Gelungener Einblick in die Geschichte der Champagnerhäuser
Die ChampagnerfürstinFrankreich/Reims 1858: Als Jeanne Pommery ihren Mann verliert, muss sie sich hinsichtlich der Weiterführung ihres Weinhandelsunternehmens Gedanken machen. In dieser Phase begegnet sie Barbe-Nicole Clicquot, ...
Frankreich/Reims 1858: Als Jeanne Pommery ihren Mann verliert, muss sie sich hinsichtlich der Weiterführung ihres Weinhandelsunternehmens Gedanken machen. In dieser Phase begegnet sie Barbe-Nicole Clicquot, die ihren Schicksalsschlag teilt und ihr Mut macht, sich in der Männerwelt zu behaupten. Jeanne lernt einiges durch die Erzählungen Mme. Clicquots, die mit den Jahren durch viel Engagement und Charakterstärke ein Weltimperium aufbauen konnte. Doch Jeanne möchte neue Wege gehen, denn der Welt fehlt noch ein Brut-Champagner, der ihr Möglichkeiten für neue Märkte erschließt.
Erzählungen, die von historischen Fakten inspiriert wurden, locken mich immer wieder. Die Marken Clicquot und Pommery waren mir bisher zwar ein Begriff, doch jeglicher Hintergrund dazu gänzlich unbekannt. Daher war ich voller Vorfreude, als ich das Buch mit dem sehr edlen, passenden Cover in der Hand hielt. Ich konnte es kaum abwarten darin zu schmökern.
Ich mochte die Geschichte! Hinsichtlich des Klappentextes hatte ich zwar einen anderen Schwerpunkt erwartet, was mich einige Male etwas irritierte, aber mein Lesevergnügen deswegen nicht schmälerte. Ich erwartete hauptsächlich die Entwicklung des Hauses Pommery, vielleicht auch die beider Handelsmarken parallel, doch dieser Roman ging vor allem auf die Lebensgeschichte der Witwe Clicquot ein.
Die Erlebnisse dieser weltberühmten Witwe erstaunten und berührten mich zunehmend, was wohl zum großen Teil dem Schreibstil der Autorin geschuldet war. Sie kreierte ausgleichend zu den Widrigkeiten der damaligen Zeit auch immer eine herzliche Seite innerhalb der Beziehungen der Figuren zueinander, die sie prima in die Handlung einband. So nahm ich umso mehr die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der beiden Witwen Pommery und Clicquot wahr, die aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihren Privilegien halfen wo sie nur konnten, oder auch Angestellte und Freunde in ihr Leben zogen, die sie wohlwollend unterstützten.
Obwohl mir der Handlungsstrang um Jeanne Pommery eindeutig zu knapp geraten war, mochte ich die recht umfassende Ausarbeitung der wichtigsten Figuren beider Familien und deren Freunde. So hatte ich ziemlich schnell ein gutes Bild eines jeden Charakters vor Augen, was mich der Geschichte emotional näher brachte. Vor allem mochte ich die Unvoreingenommenheit, den Zuspruch und die Bewunderung, die den beiden mutigen Frauen von einigen Vertrauten erwiesen wurde.
Historisch gesehen war die damalige Zeit nicht wirklich schön, Kriege und die damit verbundenen Ängste und Verluste schienen nicht abzureißen. Die betreffenden Kapitel im Buch fand ich im Hinblick auf die Grausamkeiten glücklicherweise recht umsichtig dargestellt, ausgedehnt blutiges Gemetzel blieb hier aus. Allerdings überforderten mich die vielen historischen Fakten zur damaligen Kriegslage, bzw. zur Besetzungshistorie. Eine Zeittafel hätte hier gute Dienste geleistet!
„Die Champagnerfürstin“ stellte sich am Ende für mich als historischen Roman mit großem Unterhaltungswert heraus. Vor allem an den großartigen Figuren hatte ich meine Freude, wobei mir der Part von Jeanne Pommery eindeutig zu knapp bemessen war. Mir gefiel in erster Linie der Schreibstil von Annette Fabiani, daher werde ich die Bücher der Autorin künftig im Auge behalten.