Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nichts ist so, wie es scheint

In Todesangst
0

Tim Blake ist der typische Verlierer. Nachdem er sein eigenes Autohaus in den Sand gesetzt hat und seine Frau nunmehr mit einem zahlungskräftigeren Nachfolger zusammenlebt, verschwindet auch noch seine ...

Tim Blake ist der typische Verlierer. Nachdem er sein eigenes Autohaus in den Sand gesetzt hat und seine Frau nunmehr mit einem zahlungskräftigeren Nachfolger zusammenlebt, verschwindet auch noch seine Tochter Sydney von einem auf den anderen Tag spurlos. Die siebzehnjährige Jugendliche, die jedes Jahr zwei Monate im Sommer mit ihrem Vater in Milford verbringt, wollte in einem Hotel für Geschäftsleute an der Rezeption einem Ferienjob nachgehen. Als sie eines Abends nicht nach Hause kommt, muss Tim Blake feststellen, dass seine Tochter gar nicht in diesem Hotel gearbeitet hat. Voller Verzweiflung begibt er sich auf die Suche nach ihr und muss mit Erschrecken feststellen, wie wenig er doch über seine eigene Tochter weiß.

Gemeinsam mit Jeff, einem Freund von Syd, richtet er eine Internetseite ein, fährt täglich durch die Stadt, in der Hoffnung seine Tochter zu finden, reicht Bilder herum und fliegt sogar nach Seattle, um einem seriös klingenden Hinweis nachzugehen. Doch vergebens. Syd bleibt verschwunden. Stattdessen häufen sich mysteriöse Vorfälle. Tims Exfrau Susan wird von einem Typen in einem dunklen Crysler beobachtet, Syds Auto wird mit Blutspuren an Türgriff und Steuer auf einem Kundenparkplatz aufgefunden, Jeff ist in einen Kreditkartenschwindel verstrickt und Syds beste Freundin Paddy treibt sich mit eigenartigen Typen herum. Als dann auch noch in Tims Haus eingebrochen wird, Unbekannte ihn bedrohen und die Polizei in seinem Kopfkissen Kokain findet, wird ihm klar, dass hinter Syds Verschwinden mehr steckt und sie alle um ihr Leben fürchten müssen.

Mit seinem neuesten Thriller „In Todesangst“ hat der Autor Linwood Barkley wieder einmal bewiesen, dass er es versteht Bücher zu schreiben, in denen es vor Spannung nur so knistert und nicht alles so ist, wie es scheint. In gewohnter Manier und anlehnend an seine Vorgänger lässt er einen Familienvater die recht haarsträubenden Ereignisse aus seiner Sicht erzählen, beteiligt den Leser an dessen Gedanken und Ängste und schickt ihn auf eine Reise, die unwirklicher und abscheulicher nicht sein kann. Denn was dort im Laufe der Zeit zutage tritt, ist nicht gerade fein. Und während Tim Blake verzweifelt versucht seine Tochter zu finden und einmal im Leben alles richtig machen möchte, muss er wieder einmal feststellen, dass er an seiner Unfähigkeit scheitert, perfekt zu sein. Doch diesmal lässt er nicht locker, kämpft mit der Verzweiflung eines Vaters, dem man das Einzige im Leben genommen hat, was ihm etwas bedeutet.

In dem Thriller „In Todesangst“ offenbaren sich die Stärken des Autors Linwood Barkley, die in einer detailgetreuen, äußerst lebensecht wirkenden Schilderung nicht funktionierender familiärer Verhältnisse liegen. Verhältnisse, die weit ab von den typischen Bilderbuchfamilien angesiedelt sind und deren Protagonisten mehr als andere Menschen mit dem täglichen Wahnsinn zu kämpfen haben. Fast meint der Leser diese zu kennen, so authentisch kommen sie ihm entgegen, so sehr sprühen sie vor Natürlichkeit und Schwächen. Dabei scheut er sich nicht, immer wieder neue Spuren auszulegen und seine Protagonisten in unvorhergesehene Fallen tappen zu lassen. Eine Verfahrensweise, die Spannung erzeugt und den Leser das gesamte Buch über bei der Stange hält. Aber auch der Sprecher Walter Kreye hat am Gelingen des Hörbuches einen nicht unerheblichen Anteil. Der Schauspieler, der bereits in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen sowie als Sprecher mehrerer Hörbücher mit seinen Leistungen überzeugen konnte, versteht es mit einer hervorragenden Interpretation, der Geschichte Leben einzuhauchen. Mit seiner angenehmen Stimme und einer situationsgerechten Variation von Stimmlage und Erzähltempo verleiht er den Figuren einen ihnen eigenen Charakter und versteht es, die Dramatik der Geschichte exzellent herauszuarbeiten.

