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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2023

Authentisch und berührend

Septemberschnee
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Als Pia von ihrem Mann wegen einer anderen verlassen wird, ist sie plötzlich völlig auf sich allein gestellt. Doch anstatt in Selbstmitleid zu verfallen, richtet sie ihr Leben und das ihrer Kinder neu ...

Als Pia von ihrem Mann wegen einer anderen verlassen wird, ist sie plötzlich völlig auf sich allein gestellt. Doch anstatt in Selbstmitleid zu verfallen, richtet sie ihr Leben und das ihrer Kinder neu aus. Sie zieht nach Köln, findet dort glücklicherweise auch bald eine Stelle und versucht, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Dabei helfen Pia ihre Freundinnen, der sympathische Kioskbesitzer Murat und ganz einfach auch ihr eigener Pragmatismus.

Zunächst möchte ich auf jeden Fall das Cover loben. Was für eine schöne Idee, alle Elemente, die im Buch vorkommen, dort zu „verstecken“.
„Septemberschnee“ ist ein berührender, sehr schön zu lesender Roman, in dem sich bestimmt sehr viele Frauen wiederfinden. Ungeschönt und doch sensibel beschreibt Nicola Henselmann den Alltag und das Auf und Ab der Gefühle von Pia, die diesen Spagat machen muss zwischen einem geordneten Alltag für sich und ihre Kinder und ihrer eigenen Suche nach Halt und einer neuen Orientierung.
Beim Lesen schwankt man zwischen diversen Gefühlen, doch was am Ende übrig bleibt ist eindeutig Hoffnung und ein Lächeln.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Hat alles, was ein historischer Roman braucht

Die Welt im Nebel
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Wie der Titel schon andeutet, spielt dieser Roman in einer Zeit, in der sich das Heilige Römische Reich durch den Tod des Königs in einer Art Schwebezustand befindet. Die Zukunft des Reiches und auch seiner ...

Wie der Titel schon andeutet, spielt dieser Roman in einer Zeit, in der sich das Heilige Römische Reich durch den Tod des Königs in einer Art Schwebezustand befindet. Die Zukunft des Reiches und auch seiner Bewohner liegt im dichten Nebel.
Der österreichische Herzog Premysl Ottokar setzt alles daran, als Nachfolger in Betracht gezogen zu werden und spannt das ganze Land mit ein, um sein Ziel zu erreichen. Intrigen werden gesponnen, Eheversprechen werden abgegeben und der ein oder andere muss sogar mit dem Leben bezahlen.

Doch nicht nur die politische Umbruchphase, sondern vor allem die persönlichen Lebenssituationen verschiedenster Menschen sind es, die dieses Buch so lesenswert machen. Die widrigen Lebensumstände von Knechten und Mägden werden genauso beleuchtet wie der sicher komfortablere, aber darum nicht unbedingt weniger sorgenvolle Alltag der höhergestellten bzw. adligen Bevölkerung.

Im Mittelpunkt steht hier der sehr fortschrittlich denkende Knecht Claus, der nach vielen Jahren die Frau wiedersieht, die er nie vergessen konnte: Ännlin, eine junge Magd, die einige Jahre alleine im Wald lebte bevor sie in den Dienst der Edeldame Euphemia trat.
Euphemia wiederum, klug und wissbegierig, ist ziemlich unglücklich verheiratet mit Dietmar von Losenstein. Doch statt sich ihrem Schicksal zu ergeben, verfolgt sie mutig und geschickt ihre Interessen.

„Die Welt im Nebel“ ist der zweite Teil der „Österreich-Saga“ von Ana Pawlik ,und obwohl ich den ersten Band nicht kannte, fiel es mir leicht, in die Geschichte einzusteigen und mich mit den Begebenheiten des 13. Jahrhunderts im Herzogtum Österreich vertraut zu machen.
Die Charaktere sind durchwegs wunderbar herausgearbeitet, sodass sie sehr greifbar und lebendig sind.
Historische Fakten werden geschickt in die Handlung eingebaut, genauso wie ich es mir für einen guten historischen Roman wünsche - Wissen erweitern, ohne es zu merken.

Fazit:
Ein wirklich toller historischer Roman, atmosphärisch, informativ und durch interessante Charaktere sehr lebendig.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Gelungenes Debüt

Ohne mich
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Der Debütroman von Esther Schüttelpelz beschreibt die Lebenssituation einer jungen Frau Mitte zwanzig , die nach Beendigung ihres Studiums und der Trennung von ihrem Ehemann etwas orientierungslos durch ...

Der Debütroman von Esther Schüttelpelz beschreibt die Lebenssituation einer jungen Frau Mitte zwanzig , die nach Beendigung ihres Studiums und der Trennung von ihrem Ehemann etwas orientierungslos durch den Alltag schwebt.
So rasant wie die Gedanken und das Handeln der Erzählerin, wirkt anfangs auch die Erzählweise.
Zuerst war ich mir nicht sicher, ob dieser Schreibstil ganz ohne wörtliche Rede mit kurzen Sätzen auf Dauer nicht zu anstrengend sein würde. Doch dann war es wie eine Welle, die einen mitreißt. Von Seite zu Seite getragen, habe ich das Leben der Erzählerin in dieser Zeit nach der Trennung gebannt begleitet.
Die Zweifel am Studium und die Suche nach dem richtigen Weg habe ich sehr gut nachvollziehen können.
Mit viel Witz und einem Hauch Poesie an einigen Stellen, gelingt es Esther Schüttelpelz, die Gedanken und Gefühle der Protagonistin zu transportieren und den Leser mitzunehmen durch das Auf und Ab eben dieser.

