Das Böse in einer Kleinstadt namens Gaunt
Das Böse in deinen AugenEllie Atkinson ist ein Pflegekind. Sie verletzt sich selbst, ist ein Außenseiter und von ihr geht eine böse Aura aus. Wer sich mit Ellie anlegt, dem passiert Schlimmes - das kann kein Zufall sein. Sie ...
Ellie Atkinson ist ein Pflegekind. Sie verletzt sich selbst, ist ein Außenseiter und von ihr geht eine böse Aura aus. Wer sich mit Ellie anlegt, dem passiert Schlimmes - das kann kein Zufall sein. Sie ist das Personifizierte Böse, sie kann allein durch die Kraft Ihrer Gedanken Menschen bestrafen, ja sogar töten - oder etwa nicht?
Jenny Blackhurst spielt in Ihrem Buch "Das Böse in Deinen Augen" mit der Wahrnehmung der Leser, so wie es Ellie und ihr Umfeld in dem Mikrokosmos von Gaunt, dem Schauplatz der Ereignisse tun. Über die gesamte Lesezeit hinweg schafft es die Autorin einen zu überraschen und an der Nase herumzuführen. Aber in welche Richtung, bleibt bis zum Ende unklar. So wie den Lesern ergeht es auch Imogen Reid, einer Kinderpsychologin die in Gaunt groß geworden ist, und die Kleinstadt eigentlich für immer verlassen hatte. Doch ihr berufliches Schicksal und der Tod ihrer Mutter führen sie zurück zu ihrer Vergangenheit und lassen sie auf Ellie treffen, die wohl größte Herausforderung von Imogens Karriere und die größte Bedrohung für ihre Ehe und ihr ungeborenes Kind.
Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, was den Verwirrungseffekt bei den Lesern erhöht. Ich-Erzähler spricht aus der Perspektive von Imogen, so dass wir ihre Sicht auf die Dinge betrachten können und ihre Eindrücke teilen und damit ihr Handeln besser begreifen können. Der personale Erzähler kreist um Ellies Leben und bringt uns dem Mädchen näher, ohne den völligen Einblick in ihre Gedankenwelt zu erlangen. So bleiben wichtige Fragen für uns offen und Ereignisse um Ellie können uns trotzdem auch im weiteren Verlauf der Geschichte überraschen. Der auktoriale Erzähler greift nur ein, wenn es sich um Protagonisten handelt, die wichtig für das Vorankommen der Handlung sind, jedoch weder von Ellie noch von Imogen begleitet werden. Dies fügt den Handlungsstrang besser zusammen, lässt den Leser aber auch oft im Dunkeln stehen.
Und so wird der Leser in ein wenige Wochen dauernde Szenario einer Kleinstadt versetzt, in dem ein 11 jähriges Pflegekind an einer Schule nicht nur zum Außenseiter gemacht wird, sondern schikaniert und zu einer Carrie White stilisiert wird, so dass nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene eine unaussprechliche Angst entwickeln, die mit normalem Menschenverstand kaum zu erklären ist. Was am Anfang noch nach Kleinmädchenstreichen aussieht, baut sich auf zu Gewalt und unerklärlichen Todesfällen mit ungewissem Ausgang...
Das Buch ist mitreißend und spannend geschrieben, die Charaktere wirken authentisch und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Leider lassen sowohl Spannung, als auch Logik zum Ende hin oft nach und der Schluss wirkt dadurch fast schon enttäuschend. Dies ist aber vor allen Dingen dem Tempo und dem Spannungsaufbau vom Anfang zuzuschreiben, die wenn sie verlangsamen oder wegfallen beim Leser zu einer gewissen Enttäuschung führen.
Insgesamt handelt es sich bei "Das Böse in Deinen Augen" von Jenny Blackhurst aber durchaus um ein gelungenes Buch, das man an wenigen Abend verschlingt und über weite Strecken nicht aus der Hand legen kann.