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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein grandioses Verwirrspiel mit einer starken Atmosphäre und interessanten Figuren

Das Seehaus
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1933. Mittsommer in Cornwall. Auf dem Anwesen der Familie Edvane finden umfangreichen Vorbereitungen für die traditionelle Mittsommerparty statt. Ein Höhepunkt im jährlichen Leben der Bewohner, der mit ...

1933. Mittsommer in Cornwall. Auf dem Anwesen der Familie Edvane finden umfangreichen Vorbereitungen für die traditionelle Mittsommerparty statt. Ein Höhepunkt im jährlichen Leben der Bewohner, der mit einer Menge Trubel verbunden ist. Deshalb merkt auch niemand, dass ein kleiner Junge mitten in der Nacht verschwindet, der noch am Abend davor friedlich in seinem Bett geschlafen hat.
Siebzig Jahre danach entdeckt die Polizistin Sadie Sparrow das romantisch gelegene Haus am See und ist fasziniert von den alten Gemäuern und dessen Geschichte. Neugierig geworden, vertieft sie sich in den alten Fall und kommt einem Geheimnis auf die Spur, dessen Entdeckung weitreichende Konsequenzen für die Nachfahren der Familie hat.

„Das Seehaus“ ist ein vielschichtiger Roman, dessen Handlung sich über einige Jahrzehnte erstreckt und der aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt worden ist. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis sich der Leser in der gutbürgerlichen Familie Edvance zurechtfindet und die einzelnen Personen in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander einordnen kann. Doch kaum ist ihm das gelungen, wird das jüngste Familienmitglied vermisst und das Drama um die alteingesessene Familie nimmt seinen Lauf. Alte Vergehen und gut gehütete Geheimnisse werden aufgedeckt, neue Verbrechen werden vertuscht und sicher geglaubte Zusammenhänge erscheinen plötzlich in einem völlig neuen Licht. Ein grandioses Verwirrspiel, das von einer starken Atmosphäre und interessanten Figuren getragen wird. Denn nicht nur die Beschreibungen der Landschaft sind so passend und detailliert, dass man sie förmlich vor sich sieht, auch die Figuren werden lebendig, so treffend, wie sie dargestellt sind. Das Ganze wird in einem Schreibstil erzählt, der sich wunderbar flüssig liest und trotz anhaltender Spannung eher ruhig in Erscheinung tritt. Einzig und allein der im Jahr 2003 angesiedelte neue Fall, der Detektive Sadie Sparrow zum Verhängnis wird, passt nicht in das gut erdachte Geflecht aus familiären Verstrickungen, kriminellen Machenschaften und starken Gefühlen hinein und gibt Anlass zur Kritik.

Fazit:
„Das Seehaus“ präsentiert sich als spannender Roman mit einem undurchsichtigen und wendungsreichen Handlungsverlauf, mit viel Atmosphäre und interessanten Figuren. Herrlich knifflig arrangiert und toll geschrieben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegendes Statement für das Leben und die Liebe

Mein Herz wird dich finden
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Es ist immer schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren und mit dem Verlust klarzukommen. Eine Erfahrung, die auch Mia machen muss, als sie ihren Freund Jacob durch einen Unfall verliert. Von Trauer ...

Es ist immer schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren und mit dem Verlust klarzukommen. Eine Erfahrung, die auch Mia machen muss, als sie ihren Freund Jacob durch einen Unfall verliert. Von Trauer übermannt zieht sie sich zurück und findet Trost darin, den Menschen ausfindig zu machen, der Jacobs Herz erhalten hat. Dass sie damit fast ein Leben zerstört, ahnt Mia zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn Noah, der seit seiner Herztransplantation endlich wieder normal leben kann, wollte auf keinen Fall wissen, wer der Spender seines Herzens ist. Doch als Mia plötzlich vor ihm steht, spielen seine Gefühle verrückt. Er verliebt sich in sie und erfährt erst viel zu spät, wer Mia wirklich ist.

