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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2023

Nicht ganz so harmonisch wie gedacht

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley
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Chiara stammt eigentlich aus Hamburg, lebt mit ihrem Gabriel allerdings seit kurzem im Cold Creek Valley. Ihr italienisches Temperament findet bei den meisten Einwohnern schnell Anklang, doch Gabriels ...

Chiara stammt eigentlich aus Hamburg, lebt mit ihrem Gabriel allerdings seit kurzem im Cold Creek Valley. Ihr italienisches Temperament findet bei den meisten Einwohnern schnell Anklang, doch Gabriels Schwester Sarah kann sich mit der Lebensgefährtin ihres Bruders nicht so recht anfreunden. Doch Chiara hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn sie hat große Pläne: Ihre eigene Konditorei eröffnen! Mit der Zeit merkt sie allerdings, dass sich ihr Traum nicht so einfach verwirklichen lässt wie gedacht, und darüber hinaus hat Gabriel als Arzt in der Wintersaison viel zu tun, was die Beziehung der beiden auf den Prüfstand stellt. Doch da ist noch der attraktive Dave, der Chiara Aufmerksamkeit schenkt...

Mona Jones` Buch „Casco Bay Summer“, welches ich vor einiges Monaten gelesen habe, ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Daher entschied ich mich nun für diese literarische Reise ins winterliche Colorado. Mit den ersten Seiten des Romans erkannte ich auch umgehend den natürlichen Erzählstil wieder, der mich bereits damals überzeugt hatte.

Mit viel Leichtigkeit und Atmosphäre im Gepäck schilderte die Autorin das Auswanderer-Abenteuer der temperamentvollen Chiara, die fernab ihrer Heimat zwar schnell Anschluss fand, motiviert ein eigenes Unternehmen anvisierte, jedoch spürbar immer die Fremde im Ort war. Parallel nahm die berufliche Verpflichtung als Arzt, Gabriel ungewollt über die Maßen ein. Der Roman zeigte die Situation aus ihrer, aber auch aus seiner Sicht. Die realistische Darstellung der Schwierigkeiten in der Beziehung der Protagonisten, deren Pläne überhaupt nicht so glatt liefen, wie sie es sich vorgestellt hatten, gefiel mir erstaunlich gut. Volle Sympathiepunkte bekam die junge Zuckerbäckerin von mir allerdings nicht. Sie handelte und entschied meinem Empfinden nach sehr egoistisch, und ihre übergriffige Familie verstärkte diesen Eindruck noch. Letztlich verhagelte mir Chiaras völlig überzogene Angst vor einem Heiratsantrag und ihre Zickereien gegen Ende sogar ein wenig den Lesespaß. Allerdings sorgten Gabriel, der hilfsbereite Dave und die freundliche Charlotte dafür, dass ich trotzdem neugierig auf das Finale des Romans blickte.

Rückblickend hätte ich mir insgesamt aber etwas mehr Gefühl zwischen den Zeilen gewünscht. Die Atmosphäre war zwar da, doch die vielen liebevollen Momente zwischen den verschiedenen Figuren kamen emotional leider nicht hundertprozentig bei mir an.

Im Ganzen glänzte „Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley“ aber mit einem tollen Handlungsschauplatz, passender winterlicher Atmosphäre und abwechslungsreichen Figuren. Der Verzicht auf Kitsch und die herausgearbeiteten realitätsnahen Probleme der Charaktere, kamen diesem Roman meines Erachtens entgegen. Eine stimmungsvolles Abenteuer für die kommende kalte Jahreszeit!

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Außerordentlich rätselhaft

Die dunkle Spur
6

Nach dem Tod ihrer Mutter bricht Holly zu einer Reise nach Martha`s Vineyard auf. Diesen Ort wollte Holly schon immer besuchen und organisiert sich einen Ferienjob auf der Insel. Doch plötzlich meldet ...

Nach dem Tod ihrer Mutter bricht Holly zu einer Reise nach Martha`s Vineyard auf. Diesen Ort wollte Holly schon immer besuchen und organisiert sich einen Ferienjob auf der Insel. Doch plötzlich meldet sie sich nicht mehr bei ihrer Schwester Claire. Kurzerhand, und mit Angst im Gepäck, fährt Claire ebenfalls in die USA, um Holly zu suchen. Vor Ort stellt sie Nachforschungen an, doch sie bleibt verschwunden. Dazu hört Claire die beunruhigende Geschichte von einem jungen Mädchen, das vor Jahren im gleichen Ort ums Leben kam. Also versucht sie Hollys letzte Tage nachzuvollziehen – auf dieser Insel der Reichen und Schönen.

