessen häufen sich mysteriöse Vorfälle. Tims Exfrau Susan wird von einem Typen in einem dunklen Crysler beobachtet, Syds Auto wird mit Blutspuren an Türgriff und Steuer auf einem Kundenparkplatz aufgefunden, Jeff ist in einen Kreditkartenschwindel verstrickt und Syds beste Freundin Paddy treibt sich mit eigenartigen Typen herum. Als dann auch noch in Tims Haus eingebrochen wird, Unbekannte ihn bedrohen und die Polizei in seinem Kopfkissen Kokain findet, wird ihm klar, dass hinter Syds Verschwinden mehr steckt und sie alle um ihr Leben fürchten müssen.

Mit seinem neuesten Thriller „In Todesangst“ hat der Autor Linwood Barkley wieder einmal bewiesen, dass er es versteht Bücher zu schreiben, in denen es vor Spannung nur so knistert und nicht alles so ist, wie es scheint. In gewohnter Manier und anlehnend an seine Vorgänger lässt er einen Familienvater die recht haarsträubenden Ereignisse aus seiner Sicht erzählen, beteiligt den Leser an dessen Gedanken und Ängste und schickt ihn auf eine Reise, die unwirklicher und abscheulicher nicht sein kann. Denn was dort im Laufe der Zeit zutage tritt, ist nicht gerade fein. Und während Tim Blake verzweifelt versucht seine Tochter zu finden und einmal im Leben alles richtig machen möchte, muss er wieder einmal feststellen, dass er an seiner Unfähigkeit scheitert, perfekt zu sein. Doch diesmal lässt er nicht locker, kämpft mit der Verzweiflung eines Vaters, dem man das Einzige im Leben genommen hat, was ihm etwas bedeutet.

In dem Thriller „In Todesangst“ offenbaren sich die Stärken des Autors Linwood Barkley, die in einer detailgetreuen, äußerst lebensecht wirkenden Schilderung nicht funktionierender familiärer Verhältnisse liegen. Verhältnisse, die weit ab von den typischen Bilderbuchfamilien angesiedelt sind und deren Protagonisten mehr als andere Menschen mit dem täglichen Wahnsinn zu kämpfen haben. Fast meint der Leser diese zu kennen, so authentisch kommen sie ihm entgegen, so sehr sprühen sie vor Natürlichkeit und Schwächen. Dabei scheut er sich nicht, immer wieder neue Spuren auszulegen und seine Protagonisten in unvorhergesehene Fallen tappen zu lassen. Eine Verfahrensweise, die Spannung erzeugt und den Leser das gesamte Buch über bei der Stange hält. Aber auch der Sprecher Walter Kreye hat am Gelingen des Hörbuches einen nicht unerheblichen Anteil. Der Schauspieler, der bereits in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen sowie als Sprecher mehrerer Hörbücher mit seinen Leistungen überzeugen konnte, versteht es mit einer hervorragenden Interpretation, der Geschichte Leben einzuhauchen. Mit seiner angenehmen Stimme und einer situationsgerechten Variation von Stimmlage und Erzähltempo verleiht er den Figuren einen ihnen eigenen Charakter und versteht es, die Dramatik der Geschichte exzellent herauszuarbeiten.

„In Todesangst“ ist ein Hörbuch das, basierend auf einer interessanten und spannenden Geschichte, den Hörer von der ersten Minute an in seinen Bann zieht und ein wendungsreiches und packendes Hörerlebnis verspricht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein stiller Mord, der es in sich hat

In weißer Stille (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 2)
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Der Kinderarzt Albert Heckeroth fährt nach einem anstrengenden Arbeitstag zum Wochenendhaus seines Vaters an den Sternberger See, um dort nach dem Rechten zu sehen. Denn bereits am Abend zuvor ist der ...