„Mein Herz wird dich finden“ ist ein berührender Roman für junge Leser, der in erfrischend lebendiger Art die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe erzählt. Aus der Sicht der Ich-Erzählerin Mia geschildert, erlebt der Leser hautnah, wie sich diese nach einer langen Zeit der Trauer neu verliebt, wie sie Hoffnung und Kraft aus einer sich langsam entfaltenden Beziehung schöpft und dabei ganz genau weiß, dass dieses Glück auf einer Lüge basiert. Aber nicht nur ihr bewegendes Schicksal steht im Mittelpunkt des Geschehens. Auch Noahs Krankheit und seine Herztransplantation nehmen einen entschiedenen Teil der Handlung ein und geben einen erschreckend nüchterneren Einblick in die Probleme, die dieser im täglichen Leben hat. Ein tiefgründiger Roman, der zu Beginn eines jeden Kapitels Informationen zum menschlichen Herzen und zu Spenderorganen enthält und Gedanken zur Organtransplantation und Organspende aufkommen lässt.

Fazit:
Mit „Mein Herz wird dich finden“ hat Jessie Kirby ein bewegendes Statement für das Leben und die Liebe verfasst, für den Kampf um das Loslassen und Verzeihen und darum, auch in schwierigen Situationen einem geliebten Menschen beizustehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Blick in das schicksalhafte Leben zweier im Kindesalter entführter Frauen

The other Girl
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Die mäßig erfolgreiche Schauspielerin Chloe Savage soll die Rolle einer Ermittlerin spielen, die das Entführungsdrama um zwei 12-jährige Mädchen erfolgreichen aufklären kann. Doch kaum hat Chloe die ersten ...

Die mäßig erfolgreiche Schauspielerin Chloe Savage soll die Rolle einer Ermittlerin spielen, die das Entführungsdrama um zwei 12-jährige Mädchen erfolgreichen aufklären kann. Doch kaum hat Chloe die ersten Zeilen des Drehbuches gelesen, merkt sie, dass es ihre eigene beschissene Geschichte ist, die hier verfilmt werden soll.
Zur gleichen Zeit wir die Anglistikdozentin Lois Lonsdale von einem Studenten mit dem gut gehüteten Geheimnis ihrer Vergangenheit erpresst. Denn im zarten Alter von 12 Jahren wurde sie zusammen mit einem anderen Mädchen entführt und hat ihre tragischen Erlebnisse unter einem Pseudonym als Thriller herausgebracht.
Zwei Frauen, deren Schicksal eng verbunden ist und die nun, nach fast 18 Jahren erneut mit vergangenem Unrecht zu kämpfen haben.

„The other Girl – Du kannst niemals ganz entkommen“ ist Roman, der amerikanischen Autorin Maggie Mitchell, die den Leser tief in die Gefühlswelt zweier gepeinigter Frauen blicken lässt. Von ihnen in der Ich-Form erzählt, erhält der Leser aus erster Hand ein vollständiges Bild der Ereignisse, die sich achtzehn Jahre zuvor in einer abgelegenen Waldhütte zugetragen haben, und taucht gleichzeitig in ihr Leben nach der schicksalhaften Entführung ein. Ein Plot, der auf einer interessanten Idee beruht und hohe Erwartungen beim Leser weckt. Doch leider versteht es Maggie Mitchell das Potenzial, das in der Geschichte steckt, nicht ausreichend zu nutzen. Zu zäh präsentiert sich der Handlungsverlauf, der vorwiegend auf der Schilderung von Ereignissen und Gedanken der beiden Frauen beruht, zu unnahbar bleiben die Figuren. Und auch die Bedrohung durch den Studenten, der die Anglistikdozentin Lois Lonsdale mit ihrer Vergangenheit erpresst, verpufft im Einerlei des Geschehens ohne die Handlung richtig aufzumischen.

Fazit:
Wer ein Blick in das schicksalhafte Leben zweier im Kindesalter entführter Frauen und die schrittweise Aufarbeitung ihres Traumas wagen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Der Leser aber, der auf einen ausgeklügelten Psychothriller hofft, sollte sich nach anderer Lektüre umschauen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Regionalkrimi, der voller Pointen steckt

Das Schlossgespinst
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Mitten in den juristischen Burgfrieden hinein, platzt eine Leiche und der Meininger Anwalt Fickel bekommt schon bald alle Hände voll zu tun, um neben einer kniffligen Erbangelegenheit auch noch einem perfiden ...

Mitten in den juristischen Burgfrieden hinein, platzt eine Leiche und der Meininger Anwalt Fickel bekommt schon bald alle Hände voll zu tun, um neben einer kniffligen Erbangelegenheit auch noch einem perfiden Mörder auf die Schliche zu kommen. Dass er dabei wie gewohnt überhaupt keine Ahnung von nichts hat, wird schnell klar. Trotzdem stürzt sich Fickel voller Enthusiasmus in die Ermittlungen und stößt dabei auf alte Geheimnisse, die es in sich haben.