Mit diesem Thriller machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Schreibtalent von Jenny Blackhurst, welches mich umgehend in die Atmosphäre der mondänen Insel Martha`s Vineyard versetzte. Ein unterschwelliges Urlaubsfeeling war demnach immer spürbar, ganz gleich ob luxuriöse Party oder Spurensuche anstand.

Den Figuren innerhalb der Geschichte stand ich allerdings eher neutral gegenüber. Sie weckten zwar meinen Spürsinn, denn alle verhielten sich auf eine gewissen Art seltsam, doch sie blieben für mich im Grunde zu farblos und distanziert, während ich mich emotional nur wenig in das Geschehen einfühlen konnte. Vor allem Claire, von der ich lange Zeit nicht wusste, was ich von ihr halten sollte, und mit deren Auftritt ich mich bis zuletzt nicht wohl fühlte, irritierte mich charakterlich.

Doch die Handlung wurde von der Autorin großartig erdacht! Jenny Blackhursts Stärke besteht meiner Meinung nach eindeutig darin, die Leser zu verwirren und auf falsche Fährten zu schicken, wobei Wendungen an jeder Ecke zu lauern schienen. Dieses Konzept machte den Großteil des Thrillers aus, die Geschichte lebte davon. Es machte großen Spaß, gedanklich die Fäden zu verbinden, die sich dann oft im nächsten Moment wiederum als haltlos erwiesen. Zudem ließ sich das Buch sehr gut lesen, was in der Summe eine sehr unterhaltsame Lesezeit mit sich brachte.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich von der Auflösung am Ende ein wenig enttäuscht war. Es gab zwar einen Überraschungsmoment, doch in Anbetracht des Titels „Die dunkle Spur“ und des vielversprechenden Klappentextes, hätte ich komplexere und mehr in Schauer versetzende Hintergründe erwartet. Einige nicht aufgeklärte Momente mitgerechnet, war mir die Handlung schlussendlich nicht rund genug.

Insgesamt hat mir der Thriller aber Spaß gemacht. Die große Ungewissheit um den Täter und die damit verbundenen gefühlten Wendungen fand ich genial inszeniert, wobei der große Thrill für mich leider ausblieb. Trotzdem wird dies bestimmt nicht mein letztes Buch aus der Feder der Autorin sein. Aber lest und entscheidet selbst.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Etwas zäh

Die Schwarze Königin
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Len kennt die Geschichten von seiner Großmutter, die stets behauptet hatte, ihre Familie stamme von den Draculesti ab, und nun wäre er der letzte Nachfahre von Vlad II, dessen Familie erbitterte Feinde ...

Len kennt die Geschichten von seiner Großmutter, die stets behauptet hatte, ihre Familie stamme von den Draculesti ab, und nun wäre er der letzte Nachfahre von Vlad II, dessen Familie erbitterte Feinde der Vampire waren. Daran hat Len nie geglaubt. Doch was er auf seiner Reise nach Prag erlebt, hätte er sich nicht im Traum vorstellen können. Plötzlich jagt ihn eine Kreatur nach der anderen, wobei er keine Ahnung hat, was diese Wesen eigentlich von ihm wollen. Und wer, verdammt, ist eigentlich die schwarze Königin??

So sehr ich die Geschichten von Markus Heitz auch mag, mit diesem Werk habe ich mich schwer getan. Es lag nicht an der Idee, die ich übrigens großartig fand, sondern eher an den vielen Längen, die ich für mich wahrnahm, und den ausführlichen Episoden über den Aufstieg der schwarzen Königin – eine schrecklich unsympathische Frau. Die detaillierten Beschreibungen der Versuche an den Vampiren fand ich ekelerregend und langweilig zugleich. Aber es war nicht nur das, insgesamt hat mich dieser Roman nicht wirklich gefesselt.

Mehrmals hatte ich das Bedürfnis Lens Forschung nach seiner Herkunft anzuschieben, und obwohl mir die Kapitelsprünge in die Vergangenheit gefielen, entwickelte sich die Handlung meines Erachtens etwas zu langsam. Irgendwie verlor ich immer wieder den Anschluss und legte daher das Buch mehrmals zur Seite, was mir bisher bei noch keinem Roman des Autors passiert ist.

Den Protagonisten Len mochte ich jedoch auf Anhieb. Er schien mir bodenständig, vertrauenswürdig und unheimlich unschuldig, fast zu sehr, hinsichtlich seines familiären Hintergrundes. Glücklicherweise hatte er immer Unterstützung durch Freunde oder Bekannte mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften, was die Entwicklung der Handlung augenscheinlich belebte.

Besonders haben mir die historischen Figuren und die Interpretation von Vlad II gefallen, denn hier zeigte sich ein etwas anderes Gesicht des Fürstenhauses der Walachei, als es mir bisher vermittelt wurde. Barbara von Cilli, die schwarze Königin, war mir vor dieser Lektüre bisher auch noch kein Begriff. So hat die Verschmelzung von Historie und Fantasy hier wirklich wunderbar funktioniert, allerdings zeigte sich die Geschichte ziemlich komplex. Um die Verbindungen zwischen den Jahrhunderten und den Ereignissen und Figuren aus der heutigen Zeit verfolgen zu können, war nämlich oft etwas mehr Konzentration gefragt als üblich.

Letztlich würdige ich die Arbeit und Recherche für das Buch in hohem Maße, doch insgesamt war mir die Geschichte zu zäh und brutal. „Die schwarze Königin“ ist demnach nicht mein favorisiertes Werk des Autors, doch für eingefleischte Fans des Genres bestimmt ein Vergnügen. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Bedrückend und unheimlich, aber gut erzählt

Ein Fluss so rot und schwarz
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Ein Schiff nimmt Kurs auf ein postapokalyptisches London, mit sechs Menschen an Bord, die sich an nichts erinnern können. Ihnen ist schnell klar, dass es um ihr aller Überleben geht. Während ein seltsamer ...

Ein Schiff nimmt Kurs auf ein postapokalyptisches London, mit sechs Menschen an Bord, die sich an nichts erinnern können. Ihnen ist schnell klar, dass es um ihr aller Überleben geht. Während ein seltsamer Nebel durch die Luft zieht, machen sie Bekanntschaft mit einer Computerstimme, von der sie Befehle entgegennehmen müssen, und die das Schiff steuert. Mit der Zeit wird den Passagieren klar, dass sie gezielt für eine Mission ausgewählt wurden, denn sie sind allesamt Experten in verschiedenen Fachgebieten. Doch warum haben sie keine Erinnerung? Und was beobachtet sie dort draußen aus dem Nebel?

Anthony Ryan schreibt Horror-Geschichten? Diese Story musste ich unbedingt lesen. Vor allem, weil der Klappentext wahnsinnig spannend klang. Ich muss allerdings zugeben, dass das Horror-Genre nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehört, doch die Idee der Geschichte hat mich viel zu neugierig gemacht, um das Buch links liegen zu lassen.

Ich war ziemlich schnell fasziniert, denn es fühlte sich so an, als wäre man mit den Protagonisten gemeinsam auf dem Schiff aufgewacht. Anthony Ryan warf mich sozusagen schockartig mitten ins Geschehen, ohne Eingewöhnungszeit und mit ziemlich nüchternem Schreibstil. Ich hatte das Gefühl, die Protagonisten befänden sich in einem Computerspiel, alles wirkte mechanisch, gelenkt, auf das Wesentliche reduziert, und damit seelenlos und lebensfeindlich. Aber genau dieser Umstand gab mir viel Raum für Spekulationen, was meine Fantasie unheimlich beflügelte. Was war hier wohl los?
Der Nervenkitzel war für mich sofort da, als der erste der Passagiere seine Aufmerksamkeit auf die Lösung des Rätsels lenkte und seine Mitstreiter in Augenschein nahm.

Mit dem Fortschreiten der Handlung jagte eine fiese Situation die nächste, der Kampf um Leben und Tod wurde immer brutaler und verzweifelter. Gefühlt zog sich eine Schlinge zu, was ich zwischen den Zeilen deutlich wahrnehmen konnte. Kurzum, der Autor ließ mir keine Atempause und war dabei nicht zimperlich in seiner Ausführung. Die Ungewissheit, die auch bis zuletzt nicht restlos ausgeräumt werden konnte, war ein ständiger Begleiter, der einen Großteil der fantastischen, aber düsteren Atmosphäre ausmachte. Überraschenderweise drängten sich mir während des Lesens einige kritische Fragen zu aktuellen Themen auf, die noch etwas in mir nachhallten, so schauerlich die Geschichte auch war. Vielleicht lag es an dem, für mich offen wirkenden Ende, das mich länger in der Welt dieser Erzählung verweilen ließ.

Insgesamt fand ich die Idee sehr aufregend, den Schreibstil absolut passend und gut lesbar, die Handlung zum Großteil jedoch brutal und abstoßend, mit widerlichen Wesen und einer deutlichen Dosis Unbehagen. Horror eben. Wer das mag, ist mit dieser, relativ kurzen, Story ganz bestimmt gut bedient.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Kriminalfall als Nebensache

Mord im Christmas Express
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Einen Abend vor Weihnachten wütet ein Schneesturm über Schottland. Der Christmas Express, mit 18 Passagieren an Bord, rattert jedoch tapfer seiner Endstation Fort William entgegen. Als auf der Reise ein ...

Einen Abend vor Weihnachten wütet ein Schneesturm über Schottland. Der Christmas Express, mit 18 Passagieren an Bord, rattert jedoch tapfer seiner Endstation Fort William entgegen. Als auf der Reise ein Mord geschieht, ist die Verunsicherung groß. Wer von der kleinen Reisegesellschaft hat diese Untat wohl vollbracht?

Ich bin sehr enttäuscht von dieser Story, zu der ich bis zuletzt keinen Bezug fand. Wobei mir der Anfang richtig gut gefallen hat. Der Schreibstil wirkte natürlich und modern auf mich, mit einem aufmerksamen Blick auf Details und Personen, ohne dabei uninteressant zu werden. Allerdings tat ich mir mit der Protagonistin Roz schwer. Ihre Art schien mir schwierig, irgendwo zwischen mürrisch, arrogant und distanziert. Ich konnte die Figur nicht richtig greifen, und sie wurde mir auch im Laufe der Handlung zunehmend unsympathischer. Mir fehlte dementsprechend auch das Charisma einer Hauptfigur. Bei der Auswahl an Charakteren für die Passagierliste hielt sich die Autorin an aktuelle Trends, was ich anfangs ganz spannend fand, mir nach einiger Lesezeit allerdings ein wenig auf den Geist ging – wie so vieles in diesem Krimi.

Atmosphärisch hatte der Krimi nichts zu bieten, meiner Meinung nach. Ich fand ihn weder wirklich spannend, noch auf irgendeine Weise eindrucksvoll. Für mich plätscherte das Ganze vor sich hin, selbst die Morde oder die Entdeckung des Täters. Mir schien, als wäre der Kriminalfall lediglich Nebensache, dafür mit einer ordentlichen Portion MeToo-Woke-Queer-Mischmasch, der mir in der Summe viel zu übertrieben war. Auch die Geburt von Roz Enkelkind, mit allen Schwierigkeiten, hat mich eher irritiert, weil ich nicht nachvollziehen konnte, warum dieses wiederkehrende Thema für die Erzählung so wichtig war. Kurzum, ich fand die Story zunehmend langatmig und ausschweifend, mit unpassenden Schwerpunkten hinsichtlich des Genres, die mich mit der Zeit nervten. Tatsächlich habe ich die letzten 40 Seiten nicht mehr gelesen, weil es mich einfach nicht mehr interessierte.

„Mord im Christmas Express“ war entgegen meiner Erwartungen überhaupt nicht meins. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es in diesem Buch in erster Linie um einen Kriminalfall geht, sondern eher um das Woke-Thema, das an allen Ecken und Enden einfloss. Wem das gefällt, dem wünsche ich von ganzem Herzen viel Freude mit der Geschichte, ich werde das Buch als Krimi allerdings nicht weiterempfehlen. 2 Sterne (für den guten Beginn der Geschichte)

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