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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2023

Nur wenige spannende Akzente

Verlogen
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Marianna, eine alleinerziehende Mutter, wird in einem Lavafeld tot aufgefunden. Zuerst gehen die Ermittler von Selbstmord aus, da die Frau vor einigen Monaten spurlos verschwand. Dann erhärten sich jedoch ...

Marianna, eine alleinerziehende Mutter, wird in einem Lavafeld tot aufgefunden. Zuerst gehen die Ermittler von Selbstmord aus, da die Frau vor einigen Monaten spurlos verschwand. Dann erhärten sich jedoch die Hinweise, dass Marianna Opfer eines Verbrechens wurde, und Elma und ihr Team nehmen die Untersuchungen auf. Hekla, die Tochter des Opfers, lebt mittlerweile bei einer Pflegefamilie, wobei es ihr dort besser zu gehen scheint, als bei ihrer leiblichen Mutter. Elma geht in dieser Richtung einem Verdacht nach und stößt auf seltsame Zusammenhänge.

Ich kannte bisher noch kein Buch der Autorin, habe mich aber von der Atmosphäre des Handlungsschauplatzes, dem etwas unwirtlichen isländischen Winters, ködern lassen.

Der Thriller brachte tatsächlich etwas ganz Eigenes mit sich. Mir schien die Handlung reduziert und relativ still, wie auch die Ermittlungen des kleinen Polizeiteams, was mich anfangs ein wenig irritierte. Doch im Grunde passte die Machart zu meiner Vorstellung von der Vulkaninsel, wo sich die Besiedelung in Grenzen hält und die Kälte das Leben zu manchen Zeiten zum Erlahmen bringt. Doch so unspektakulär der Fall seinen Anfang nahm, so ging er auch zu Ende. Die Idee brachte zwar einige Wendungen mit sich, die mich erstaunten und meine Neugier weckten, die jedoch von der Autorin meiner Meinung nach ziemlich leidenschaftslos offenbart wurden. Im Grunde fehlte mir über das ganze Buch hinweg der Kick, der mehr Gefühl von Spannung und Gefahr ins Spiel hätte bringen können. Übrigens erging es mir mit dem Ermittler-Trio ähnlich. Interessante Charaktere, die mir zu ausdruckslos abgebildet wurden.

Der beachtenswerteste Aspekt des Thrillers waren für mich die Charakterzüge der Mädchen Hekla und Tinna, die ich ziemlich gruselig fand. Ich wusste lange nicht, was ich von diesen jungen Mädchen halten sollte, während sich für mich die Einblicke in deren Lebensgeschichten als die spannendsten Momente der gesamten Story herauskristallisierten. Allerdings wurde selbst diese Angelegenheit für mich zu nüchtern betrachtet und der Thrill nicht genug ausgereizt, was zuletzt sogar für einen, für mein Empfinden, sehr unbefriedigenden Schlussakkord sorgte.

Insgesamt mochte ich die Idee von „Verlogen“ sehr, die Umsetzung war mir dann jedoch in jeder Hinsicht zu schlicht. Vor allem hat die eher verhaltene, schmucklose Auflösung des Falls dazu beigetragen, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich das nächste Werk der Autorin lesen werde.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Überraschend fade

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Evelyns Bruder gilt seit zwei Jahren als vermisst. Er fuhr damals mit dem Wohnmobil in die Ferien und kam nicht wieder zurück. Evelyn kann die Ungewissheit allerdings nicht verkraften und versucht sich ...

Evelyns Bruder gilt seit zwei Jahren als vermisst. Er fuhr damals mit dem Wohnmobil in die Ferien und kam nicht wieder zurück. Evelyn kann die Ungewissheit allerdings nicht verkraften und versucht sich durch ihre Arbeit als forensische Psychologin abzulenken. Als ein Unbekannter scheinbar wahllos Urlauber auf Campingplätzen ermordet, gibt es bald ein Phantombild, das Evelyn in Angst und Schrecken versetzt und ihren Jagdinstinkt weckt.

Das Buch hat mich definitiv überrascht. Überrascht, weil ich sehr viel mehr von diesem Thriller erwartet hatte! Der Teaser „Du hast dich frei gefühlt, bis er dich fand“ schürte meiner Ansicht nach ganz andere Vorstellungen vom Verlauf der Handlung.

