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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2022

Über die Macht der Menschen und ihre Superkraft

Wie wir Menschen die Welt eroberten
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„Für alle Lebewesen –
die von gestern, von heute und von morgen.
Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es,
die über ihre Zukunft entscheiden.“

"Wie wir Menschen die ...

„Für alle Lebewesen –
die von gestern, von heute und von morgen.
Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es,
die über ihre Zukunft entscheiden.“

"Wie wir Menschen die Welt eroberten" ist das erste von vier Sachbüchern der Reihe "Unstoppable Us" von dem Bestsellerautor Yuval Noah Harari, der sich erstmals einem Sachbuch für Kinder widmet. Dank der tollen Übersetzung von Birgit Niehaus, der ansprechenden Gestaltung und den fantastischen Illustrationen von Ricard Zaplana Ruiz ist es ein absolutes Vergnügen, über die wilden Anfänge der Menschen zu lesen und zu erfahren, warum nur der Homo Sapiens überlebt hat. Neben dem Alltag unserer Vorfahren und den Gründen zum Aussterben der Urzeitgiganten lernt man ganz nebenbei auch etwas über die größten Stärken des Menschen, was ein Unternehmen wie McDonalds eigentlich genau ist und warum ein Finger Geschichte schreiben könnte.

Yuval Noah Harari erzählt voller Begeisterung, Dankbarkeit und Leichtigkeit. Selbst als Erwachsener klebt man interessiert an den Zeilen, weil vorhandenes Wissen anschaulich mit aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpft wird, was ganz neue Blickwinkel zulässt. Komplexe Zusammenhänge werden auf den Kernpunkt reduziert, und allumfassenden angewendet. Interessante Fragen laden zum Nachdenken ein. Yuval Noah Harari bedient sich seiner Vorstellungskraft und gibt sich interessanten Spekulationen hin, die eine mögliche Vergangenheit lebendig werden lassen. Im zweiten Kapitel geht es um die „Sapiens-Superkraft“ und einige Vergleiche mit dem Leben, wie wir es heute kennen. Dabei wird man durch die direkte Ansprache auch zu kleinen Experimenten ermutigt und ist insgesamt mittendrin. Wichtig ist auch die Erkenntnis über die Macht, die wir Menschen in der Gemeinschaft haben und das wir sie verantwortungsvoll nutzen können, um die Welt zu verändern. Mit einer Aussicht auf Band Zwei und einer abschließenden Zusammenfassung, konnte der Reihen-Auftakt mehr als überzeugen. Inspirierend, unterhaltsam und zukunftsweisend. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.10.2022

Witzig, klug und besinnlich

Ein Alman feiert selten allein
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In dieser vergnüglichen Weihnachtsgeschichte erzählt Elif, die als Tochter von türkischen Gastarbeitern in Deutschland aufgewachsen ist, von ihrem ersten Weihnachtsfest mit der Familie ihres Freundes Jonas. ...

In dieser vergnüglichen Weihnachtsgeschichte erzählt Elif, die als Tochter von türkischen Gastarbeitern in Deutschland aufgewachsen ist, von ihrem ersten Weihnachtsfest mit der Familie ihres Freundes Jonas. Damit geht für sie ein Kindheitsraum in Erfüllung: einmal ein richtiges deutsches Weihnachtsfest erleben. Denn Elif ist bescheiden aufgewachsen und verbindet mit Weihnachten vor allem die amerikanischen Spielfilme, die im Fernsehen liefen und Geschenke vom Flohmarkt. Nun trifft sie ausgerechnet auf die deutsche Griswold-Bilderbuch-Familie“, die an Heiligabend nichts dem Zufall überlassen und bei dem gesamten Weihnachtsirrsinn, von „Dekowettstreit“ bis selbst gefällter Nordmanntanne, noch eine Schippe an organisierter Nachhaltigkeit drauf setzen.

