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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2022

Informativ, detailreich und bunt

Von der Idee zum Buch
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Wer sich schon immer gefragt hat, wie ein Buch entsteht, kann in diesem liebevoll illustrierten Bilderbuch den langen Weg bis in die Buchhandlungen nachverfolgen. Von der Idee einer Autorin, dem Prozess ...

Wer sich schon immer gefragt hat, wie ein Buch entsteht, kann in diesem liebevoll illustrierten Bilderbuch den langen Weg bis in die Buchhandlungen nachverfolgen. Von der Idee einer Autorin, dem Prozess des Schreibens, Überarbeitens, Druckens, der Veröffentlichung und all den kleinen Zwischenschritten, die hier wunderbar zu Geltung kommen: die Freunde der Autorin, über die Zusage des Verlags oder die letzten Feinheiten, die oft viel bewirken. Sehr spannend war für uns die Arbeit der Illustratorin. Der kann man hier sprichwörtlich über die Schulter gucken. Und die Seiten über den Druckvorgang, die riesige Druckmaschinen und Papierrollen zeigen und erklären, wie alles funktioniert.

Trotz der kindgerechten Vereinfachung, zeigt „Von der Idee zum Buch“ sehr schön, wie zeitaufwendig dieser Prozess ist und wie viele Menschen mit Leidenschaft daran beteiligt sind, immer wieder zu prüfen und zu überarbeiten, bis wirklich alles perfekt ist. Wunderbar detailreich, farbenfroh und informativ, ist es ein tolles Buch für kleine und große Bücherfans, die neugierig sind, wie ein Buch entsteht. Wir würden das Buch ab 8 Jahren empfehlen.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Beeindruckender Familienroman

Dschinns
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Erzählt wird die Geschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven. Das Stück beginnt mit dem Vater Hüseyin, der sich gerade in der neuen Eigentumswohnung in Istanbul aufhält. Doch er wird diesen ersehnten ...

Erzählt wird die Geschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven. Das Stück beginnt mit dem Vater Hüseyin, der sich gerade in der neuen Eigentumswohnung in Istanbul aufhält. Doch er wird diesen ersehnten Lebensabschnitt als Rentner, dessen Leben zuvor hauptsächlich aus Arbeit bestand, nicht mehr genießen können, da er kurz darauf an einem Herzinfarkt stirbt. Anschließend folgen seine vier Kinder, die eindrücklich die gegenwärtige Situation der Beerdigung, ihre Rolle in der Familie und ihrer Kindheit schildern, dabei in Erinnerungen verweilen, tiefe Verletzungen freilegen, und die der Wunsch nach Akzeptanz und Liebe eint. Das abschließende Kapitel gibt der Mutter Emine, Hüseyins Ehefrau, eine Stimme und lässt alles aus einem neuen Blickwinkel erscheinen, bevor der Vorhang fällt. Der Wechsel zwischen den Perspektiven ist sprachlich überzeugend und passt sich immer wieder der Lebendigkeit und Intensität der neuen Gedankenwelt an, um ein harmonisches Charakterbild zu erzeugen. Das transportiert die Emotionen ganz nah, man kann sich ihnen nicht entziehen. Gebannt lässt man sich auf jedes Familienmitglied ein und setzt Stück für Stück das Bild zusammen, bis alles an seinem Platz ist, und sich auch die Dschinns einordnen lassen.

Fatma Aydemir beweist ein geschulten Blick für Details und erschuf schonungslose Einblicke, kluge Analysen und erschütternden Einsichten. Sie erzählt detailliert von Rassismus, fehlender Selbstbestimmung und Machtlosigkeit, von der Sehnsucht nach Vergebung und Akzeptanz und der Komplexität des Lebens.

„Dschinns“ war irgendwie ganz anderes als ich gedacht hätte: ein vielschichtiger Familienepos ohne mystische Vorkommnisse, mit einer Intensität, die ich nicht erwartet hätte. Es werden viele schwere Themen aufgegriffen, über die innerhalb der Familie nicht gesprochen wird. Die Weiterentwicklung der Protagonisten war ebenso beeindruckend, wie das grandiose Ende. Es war eine bewegende Lektüre, mit sehr bedrückenden Momenten, die nachdenklich machen, weil die gestellten Fragen und die innere Zerrissenheit der Protagonisten einen nicht mehr loslässt. Kraftvolle Worte und geschickte Wendungen, erfordern aufmerksames Lesen. Und auch, wenn es mir manchmal zu viel wurde, hat es sich gelohnt, dranzubleiben.

Fazit: Ein sprachlich beeindruckendes Buch über die Widersprüchlichkeiten des Lebens, voller Familiengeheimnisse und dem Mut, den Teufelskreis des Schweigens zu brechen, um Veränderung zu bewirken. Ein kraftvolles Leseerlebnis, das mir in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Neue Detektivin-Buchreihe

Mord im Gewächshaus
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Junge Detektivinnen-Buchreihen im viktorianische London scheinen gerade im Jugend-Crime-Trend zu liegen. Berechtigt, den neben beliebten Vorbildern wie Enola Holmes, Flavia de Luce oder Violet Veil ermittelt ...

