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Veröffentlicht am 14.03.2020

Jede Veränderung muss hart erkämpft werden

Die brennenden Kammern
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1562 A. D.: Minou wächst als älteste Tochter eines Buchhändlers in Carcassonne auf. Sie ist 19 Jahre alt, als sie einen geheimnisvollen Brief mit bedeutungsschwerem Inhalt erhält. Bevor sie sich darüber ...

1562 A. D.: Minou wächst als älteste Tochter eines Buchhändlers in Carcassonne auf. Sie ist 19 Jahre alt, als sie einen geheimnisvollen Brief mit bedeutungsschwerem Inhalt erhält. Bevor sie sich darüber Gedanken machen kann, lernt sie den Hugenotten Piet kennen, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. In dieser Zeit kommt es einem Todesurteil gleich, mit einem „Verräter“ gesehen zu werden, trotzdem verhilft ihm Minou zur Flucht. Bald darauf muss sie selbst gehen, und zwar genau in die Stadt, in die Piet aufgebrochen ist.

Nachdem ich bereits zwei Bücher von Kate Mosse mit Begeisterung gelesen habe, lag für mich diese Neuerscheinung ganz oben auf dem Lesestapel. Schon das auffällige Cover hat mich sehr angesprochen, wobei der Fokus auf dem abgebildeten Hugenottenkreuz liegt. Es versprach mir eine Geschichte, mit der ich mir auf spielerische Weise Wissen über die Zeit der Hugenottenverfolgungen in Frankreich aneignen konnte. Und so war es dann auch.

Noch vor dem Prolog gibt die Autorin dem Leser einige Anmerkungen zum Hugenottenkrieg mit, Hintergründe werden klarer. Trotzdem hatte ich in den ersten Kapiteln ein wenig Schwierigkeiten die Namen, die politischen Seiten und die Beziehungen der Figuren zueinander, zu sortieren. Konzentration war gefragt, um das noch unbekannte Terrain zu erkunden. Es hat sich jedoch ausgezahlt: Durch das sorgsame Lesen konnte ich die schöne bildhafte Sprache genießen! Kate Mosse beschreibt die Menschen, Orte und Beobachtungen so detailliert, dass ich die Atmosphäre und die Charakterzüge der Figuren geradezu spüren konnte. Sie hat die Sprache und das Benehmen der Charaktere dem Zeitalter angeglichen, was mir gut gefallen hat, denn anhand der Umgangsformen konnte man in den meisten Fällen recht schnell den gesellschaftlichen Status und den damit zusammenhängenden Bildungsstand erkennen, der allerdings nichts mit der Gier nach Macht zu tun hat, die sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht. Missbrauch, Verrat, Folter, Respektlosigkeit und noch so vieles mehr waren an der Tagesordnung, der Leser wird davon nicht verschont.

Gerade die katholische Kirche hat sich auch in dieser Epoche nicht mit Ruhm bekleckert. Gnadenlos und perfide wurden die französischen Protestanten verfolgt, weil diese es gewagt hatten, die angstbasierten Lehren und Praktiken der katholischen Machthaber zu hinterfragen, und die Bibel für alle Bevölkerungsschichten verständlich zu machen.

In dieser schweren Zeit der Veränderung, des Umbruchs, zeigt die Autorin die leise Stärke einiger Frauen, die sich und andere, mittels Weitsicht und Scharfsinn durch prekäre Situationen navigieren. Die Geschichte lebt vor allem durch deren Mut und tapferen Entscheidungen.

Durchweg konnte ich während des Lesens eine unterschwellige Angst und Vorsicht spüren, was absolut für den Schreibstil der Autorin spricht. Sie hat die Nöte und die Schutzlosigkeit der Menschen in der damaligen Zeit sehr gut eingefangen. Und es gab doch so viele, die einfach nur leben wollten! So, wie die Protagonisten Minou und Piet, die verschiedenen Konfessionen angehören und einen Weg suchen, unbehelligt ihre Liebe zu leben.