Der Kinderarzt Albert Heckeroth fährt nach einem anstrengenden Arbeitstag zum Wochenendhaus seines Vaters an den Sternberger See, um dort nach dem Rechten zu sehen. Denn bereits am Abend zuvor ist der alte Herr nicht zurück in seine Wohnung gekommen und auch der Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme scheiterte. Als Albert auf der Suche nach dem Vater das Bad betritt, bietet sich ihm ein Anblick, den er den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen wird. Mit Gürteln an eine Heizung gekettet, kauert der pensionierte Mediziner auf dem Boden und der kaum auszuhaltende, widerliche Geruch nach Urin, Exkrementen und Verwesung lässt darauf schließen, dass er schon eine geraume Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Kriminalhauptkommissar Konstantin Dünfort ist gerade mit dem Zubereiten des Abendessens beschäftigt, als ihn der Anruf eines Kollegen von der Einsatzleitung erreicht, der ihm neben wichtigen Informationen zum Tatort auch gleich einen gut gemeinten Rat mit auf den Weg gibt: „Besser du isst hinterher.“ Worte, die die Situation in dem Haus am Sternberger See passend beschreiben und Dünfort darauf vorbereiten, was ihn erwarten wird. Gemeinsam mit seinen Kollegen Alois und Gina übernimmt er die Ermittlungen und stößt nicht nur auf verschwundene Kreditkarten und ein fehlendes Auto, sondern auch auf stichhaltige Motive, die direkt auf Mitglieder der Familie weisen. Als ihm aber im Schlafzimmer des Toten ein Fotoalbum in die Hände fällt, auf dessen Bilder Frauen in prekären Situationen zu sehen sind, wachsen in ihm Zweifel, ob der Mörder des Arztes in der Familie zu finden ist. Kurz darauf wird der Hauptverdächtige tot in seinem Haus aufgefunden. Für Dünfort ein stichhaltiger Grund, seine Ermittlungen in eine andere Richtung zu lenken, die ihn geradewegs in eine Sackgasse führt. Ein schwerer Fehler, wie er letztendlich erkennen muss. Denn während Dünfort noch einer falschen Spur nachgeht, hat der Mörder sich bereits sein nächstes Opfer geschnappt und ist gewillt, auch diesmal bis zum Äußersten zu gehen.

In ihrem Kriminalroman „In weißer Stille“ zeichnet die Autorin Inge Löhnig das Bild einer Familie, wie es sie viele in Bayern gibt. Ruhig und einfühlsam berichtet sie von Eheproblemen, aber auch von erfolgreichen Karrieren und einem Zusammenhalt, der nicht nur prägt, sondern auch Sicherheit gibt. Eine Sicherheit, die trügt. Denn gerade als die Mitglieder der Familie Heckeroth beginnen, den Tod der Mutter zu verarbeiten, geschieht das Unfassbare. Vater Wolfram wird ermordet und mit Beginn der Ermittlungen zu dessen Tod stellt sich heraus, dass nie eine Einigkeit zwischen den Familienmitgliedern geherrscht hat. Im Gegenteil. Hinter der so schillernden Fassade einer heilen Familie bröckelte es gewaltig und nicht nur eines der Kinder scheint ein Motiv für diese Tat gehabt zu haben. Unaufgearbeitete Gefühle, Neid und Missgunst. Ein wahres Wespennest, in welches die Beamten während ihrer Ermittlungen stechen.

Die Autorin Inge Löhning versteht es, sehr anschaulich zu erzählen und eine Stimmung aufzubauen, die überaus authentisch erscheint. Steht man zunächst mit der Ehefrau zufrieden am Küchenfenster und hofft auf einen schönen Herbsttag, steigt man bereits kurz darauf mit einem Kriminalhauptkommissar in den Keller eines Wochenendhauses und riecht förmlich die Ausdünstungen des Todes, der dort Einzug gehalten hat. Aber nicht nur die Art und Weise zu erzählen, fesselt den Leser an das Buch, auch die gut ausgearbeiteten, interessanten Charaktere und ein vielschichtiger, wendungsreicher Plot tragen dazu bei, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein Kriminalroman der leise beginnt, aber viel Spannung in sich birgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dänisches Krimihighlight

Erbarmen
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Schwer traumatisiert vom Tod eines Kollegen kommt der dänische Polizisten Carl Mørck in den Dienst zurück. Unmotiviert und übellaunig verbringt er seine Zeit vor dem Computer, an dem er sich mit Kartenspielen ...

