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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2018

mutiges Debüt!

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Das Debüt der englischen Autorin Imogen Hermes Gowar entführt in das opulente und genußfreudige 18. Jahrhundert. Mr Hancock ist ein Mann, der sehr auf seine Pflichten als Kaufmann bedacht ist und seit ...

Das Debüt der englischen Autorin Imogen Hermes Gowar entführt in das opulente und genußfreudige 18. Jahrhundert. Mr Hancock ist ein Mann, der sehr auf seine Pflichten als Kaufmann bedacht ist und seit dem frühen Tod seiner Frau und seines Erstgeborenen bei der Geburt in einer traurigen Einsamkeit verharrt. Erst ein Kuriosum, das ihm einer seiner Kapitäne an Stelle der bestellten Waren aus Übersee mitbringt, reißt ihn in eine gänzlich andere Welt, die durch die Edelhure Angelica Neal verkörpert wird. Dieser zunächst recht oberflächlich erscheinenden Frau verfällt er auf eine ihn verzehrende Weise, so dass er ihr alles verspricht.

Der Roman ist äußerst ungewöhnlich. Er ist sicher nicht geeignet für Liebhaber der Arielle oder von Teenie-Serien wie "Plötzlich Meerjungfrau". Allein die sehr realistischen Schilderungen des Lebens der "Gesellschafterinnen", die durch eine "Kupplerin" auf ihr Gewerbe vorbereitet werden, ist sicher erst für ältere Jugendliche (ab 16 Jahren) geeignet.

Nachdem der Anfang des Buches sich sehr ruhig und still den Hauptpersonen nähert, wird später die Spannung ständig hochgehalten durch ungeahnte Wendungen und Personen, die sich überhaupt nicht so verhalten, wie man es aus den bisherigen Schilderungen von ihnen erwartet hätte. Die Autorin schildert das Leben im 18. Jahrhundert äußerst detailreich, so dass Liebhaber von historischen Romanen sicher auf ihre Kosten kommen, obwohl keine historische Persönlichkeit oder ein herausragendes Ereignis eine Rolle spielt. Die Sprache des Buches hat mir sehr gut gefallen, da sie einen direkt in die geschilderte Welt führt und man Personen und Orte im Kopfkino sieht und auch die Gefühle der Personen gut miterleben kann. Und die Emotionen ziehen sich von Euophorie über blinde Verliebtheit bis zu Depression.
Das einzige, was mich etwas verwirrt hat, und ich kann es jetzt auch noch nicht richtig zuordnen, sind die kursiv gedruckten Einschübe. Es sind nicht genau zuzuordnende Gedanken, Schreie, Sehnsüchte, die von der Autorin mitten in das Geschehen gesetzt werden.

Das Buch war eine neue, sehr interessante Leseerfahrung. Es ist ein historischer Roman mit fantastisch anmutenden Anklängen, der die Entwicklung der Hauptpersonen innerhalb eines recht kurzen Zeitraums genau unter die Lupe nimmt. Bildgewaltig und detailreich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen - ein mutiges Debüt!





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Veröffentlicht am 08.01.2018

gut recherchierter historischer Roman

Das Erbe der Rosenthals
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„Das Erbe der Rosenthals“ verknüpft zwei dramatische Ereignisse der Geschichte miteinander, indem zwei zwölfjährige Mädchen ihre Sicht der Dinge darstellen.
Hannah erlebt in Berlin 1939 den Beginn der ...

„Das Erbe der Rosenthals“ verknüpft zwei dramatische Ereignisse der Geschichte miteinander, indem zwei zwölfjährige Mädchen ihre Sicht der Dinge darstellen.
Hannah erlebt in Berlin 1939 den Beginn der offenen Judenverfolgungen des Nazi-Regimes. Ihren Eltern gelingt es mit Hilfe ausgezeichneter Beziehungen und dem nötigen Vermögen eine Ausreise mit der St. Louis nach Kuba zu organisieren.
Anna erfährt in New York 2014, dass sie ihren Vater nie kennengelernt hat, weil er vor ihrer Geburt bei den Anschlägen auf das World Trade Center gestorben ist.
Der mir bis dahin unbekannte Autor A.L. Correa lebt selbst auf Kuba, so dass seine Schilderungen des dortigen Lebens sehr authentisch sind. Aber auch in den Teilen, die in Berlin und New York spielen, zeigt das Buch eine starke Atmosphäre, die den geschilderten Ereignissen gerecht wird.

Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen und passt in seiner Düsternis gut zu Hannahs Leben.
Vor allem die ersten beiden Teile des Buches haben mich sehr gefesselt. Dem Autor gelingt es auf eine besonders emotionale Art, das Seelenleben von Hannah und Anna darzustellen, auch wenn mancher Kindergedanke auf den ersten Blick abstoßend erscheint, sind es aus kindlicher Logik durchaus sinnvolle Lösungen für die Traurigkeit des familiären Alltags. Solch einen Blick auf geschichtliche Ereignisse habe ich noch in keinem historischen Roman gefunden.
Auch die Darstellung der Fahrt der fast 1000 Juden auf der St. Louis nach Kuba konnte gut die damalige Stimmung unter den Fahrgästen vermitteln.
Leider will der Autor dann meines Erachtens zu viele Fäden miteinander verknüpfen und man erfährt das Leben von Hannah in einer Art Zeitraffer. Über allem liegt dann noch eine Düsternis und eine Ahnung von Zerfall und Einsamkeit.

Das Buch ist ein gut recherchierter Roman für historisch interessierte Leser, der vor allem das Schicksal der Juden auf der St. Louis auf dem Weg ins Exil in Kuba detailliert darstellt. Wer allerdings gerne eine Happy End am Ende einer schicksalhaften Geschichte liest und nicht gut melancholische und düstere Bücher verträgt, dem sei von der Lektüre abgeraten.

Ich vergebe für die hervorragenden ersten beiden Teile und die originelle Idee der Geschichte trotzdem 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.12.2017

3. Teil der "Sieben Schwestern"

Die Schattenschwester
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Die stille Star braucht Zeit, bevor sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit macht. Ihre liegt im England unter König Edward Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die stille Star braucht Zeit, bevor sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit macht. Ihre liegt im England unter König Edward Anfang des 20. Jahrhunderts.

Veröffentlicht am 29.11.2017

spannende Unterhaltung

Eine alte Schuld
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„Eine alte Schuld“ ist ein Krimi aus der Cherringham-Reihe. Obwohl mir der vorherige Band nicht bekannt war, konnte ich mich schnell in das Buch einlesen. Das Ermittler-Duo und das kleine englische Dorf, ...

„Eine alte Schuld“ ist ein Krimi aus der Cherringham-Reihe. Obwohl mir der vorherige Band nicht bekannt war, konnte ich mich schnell in das Buch einlesen. Das Ermittler-Duo und das kleine englische Dorf, in dem sich der größte Teil der Handlung abspielt, werden ausführlich und sympathisch geschildert.
Jack ist ein ehemaliger Polizist aus New York, Sarah betreibt eine Werbeagentur und ist alleinerziehende Mutter zweier fast erwachsener Kinder.

Die Geschichte ist mehreren parallelen Strängen aufgebaut:
Bei archäologischen Ausgrabungen außerhalb des Dorfes wird ein Skelett gefunden. Die forensischen Untersuchungen ergeben, dass es sich nicht um einen antiken Römer, sondern um einen jungen Mann handelt, der vor etwa 20 Jahren dort vergraben wurde.
Das Dorf befindet sich in den letzten Vorbereitungen für ein großes Volksfest, an denen auch Jack, der vor einigen Jahren aus Amerika zugezogen ist, zum ersten Mal teilnimmt.
Tim ist ein Versicherungsmakler, der sämtliche Risiken des Großereignisses absichert. Er verschwindet unter seltsamen Umständen kurz vor einem Termin mit Jack.