Bisher kannte ich noch kein Buch des Autors, aber der Hype um seine Werke machte mich dann doch neugierig. Anfangs war ich auch noch guter Dinge, denn die ersten Seiten, das Verschwinden von Evelyns Bruder, lasen sich richtig spannend. Doch das war es dann auch – zumindest meinem Empfinden nach. Seite um Seite wartete ich darauf, dass der Fall nun endlich in die Gänge käme, während ich mich mit einer sehr unsympathischen, überspannten Protagonistin begnügen musste, die mit ihren Forderungen die offiziellen Ermittlungen kräftig ausbremste und zudem eine schrecklich kurze Zündschnur hatte. Als Protagonistin war diese Figur wirklich schwer zu ertragen. Außerdem fand ich ihre Heimlichtuerei irgendwie schräg und kindisch, vor allem in Anbetracht ihres Berufes, in dem sie auf mich wie eine Anfängerin wirkte.

Später, als dann das Rätselraten um den Camping-Mörder los ging, gab es eine Spanne über wenige Kapitel, die meine Neugier etwas anstachelten, doch gesamt gesehen habe ich diesen Thriller, der sich meiner Meinung nach eher wie ein Jugendbuch las, ziemlich leidenschaftslos hinter mich gebracht. Ehrlich gesagt bin ich rückblickend eher verwirrt über das Konzept der Handlung, das meiner Ansicht nach seltsame Schwerpunkte setzte. Das Geplänkel und viele Dialoge zwischen Evelyn und Gerhard hätte ich entweder gar nicht, oder nur in abgespeckter Form gebraucht, dafür fand ich das Wissen um die Hintergründe des Täters viel zu dürftig. Das Ende der Geschichte hat dann eigentlich alle interessanten Fragen, unter anderem der Verbleib von Evelyns Bruder oder auch die Motivation von Kommissar Tillmann, in einem Atemzug vom Tisch gefegt, was mir zu abrupt, teilweise vorhersehbar und schlicht zu einfach war. Es gab zwar im Laufe der Handlungen ein paar Wendungen, die mich allerdings auch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen ließen. Zumal ich die Einmischung dieses Millionärs, der sich wie ein Agent ungefragt in Evelyns Vorhaben schlich, einfach nur seltsam unpassend und unrealistisch fand.

So bleibt „Der Trip“ wahrscheinlich das erste und letzte Buch des Autors in meinem Bücherregal. Der Thriller war zwar gut zu lesen, aber für mich auch in jeder Hinsicht unerwartet unspektakulär und gefühlt unvollständig. Kurzum: Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Viele liebenswerte Figuren

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 2)
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Ida, Tochter aus dem Hause einer Halleschen Hallorenfamilie, hat sich unsterblich in Julius Mendel, Erbe der alteingesessenen Schokoladenmanufaktur, verliebt! Julius erwidert Idas Gefühle, doch aus geschäftlichen ...

Ida, Tochter aus dem Hause einer Halleschen Hallorenfamilie, hat sich unsterblich in Julius Mendel, Erbe der alteingesessenen Schokoladenmanufaktur, verliebt! Julius erwidert Idas Gefühle, doch aus geschäftlichen Gründen muss er Cäcilie David, die Tochter eines Geschäftspartners, heiraten. Aber nicht nur mit seinen Gefühlen hat Julius zu kämpfen, denn sein Gerechtigkeitssinn steht der konservativen Betriebsführung seines Vaters im Weg. Zumal der junge Chocolatier Reformpläne hat, die seinem Vater ganz und gar nicht schmecken.

Eine äußerst charmante Erzählung! Amelia Martins Art zu schreiben machte es mir einfach in die Welt der Vorkriegszeit einzutauchen. Die Geschichte der Protagonisten war nämlich keine einfache, denn allerlei gesellschaftliche Zwänge und unangenehme Kompromisse säumten deren Weg, aber trotzdem schwang stets eine wohlwollende Atmosphäre zwischen den Zeilen mit, die dafür sorgte, dass ich die Geschichte gerne, und von verschiedenen Standpunkten aus, verfolgte. Überdies wurden die historischen Fakten und authentischen Umgangsformen der Epoche spielerisch in den Roman eingebaut, aber erfreulicherweise nicht ausschweifend behandelt.