„In Todesangst“ ist ein Hörbuch das, basierend auf einer interessanten und spannenden Geschichte, den Hörer von der ersten Minute an in seinen Bann zieht und ein wendungsreiches und packendes Hörerlebnis verspricht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein stiller Mord, der es in sich hat

In weißer Stille (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 2)
0

Der Kinderarzt Albert Heckeroth fährt nach einem anstrengenden Arbeitstag zum Wochenendhaus seines Vaters an den Sternberger See, um dort nach dem Rechten zu sehen. Denn bereits am Abend zuvor ist der ...

Der Kinderarzt Albert Heckeroth fährt nach einem anstrengenden Arbeitstag zum Wochenendhaus seines Vaters an den Sternberger See, um dort nach dem Rechten zu sehen. Denn bereits am Abend zuvor ist der alte Herr nicht zurück in seine Wohnung gekommen und auch der Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme scheiterte. Als Albert auf der Suche nach dem Vater das Bad betritt, bietet sich ihm ein Anblick, den er den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen wird. Mit Gürteln an eine Heizung gekettet, kauert der pensionierte Mediziner auf dem Boden und der kaum auszuhaltende, widerliche Geruch nach Urin, Exkrementen und Verwesung lässt darauf schließen, dass er schon eine geraume Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Kriminalhauptkommissar Konstantin Dünfort ist gerade mit dem Zubereiten des Abendessens beschäftigt, als ihn der Anruf eines Kollegen von der Einsatzleitung erreicht, der ihm neben wichtigen Informationen zum Tatort auch gleich einen gut gemeinten Rat mit auf den Weg gibt: „Besser du isst hinterher.“ Worte, die die Situation in dem Haus am Sternberger See passend beschreiben und Dünfort darauf vorbereiten, was ihn erwarten wird. Gemeinsam mit seinen Kollegen Alois und Gina übernimmt er die Ermittlungen und stößt nicht nur auf verschwundene Kreditkarten und ein fehlendes Auto, sondern auch auf stichhaltige Motive, die direkt auf Mitglieder der Familie weisen. Als ihm aber im Schlafzimmer des Toten ein Fotoalbum in die Hände fällt, auf dessen Bilder Frauen in prekären Situationen zu sehen sind, wachsen in ihm Zweifel, ob der Mörder des Arztes in der Familie zu finden ist. Kurz darauf wird der Hauptverdächtige tot in seinem Haus aufgefunden. Für Dünfort ein stichhaltiger Grund, seine Ermittlungen in eine andere Richtung zu lenken, die ihn geradewegs in eine Sackgasse führt. Ein schwerer Fehler, wie er letztendlich erkennen muss. Denn während Dünfort noch einer falschen Spur nachgeht, hat der Mörder sich bereits sein nächstes Opfer geschnappt und ist gewillt, auch diesmal bis zum Äußersten zu gehen.

In ihrem Kriminalroman „In weißer Stille“ zeichnet die Autorin Inge Löhnig das Bild einer Familie, wie es sie viele in Bayern gibt. Ruhig und einfühlsam berichtet sie von Eheproblemen, aber auch von erfolgreichen Karrieren und einem Zusammenhalt, der nicht nur prägt, sondern auch Sicherheit gibt. Eine Sicherheit, die trügt. Denn gerade als die Mitglieder der Familie Heckeroth beginnen, den Tod der Mutter zu verarbeiten, geschieht das Unfassbare. Vater Wolfram wird ermordet und mit Beginn der Ermittlungen zu dessen Tod stellt sich heraus, dass nie eine Einigkeit zwischen den Familienmitgliedern geherrscht hat. Im Gegenteil. Hinter der so schillernden Fassade einer heilen Familie bröckelte es gewaltig und nicht nur eines der Kinder scheint ein Motiv für diese Tat gehabt zu haben. Unaufgearbeitete Gefühle, Neid und Missgunst. Ein wahres Wespennest, in welches die Beamten während ihrer Ermittlungen stechen.