Die beiden Ermittler haben schon mehrmals zusammen gearbeitet. Sie verstehen sich nicht nur bei den Ermittlungen blind und man fragt sich, ob sie irgendwann während des Buches vielleicht ein Paar werden.

Die Geschichte ist im besten Sinne spannend, ohne gruselig, blutrünstig oder übertrieben gewalttätig zu werden.

Der Schreibstil kommt Bücherverschlingern wie mir sehr entgegen. Obwohl die Sprache einfach ist (keine verschachtelten Sätze, wenig Adjektive, etc.), werden die Atmosphäre und die verschiedenen Stimmungen sehr gut dargestellt und man sieht direkt das entsprechende "Kopfkino". Was mich etwas nervt, sind diese Denkpausen der Protagonisten, die durch ... verdeutlicht werden. Das wird meiner Meinung nach etwas sehr häufig benutzt.

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Veröffentlicht am 22.11.2017

herzerwärmende Lektüre für zwischendurch

Wir sehen uns beim Happy End
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Ella ist eine junge Frau, die nur für ihren Freund Philipp da ist (persönliche Haushaltsmanagerin) und dafür den Traum der eigenen Selbstständigkeit aufgegeben hat. Als Ausgleich schreibt sie einen Blog, ...

Ella ist eine junge Frau, die nur für ihren Freund Philipp da ist (persönliche Haushaltsmanagerin) und dafür den Traum der eigenen Selbstständigkeit aufgegeben hat. Als Ausgleich schreibt sie einen Blog, in dem sie Bücher und Filme so verändert, dass sie ein gutes Ende (ein Happy End) bekommen.
Um so tiefer fällt sie, als sie mitten in den Hochzeitsvorbereitungen feststellt, dass Philipp sie betrogen hat. Ohne Nachzudenken stürzt sie aus der Wohnung in das verregnete Hamburg und stolpert über Oscar, der daraufhin sein Gedächtnis verliert. Ella fühlt sich verantwortlich und beschließt ihn wieder aufzubauen. Erst nach und nach merkt sie, worauf sie sich da eingelassen hat...

Nach "Dein perfektes Jahr" ist dies der zweite Roman von Charlotte Lucas, den ich gelesen habe.
Mit Schmunzeln stellt der Leser fest, dass die Autorin ihre liebgewonnen Charaktere aus dem vorhergegangenen Werk wieder auftreten lässt.

Der Roman selbst ist wie ein modernes Märchen über Lüge und Wahrheit.
Häufig spielt er mit Klischees (die Frau, die für den Mann ihr Leben aufgibt, bis er eine andere findet; dann erfindet sie sich neu und "formt" sich einen Mann, der seine Erinnerung verloren hat).
Der Spannungsbogen ist sehr gut, man muss einfach immer weiter lesen, weil jede Enthüllung neue Geheimnisse enthält und der Leser auch einige Male auf Irrwege geleitet wird.
Die Hauptfiguren wachsen einem schnell ans Herz, oder eben auch nicht, werden jedenfalls sehr gut dargestellt, so dass man mitfühlen kann.
Die Sprache ist angemessen, die Geschichte wird häufig in Dialogen erzählt, so dass man aus den Gesprächen Informationen bekommt und nicht nur von außen auf Geschehnisse schaut.
Wie schon der Titel sagt, steuert natürlich alles auf ein gutes Ende zu, wobei einige Rückschläge und Hindernisse zu überwinden sind.
Die letzten 40 Seiten sind mir ein bisschen zu wenig ausgefeilt, da enthüllt Ella ihr Lebensgeheimnis und ohne weitere Worte ist alles gut. Wenn es immer so einfach wäre...

Trotzdem: das richtige Buch für kalte Wintertage, wenn man etwas sucht, das einem das Herz wärmt.
Ich vergebe 3 Sterne.

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