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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegender Roman, der gleichzeitig fasziniert und schockiert

Der goldene Sohn
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Nur wenige indische Medizinstudenten haben das Glück, eine Stelle als Assistenzarzt in Amerika zu ergattern. Einer von ihnen ist Anil Pantel, der als Sohn einer angesehenen Bauernfamilie in dem westindischen ...

Nur wenige indische Medizinstudenten haben das Glück, eine Stelle als Assistenzarzt in Amerika zu ergattern. Einer von ihnen ist Anil Pantel, der als Sohn einer angesehenen Bauernfamilie in dem westindischen Dorf Panchanagar aufgewachsen ist. Doch seine Ausbildung im Parkview Hospital in Dallas gestaltet sich schwieriger, als gedacht. Nervenaufreibende Schichten und schwer kranke Patienten beanspruchen seine Aufmerksamkeit, während er gleichzeitig für die Bewohner seines Heimatdorfes telefonisch als Schiedsmann zur Verfügung stehen muss. Aber nicht nur sein Leben ist von weitreichenden Veränderungen geprägt. Auch das seiner Jugendfreundin Leena, die traditionell mit einem Inder verheiratet wird. Denn anstatt eine glückliche Ehe zu führen, wird sie von der Familie ihres Ehemanns als Dienstmagd benutzt und mit Schlägen und Beschimpfungen attackiert. Erst nach einem versuchten Mordanschlag ergreift Leena die Flucht und treibt damit ihre Eltern in den Ruin.

Zwei Schicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und doch verbindet sie ein entscheidendes Detail. Denn bereits in Kindertagen haben Anil und Leena gemeinsam viel erlebt und tiefer greifende Gefühle füreinander entwickelt. Und genau darauf baut Shilpi Somaya Gowda ihre Geschichte auf, die von den traditionellen Zwängen im heutigen Indien und von dem Versuch junger Menschen, diese zu umgehen, erzählt. Ein Zwiespalt, der besonders in dem Lebensweg des Bauernsohnes Anil zum Tragen kommt, der sich als junger Mann die Lebensweisen zweier völlig verschiedener Kulturen zu Eigen macht und mit heimatlichen Traditionen bricht. Doch obwohl er in Amerika Fuß fassen kann, schlägt sein Herz für die Heimat und für Leena, die einen schweren Leidensweg durchleben muss.

Erzählt wird der ergreifende Roman abwechselnd aus der Sicht von Leena und Anil, der Schilderungen sehr anschaulich und lebendig geraten sind. In ihnen erhält der Leser zum einen tiefe Einblicke in die indische Kultur und die Auswirkung lang gehegter Traditionen, zum anderen taucht er in den amerikanischen Klinikalltag ein, der von einem kaum zu bewältigenden Erfolgsdruck geprägt ist. Dabei lässt es sich die Autorin zu keiner Zeit nehmen, vorhandene Schwachpunkte an den Pranger zu stellen und durch schockierende Ereignisse zu untermauern. Allerdings hat sie es an manchen Stellen etwas zu gut gemeint und den Leser mit ausufernden medizinischen Details und unbedeutsamen Lebensgeschichten weiterer Personen regelrecht überschüttet.

Fazit:
„Der goldene Sohn“ ist ein bewegender Roman, dessen Handlung in zwei völlig verschiedenen Kulturen angesiedelt ist und der gleichermaßen fasziniert und schockiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Pakt mit dem Mörder

Mord im Viertel
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Der Immobilienhai Joachim Engelmann wird in der Nähe seiner Villa tot aufgefunden. Ein kniffliger Fall für Kommissar Werner Jensen und sein Team, die im Umfeld einer Gruppe von Sanierungsgegnern ermitteln. ...

Der Immobilienhai Joachim Engelmann wird in der Nähe seiner Villa tot aufgefunden. Ein kniffliger Fall für Kommissar Werner Jensen und sein Team, die im Umfeld einer Gruppe von Sanierungsgegnern ermitteln. Und schon bald gibt weitere Tote, und während die Lage im Viertel immer brenzliger wird, rückt die freischaffende Journalistin Nele immer mehr in den Mittelpunkt der Ereignisse. Zu diesem Zeitpunkt wird auch den Ermittlern klar, dass es zwischen Nele und den Morden eine Verbindung gibt. Doch worin diese eigentlich besteht, bleibt lange offen.