Es geht um die Zusammenkunft der Familie, deutsche Weihnachtstraditionen, und auf welche Art und Weise Weihnachten gefeiert wird, die in den verschiedenen Kulturen und Gesellschaftsschichten sehr unterschiedlich ist. Zudem ist dieser Anlass für Elif das erste Kennenlernen mit den Schwiegereltern in Spee - eine Achterbahn der Gefühle aus Peinlichkeiten, Schamgefühl, „Gesichtsschwitzen“ und dem Wunsch nach Akzeptanz. Das alles ist so witzig und klug verpackt, dass es sich wunderbar an einem freien Nachmittag lesen lässt und Lust auf das besinnliche Jahresende mit der Familie macht.

Fazit: Ein unterhaltsam witziger und kluger Roman über Beziehungen, Familie und das Fest der Liebe, der mit Klischees spielt und sich wunderbar als Einstimmung auf das Weihnachtsfest eignet.

Veröffentlicht am 12.10.2022

Einfühlsamer Ratgeber mit waldiger Atmosphäre

Spaziergang zu dir selbst
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In insgesamt acht Kapitel (plus Vorwort) geht man mit dem Autor Biyon Kattilathu im wahrsten Sinne des Wortes auf einen Spaziergang durch den Wald und zu sich selbst. Eine wunderschöne Idee, diese liebevolle ...

In insgesamt acht Kapitel (plus Vorwort) geht man mit dem Autor Biyon Kattilathu im wahrsten Sinne des Wortes auf einen Spaziergang durch den Wald und zu sich selbst. Eine wunderschöne Idee, diese liebevolle Reise aus reflektierenden Fragen und Denkanstößen mit einem harmonischen Ursprungsort der Erholung zu verbinden und einer natürlichen Bewegungsart, die allein in der Vorstellung schon eine heilende Wirkung hat. Biyon Kattilathu hat eine motivierend positive Energie, die man sofort spürt und mir hat beim Lesen vor allem sein zurückhaltendes und feinfühliges Gespür gefallen. Sehr achtsam geschrieben, war das Lesen eine schöne und entspannende Erfahrung, voller Inspiration, Weisheit und stärkender Worte.

Man kann diesen Spaziergang im eigenem Tempo machen und beispielsweise jeden Abend vor dem Einschlafen „ein paar Schritte…“ lesen. Es gibt nach jedem Kapitel eine kleine Aufgabe, die hilft, „das Erlebte zu reflektieren und zu vertiefen“. Außerdem besteht die Möglichkeit ein zusätzliches Video für eine weitere „Challenge“ zu scannen und anzuschauen, in der Biyon Kattilathu im passender Kulisse direkt an den Text anknüpft. Eine tolle Idee, weil es das Buch noch lebendiger macht, da man durch den Schreibstil bereits das Gefühl hat, hier tatsächlich einen Waldspaziergang zu machen.

Mir gefallen die harmonischen Schriftbilder und die minimalistische Schönheit des Buches. Seitenfüllende Reminder aus Zitaten und kraftvollen Sätzen sorgen für gestalterische Abwechslung. Die kreative umgesetzten Fotos vom Wald runden die Idee ab. Ein schönes Buch, was man immer wieder gern in die Hand nimmt.
Für alle, die einen ungewöhnlichen und einfühlsamen Ratgeber zum Thema Achtsamkeit, Selbstliebe und Glück suchen, der Inspirationen bietet. Auch wenn der Wald hier nur Mittel zum Zweck ist, ist die Umsetzung gut gelungen.

Veröffentlicht am 12.10.2022

„Denn wir wollen, müssen, dürfen wandern.“

Der Fußgänger
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"Der Fußgänger: Eine bodenständige Philosophie des Wanderns - Meine Essenz zum 300-jährigen Jubiläum des Gräfe und Unzer Verlags“ hat mich besonders sprachlich begeistert. Wigald Boning war mir bisher ...