Junge Detektivinnen-Buchreihen im viktorianische London scheinen gerade im Jugend-Crime-Trend zu liegen. Berechtigt, den neben beliebten Vorbildern wie Enola Holmes, Flavia de Luce oder Violet Veil ermittelt nun auch Myrtle Hardcastle. Als großer Fan von Krimis, interessiert sich Myrtle natürlich für den Tod ihrer Nachbarin Miss Wodehouse. Entgegen der allgemeinen Meinung, es handle sich um eine natürliche Todesursache, vermutet Myrtle einen Mord, und beginnt, zusammen mit ihrer Gouvernante Miss Judson, auf eigene Faust zu ermitteln.

Die 12-jährige Myrtle Hardcastle ist eine unkonventionelle Heldin, die mit ihren Interessen aus dem Zeitrahmen fällt. Sie ist nicht nur schlau, forsch und ausgesprochen neugierig, sie überzeugt außerdem mit wichtigen Attributen wie Beharrlichkeit, einem Sinn für Gerechtigkeit und messerscharfen Analysen. Außerdem ist sie sehr sympathisch. Alle Charaktere sind interessant und lebendig beschrieben, aber Myrtles Gouvernante Miss Judson ist unverzichtbar und ebenso großartig. Gerade bei den Charakteren sehe ich viel Potential für die Fortsetzungen. Die Story ist mitreißend und spannend erzählt. Man erfährt alles aus der Ich-Perspektive von Myrtle und ist so ganz nah dran. Es gibt einige Wendungen, aber vor allem das unvorhersehbare Ende, hat mich sehr begeistert. Es ist großartig, wie spielerisch die Handlung verläuft. Immer wenn man denkt, man ist der Lösung näher, ergeben sich neue Indizien. Elizabeth C. Bunce hat sich um zeitgemäße Genauigkeit bemüht und unklare Begrifflichkeit und Hinweise in Fußnoten erklärt. Das hat mir sehr gefallen, weil es die Geschichte noch authentischer macht. Auch der Schreibstil passt sich dem viktorianischen Zeitalter an und lässt einen wunderbar in diese Geschichte eintauchen. Jedes Kapitel beginnt außerdem mit einem Auszug aus einem Handbuch für Amateur- und Berufsermittler.

Fazit: Toller Cozy-Crime-Nachschub für alle Fans von Flavia de Lucem - mit toller Atmosphäre, einem kniffligen Fall und Heldinnen voller Witz und Charme.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Unser Vorlese-Highlight des Jahres

Baddabamba und die Insel der Zeit
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„Bekämpft man Gewalt mit Gewalt, so muss einer irgendwann damit aufhören, sonst nimmt die Gewalt kein Ende.“

„Baddabamba und die Insel der Zeit“ ist ein Insel- und Abenteuerroman, geschrieben ...

„Bekämpft man Gewalt mit Gewalt, so muss einer irgendwann damit aufhören, sonst nimmt die Gewalt kein Ende.“

„Baddabamba und die Insel der Zeit“ ist ein Insel- und Abenteuerroman, geschrieben in der Pandemie, der Erwachsene in ihre Lese-Kindheit zurück katapultiert und Kinder begeistern wird.

Es geht um ein kleines Mädchen, das auf einer seltsamen Insel landet. Mithilfe ihrer neuen Freunde muss sie sich auf die gefährliche Reise durch den Dschungel und den bevorstehenden Kampf mit der Teufelskrake vorbereiten, um wieder nach Hause reisen zu können.

Alle Figuren sind überaus einzigartig und liebenswert. Die verträumte 10-jährige Paula ist die kleinste in ihrer Familie, liebt es auf ihrem Pferd Henry zu reiten und in Bücher einzutauschen. Dank ihrer schnellen Auffassungsgabe und der Kraft, der sich immer wiederholenden Routine, wird sie innerlich und äußerlich immer stärker. Der zurückhaltende Baddabamba ist eine sehr interessante Figur: Mit seiner gewählten Ausdrucksweise und seinem ruhigen Charakter ist der Gorilla der gelassene Fels in der Brandung, und „der Meister in allen möglichen Kampfarten“. Anna Bella ist die coolste Sau im ganzen Land; rotzig, frech, ganz im Hier und Jetzt, nimmt sie alles etwas lockerer. Bei ihr darf Paula so viel Cola trinken, wie sie möchte, solange sie sich keine Sorgen macht. Carissima ist die Oma mit den vielen Gemütszuständen und dem Specht im Haar. Sie erinnert mit ihren roten Haaren ein wenig an Pipi Langstrumpf, wenn sie die stärkste Oma der Welt ist.