Die Autorin Inge Löhning versteht es, sehr anschaulich zu erzählen und eine Stimmung aufzubauen, die überaus authentisch erscheint. Steht man zunächst mit der Ehefrau zufrieden am Küchenfenster und hofft auf einen schönen Herbsttag, steigt man bereits kurz darauf mit einem Kriminalhauptkommissar in den Keller eines Wochenendhauses und riecht förmlich die Ausdünstungen des Todes, der dort Einzug gehalten hat. Aber nicht nur die Art und Weise zu erzählen, fesselt den Leser an das Buch, auch die gut ausgearbeiteten, interessanten Charaktere und ein vielschichtiger, wendungsreicher Plot tragen dazu bei, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein Kriminalroman der leise beginnt, aber viel Spannung in sich birgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dänisches Krimihighlight

Erbarmen
0

Schwer traumatisiert vom Tod eines Kollegen kommt der dänische Polizisten Carl Mørck in den Dienst zurück. Unmotiviert und übellaunig verbringt er seine Zeit vor dem Computer, an dem er sich mit Kartenspielen ...

Schwer traumatisiert vom Tod eines Kollegen kommt der dänische Polizisten Carl Mørck in den Dienst zurück. Unmotiviert und übellaunig verbringt er seine Zeit vor dem Computer, an dem er sich mit Kartenspielen die Zeit vertreibt. Lange dauert es nicht, bis man ihn in den Keller steckt und die Leitung des neu gegründeten Sonderdezernats Q übergibt, einem Dezernat, dass sich um ungelöste Fälle kümmern soll. Eine Alibibeschäftigung, für die die Mordkommission viel Geld einstreicht und mit der man glaubt, Carl Mørck ruhig zu halten. Aber der Plan geht nicht auf und schon kurz nach seiner Ernennung beginnt Carl Forderungen zu stellen. Ein Dienstwagens und ein Mädchen für alles ist das, was er für sich heraus schlagen kann und so erscheint ab sofort der Syrier Assad in seinem Keller, um ihm als Assistent zur Hand zu gehen. Bereits kurze Zeit später beschäftigen sich die beiden Männer mit dem Fall der Parlamentsabgeordneten Merete Lynggaard, die vor fünf Jahren von einer Autofähre spurlos verschwand. Nach umfangreichen Ermittlungen, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass die junge Frau die Fähre nicht lebend verlassen hat, erklärte man sie für tot. Doch irgend etwas stimmt nicht an diesem Fall und so beginnen Carl und Assad erneut zu ermitteln.

Merete Lynggaard, eine einunddreißigjährige Powerfrau war nicht gerade beliebt bei ihren Mitmenschen und Parteifreunden. Nur ihr behinderter Bruder Uffe kannte die wirkliche Frau hinter der Fassade, die so gar nichts mit der aufstrebenden Politikern gemein hatte. Bereit seit fünf Jahren, seit ihrem Verschwinden von der Autofähre, sitzt diese nun in einem Kellerverließ, wo sie gequält wird und unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt ist. Eine ständige Überwachung durch Kameras, die stetige Erhöhung des Luftdrucks und eine vollkommene Isolierung sind nur einige Bruchstücke eines Martyriums, das sie über sich ergehen lassen muss. Doch warum das alles? Eine Frage, die sie selber nicht beantworten kann und deren Lösung doch so nah liegt.

Jussi Adler-Olson hat mit "Erbarmen" einen Thriller geschrieben, der vor Spannung nur so strotzt. Eine sich rasant entwickelnde Geschichte und wunderbar ausgearbeitete, glaubwürdige Charaktere schaffen es, dass es dem Leser kaum gelingt, das Buch aus der Hand zu legen. Immer wieder hofft er auf ein Wunder, einen Fehler der Entführer, einen Erfolg der Ermittler oder darauf, dass Merete es schafft, sich selbst zu befreien. Doch die Zeit vergeht, ohne dass dieses Wunder geschieht und um so mehr sie voranschreitet, um so knapper werden die Stunden, in denen Merete noch leben darf. Denn der Zeitpunkt ihres Todes steht fest, gewählt von einem Menschen, der sich an ihr rächen will.

