Späte Einsicht, berührend erzählt
Meine langen NächteAlma ist eine durchschnittliche junge Frau - geboren Anfang des 20. Jahrhunderts, wächst sie in einem gehobenen Elternhaus auf, die jüngere Schwester krank, der Jüngste in ihren Augen maßlos in jeder Hinsicht. ...
Alma ist eine durchschnittliche junge Frau - geboren Anfang des 20. Jahrhunderts, wächst sie in einem gehobenen Elternhaus auf, die jüngere Schwester krank, der Jüngste in ihren Augen maßlos in jeder Hinsicht. Die Sommerferien im Bad Salzgitter sind ihr Heiligstes. Alma ist dennoch kein einfacher Charakter, voller Wut und auch Selbstgefälligkeit. Mit der Jugend, auf der Suche nach Halt, findet sie Anschluss bei den Nationalsozialisten. Nach einem Zusammenbruch beendet sie ihr Medizinstudium und wird eine Elite-Krankenschwester. Etwas, dass sie von den Eltern, liberal eingestellt, komplett entfremdet. Die Einsicht, dass etwas an ihrer geliebten Ideologie nicht richtig sein könnte, kommt spät und mit vielen dramatischen Ereignissen. Die Protagonistin erzählt aus ihrem Leben rückwirkend, teilweise poetisch. Man merkt, dass die Autorin die Gegend, vor der sie erzählt, gut kennt, vieles hat man vor Augen. Ein wirklich eindrücklicher Roman, der anschaulich die Mechanismen zeigen, die zu einer Radikalisierung führen können - etwas, was leider wieder aktuell ist.