Profilbild von Kyra112

Kyra112

Lesejury Star
offline

Kyra112 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kyra112 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2022

Den Kopf ausschalten

Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)
0

„Immer der Liebe entgegen“ von Hanna Holmgren handelt von Maja Leise (wie Laut), die frisch getrennt zu einem vierwöchigen Urlaub nach Rügen startet, um einmal alles hinter sich zu lassen.
Dabei führt ...

„Immer der Liebe entgegen“ von Hanna Holmgren handelt von Maja Leise (wie Laut), die frisch getrennt zu einem vierwöchigen Urlaub nach Rügen startet, um einmal alles hinter sich zu lassen.
Dabei führt sie ihr Weg auf den Hof von Schreiner Bent und seiner Tante Fine.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und rennt vor allen schwierigen Situationen des Lebens weg. Maja muss sich fragen, ob es Bent schafft, sie aufzuhalten.

Da ich bereits „Sehnsucht nach Rose Cottage“ von Hanna Holmgren gelesen habe, bin ich beim Cover von diesem Roman sofort aufmerksam geworden und wollte das Buch unbedingt lesen, zumal es dieses Mal in Deutschland, auf Rügen, spielt.

Hanna Holmgren gelingt es, den/die Leser*in abzuholen und durch ihren wunderbaren bildlichen Schreibstil nach Rügen zu entführen. Ich habe mich gleich etwas leichter und erholter gefühlt, als wäre ich mit Maja zusammen nach Rügen gefahren. Ich habe die See, den Strand, überhaupt die ganze Landschaft vor meinem inneren Auge gesehen und mich absolut auf diese Geschichte eingelassen.
Der Autorin ist es auch gelungen, ihre Charaktere menschlich auszugestalten. Diese waren auch verantwortlich für einen leichten Spannungsbogen, der gerade in den letzten Kapiteln dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und schafft es kaum, auf ihr Herz zu hören. Sie macht alles mit sich selber aus und ist ein sehr rationaler Mensch, der niemanden, außer ihrer besten Freundin Mikki, an sich ranlässt, eher tritt sie die Flucht nach vorn an. Trotzdem kann man im Laufe des Romans verfolgen, wie sie eine Entwicklung durchläuft, über ihre Vergangenheit spricht und langsam versucht, auf ihr Herz zu hören.
Bent ist auch ein Mensch, der nicht viel an sich ranlässt. Er ist verschlossen wie eine Auster und nur Maja und Fine schaffen es, an ihn heranzukommen. Auch wenn es Maja erst mit der Zeit gelingt, ihn aufzutauen. Aber auch seine Entwicklung ist toll zu beobachten.

Bents Tante Fine ist ein absoluter Herzenswunsch, total emphatisch, emotional und eine treue Seele, wenn man es erstmal in ihr Herz geschafft hat. Aufgrund ihre Lebensalters ist ihr manches deutlich schneller klar als den jungen Menschen in ihrer Umgebung und trotz ihrer offensichtlichen Demenz ist sie meist mit ihrem Verstand hellwach, gerade, wenns um ihre Familie geht.

Ein Highlight für mich war auch Mikki, Majas beste Freundin. Die beiden verbindet eine echte Freundschaft, die es so vermutlich nur selten gibt. Beide kennen sich in- und auswendig und ohne Mikki wäre Maja manchmal aufgeschmissen. Sie leitet sie seit Kindheitstagen immer wieder auf den rechten Weg zurück.
Trotz allem waren die Charaktere für mich absolut authentisch, denn es gibt oftmals die Menschen, die Kopfmenschen sind, die Herzmenschen und auch die, die Lebensweise sind -erfahren sind!

Zum Ende hin war sicher alles sehr schmalzig, aber das erwarte ich mir auch von so einem Roman und ich muss sagen, ich fand es nicht zu schmalzig. Hanna Holmgren hat die Hauptcharaktere sich vorsichtig einander nähern lassen und das hat mir super gut gefallen. Es war nicht sofort das absolute Happy End, aber dennoch total schön.

Für mich ein absolut gelungener Roman und ich freue mich schon heute wieder auf den nächsten Roman von Hanna Holmgren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2022

Zurück ins Leben

Die Landärztin - Der Weg ins Ungewisse
0

Thea ist überglücklich, denn die Hochzeit mit Georg steht bevor. Noch stehen die beiden vor der großen Herausforderung einer Fernbeziehung, da Thea ihre Facharztausbildung in Marburg absolviert, aber das ...