„Das schaffe ich nie!“ erwiderte Paula. „Dieser Satz ist ein Satz“, sagte Baddabamba, „den ich jetzt gerade zum letzten Mal von dir gehört habe, Paula.“

Fast alles auf der Insel hat mit Zeit zutun: das Uhrzeitmeer, der Zeilupen-Sumpf oder Zukunftsträumen. Die Zeit findet sich in Kleinigkeiten wieder, in den Figuren, ihren Fähigkeiten und raffinierten Zusammenhängen, gekonnt verstrickt, bis zum Schluss. Es gibt allerhand Wesen auf der Insel: bösartige Hubbanesen, eine gefährliche Teufelskrake, fliegende Krokodile, Spiegel-Igel, Spazierstock-Haie und, und, und. Die spannenden Szenen sind unglaublich fesselnd geschrieben und der letzte Satz des Buches hat mich wirklich restlos begeistert. Das Vor- und Nachsatzpapier zeigt eine Karte der Insel und im Buch finden sich, neben illustrierten Vignetten, drei doppelseitige s/w-Bilder, der Rest wird der Fantasie überlassen.

Dieses Buch hat uns absolut begeistert. Es ist randvoll gefühlt mit faszinierenden Einfällen rund um Zeit und ausgeklügelten Erklärungen. Ein gelungenes Leseerlebnis, mit unaufdringlich klugen Worten und versteckten Weisheiten, unvergesslichen Charakteren, spannender Handlung, bildlicher Erzählweise und fantasievollen Ideen. Wer bereits „Die Luftpiraten“ von Markus Orths kennt, weiß um die sprachlichen Qualitäten und das Ideenfeuerwerk, das seine Kinderbücher einzigartig macht. Ein großartiger Kinderbuchschatz, der mit einem abgeschlossenem Ende ganz für sich alleine steht, aber sehr große Lust auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit Baddabamba macht.

Zum Schluss finden wir: Jeder braucht einen Rudi auf seinem Abenteuer. Ihr wollten wissen, was das bedeuten soll? Ihr findet die Antwort im Buch. Viel Spaß!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2022

Warmherzige Geschichte über Mut und Gleichberechtigung

Madame Kunterbunt, Band 1: Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie
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Schon der Einstieg ins Buch ist stimmungs- und geheimnisvoll. Die neunjährige Nicky wacht mitten in der Nacht auf, und beobachtet, mit ihrem Cousin Nick, mysteriöse, nächtliche Aktivitäten am Nachbarhaus. ...

Schon der Einstieg ins Buch ist stimmungs- und geheimnisvoll. Die neunjährige Nicky wacht mitten in der Nacht auf, und beobachtet, mit ihrem Cousin Nick, mysteriöse, nächtliche Aktivitäten am Nachbarhaus. Der nächste Morgen wird aufregend, denn die gesamt Klasse 3a bekommt eine neue Lehrerin. Sie ahnen noch nicht, dass ihnen eine unvergessliche Woche bevorsteht. Denn ihre neue Klassenlehrerin Madame Kunterbunt ist eine warmherzige, lustige und freundliche Person, die die Schule zu einem magischen Ort werden lässt, indem sie ihre Schüler ermutigt und ihre Fantasie beflügelt. Jeden Tag trägt sie ein anderes Kleid in den Farben des Regenbogens und ihre lebenslustige und chaotische Art ist ansteckend. Mit dabei sind ihre drolligen und streitlustigen Chamäleons Cilly und Rosso, die mit ihren magischen Schimmerschuppen Wünsche erfüllen können. Mit ihrer unkonventionellen Unterrichtsgestaltung geht sie auf die Wünsche ihre Klasse ein und erreicht damit, dass der Unterricht Spaß macht und die Kinder wieder gern zur Schule gehen. Was genau sie machen, wird nicht verraten und natürlich gibt es das ein oder andere Problem. Zwar bilden die 3a und ihre neue Lehrerin eine verschworenen Gemeinschaft, um ihr Geheimnis zu schützen, aber es gibt eine Person, die keinen Spaß versteht: Rektor Plümpe, der Pünktlichkeit und Ordnung eine hohe Bedeutung beimisst und herausfinden will, was da Seltsames in seiner Schule vor sich geht.

Der Autor Thilo beschreibt eine Lehrerin, die sich viele Kinder wünschen würden und gibt der Geschichte Zeit, sich zu entfalten und die Charaktere
kennenzulernen. Madame Kunterbunt löst Probleme auf kreative Weise und beweist Menschlichkeit, weil auch sie nicht frei von Fehlern ist.
Nick und Nicky sind sympathische Figuren mit Charakter, denen man gern durch die Geschichte folgt. Es geht im Kern um Mut, Gleichberechtigung (unter Geschwistern) und die Kraft der Fantasie. Verpackt in eine bunte Geschichte voller Magie, kreativer Ideen und liebenswerter Figuren, die einem ein wohlig warmes Gefühl bescheren und Spaß machen. Dialogreiche Texte, große Schrift und auflockernde s/w-Illustrationen machen das Buch noch spannender für Kinder. Uneingeschränkte Empfehlung für große und kleine Menschen ab 8 Jahren zum Selber- und Vorlesen.