Julius mochte ich besonders, denn ich fand seine Weitsicht, seine Fähigkeit den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, sein Verantwortungsgefühl und sein freundliches Wesen sehr bodenständig und liebenswert. Die Kämpfe, die er mit sich selbst, aber auch mit seinem Vater oder seiner Frau ausfechten musste, konnte ich gut nachvollziehen, wobei ich die positive Ausrichtung, die er in sich trug, immer bewunderte. Aber nicht nur die Idee vom jungen Chocolatier gelang der Autorin wunderbar, sondern auch die einzigartigen und starken Charaktere der Damen in diesem Roman. Egal von welchem Stand, meines Erachtens bewiesen sie alle Mut und waren bereit für große Entwicklungen. Die kleinen und großen Abenteuer, die Freundschaften und Verwicklungen, aber auch die zu meisternden Hürden und Nöte der sympathischen Figuren ließen zudem keine Langeweile aufkommen und boten auch etwas Romantik, bzw. Dramatik und Herzklopfen.

Allerdings fand ich die Erzählung insgesamt zu knapp gehalten. Auf mich wirkte die Geschichte, als hätte man sie kürzen müssen – wie abgeschnitten, aber auch phasenweise wie ein Entwurf, um den noch so viel mehr an Handlung hätte entstehen können. Insbesondere die spannende Entwicklung gegen Ende war mir viel zu reduziert. Es wirkte auf mich, als wären mehrere Kapitel einfach weggelassen worden, um einen Abschluss für das Buch zu finden. Ehrlich gesagt hätte ich mir hier lieber einen Mehrteiler gewünscht, in dem die Erlebnisse der einzelnen Protagonisten ausführlich betrachtet worden wären, als eine spürbar abgespeckte Geschichte, denn die Idee gefiel mir unwahrscheinlich gut.

Letztlich hat mich „Salz und Schokolade – Süße Wunder“, der zweite Band der Halloren-Saga, wunderbar unterhalten. Leicht zu lesen, mit sympathischen Figuren, unaufdringlichen historischen Fakten, und in einer positiven Atmosphäre verfasst. Meiner Ansicht nach ein Roman fürs Herz!

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Nicht wirklich gut erzählt

Skorpion
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Die Schweizer Bundeskriminalpolizei untersucht Verbrechen, die auf den ersten Blick für Einzelfälle gehalten werden könnten. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Ermordung eines Priesters, die Beschlagnahmung ...

Die Schweizer Bundeskriminalpolizei untersucht Verbrechen, die auf den ersten Blick für Einzelfälle gehalten werden könnten. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Ermordung eines Priesters, die Beschlagnahmung von Kokain und der Selbstmord eines Piloten in Zusammenhang stehen. Dreh- und Angelpunkt ist ein Ex-Bankangestellter, der in den Diensten der Mafia steht. Also setzt man den Mafia-Experten David Keller auf den Fall an, der eine bedrohliche internationale Verschwörung wittert.

Klappentext und Leseprobe hatten mich sofort überzeugt! Vom angepriesenen Autorenduo, bestehend aus einem Filmemacher und einem ehemaligen Ermittler, versprach ich mir daher einen außergewöhnlichen Thriller, mit hohem Niveau an Spannung und Bildern. Doch rückblickend wurden meine Erwartungen bei weitem nicht erfüllt - ich gönnte mir während der Lektüre sogar mehrere Lesepausen.

Nach einem vielversprechenden Start, zeigte sich die Geschichte schnell viel zu überladen. Gefühlt folgte auf jedes Stichwort eine eigene Geschichte, die bei mir bald zu Verwirrung, Langweile und Desinteresse führte. Die vielen Schauplätze und Namen taten dann ihr Übriges, um meine Aufmerksamkeit vom Thema abzulenken. Auch der Protagonist David Keller konnte meines Erachtens die Spannung nicht mehr retten, denn meiner Ansicht nach war seine Figur schlicht nicht charismatisch genug. Seine Persönlichkeit fand ich überhaupt etwas seltsam, nicht richtig greifbar. So wirkte die Gesamtkomposition Handlung, Atmosphäre und Figuren, wie ein starres Gerüst, dem es an einer gehörigen Dosis Lebendigkeit fehlte. Unterstrichen wurde dies zusätzlich durch den Schreibstil, der mir stellenweise unharmonisch, oder auch unsicher, vorkam; oft etwas steif, dann wieder bemüht lässig. Tatsächlich hat mich dieser Thriller leider auf keiner Ebene packen können.