Thea ist überglücklich, denn die Hochzeit mit Georg steht bevor. Noch stehen die beiden vor der großen Herausforderung einer Fernbeziehung, da Thea ihre Facharztausbildung in Marburg absolviert, aber das Ende ist in Sicht. Da muss sich Thea einer schweren Polio-Erkrankung stellen. Sie beginnt ihr Leben, ihre Liebe und die Zukunft in Frage zu stellen. Eine schwere Zeit steht ihr bevor.

Das Buchcover schließt an das des ersten Bandes an. Wobei ich hier die Beschreibung von Theas Person nicht mehr wiederfinde, sondern immer noch die der Thea aus dem ersten Band.

Die Beschreibung der Charaktere schließt sich an die aus dem ersten Band an. Ich finde aber, man lernt den Einen oder Anderen Charakter von einer ganz anderen Seite kennen, wie bspw. Georg oder Theas Vater. Auch ihre Schwester Marlene entwickelt eine andere Form der Selbstständigkeit, als die, die man bisher von ihr gewohnt war. Ich finde, es ist der Autorin gut gelungen, die Entwicklung eben dieser Charaktere darzustellen.
Was mir weiterhin gut gefallen hat, ist das Thema zwischen den Zeilen, psychische Belastung. Thea muss sich dieser stellen und verfällt an vielen Stellen in Lethargie und Selbstmitleid. Das wirkt an manchen Stellen zu viel, aber wer sich mit diesem Thema auskennt weiß, dass psychische Belastungen zu dieser Zeit nicht annähernd so bekannt und behandelt wurden, wie heute. Das indirekte Aufgreifen dieser Thematik hat mir gut gefallen.

Der Spannungsbogen innerhalb des Buches ist auch gut gehalten. Es gibt kleine Aufs und Abs, die gut gesetzt sind. Zum Ende hin herrscht etwas viel Glück. Es ist das sprichwörtliche „Ende gut- alles gut“, aber dennoch ein Roman, wie ihn sich der oder die Romantiker oder Romantikerin wünscht.
Sehr gut gefiel mir auch die kurze und knappe Zusammenfassung des ersten Bandes am Beginn des zweiten. So fällt auch Lesern, die den ersten Band nicht kennen, der Einstieg leicht und macht die Geschichte verständlich. Für die, die den ersten Band kennen, ist der Einstieg dadurch ebenfalls vereinfacht.

Die Darstellung der Charaktere gefiel mir, wie oben beschrieben gut. Ich bezweifle nur manchmal, ob die Entwicklung der weiblichen Charaktere zu denen der damaligen Zeit passt. Alle drei Schwestern sind oder möchten berufstätig sein und das sehr erfolgreich. Auch die Religion spielt für sie keine große Rolle, was in dieser Zeit in der BRD eher nicht so üblich war, das passte eher in das Gesellschaftsbild der Frau in der DDR.

Auf jeden Fall ist dieser zweite Teil eine gelungene Fortsetzung der ersten Teils.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2022

Eine Reise zum eigenen Ich

Sommerglück in der Bretagne
1

Luisa, genannt Sisa, ist frisch getrennt von ihrem Freund und zieht zurück zu ihren Eltern. Beim Auszug aus der gemeinsamen Wohnung findet sie einige Erinnerungen aus der Vergangenheit, darunter eine Erinnerung ...

Luisa, genannt Sisa, ist frisch getrennt von ihrem Freund und zieht zurück zu ihren Eltern. Beim Auszug aus der gemeinsamen Wohnung findet sie einige Erinnerungen aus der Vergangenheit, darunter eine Erinnerung an ihre vergangene Jugendliebe in der Bretagne. Aufgrund verschiedener Faktoren lässt Luisa alles hinter sich und fährt spontan in die Bretagne, um ihre alte Jugendliebe zu finden.