Schwer traumatisiert vom Tod eines Kollegen kommt der dänische Polizisten Carl Mørck in den Dienst zurück. Unmotiviert und übellaunig verbringt er seine Zeit vor dem Computer, an dem er sich mit Kartenspielen die Zeit vertreibt. Lange dauert es nicht, bis man ihn in den Keller steckt und die Leitung des neu gegründeten Sonderdezernats Q übergibt, einem Dezernat, dass sich um ungelöste Fälle kümmern soll. Eine Alibibeschäftigung, für die die Mordkommission viel Geld einstreicht und mit der man glaubt, Carl Mørck ruhig zu halten. Aber der Plan geht nicht auf und schon kurz nach seiner Ernennung beginnt Carl Forderungen zu stellen. Ein Dienstwagens und ein Mädchen für alles ist das, was er für sich heraus schlagen kann und so erscheint ab sofort der Syrier Assad in seinem Keller, um ihm als Assistent zur Hand zu gehen. Bereits kurze Zeit später beschäftigen sich die beiden Männer mit dem Fall der Parlamentsabgeordneten Merete Lynggaard, die vor fünf Jahren von einer Autofähre spurlos verschwand. Nach umfangreichen Ermittlungen, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass die junge Frau die Fähre nicht lebend verlassen hat, erklärte man sie für tot. Doch irgend etwas stimmt nicht an diesem Fall und so beginnen Carl und Assad erneut zu ermitteln.

Merete Lynggaard, eine einunddreißigjährige Powerfrau war nicht gerade beliebt bei ihren Mitmenschen und Parteifreunden. Nur ihr behinderter Bruder Uffe kannte die wirkliche Frau hinter der Fassade, die so gar nichts mit der aufstrebenden Politikern gemein hatte. Bereit seit fünf Jahren, seit ihrem Verschwinden von der Autofähre, sitzt diese nun in einem Kellerverließ, wo sie gequält wird und unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt ist. Eine ständige Überwachung durch Kameras, die stetige Erhöhung des Luftdrucks und eine vollkommene Isolierung sind nur einige Bruchstücke eines Martyriums, das sie über sich ergehen lassen muss. Doch warum das alles? Eine Frage, die sie selber nicht beantworten kann und deren Lösung doch so nah liegt.

Jussi Adler-Olson hat mit "Erbarmen" einen Thriller geschrieben, der vor Spannung nur so strotzt. Eine sich rasant entwickelnde Geschichte und wunderbar ausgearbeitete, glaubwürdige Charaktere schaffen es, dass es dem Leser kaum gelingt, das Buch aus der Hand zu legen. Immer wieder hofft er auf ein Wunder, einen Fehler der Entführer, einen Erfolg der Ermittler oder darauf, dass Merete es schafft, sich selbst zu befreien. Doch die Zeit vergeht, ohne dass dieses Wunder geschieht und um so mehr sie voranschreitet, um so knapper werden die Stunden, in denen Merete noch leben darf. Denn der Zeitpunkt ihres Todes steht fest, gewählt von einem Menschen, der sich an ihr rächen will.

Mittels zweier Handlungsstränge, die Jussi Adler-Olson geschickt nebeneinander ablaufen lässt, erzählt er eine Geschichte die mitreißt und in einem Showdown endet, der wirklich gelungen ist. Flüssig geschrieben und glaubwürdig dargestellt, ist dieser Thriller ein Highlight der dänischen Kriminalliteratur.