Das Leben und die Atmosphäre inmitten des (Un-)Sinns und Wahnsinns der Hugenottenkriege, aus der Sicht der einfachen Bevölkerung, wurde in dieser Geschichte sehr gut zum Ausdruck gebracht. Der zweite Band der Reihe ist für mich ein Muss.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Ganz schön heftig!

Blutgott
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In einem Zugabteil wird ein junges Mädchen auf unglaublich grausame Weise ermordet. Die Ermittler finden vor Ort ein Symbol, welches Ihnen Rätsel aufgibt. Noch rätselhafter ist ihnen allerdings das Verhalten ...

In einem Zugabteil wird ein junges Mädchen auf unglaublich grausame Weise ermordet. Die Ermittler finden vor Ort ein Symbol, welches Ihnen Rätsel aufgibt. Noch rätselhafter ist ihnen allerdings das Verhalten ein paar Minderjähriger, die psychopathische Züge zeigen. Wer zieht hier die Strippen und wie kann man den Wahnsinn stoppen?

Dieser siebte Band der Thriller-Reihe war gleichzeitig mein erster Clara-Vidalis-Fall. Gereizt hat mich der Klappentext und die Leseprobe der ersten Kapitel, denn die Vorstellung von psychopathischen Kindern, die vor keiner Grausamkeit zurückschrecken und sogar mit Mord straflos davonkommen, hat mich erstaunt, entsetzt und letztlich wütend gemacht. Da habe ich aber noch nicht geahnt, wie heftig die Geschichte noch wird. Damit meine ich die Informationen über grausame Serienmörder und deren Taten, und zwar in einer Detailliertheit, die mich an meine Grenzen brachte. Nicht nur einmal musste ich beim Lesen pausieren, weil mir von den ekelerregenden Szenen fast übel wurde. Zeitweise las sich das Ganze wie ein Lexikon der Abscheulichkeiten.

Im Gegensatz zu dieser Präsenz des Bösen fehlte mir die Dringlichkeit im Ermittlerteam und vor allem fragte ich mich, aus welchem Grund die Reihe nach Clara Vidalis benannt wurde. Clara war für mich eine Figur im Hintergrund, eine von vielen und kam mir durch ihre ständigen Fragen nicht wirklich kompetent vor. Ihr Ehemann dagegen glänzt mit Erfahrung und ist einer der wenigen im Team, den ich authentisch empfand. Dazu kommt der final konstruierte und unglaubwürdige Versuch den Mörder zu ergreifen – ich war fassungslos. Hat für mich absolut nicht zu solch einem höchst brisanten Fall gepasst. Nein.

Der Schreibstil des Autors lässt sich allerdings sehr gut lesen, er baut Spannung auf und man wird unweigerlich ins nächste Kapitel gezogen. Ab und an wird für den Fall irrelevantes Wissen untergebracht, was ich in Anbetracht der ernsten Lage und des Themas unpassend fand.

Kurz gesagt, die erste Hälfte des Buches war meiner Auffassung nach deutlich stärker und glaubwürdiger. Für den Ekelfaktor erhält der Thriller allerdings volle Punktzahl.

Nach diesem Gemetzel muss ich erst einmal runterkommen und eine kitschige Liebesschnulze lesen und mir zusätzlich mindestens zwei Rosamunde-Pilcher-Filme ansehen. Wenn`s reicht....

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Vom Klappentext in die Irre geführt

Das neunte Haus
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Galaxy Stern, genannt Alex, kann Geister sehen. Eines Tages wird sie von einem Professor an die Yale Universität geholt, um bei der Organisation „Lethe“ mitzuarbeiten, welche die Verbindungshäuser vor ...

Galaxy Stern, genannt Alex, kann Geister sehen. Eines Tages wird sie von einem Professor an die Yale Universität geholt, um bei der Organisation „Lethe“ mitzuarbeiten, welche die Verbindungshäuser vor Ort überwacht. Die regelmäßigen Rituale der Häuser sind etwas gewöhnungsbedürftig und gefährlich, daher sorgt Lethe für die Einhaltung von Regeln. Doch eines Tages geschieht ein Mord und nur Alex vermutet mehr dahinter.