„Das Schlossgespinst“ ist der dritte Fall des Meininger Anwalts Fickel, der als „Terminhure“ am Gericht sein Dasein fristet. Und obwohl er nicht der hellste Stern am Anwaltshimmel ist, gelingt es ihm stets auf merkwürdige Art, den einen oder anderen Kriminalfall zu lösen. Ein vergnügliches Unterfangen, von dem nicht nur die Meininger Gesellschaft profitiert, sondern auch der Leser, der sich vor Lachen manchmal kaum halten kann. Zu komisch sind die Bilder, die ihm sein Kopfkino suggeriert, wenn ebendieser Anwalt in einem absinthfarbenen Rokokokleid seine Recherchen anstellt.

Neben ausreichend humorvollen Szenen hat der aus der Feder von Hans-Henner Hess stammenden Regionalkrimi aber noch mehr zu bieten. Interessante Informationen über die eine oder andere juristische Plänkelei, Wissenswertes über historische Fakten und ein Blick in die Meininger High Society, deren Figuren in diesem Fall allerdings frei erfunden sind. Ergänzt wird das Ganze mit ostalgischen Spitzfindigkeiten, deren Erklärungen in erläuternden Fußnoten zu finden sind und nicht zu vergessen, mit einer Vielzahl schrulliger Figuren, die jede für sich genommen, einzigartig sind.

Fazit:
Ein Regionalkrimi, der voller Pointen steckt und mit einem ungewöhnlich ambitionslosen Anwalt bestens zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein vergnügliches Kammerspiel um einen verrückten Pfau

Der Pfau
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Nicht nur Menschen sind manchmal komisch. Auch Tiere bleiben von merkwürdigen Verhaltensweisen nicht verschont. Wie das Pfauenmännchen in einem kleinen Tal am Fuße Highlands, welches auf alles das losgeht, ...

Nicht nur Menschen sind manchmal komisch. Auch Tiere bleiben von merkwürdigen Verhaltensweisen nicht verschont. Wie das Pfauenmännchen in einem kleinen Tal am Fuße Highlands, welches auf alles das losgeht, was in schillernder blauer Farbe getaucht ist. Ein Fiasko für Lady und Lord McIntosh, die nicht nur diverse Schäden an den Autos ihrer Gäste erklären müssen, sondern auch dessen Tun hilflos gegenüberstehen. Deshalb gibt es nur eine Lösung: Der Pfau muss weg. Doch was nach seinem Ableben auf dem altehrwürdigen Anwesen der Familie McIntosh geschieht, das hat keiner geahnt.

„Der Pfau“ ist ein wunderbar ironisches Buch, das in einer Art und Weise geschrieben ist, die sich zum einen leicht liest, die zum anderen regelmäßig schmunzeln lässt. Dabei ist sein Plot recht einfach gestrickt. Eine Gruppe von Bankern befindet sich auf einem Teambuildingseminar in den schottischen Highlands, wo ein verrückter Pfau dafür Sorge trägt, dass bald alle Anwesenden in ein Geflecht von Lügen verstrickt sind. Schon bald frisst sie ihr Gewissen auf und neben handfesten Tatsachen, sind auch jede Menge merkwürdige Situationen vorprogrammiert.

Isabel Bogdan hat in ihrem Roman um das zerstörerische Tun eines Pfauenmännchens die Eigenarten ihrer Figuren und den Umstand, dass diese sich nicht kennen dazu genutzt, ein psychologisch gut funktionierendes Kammerspiel zu ersinnen. Dabei rückt sie immer wieder eine andere Figur ins Rampenlicht, arrangiert eine Vielzahl von Irrtümern um sie herum und lässt die wild spekulierende und mit dem Vertuschen ihrer eigenen Handlungen beschäftigte Meute ohne einen Versuch der Klärung zurück. Ein pointenreiches Vergnügen, von dem es hoffentlich bald ein neues gibt.

Fazit:
Ein vergnügliches Kammerspiel, das von den Absonderlichkeiten seiner Figuren lebt und mit einfachen mitteln wirkungsvoll in Szene gesetzt ist.