Mittels zweier Handlungsstränge, die Jussi Adler-Olson geschickt nebeneinander ablaufen lässt, erzählt er eine Geschichte die mitreißt und in einem Showdown endet, der wirklich gelungen ist. Flüssig geschrieben und glaubwürdig dargestellt, ist dieser Thriller ein Highlight der dänischen Kriminalliteratur.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Spiel mit dem Tod

Der Kruzifix-Killer (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 1)
0

Als Hunter, ein introvertierter, mürrischer Detectiv, geradewegs aus dem Bett einer Freundin zu einem Tatort gerufen wird, bietet sich ihm ein groteskes Bild. Eine junge Frau, deren Gesicht gehäutet wurde, ...

Als Hunter, ein introvertierter, mürrischer Detectiv, geradewegs aus dem Bett einer Freundin zu einem Tatort gerufen wird, bietet sich ihm ein groteskes Bild. Eine junge Frau, deren Gesicht gehäutet wurde, kniet an zwei Pfosten gefesselt, tot vor ihm. In ihrem Nacken eingeritzt ein Zeichen in Form eines doppelten Kreuzes, welches der Detectiv nur zu gut kennt und das ihm ein Schauer über den Rücken jagt. Denn genau dieses Doppelkreuz hatte ein ihm bekannter Serienkiller benutzt, um seine Opfer zu zeichnen. Merkwürdig ist nur, dass dieser vor anderthalb Jahren festgenommen und hingerichtet wurde. Viel Zeit bleibt Hunter nicht, darüber nachzudenken, denn kurz nach dem Mord nimmt der Killer Kontakt mit ihm auf. Das Spiel um Leben und Tod beginnt erneut.

Hunter soll dem Killer den Sieger eines Windhundrennens benennen. Hat er Recht mit seinem Tipp, lässt dieser das bereits in seiner Gewalt befindliche Opfer frei. Liegt Hunter mit seiner Vermutung allerdings daneben, dann wird es qualvoll sterben. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Garcia, den Hunter liebevoll Greenhorn nennt, versucht er verzweifelt einen Treffer beim Windhundrennen zu landen. Leider geht das völlig schief und der homosexuelle Anwalt George Slater wird ans Lenkrad gefesselt, mit schweren inneren Blutungen und Blasen am ganzen Körper, in seinem Auto aufgefunden. Kurze Zeit später verstirbt er im Krankenhaus. Hunter, unfähig mit der Schuld an dem Tod des Anwalts zu leben, stürzt sich immer verbissener in seine Arbeit. Geplagt von chronischem Schlafmangel und rasenden Kopfschmerzen findet er seine einzige Entspannung in der Beziehung zu seiner neuen Freundin Isabella. Rund um die Uhr sind Hunter und Garcia im Einsatz, um den Killer zu finden, doch statt einer heißen Spur, treffen sie auf eine Gruppe von Männern, die Frauen missbrauchen, quälen und töten, um sogenannte Snuff-Movies zu drehen. Als dann aber Isabella zufällig das doppelte Kreuz erkennt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Zusammen mit einem Polizeizeichner kann sie ein Phantombild des Killers erstellen. Doch bevor Hunter und Garcia dazu kommen intensiv nach dem Phantom zu fahnden, ist Garcia verschwunden. Und der Killer meldet sich zu Wort. Er will Hunter, allein, um sein tödliches Spiel zu vollenden.

Chris Carter hat mit dem Roman „Kruzifixkiller“ ein unheimlich rasantes und spannendes Debüt vorgelegt. Voller psychologischem Tiefengang und mit einem wendungsreichen Plot hat das Multitalent eindrucksvoll bewiesen, dass es schreiben kann. Aber seine Kenntnisse kommen nicht von ungefähr. In Michigan studierte er forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre im Psychologenteam der Staatsanwaltschaft.
Chris Carters Schreibstil ist fesselnd und mitreißend und wird von sehr bildhaften Elementen geprägt. Dadurch schafft es der Leser mit Leichtigkeit dem Geschehen zu folgen und die Bilder vor seinem geistigen Auge aufleben zu lassen. Ein ständiger Perspektivwechsel, kurze Kapitel und wunderbar lebensnahe, sympathische Charaktere tun ihr Übriges, um den Thriller für jeden Fan dieses Genres zu einem Erlebnis werden zu lassen.

Erwähnenswert ist das verwendete Cover. Schlicht und einfach und doch wirkungsvoll. Auf schwarzem Grund ist das doppelte Kreuz des Kruzifixkillers in roter Farbe aufgebracht. Darüber in großer weißer Schrift der Buchtitel. Optisch ein Aufhänger, verrät er dem Betrachter sofort, um was für ein Buch es sich hier handelt und weckt gleichzeitig das Bedürfnis, mehr über das religiös anmutende Symbol in Erfahrung zu bringen.