Heute habe ich endlich dieses Buch von Leigh Bardugo beendet. Bereits mit „King of Scars“ konnte ich mich nicht wirklich anfreunden und nun konnte mich auch dieses Buch nicht überzeugen. Der Klappentext war es, der mich dazu überredete, es nochmal mit der Autorin zu versuchen, allerdings habe ich mir von der Geschichte etwas ganz anderes versprochen. Nach dem Lesen der ersten hundert Seiten habe ich mich immer noch schwer getan, genauso wie nach zweihundert.

Etwa ab der Mitte des Buches wurde es dann doch ganz interessant und ich wollte wissen, wie es endet.
Für mich war es kein Lesegenuss, ich fand die Story zäh, viel zu viele Ab- und Ausschweifungen, vollgestopft mit Namen, Personen und Zeitenwechseln, und vor allem fühlte ich mich während des Lesens die ganze Zeit unterschwellig deprimiert. Kam wahrscheinlich vom Charakter der Protagonistin, die sehr verloren auf mich wirkte. Die Geschichte an sich plätscherte lange Zeit vor sich hin, verlor den Faden, um dann zum Ende ziemlich kompliziert zu werden. Mir war irgendwann alles zu viel, ich konnte die ganzen Informationen und die Beziehungsgeflechte kaum noch nachvollziehen.

Vom Klappentext her erwartete ich einen unterhaltsamen College-Roman mit Hokuspokus, Verschwörungstheorien und Ritual-Schnick-Schnack. Das Buch ist allerdings das Gegenteil: unheimlich - fast psychedelisch, ohne Glamour und ganz weit weg vom kunterbunten College-Flair.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Tempo- und Ideenreich

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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Alice soll ihre Noten verbessern und muss über den Sommer zusätzliche Kurse in der Privatschule Chesterfield belegen. Als Auflage muss sie allerdings die Zeit über dort wohnen. Seltsame Dinge gehen auf ...

Alice soll ihre Noten verbessern und muss über den Sommer zusätzliche Kurse in der Privatschule Chesterfield belegen. Als Auflage muss sie allerdings die Zeit über dort wohnen. Seltsame Dinge gehen auf dem Grundstück vor, ihre Mitschüler scheinen etwas vor ihr zu verheimlichen, und was soll eigentlich diese Fehde mit der benachbarten Privatschule St. Burrington? Alice fühlt sich schnell als Außenseiter, erfährt jedoch bald, dass sie eine Schlüsselrolle im Geschehen hat.

Was soll ich sagen? Dies ist das dritte Buch von Stella Tack, welches ich regelrecht verschlungen habe. Diese Frau hat einen Schreibstil, der mich mitleidlos tief in die Geschichte zieht: Absolut authentisch! I love it.

Die Charakterzüge der Figuren in diesem Buch sind wie in Nebel getaucht, doch die Autorin gab mir unterschwellig doch so viel mit, dass ich selbst entscheiden konnte, wem ich bereit war zu vertrauen. Dies fand ich sehr spannend, ein Auf und Ab der Emotionen, nichts war wie es schien. Der geheimnisvolle Fluch an sich ist eine tolle Grundlage, die mit ideenreichen Figuren, überraschenden Wendungen und glaubwürdigem Witz dekoriert wird. Temporeich jagen die Charaktere über die Spielfläche, und ich selbst konnte vor Neugier auf das kommende Geschehen kaum das Buch aus der Hand legen.

Allerdings hatte ich Mühe, die vielen Namen der Spieler mit ihrer zugehörigen Spielfigur und deren Fähigkeiten auseinanderzuhalten. Ich glaube ich kann es auch jetzt noch nicht. An für sich fand ich auch keinen richtigen Bezug vom Auslöser des Fluches zum wiederkehrenden Schachspiel als dessen Ausdruck. Irgendwie störte mich etwas, was ich nicht so richtig greifen konnte. Nur, weil der Widersacher gerne Schach spielte, ist die ganze Kiste so kompliziert und reißt so viele Menschen als Spielfiguren mit? Hm.