Zuallererst sprach mich das Cover an. Es ist wunderbar floral, sommerlich und frisch gestaltet und lädt zum Lesen ein. Diese Eigenschaften schafft es Claire Bonnett auch im Buch rüberzubringen. Ihre Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar nachvollziehbar und vermitteln Urlaubsfeeling.
Die Geschichte ist ab Luisas Entscheidung in die Bretagne zu fahren, bis quasi zur letzten Zeile spannend. Die Geschichte nimmt mehrere verschiedene Wendungen, die man vorher so nicht geahnt hat und die der Geschichte Abwechslung verleihen.
Toll beschrieben finde ich Luisas Entwicklung. Sie schafft es, eine unwahrscheinliche charakterliche Entwicklung zu nehmen. Von der unselbstständigen und mit Selbstzweifeln behafteten jungen Frau wird sie zu einer zielstrebigen und selbstbewussten Frau, sowohl privat als auch beruflich.

Yann, die zweite Hauptperson ist eine sehr abwechslungsreiche Persönlichkeit. Auf einer Art ist er sehr introvertiert, in anderen Situationen wiederum sehr extrovertiert. Er versucht alle Lebenssituationen ins positive zu beeinflussen und versucht auch die verlorenen Schäfchen wieder zurück auf die Weide zu bringen. Doch, was ihn selber betrifft, ist er sehr geheimnisvoll und das war mir manchmal schon etwas zu viel.
An manchen Stellen waren es mir auch manchmal zu viele Zufälle, was für mich ein bisschen an Authentizität verlor.

Zusammenfassend ist es der Autorin gelungen, einen wunderbare und leichte Liebesgeschichte zu schreiben. Ich finde, die Geschichte eignet sich vor allem als Urlaubslektüre, um die Seele baumeln zu lassen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 27.05.2022

Der Kampf gegen Vorurteile

Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben
0

Deutschland 1950: Die junge Witwe, Dr. Thea Graven, wird Zeugin eines Kunstfehlers ihres Chefarztes. Da sie dieses Wissen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, zeigt sie ihn an und wird daraufhin ...

Deutschland 1950: Die junge Witwe, Dr. Thea Graven, wird Zeugin eines Kunstfehlers ihres Chefarztes. Da sie dieses Wissen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, zeigt sie ihn an und wird daraufhin als Verleumderin verurteilt. Sie wird gekündigt, ihr Ruf weit über die Grenzen der Hamburger Klinik hinaus geschädigt und landet durch einen familiären Zufall als angestellte Ärztin in einer kleinen Hausarztpraxis in der Eifel. Hier machen ihr die Bewohner das Leben ebenso schwer. Thea muss sich durchsetzen und darüberhinaus auch noch familiäre Schwierigkeiten überwinden.

Das Buchcover wirkt auf mich wunderschön und erfrischend und damit einladend.
Auch der Schreibstil von Felicia Otten wirkt angenehm und leicht, sodass ich schnell in die Geschichte gefunden habe.
Ich finde die Zeit, in der die Geschichte spielt, sehr interessant. Frauen werden damals noch auf die 3-K reduziert und die Hauptfigur muss sich gegen dieses Klischee durchsetzen. Gut dargestellt sind auch die Folgen des 2. Weltkrieges und der Währungsreform, die damals immer noch bei der Landbevölkerung zu spüren waren.
Felicia Otten ist es dabei gelungen, Dr. Thea Graven als selbstbewusste, authentische, zielstrebige, freundlich und emphatische, junge Frau darzustellen, der familiäre Harmonie über allem liegt.
Durch diese Charaktereigenschaften gelingt es ihr, einen leichten Spannungsbogen durch das Buch hinweg am Leben zu erhalten, beginnend mit ihrer Haltung zum Kunstfehler, dem Verhalten der Bevölkerung, den familiären Schwierigkeiten und natürlich, den medizinischen Herausforderungen.
Auch die vollkommen unterschiedlichen Nebencharaktere, Theas Schwestern, die verantwortungsbewusste Marlene und die quirlige Katja und ihren eigensinnigen Chef, Dr. Berger, machen die Handlung sehr abwechslungsreich.
Die Darstellung der Dorfbewohner fand ich gut dargestellt. Ich denke, dass dies eine Problematik ist, die einem Neuankömmling innerhalb einer verschworenen Gemeinschaft bis heute passieren kann.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Es ist eine Empfehlung für alle, die gerne einen Roman hinter einem historischen Kontext lesen und Geschichten über starke Frauen mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2022

Der schöne Schein

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
0

Die Freundinnen vom Strandbad von Julie Heiland handelt von den drei Ostberliner Freundinnen Betty, Clara und Martha. Diese drei Mädchen könnten nicht unterschiedlich sein. Gemeinsam retten sie einen Ertrinkenden ...