„Mord im Viertel“ ist das Debüt des Hamburgers Cord Buch, der mit der Hauptprotagonistin Nele eine Figur geschaffen hat, die nicht nur im privaten Bereich ungewöhnliche Wege geht. So ist die Journalistin an zwei Tagen in der Woche unentgeltlich für ein in den Kinderschuhen steckendes Zeitungsprojekt tätig, während sie ihren Lebensunterhalt mit freien Aufträgen finanziert. Dabei nehmen die Protestaktionen gegen die geplante Luxussanierung im Viertel einen hohen Stellenwert ein und bringen nicht nur die eigenwillige Nele in höchste Gefahr. Doch bis es so weit ist und Ermittler und Mörder gleichermaßen fixiert auf die engagierte Journalistin sind, verbringt diese ihre freie Zeit gleich mit mehreren Männern. Mit ihrem Lebenspartner Tjork schon über Jahre hinweg liiert, verbindet sie auch eine Liebesbeziehung zu einem Juristen, der für die umstrittene Sanierungsfirma tätig ist, und bandelt ganz nebenbei mit einem Computerfachmann an. Aber so richtig kompliziert wird es erst, als ein Freund aus Jugendtagen auf der Bildfläche erscheint und mit ihm die Sünden einer gefährliche Vergangenheit.

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Mordserie versteht es lange Zeit seine Leser darüber im Unklaren zu lassen, worin denn nun eigentlich das Motiv für die verübten Verbrechen besteht. Dafür aber lässt er ihn tief in das Leben der Journalistin Nele eintauchen, die unbestritten eine entscheidende Rolle spielt. Und während er ihren Sohn Cairo kennenlernt, der einer der führenden Köpfe der Protestbewegung ist oder an Demonstrationen gegen die Luxussanierung teilhaben darf, bleibt die Spannung ein wenig auf der Strecke. Aber nur so lange, bis ein weiterer Mord geschieht und immer mehr brisante Details ans Tageslicht treten. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, gibt es einen Verdächtigen nach dem anderen und auch der Mörder kommt erst so richtig in Fahrt. Doch nicht nur die Krimihandlung an sich lässt den Leser plötzlich nicht mehr zur Ruhe kommen, auch die Ungereimtheiten der lokalen Sanierungspolitik entfachen seine Wut und erscheinen erschreckend real.

Fazit:
„Mord im Viertel“ ist ein Krimi-Debüt, das für alle Leser, die Wert auf eine umfangreiche Ermittlungsarbeit legen, nur bedingt empfohlen werden kann. Dafür aber ist es genau das richtige Buch für diejenigen, die am Liebsten intensiv hinter die Kulissen schauen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der im Verlaufe der Handlung zum Thriller mutiert

Gier ist dicker als Blut
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Joanthan Falkner hat in seinem Leben viel Glück gehabt. Als Baby in einem Bus ausgesetzt, wurde er von einem liebevollen Ehepaar adoptiert. Als Student zum Lottospiel gezwungen, gewann er Millionen. Doch ...

Joanthan Falkner hat in seinem Leben viel Glück gehabt. Als Baby in einem Bus ausgesetzt, wurde er von einem liebevollen Ehepaar adoptiert. Als Student zum Lottospiel gezwungen, gewann er Millionen. Doch plötzlich erteilt ihm das Leben eine Lektion, wie sie härter und brutaler nicht sein kann. Denn ohne, dass dieser es wirklich wahrnimmt, beginnt sein Gärtner ein gnadenloses Spiel. Nicht nur auf Jonathans Vermögen hat er es abgesehen, sondern auch auf ihn und in dem Moment, als Jonathan ihm auf die Schliche kommt, ist es längst zu spät.

„Gier ist dicker als Blut“ ist der Debütroman von Uschi Glassner, der in seinem Aufbau ungewöhnlich ist, durch die in ihm verwendeten psychologischen Komponenten aber wunderbar funktioniert. So nutzt die Autorin die erste Hälfte ihres Buches mit einer scheinbaren Ruhe dazu aus, um die Wandlung eines misstrauischen Einzelgängers darzustellen, der den Manipulationen seines fleißig arbeitenden Gärtners verfällt. Und kaum ist das geschehen, schlägt sie gnadenlos zu und facht die Spannung mörderisch an. Von nun lässt sie den Leser nicht mehr zur Ruhe kommen und setzt ihn einer wahren Flut an Ereignissen aus. Dramatische Momente und wendungsreiche Szenen wechseln sich ab und münden in einem Finale, das nervenaufreibend ist. Doch ein nicht zu unterschätzendes Manko hat die Geschichte auch. Die Beweggründe des Unkraut jätenden Bösewichts sind nicht in jeder Hinsicht nachzuvollziehen, sodass er stellenweise unglaubwürdig erscheint.

Fazit:
„Gier ist dicker als Blut“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der im Verlaufe der Handlung zum Thriller mutiert und einen stetig wachsenden Spannungsbogen verspricht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein vielschichtiges Krimi-Debüt

Die Spur des Jägers
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In einer schwäbischen Kleinstadt wird die Leiche einer vermissten Lokalpolitikerin aufgefunden, deren geschundener Körper merkwürdige Verstümmelungen aufweist. Kommissarin Inge Vill und ihr Team übernehmen ...

In einer schwäbischen Kleinstadt wird die Leiche einer vermissten Lokalpolitikerin aufgefunden, deren geschundener Körper merkwürdige Verstümmelungen aufweist. Kommissarin Inge Vill und ihr Team übernehmen den brisanten Fall und stürzen sich voller Elan in die Ermittlungen. Und noch während sie auf der Suche nach dem Täter sind, verschwindet mit dem Rektor des örtlichen Gymnasiums eine weitere Person, die im Mittelpunkt der Öffentlichkeit steht. Ein Serientäter ist hier am Werk, der gnadenlos Rache übt und nicht nur der idyllischen Kleinstadt das Fürchten lehrt, sondern auch Inges Leben an den Rand des Abgrunds bringt.

„Die Spur des Jägers“ ist das Debüt von Matthias Ernst, der mit Inge Vill eine Kommissarin ins Rennen schickt, die nicht nur erfolgreich, sondern auch überaus menschlich ist. Doch genau diese Eigenschaft wird ihr zum Verhängnis, als sie einen perfiden Mörder jagt und dabei selbst in Gefahr gerät. Aber nicht nur aus ihrer Sicht wird der spannende und emotional aufwühlende Kriminalroman erzählt. Auch der Mörder kommt in regelmäßig eingefügten Tagebucheinträgen zu Wort und gibt dabei viele Details aus seinem Leben und den mit den Morden einhergehenden Beweggründen preis. Eine Ereigniskette, die in verschiedenen Zeitebenen angesiedelt ist und neben verübten Taten und akribisch geführten Ermittlungen in der Gegenwart auch vergangene und zukünftige Geschehnisse beleuchtet. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis der Leser den gesamten Umfang der schicksalhaften Begebenheiten überblickt und die einzelnen Teile des blutigen Puzzles zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen kann.

Fazit:

Ein spannender und gut zu lesender Kriminalroman, der mit einem vielseitigen Plot und interessanten Figuren überzeugt, allerdings in seiner Auflösung etwas zu abrupt geraten ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Agenten-Drama an Norwegens Küste

Mordkap
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Auf dem norwegischen Passagierschiff MS Midnatsol wird ein deutscher Tourist in seiner Kabine tot aufgefunden. Ein Fall für die Kollegen der Kripo, die es aufgrund eines vorherrschenden Schneesturms nicht ...

Auf dem norwegischen Passagierschiff MS Midnatsol wird ein deutscher Tourist in seiner Kabine tot aufgefunden. Ein Fall für die Kollegen der Kripo, die es aufgrund eines vorherrschenden Schneesturms nicht schaffen, zum Ort des Geschehens zu gelangen. Deshalb wird der Dorfpolizist Arne Jakobson mit den Ermittlungen betraut, was dieser auch umgehend mit der nötigen Sorgfalt in Angriff nimmt. Und schon bald die Vermutung nah, dass ein Selbstmord den Urlauber aus dem Leben riss. Allerdings nicht lange. Denn ein Zufall führt die Kollegen der Kripo auf die richtige Spur und plötzlich wird klar, dass noch immer ein Mörder auf dem Kreuzer sein Unwesen treibt. Zur gleichen Zeit werden auch verschiedene Geheimdienste aktiv und versuchen auf das fahrende Schiff zu gelangen. Ein Albtraum für den noch auf dem Passagierschiff befindlichen Dorfpolizisten, der von nun ab allein mit dem Desaster fertig werden muss.

„Mordkap“ ist das Krimi-Debüt des deutschen Autors Rainer Doh, das seine Leser in den hohen Norden entführt. Hier lernen sie nicht nur die traditionelle Postschifflinie Norwegens kennen, sondern werden Zeuge einer spektakulären Mörderjagd. Eine aufregende Reise, die Rainer Doh mit viel Fingerspitzengefühl für dramatische Szenen, glaubwürdige Figuren und dem dazu passenden Humor erdacht hat. Lediglich das Finale wirkt etwas sehr konstruiert, schafft es aber den ungewöhnlichen Kriminalfall zu einem in allen Fragen geklärten Abschluss zu bringen. Eine ganz besondere Wirkung auf den Leser hat aber die geschickt heraufbeschworene Atmosphäre des Krimis. Immer wieder fühlt er sich von den Ereignissen bedroht, leidet mit dem seekranken Dorfpolizisten mit oder genießt die Ruhe kurz vor dem erneut ausbrechenden Sturm.

Fazit:
Eine ungewöhnlich spannende Reise entlang Norwegens Küste und ein Kriminalfall, der mit einem Mord beginnt und als Agenten-Drama endet.