Das Cover finde ich sehr gelungen, allerdings hätte ich die Figur auf dem Bild ein klein wenig erwachsener gestaltet.

Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Band und auf die darin unvorhersehbaren Wendungen durch eventuell einen neuen Spieler!

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Verzettelt

Der freie Hund
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Commissario Antonio Morello hat in Sizilien Mitglieder der Mafia verhaftet. Um ihn vor Vergeltungsmaßnahmen zu schützen, wird er nach Venedig versetzt, wo er sich nicht nur mit einem Mord an einem Studenten ...

Commissario Antonio Morello hat in Sizilien Mitglieder der Mafia verhaftet. Um ihn vor Vergeltungsmaßnahmen zu schützen, wird er nach Venedig versetzt, wo er sich nicht nur mit einem Mord an einem Studenten auseinander setzen muss, sondern auch mit der Kultur und den Menschen Norditaliens. Gleich am ersten Tag in der schönen Lagunenstadt wird er auf das Problem des Massentourismus, vor allem durch die Kreuzfahrtschiffe, aufmerksam, welche erstaunlicherweise mit seinem ersten Fall eine Rolle zu spielen scheinen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht was ich von diesem Start der Krimireihe halten soll. Ich mochte es sehr, wie anfangs die Schönheit und das Flair Venedigs beschrieben und gleichzeitig auf das Problem des ausufernden Tourismus hingewiesen wurde. Es war mir nicht bewusst in welcher Größenordnung sich dieser Besucherandrang darstellt und wie brisant sich das Thema für das Überleben der Lagunenstadt gestaltet. Den ersten Fall Morellos damit zu verknüpfen fand ich absolut stimmig. Ich war so richtig gespannt auf eine ereignisreiche Täterjagd durch einen mit allen Wassern gewaschenen Kommissar, der sogar „Mafia-Erfahrung“ mitbringt.

Morello zeigt sich während seiner Ermittlungen durchaus unkonventionell. Falls er ermittelt... Denn dieser Kommissar verzettelt sich durch seine Liebe zur Kochkunst, dem Essen, zu Liedern eines italienischen Interpreten, der Architektur und Kunst der Stadt sowie den Frauen derart, dass der zu lösende Fall unweigerlich in den Hintergrund rückt! Von seiner Reise in seine Heimat ganz zu schweigen. Das war für mich eine Szene, die nicht hätte sein müssen. Irgendwann hatte ich den roten Faden verloren und musste mir nochmal darüber klar werden, an welchem Punkt die Untersuchungen der venezianischen Mordkommission gerade stehen. So empfand ich die Story ganz schön zäh, bis dem Chefermittler in den letzten dreißig Seiten endlich einfällt, er könnte sich ja mal um die Suche nach dem Täter kümmern. Zu spät um noch irgendwelche Spannung aufzubauen, sorry.

So charmant ich es finde, wenn Ausdrücke in der Landessprache mit in die Geschichte eingebunden werden, so war es mir etwas zu viel. Auch die Ausführungen über die Cosa Nostra, mit den vielen Namen und Daten von Verhaftungen, waren mir hier zu detailliert, obwohl ich es eigentlich mag, wenn ich mir auf diese Weise Wissen aneignen kann.

Die einzelnen Charaktere wirkten auf mich zu konstruiert, genau wie der stellenweise bemühte Witz. Leider konnte ich den Commissario mit seiner Truppe und den ihm auferlegten Kriminalfall nicht wirklich ernst nehmen.

Ins Herz geschlossen hatte ich allerdings den jungen Taschendieb Claudio, der mit seiner aufgeschlossenen Art sehr authentisch wirkt. Ich bin gespannt welche Entwicklungen dieser junge Mann in den nächsten Büchern der Reihe noch vollzieht.

Der Start dieser Krimireihe setzt seinen Fokus auf kulinarische, kulturelle und politische Ausführungen, statt einen Kommissar auf eine scharfsinnige Tätersuche zu schicken.

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