Fazit:
Spannungsgeladen von der ersten Seite an, mit einem Showdown, der seinesgleichen sucht, lässt Chris Carter einen Killer auf die Leser los, der ihm die Schauer nur so über den Rücken jagt. Mit einer Vorliebe für perfide Spielchen führt er ihn in eine Welt, die grausamer nicht sein kann. Ein Thriller, der einen nicht mehr zur Ruhe kommen lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschichtsträchtiger Schwedenkrimi

Engel aus Eis (Ein Falck-Hedström-Krimi 5)
0

Die Schriftstellerin Erica Falck hat genug von der Babypause und sehnt sich, nach Monaten mit Geschrei und vollen Windeln, zurück zu ihrem Job. Da kommt es ihr gerade recht, dass Ihr Mann, der Polizist ...

Die Schriftstellerin Erica Falck hat genug von der Babypause und sehnt sich, nach Monaten mit Geschrei und vollen Windeln, zurück zu ihrem Job. Da kommt es ihr gerade recht, dass Ihr Mann, der Polizist Patrik Hedström, anstatt zu Arbeiten, einige Monate Erziehungszeit mit der einjährigen Maja verbringen möchte. Doch als sie endlich an ihrem Schreibtisch sitzt, um das lange im Voraus geplante Buch in Angriff zu nehmen, fehlen die Worte. Stattdessen fällt ihr Blick auf einen Stapel Tagebücher, die sie auf dem Dachboden des Hauses gefunden hat. Tagebücher ihrer Mutter die sie in eine Zeit katapultieren, als der zweite Weltkrieg wütete und auch das neutrale Schweden von dessen Folgen nicht verschont blieb. Ein lebensbedrohlicher Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Denn während Erica Falck versucht, Schicht für Schicht die alten Geheimnisse aufzudecken, gibt sich jemand viel Mühe, sie mit allen Mittel davon abzuhalten.

Zur gleichen Zeit finden zwei Jungen in einem alten Haus die von Spuren der Verwesung gezeichnete Leiche eines ehemaligen Geschichtslehrers, der als Fachmann für Deutschland und die Nazis galt. Ein Anblick, den sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Denn der leblose Körper ihres ehemaligen Nachbarn ist übersät mit Unmengen an Fliegen und anderen Insekten, die ihn als Nahrungsquelle für sich auserkoren haben. Aber auch Kommissar Mellberg, der sich kurz darauf auf den Weg zum Tatort macht, wird das Bild des toten Mannes einige Zeit verfolgen. Noch ahnt er nicht, dass dieser Fall ihn schon bald zu der Frau seines beurlaubten Mitarbeiters Patrik Hedström führt, die ohne es zu ahnen, in das Visier eines skrupellosen Mörders gerät.

In „Engel aus Eis“ versteht es die Autorin Camilla Läckberg bereits auf den ersten Seiten ihres Buches, den Leser an das Geschehen zu fesseln. Eine Spannung, die das Resultat eines gut durchdachten Plots, aber auch einer flüssigen und sehr bildhaften Sprache ist, in die sie ihre Handlungen kleidet. Schon fast liebevoll versieht sie die Figuren mit vielen Details und lässt den Leser in einem Umfang an ihrem Leben teilhaben, der für einen Kriminalroman ungewöhnlich ist. So stolpert dieser nicht nur über Leichen und alte Geheimnisse, sondern auch über volle Windeln und unzufriedene Schwiegermütter. Eine sehr unterhaltsame Kombination, die darüber hinaus ein Stück unrühmliche Vergangenheit aufarbeitet. Dazu wechselt Camilla Läckberg immer wieder die Zeitebenen und erzählt sozusagen zwei Geschichten in einem Buch. Zum einen lässt sie den Leser an grausam verübten Verbrechen im zweiten Weltkrieg teilhaben, die sie in Form von alten Tagebucheinträgen erzählt. Zum Anderen begleitet sie Erica Falck bei Suche nach den Geheimnissen ihrer toten Mutter und klärt dabei mit Hilfe der Polizei zwei Morde auf.

Fazit:
Mit "Engel aus Eis" präsentiert Camilla Läckberg ein umfangreiches Krimipaket aus Schweden, das trotz einiger Längen und ohne die Verwendung von düsteren Ermittlern gut unterhält.