Die Freundinnen vom Strandbad von Julie Heiland handelt von den drei Ostberliner Freundinnen Betty, Clara und Martha. Diese drei Mädchen könnten nicht unterschiedlich sein. Gemeinsam retten sie einen Ertrinkenden und finden so zueinander. Sie begleiten einander durch dick und dünn.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es stellt zwei junge Frauen in den Zeiten der 1960er Jahre dar. Ich selber bin ein Fan von ostdeutscher Literatur und auch von DEFA-Serien oder Filmen und dieses Cover erinnerte mich sofort daran.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig. Sie ordnet die Kapitel den drei Charakteren zu, sodass man das Kapitel immer aus der Sicht der jeweiligen Protagonistin liest. Ich finde diese Schreibweise sehr nachvollziehbar und auch die Kapitel sind dadurch nicht zu lang gehalten.
Es gelingt ihr ebenso einen Spannungsbogen aufzubauen, der m.E. nach bis zum Ende nicht aufgelöst wird. Sie beginnt mit der Beschreibung von Bilderbuchferien und endet mit zerrissenen Persönlichkeiten, bei denen man auf eine Fortsetzung hofft.

Julie Heiland stellt zwei Systeme in ihrem Buch vor, das der Regimetreuen innerhalb der DDR und das der Regimegegner. Dies gelingt ihr wunderbar anhand der drei Freundinnen. Es gibt Marthas Familie, die musterhafte DDR-Familie, Claras Familie, die sich dem Regime nicht unterwerfen und es sich auch nicht annehmen, aber sich dennoch unauffällig verhalten und es gibt Bettys Familie. Diese ist für mich als klassische Mitläuferfamilie dargestellt.
Die drei Freundinnen teilen alles miteinander, aber mir ist aufgefallen, dass sie auch viel voreinander verheimlichen, was ich für so eine intensive Freundschaft als merkwürdig empfand. Auffallend war jedoch, dass es unter allen Oberflächen brodelte. Nach außen war alles in Ordnung und unter der Oberfläche gab es viele Geheimnisse. So hatte jede Familie ihr Päckchen zu tragen, von dem bspw. im Fall von Bettys Mutter, Bettys Freundinnen nichts wussten, nur ahnten und ebenso stand es um Marthas Gefühlswelt.
Ich fand es sehr schön zu beobachten, wie sich die drei Mädchen entwickelten. Martha wächst für mich mehr als über sich hinaus. Sie beginnt, Dinge zu hinterfragen und vor allem beginnt sie, fundiert mitzudenken. Clara ist eine absolut starke Persönlichkeit, fokussiert und zielorientiert. Das bekommt zwischenzeitlich einen kleinen Dämpfer, aber sie fängt sich wieder. Betty wiederum ist eine Träumerin, sie ist jedoch die, die sich am meisten verliert und sich meines Erachtens dem System am ehesten beugt, was vorher für mich nicht erkennbar war. Sie steht vor den typischen Problemen der damaligen Zeit, der Stigmatisierung.

Ich kenne diese Zeit nur aus Erzählungen meiner Familie und Vieles davon deckt sich mit dem, was Julie Heiland beschreibt. Es gelingt ihr also die Probleme mit der Parteizugehörigkeit der Eltern, mit dem politischen System im allgemeinen und auch den gesellschaftlichen Alltag (z.B. Bück- oder Tauschware) nachvollziehbar darzustellen. 
Manche Dinge, wie z.B. die Tatsache, dass Alexander in seiner Wehrdienstzeit so oft zu Hause ist, kenne ich aus Erzählungen anders, aber ich denke, Vieles hängt davon ab, wo und bei wem recherchiert wird.

Fazit: Ich habe dieses Buch gerne und schnell gelesen. Die Figuren waren für mich nachvollziehbar und ich fand es historisch sehr gut eingeordnet. Es ist also für alle eine Empfehlung, die sich der ostdeutschen Geschichte hingezogen fühlen.
Ich freue mich, auf den zweiten Band!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere