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Veröffentlicht am 17.01.2021

Ein geschickt inszeniertes Psychospiel

Das Bootshaus
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Nina und Lucas haben ihre Hochzeit an der Küste Cornwalls seit Langem geplant. Ein rauschendes Fest mit alten Freunden, die nicht nur Gäste, sondern auch Trauzeugen sind. Doch in der Nacht zuvor ertrinkt ...

Nina und Lucas haben ihre Hochzeit an der Küste Cornwalls seit Langem geplant. Ein rauschendes Fest mit alten Freunden, die nicht nur Gäste, sondern auch Trauzeugen sind. Doch in der Nacht zuvor ertrinkt Lucas Schwester Alex im Meer und die eingeleiteten polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass es ein Selbstmord war. Im Jahr darauf lädt Lucas seine Freunde erneut auf das imposante Anwesen ein, um seinen ersten Hochzeitstag zu begehen. Dazu plant er ein Spiel, das einen Mörder enttarnen soll und irgendwie merkwürdig ist. Nur mit Widerwillen lassen sich die Gäste darauf ein und plötzlich steht erneut die Polizei vor der Tür. Nur diesmal suchen sie eine vermisste Frau.

"Das Bootshaus" ist nach „Wo die Angst beginnt“ der zweite Fall für Sergeant Stephanie King, die erst vor Kurzem vom Streifendienst an die Kriminalpolizei ausgeliehen worden ist und zukünftig ihren Lebensunterhalt als Detective verdienen will. Deshalb kniet sie sich mit vollem Einsatz in die Untersuchung um den tragischen Tod der jungen Alex hinein, muss aber bald feststellen, dass es keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen gibt. Zur gleichen Zeit sind Lucas Freunde durch den tragischen Zwischenfall enorm geschockt. Sie reisen ab ohne zu ahnen, dass es bald ein weiteres Treffen gibt, in dem ihre gut verborgenen Geheimnisse plötzlich keine mehr sind.

Die Handlung wird aus der Perspektive verschiedener Personen heraus erzählt, von denen Matts Ehefrau Jemma den größten Teil bestreitet. Jemma, die seit zwei Jahren verheiratet ist, lernt die Freunde ihres Mannes erst am Tag vor der Hochzeit kennen und ist somit eine unvoreingenommene Beobachterin. Denn ihr fehlen viele Informationen über die Beziehungen zwischen ihnen, wodurch sie die Handlungsweisen nur schwer einschätzen kann. Genau wie der Leser, der immer, wenn er glaubt, eine der anwesenden Figuren durchschaut zu haben, feststellen muss, dass es nicht so ist. Ein geschickt inszeniertes Psychospiel um menschliche Schwächen und alte Geheimnisse und um ein vergangenes Verbrechen, das in der Gegenwart eine verhängnisvolle Rolle spielt.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Psychothriller, der aus dem undurchsichtigen Zusammenspiel seiner Figuren und dem immer düsterer werdenden Geschehen seine Spannung zieht und angenehm fesselnd in Erscheinung tritt.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Ein vielschichtiger und fesselnder fünfter Fall für Cormorane Strike

Böses Blut
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Seit der Eröffnung seiner Detektei hat sich Comorane Strike erfolgreich auf die Lösung von aktuellen Fällen konzentriert. Nun aber, nach einem Besuch bei seiner todkranken Tante in Cornwell, beginnt er ...

Seit der Eröffnung seiner Detektei hat sich Comorane Strike erfolgreich auf die Lösung von aktuellen Fällen konzentriert. Nun aber, nach einem Besuch bei seiner todkranken Tante in Cornwell, beginnt er in einem Cold Case zu ermitteln, bei dem es um das Verschwinden einer jungen Ärztin geht. Margot Bamborough ist 40 Jahre zuvor nach einem Praxistag nicht nach Hause zurückgekehrt und niemand weiß, was mit ihr geschehen ist. Ein Fall, der sich als äußerst schwierig erweist. Denn zum einen leben viele Zeugen nicht mehr oder sind sehr schwer aufzufinden. Zum anderen war damals ein Serienkiller in der Gegend aktiv, der viele Frauen gefangen gehalten und grausam ermordet hat. Warum nicht auch Margot, von der es seit dem kein Lebenszeichen mehr gab?

„Böses Blut“ ist der fünfte Band der Reihe um den Armeeveteran Cormoran Strike, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten, einen Namen als zuverlässiger Detektiv gemacht hat. Mit seiner Mitarbeiterin Robin Ellacort und weiteren Angestellten geht er eine ganze Reihe an Fällen nach, die am Rande eine Rolle spielen. Doch hauptsächlich beschäftigen sie sich mit der verschwundenen Ärztin, deren Tochter endlich wissen will, was mit ihrer Mutter geschehen ist. Dazu werden umfangreiche Befragungen und Recherchen angestellt, Vermutungen erhoben und alte Unterlagen gewälzt. Wie das Notizbuch eines Polizeibeamten, von dem einige Seiten abgedruckt worden sind und das interessante Informationen enthält.

Neben den akribisch geschilderten Ermittlungen nehmen auch die Figuren, die in dem verhängnisvollen Geschehen eine Rolle spielen und ihr Privatleben viel Platz im Buch ein. Angefangen mit Cormoran selbst, dessen geliebte Tante im Sterben liegt, über Robin, die mit einer hässlichen Scheidung zu kämpfen hat bis hin zu Anna, die als Tochter der verschwundenen Ärztin den Verlust ihrer Mutter noch immer nicht verwunden hat. Durch sie taucht der Leser tief in das Geschehen ein, überlegt und ermittelt mit, nimmt Anteil an schicksalhaften Begebenheiten und hofft, dass es am Ende eine plausible Klärung für das Verschwinden von Margot Bamborough gibt. Bis allerdings der Schuldige enttarnt werden kann, ist einiges an Geduld gefragt. Denn der Cold Case erweist sich als ordentlich verzwickt, weil die Zeugen oftmals nicht ehrlich sind und einfach viel zu viel Zeit seit dem tragischen Vorfall vergangen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und fesselnder fünfter Fall, der mit viel zwischenmenschlichen Konflikten, einer ordentlichen Portion spannender Ermittlungsarbeit und einer überraschenden Auflösung bestens unterhält.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert.

Der Bewohner
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Der Serienmörder Thomas Brogan wird nach dem bestialischen Mord an einem Ehepaar von der Polizei gejagt. Er findet Zuflucht in einem leerstehenden Haus. Seine kurze Inspektion bringt zutage, dass es über ...

Der Serienmörder Thomas Brogan wird nach dem bestialischen Mord an einem Ehepaar von der Polizei gejagt. Er findet Zuflucht in einem leerstehenden Haus. Seine kurze Inspektion bringt zutage, dass es über den Dachboden mit drei weiteren Häusern verbunden ist. Ein Glückstreffer für Brogan, der nun Tag und Nacht die völlig unterschiedlichen Bewohner besuchen kann. Das streitsüchtige Ehepaar, dessen Hund furchterregend ist, die alte Frau, die hofft, ihren toten Sohn wiederzusehen und Colette, deren Anblick atemberaubend ist. Und umso mehr er über die üppige Schönheit erfährt, umso so sicher ist er sich, dass sie und ihr Ehemann Martyn die idealen Opfer sind. Doch als es soweit ist, hat Colette einen anderen Plan und tut alles dafür, dass sie überlebt.

„Der Bewohner“ ist ein subtiler Thriller, der aus der Sicht des Serienmörder Thomas Brogan geschildert ist und viel über ihn und sein zweites „Ich“ verrät. Denn während er auf der Suche nach Nahrung in den Kühlschränken der Nachbarn wühlt und gleichzeitig ihre tiefsten Geheimnisse herauszufinden versucht, hält er Zwiesprache mit seiner bösen Stimme im Kopf. Immer wieder spornt diese ihn an, nicht so weich und nachgiebig zu sein, sondern mit Nachdruck dafür zu sorgen, dass ein blutiges Todesspiel ihn befriedigen kann. Hin und her gerissen von aufkommenden Gefühlen und der unbändigen Lust zu töten, geschehen bald Dinge, die merkwürdig und gefährlich sind.

Kurze Kapitel, interessante Wendungen und Begebenheiten, die zu keiner Zeit vorhersehbar sind, führen dazu, dass der Leser nur so über die Seiten fliegt. Von Beginn an wird seine Neugierde geweckt und er schaut, genau wie der Killer durch die Dachbodenluken zu, was in den anderen Häusern geschieht. Der besondere Reiz aber daran ist, dass er durch die Gedanken des Mörders weiß, was dieser plant. Dadurch fiebert er dem Ende entgegen und hofft und bangt, dass vielleicht alles gut ausgeht. Ein clever inszeniertes Spiel mit Wahrnehmung und Angst, das nervenaufreibend vonstattengeht und trotz einiger Flauten im Spannungsverlauf nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert und durch seine ganz spezielle Sicht mal etwas anderes ist.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Agatha in Bestform

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller
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An einem Wochenende in Paris wird Agatha Raisin das Portemonnaie gestohlen und die zuständige Polizei gibt sich nicht viel Mühe, den Täter zu fassen. Grund genug für Agatha, ihr Hobby zum Beruf zu machen ...

An einem Wochenende in Paris wird Agatha Raisin das Portemonnaie gestohlen und die zuständige Polizei gibt sich nicht viel Mühe, den Täter zu fassen. Grund genug für Agatha, ihr Hobby zum Beruf zu machen und ein eigenes Detektivbüro zu eröffnen. Personal ist schnell gefunden, nur mit den Aufträgen hapert es noch. Mit entlaufenen Katzen und verschwundenen Teenagern halten sie sich über Wasser bis eine junge Frau eine Todesdrohung erhält und beschützt werden muss. Dass Agatha aber selbst in das Visier eines Killers gerät, hat sie nicht geahnt und vor allem, dass ihr Liebesleben dabei eine große Rolle spielt.

„Agatha Raisin und der tote Auftragskiller“ ist der fünfzehnte Band mit der erfolgreichen Geschäftsfrau Agatha Raisin, die in den Cotswolds ihr Talent für die Jagd nach Mördern entdeckt hat. Schon kurz nachdem sie in dem kleinen Ort Carsley angekommen ist, stirbt ein Preisrichter beim örtlichen Backwettbewerb und ausgerechnet Agathas Feinkost-Quiche ist angereichert mit Gift. Was liegt also näher, den Mörder selbst zu stellen und das eigene Ansehen zu retten. Nur, dass plötzlich ein Verbrechen nach dem anderen in der ansonsten so beschaulichen Gegend geschieht und Agatha ein Mordfall nach dem anderen löst.

Es macht enorm viel Spaß, die rastlose und von Streitlust geplagte Agatha Raisin bei ihren Ermittlungen zu verfolgen. Regelmäßig geht bei ihr etwas schief, kein Fettnäpfen lässt sie aus und ohne ihre treuen Freunde würde sie schlichtweg baden gehen. Deshalb ist auch diesmal ein Angriff auf die Lachmuskeln garantiert, wenn Agatha ihren ersten ernsthaften Fall als Profidetektivin zu lösen versucht, wie auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Dazu lernt der Leser Agathas neue Nachbarin kennen, die bald als ihre Mitarbeiterin fungiert und zu perfekt und Besitz ergreifend ist und stolpert über einen Toten in ihrem eigenen Haus.

Fazit und Bewertung:
Mit viel Trubel und Missverständnissen, mit skurrilen Charakteren und passendem Alltagshumor kommt Agathas neuer Fall daher und sorgt für beste Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Temporeich mit viel Testosteron und Coolness, aber wenig Realität

Als die Nacht begann
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In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin ...

In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin wird während ihres Einkaufsbummels auf der Friedrichstraße mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Zwei brutale Morde, die öffentlich verübt worden sind und in keinen Zusammenhang stehen. Jan Tommen von der Kripo Berlin übernimmt die Ermittlungen und steht vor einem Rätsel. Denn auch ein dritter Toter auf einer Parkbank am Tegeler See wurde von einem Heckenschützen niedergestreckt. Und noch immer ist nicht klar, wie die Auswahl der Opfer erfolgt. Ein kniffliger Fall, der Tommens ganze Aufmerksamkeit verlangt und ihn nur wenig Zeit für seine geplante Hochzeit lässt.

„Als die Nacht begann“ ist der siebente Fall für den Berliner Kommissar Jan Tommen, der gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Zoe und seinem besten Freund Chandu auf die Suche nach einem gefährlichen Heckenschützen geht. Dabei spielen Tommens Kollegen zunächst keine Rolle. Im Gegenteil. Hinter ihrem Rücken wird merkwürdig oft illegal agiert. Zeugen werden mit Waffen bedroht, Beweismaterial verschwindet aus der Asservatenkammer und Gegenstände werden heimlich verwanzt. Auch Dienstbesprechungen oder Abstimmungen zu weiteren Fällen gibt es nicht. Tommen und seine Freunde ermitteln allein und erst ganz zum Schluss, wenn es um die Beschattung von Zeugen und die Ergreifung des Täters geht, kommen weitere Polizeibeamte hinzu. Ein Vorgehen, das wenig mit der Realität zu tun hat und eine große Schwäche des ansonsten fesselnden Thrillers ist.

Dafür aber macht Alexander Hartung mit seinem temporeichen und lebendigen Schreibstil vieles wett. Die Handlung ist enorm wendungsreich, immer wieder tun sich neue Verdachtsmomente auf und auch das Motiv für die brutal verübten Morde ist lange Zeit nicht klar. Interessante Figuren, actionreiche Szenen und knapp gehaltene Dialoge lassen nur so über die Seiten fliegen und eine gute Portion Alltagshumor gibt es obendrauf. Eine gelungene Mischung also, die mit kurz gehaltenen Kapiteln, einem gut durchdachten und abwechslungsreichen Fall und einem ideenreichen Kommissar für nervenaufreibende Unterhaltung sorgt.

Fazit und Bewertung:
Viel Testosteron und Coolness, wenig Realität. So präsentiert sich Tommens neuer Fall, versteht es aber, mit einer komplexen Story und ereignisreichen Ermittlungen und einer rasanten Erzählweise zu fesseln.

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