"Der Fußgänger: Eine bodenständige Philosophie des Wanderns - Meine Essenz zum 300-jährigen Jubiläum des Gräfe und Unzer Verlags“ hat mich besonders sprachlich begeistert. Wigald Boning war mir bisher eher als wissenshungriger Fernsehmoderator und lustiger Liedermacher bekannt. Deswegen habe ich mich über die gewohnt erheiternden Metaphern, die pointierte Wortwahl und skurrilen Vergleiche („…wie eine Rheuma geplagte Ringelnatter“) umso mehr gefreut, sodass ich ich unzählige lustige Textstellen nennen könnte. Zudem ist es sehr beeindruckend, wenn Wigald Boning von einer über 42 km Wanderung schreibt, die er in Holzschuhen (!) absolviert hat. Altbewährtes ist oft viel besser, als man denkt, auch wenn Holzschuhe nicht zu empfehlen sind. Lieber die alte Ledertasche, statt die rückenfeindlichen Scout Schulanzen der 90er; lieber gehen, statt fahren: „Leute, hütet euch vor Autos. Sie machen dick, schlaff und hässlich. Man sieht nicht die Feinheiten der Landschaft und riecht nicht die Aromen der Welt.“

Der Schreibstil ist herrlich wortgewandt, oft komödiantisch und manchmal poetisch schön, wenn die Liebe zur Natur durchbricht oder naturgemäß Rilke und Nitzsche zitiert werden (müssen). Wigald Boning schreibt über geschundene Fußsohlen, experimentelles Wandern, erinnerungswürdige Routen und scheiterfreudige Spaziererlebnisse, ebenso wie über hilfreiche Mittel und Unterarten des Gehens wie das unterschätze Schieben, „als geheime Quelle des Glücks.“

Philosophisch, kritisch, intellektuell anregend mit persönlichen Anekdoten und gedanklichen Ausflügen, die immer wieder im titelgebendem Themen münden, abgerundet durch private Fotoaufnahmen und den ein oder anderen Literaturtipp.

Für alle, die der Kapitän im Supermarkt sein wollen, nach motivierenden Gründen für das Barfuss gehen suchen.; die wissen möchte, wo man ganz unverhüllt wandern kann und die Spaß an guter Unterhaltung haben. Hat mich oft schmunzeln lassen, mir ganz neue Seiten des Spazierengehen aufgezeigt und mich in jeder Hinsicht inspiriert. „Wandern hilft aus den meisten Lebenskrisen.“ Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 12.10.2022

Wieder beeindruckend

Miss Kim weiß Bescheid
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In dem Buch "Miss Kim weiß Bescheid“ kommen acht Kurzgeschichten zusammen, die von unterschiedlichen koreanischen jungen und alten Frauen erzählen. Ganz nah ist man diesen Frauen, die in der Ich-Perspektive ...

In dem Buch "Miss Kim weiß Bescheid“ kommen acht Kurzgeschichten zusammen, die von unterschiedlichen koreanischen jungen und alten Frauen erzählen. Ganz nah ist man diesen Frauen, die in der Ich-Perspektive von Geschehnissen aus ihrem Leben und ihren Gedanken erzählen. Fast immer geht es um die Familie, gesellschaftliche Erwartungen, schweren Schicksalen, die vor allem Frauen zu tragen haben, Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit. In "Weggelaufen" erzählt eine Tochter von dem Verschwinden ihres Vaters und wie die Familie damit umgegangen ist. Erzählt mit einer angenehmen Nüchternheit, die trotzdem viel Tiefe zulässt. Es werden viele Themen behandelt: u.a. die unbequeme Konfrontation mit dem Älterwerden, Krankheiten und Sterben, Reue, Einsamkeit, Cybermobbing, häusliche Gewalt.

Besonders gefallen hat mir die Geschichte "Die Nacht der Polarlichter“, in der es um berufstätige Eltern und die aufopfernden koreanischen Großmütter geht, die sich um ihre Enkelkinder kümmern. Doch die Protagonistin widersetzt sich dieser Verpflichtung und möchte stattdessen die Polarlichter sehen. Ein Skandal? Damit erfüllt sie sich einen Traum und geht sogar ein Bündnis mit ihrer Schwiegermutter ein - ebenso ungewöhnliche für eine koreanische Frau. Nur eins der Beispiele für den Wandel und inspirierende Frauenbilder.

Fazit: Aufwühlende, anspruchsvolle und schonungslose Geschichten über Frauen, die mehr Gleichberechtigung der Geschlechter in den Fokus rücken lässt. Ein Buch, das sachlich und provokant in seiner Struktur vielschichtig ist. Lesenswert!