Letztlich bleibt „Skorpion“ für mich ein Buch mit interessantem Thema, das einfach nicht gut erzählt wurde. Für mich blieben hier Emotionen und Atmosphäre auf der Strecke, und gutes Kopfkino wollte sich einfach nicht einstellen. Ich werde daher die Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Nicht ganz so gut wie Slaughters Reihen

Die Vergessene
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Im Jahre 1982 schockierte ein Verbrechen die Einwohner der Stadt Longbill Beach. Damals wurde die junge Emily Vaughn, die im siebten Monat schwanger war, am Tag ihres Highschool - Abschlussballs ermordet. ...

Im Jahre 1982 schockierte ein Verbrechen die Einwohner der Stadt Longbill Beach. Damals wurde die junge Emily Vaughn, die im siebten Monat schwanger war, am Tag ihres Highschool - Abschlussballs ermordet. Heute, vierzig Jahre später, soll US-Marshal Andrea Oliver eine Richterin beschützen, die in ebendieser Stadt lebt und Todesdrohungen erhält. Doch Andrea will vor allem herausfinden, was damals mit Emily geschah, und wer nach diesen vielen Jahren zur Verantwortung gezogen werden muss. Doch seltsamerweise stößt sie überall auf Schweigen oder verschlossene Türen.

Ich habe über die Jahre schon viele Bücher der Autorin mit Begeisterung gelesen, doch dieser „Einzelkämpfer“ konnte nicht in allen Aspekten bei mir punkten. Nichtsdestotrotz hatte ich eine richtig gute Lesezeit mit diesem Thriller, der die Spannung gnadenlos bis zum Ende hielt.

Karin Slaughter servierte hier ein auf mehreren Ebenen unheimlich grausames Verbrechen, welches dank der Vertuschung durch hinterhältige Menschen, sogar noch spürbare Steigerung erlangte. Mehr als einmal war ich fassungslos, wie hartnäckig die Ungewissheit über die wahren Geschehnisse in dieser Stadt ausharrte, aber auch über die Unfähigkeit zur Aufarbeitung durch Emilys Angehörige oder Freunde. Kein Wunder, dass ständig diese bedrückende Atmosphäre, eine unterschwellige Decke aus komplexen Ängsten, auf der Geschichte lag – was ich, angesichts der Situation vor Ort, sehr gelungen fand. Daher feuerte ich in Gedanken US-Marshal Andrea Oliver und ihren sympathischen, erfahrenen Partner Bible an, dort endlich reinen Tisch zu machen. Bible mochte ich sehr, aber Andrea war mir als Protagonistin deutlich zu blass, obwohl sie in ihrer Rolle augenscheinlich zur Lösung des Falls beigetragen hatte. Ich fühlte ihre Stärke einfach nicht genug – es fehlte mir somit ein erkennbarer Leader in den aktiven Ermittlungen. Doch die Figuren, die in irgendeiner Weise mit dem alten Verbrechen zu tun hatten, fand ich erstaunlich. Denn die Abgründe, die sich im Laufe der Handlung in deren Persönlichkeiten auftaten, erschütterten mich und ließen mich fassungslos zurück.

Im Grunde fand ich den ganzen Fall aufregend konzipiert, die Täterschaft ließ sich sehr lange verschleiern, und die Qualen, welche die junge Schwangere erleiden musste, wurden mehr als deutlich gemacht. Die Auflösung am Ende stellte sich mir allerdings etwas zu unspektakulär dar, wobei sich die Spannung an Orte verirrte, an denen sie, meiner Meinung nach, nicht im geschilderten Maß hätte eingesetzt werden müssen.

„Die Vergessene“ hat mich, mit wenigen Abstrichen, ebenso gut unterhalten wie die Buchreihen der Autorin um die Rechtsmedizinerin Sara Linton. Ein Cold-Case, dessen Verkrustungen sich kaum aufbrechen ließen, wobei unerwartete Wendungen und skrupellose Charaktere in diesem Thriller den Ton angaben. Hat mich sehr gut unterhalten!

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