Fazit:
Ein lesenswerter Roman über eine Frau, die ihren Weg und ein bisschen auch sich selbst sucht.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Große Erzählkunst trifft Liebesgeschichte

Die Liebe an miesen Tagen
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Clara, eine Fotografin in den Vierzigern lernt in diesem wunderbaren Roman von Ewald Arenz den etwas jüngeren Schauspieler Elias kennen und beide spüren sofort eine ganz besondere Verbindung zueinander. ...

Clara, eine Fotografin in den Vierzigern lernt in diesem wunderbaren Roman von Ewald Arenz den etwas jüngeren Schauspieler Elias kennen und beide spüren sofort eine ganz besondere Verbindung zueinander. Doch der große Packen Vergangenheit, den jeder mit sich trägt und unerwartete Ereignisse in der Gegenwart, sorgen für ein ständiges Auf und Ab sowohl in ihrer noch jungen Beziehung, als auch beim Leser.

Schon nach den ersten Seiten ahnte ich, dass dieses Buch mein erstes Highlight des Jahres werden könnte und es hat sich im Laufe der Lektüre bestätigt, auch wenn das letzte Drittel für meinen Geschmack auch mit etwas weniger Drama ausgekommen wäre.
Im Grunde genommen geht es um die Frage, ob es möglich ist, auch zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben noch einmal die Liebe oder sogar die große Liebe zu finden.
Das zu beantworten schafft Ewald Arenz in einer ebenso gefühlvollen wie humorvollen Weise. Die spritzigen Dialoge zwischen Clara und Elias, aber auch zwischen ihr und ihrem Bruder Jan habe ich geliebt. Niemals gleitet die Sprache ab ins Kitschige, im Gegenteil. So wunderschön und fast poetisch sind viele Sätze, dass ich mir Einiges aufgeschrieben habe, um es immer wieder einmal zu lesen.
Auch die behutsame und gleichzeitig so realistische Herangehensweise an das Thema Demenz fand ich sehr gelungen.

Fazit:
Ein Roman voller emotionaler Höhen und Tiefen in wunderschönen Worten erzählt.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Facettenreiche Familiengeschichte

Rote Sirenen
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In ihrem Romandebüt begibt sich die mittlerweile im Ausland lebende Autorin Victoria Belim auf die Suche nach Gründen für das Verschwinden ihres Urgroßonkels Nikodim, in den 30 er Jahren. Dazu reist sie ...

In ihrem Romandebüt begibt sich die mittlerweile im Ausland lebende Autorin Victoria Belim auf die Suche nach Gründen für das Verschwinden ihres Urgroßonkels Nikodim, in den 30 er Jahren. Dazu reist sie zurück in ihr Heimatland, in ein kleines Dorf in der Ukraine, wo ihre Großmutter lebt. Diese scheint allerdings mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben und widmet sich ausschließlich ihrem Obst und Gemüsegarten. Auf ihrer Suche nach Antworten trifft Victoria wiederholt auf Widerstände und lernt gleichzeitig ihre Heimat immer besser kennen.
Fühlt sie sich anfangs noch manchmal wie eine Fremde, sieht sie im Verlauf die Ukraine immer wieder mit neuen Augen und erkennt schließlich ihre starke Verbundenheit zu dem Land, in dem sie die ersten 15 Jahre ihres Lebens verbrachte.

Mir hat diese Familiengeschichte sehr gut gefallen. In klarer, schnörkelloser Sprache beschreibt Victoria Belim das einfache Leben ihrer Angehörigen in der Ukraine damals und heute. So bildhaft sind ihre Schilderungen, dass ich mich selbst als Beobachter unter einem blühenden Kirschbaum in Valentinas Garten sitzen sah.

Am interessantesten waren für mich die Einblicke in die ukrainische Geschichte und vor allem in den Umgang der Menschen mit den oft zermürbenden Geschehnissen.
Das Buch wurde vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine geschrieben und wirkt wie ein unheimlicher Prolog zu dem aktuellen Kriegsgeschehen.
Als Victoria Belim 2014 in ihre Heimat reiste, war schon die Annexion der Krim durch Russland ein beängstigendes Ereignis, niemand hätte mit einem kompletten Einmarsch ein paar Jahre später gerechnet.
So bedrückend es ist von Korruption, Ausbeutung und alltäglichen Ungerechtigkeiten die dieses Land lange Zeit kennzeichnete, zu lesen, ziehe ich gleichzeitig viel Positives aus diesem Roman. Vor allem die starken Persönlichkeiten wie die Großmutter Valentina und die Urgroßmutter Asja zeigen einen Weg wie es gelingen kann, mit großen Widrigkeiten umzugehen.


Fazit:
Ein beeindruckender Debütroman, den ich jedem nur empfehlen kann.

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