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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2023

Informative und unterhaltsame Hommage an die Nacht

Lebendige Nacht
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„Unsere ganze Geschichte ist bloß die Geschichte des wachenden Menschen. An die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“

Sophia Kimming schreibt voller Leidenschaft von an den seltsam geformten ...

„Unsere ganze Geschichte ist bloß die Geschichte des wachenden Menschen. An die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“

Sophia Kimming schreibt voller Leidenschaft von an den seltsam geformten oder geschmückten Tieren und den merkwürdige Dingen, die nachts vorgehen, während wir seelenruhig schlafen. Ausführlichere Kapitel und skurrile Fakten findet man zu Bilchen (Siebenschläfer, Gartenschläfer, Haselmaus), Eulen, Fledermäusen, Waschbären und Nachfaltern. Außerdem geht es darum, warum Tiere überhaupt in die Nacht ausweichen und welche kulturellen Bedeutung die Nacht hat. Viele interessante Themen, wie die Macht des Mondes, aber auch Ernsthaftes, wie Lichtverschmutzung und die Bewahrung der Dunkelheit. Es ist ein thematisch vielfältige Hommage an die lebendige Nacht und das, was wir wissen (und nicht wissen), wunderbar unterhaltsam und lebendig geschrieben. Denn hinter einer beantworteten Frage warten unzählige offene Rätsel. Gekrönt wird das schöne Buch durch ein paar (witzige) s/w-Fotos und Illustrationen der Autorin. Beim Lesen sensibilisiert Sophia Kimmig für die Wunder der Natur und die artenreiche Tierwelt, die man auch ganz ohne Eingreifen genießen kann.

„Es ist, als wären wir alle gehörlos in einer Welt voller Klänge. Ich finde, Fluoreszenz ist ein wunderschönes Beispiel aus der Natur dafür, wie wenig wir auf unsere subjektive Meinung oder Sicht auf die Welt geben sollten.“

Den plauderhaft ironischen und humorvollen Schreibstil mochte ich sehr. Es ist eine schöne Mischung aus bildhaft beschriebenen (persönlichen) Geschichten und informativen Fakten, die zum Staunen und zur Achtsamkeit einladen. Die witzigen Storys (Stichwort Waschbären) möchte man direkt weitererzählen oder besser gleich das ganze Buch verschenken. Unverzichtbares Werkzeug für Neugierige ist dabei eine Suchmaschine, um sich direkt all die genannten Tiere und zahlreichen Hinweise auf Bildern angucken zu können. Dabei empfiehlt Sophia Kimmig auch ganz gezielte Recherche - mal spannend, mal sehr witzig.

Ein rundum empfehlenswertes Sachbuch, mit viel interessantem Wissen, wertvollen Denkanstößen und einer Menge Wertschätzung für die Nacht und ihre geheimnisvolle Dunkelheit.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Viele Denkanstöße und kluge Überlegungen

3000 Yen fürs Glück
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Es geht in "3000 Yen fürs Glück" um vier Frauen einer Familie, die in Japan leben. Sie alle stehen für verschiedene Lebensphasen und Bedürfnisse. Während die junge Miho ihre erste Liebe erlebt, hat ihre ...

Es geht in "3000 Yen fürs Glück" um vier Frauen einer Familie, die in Japan leben. Sie alle stehen für verschiedene Lebensphasen und Bedürfnisse. Während die junge Miho ihre erste Liebe erlebt, hat ihre Mutter als Ehefrau andere Prioritäten. Ebenso ihre Großmutter, die sich um ihre Rente sorgt, während Mihos Schwester mitten in der Familienplanung steckt. Sie alle bewegt etwas anderes, aber es geht immer um die finanzielle Absicherung.

Mir gefällt die Mischung aus Sachbuch und Roman sehr. Man lernt eine Menge über die japanische Kultur und erhält zudem viele Anregungen zum Thema Finanzen, Sparen und den Umgang mit Geldsorgen. An vielen Stellen im Buch gibt es Inspirationsquellen zu entdecken, über die man unweigerlich reflektiert, auch wenn nicht alles auf Deutschland übertragbar ist. Das Thema Finanzen aus einer anderen kulturellen Perspektive zu betrachten, fand ich besonders spannend. Ein Kakeibo ist eine tolle Sache und genau so geordnet und unkompliziert empfand ich auch die anderen Anregungen. Die ergänzende Übersicht der handelenden Charaktere und das Glossar war übrigens sehr hilfreich. Das mag ich immer, wenn solche Extras geboten werden. Die ruhige und ungezwungen klare Schreibweise, schätze ich an japanischer Literatur sehr. Mika Harada schreibt angenehm und leicht verständlich, sodass man nicht gleich die Lust verliert, wenn einige Beträge und Begriffe fallen. Die Handlung fand ich leider etwas unspektakulär. Zudem blieben die Protagonisten sehr oberflächlich. Ich hatte das Gefühl, ich würde einer Dokumentation folgen, in der es um die Kunst des Sparens geht und die weiblichen Familienmitglieder dafür begleitet werden. Hier hätte ich mir für die Geschichte mehr Tiefe und zusätzliche Anreize gewünscht, dranzubleiben.

Insgesamt fand ich den Roman aber gelungen, weil er neue Wege beschreitet, viele Denkanstöße und kluge Überlegungen bietet, angenehm geschrieben ist und man viel daraus mitnehmen kann, wenn man sich darauf einlässt. Ich würde es jedem empfehlen, der sich für Japan interessiert und Lust auf einen inspirierenden Familienroman zum Thema Sparen hat. Aber auch resistenten Sachbuchverweigerern, denen ein paar Spartipps helfen könnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2023

Hier geht um dich!

Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend - Vorwort von Lars Amend
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Susan Sideropoulos lädt dazu ein, das eigene Leben aktiv genau anzuschauen. Wann kommt mich das kleine Glück besuchen? Wann ärgere ich mich und ist das gerade wichtig? Eins nach dem anderen kann weg, wenn ...

Susan Sideropoulos lädt dazu ein, das eigene Leben aktiv genau anzuschauen. Wann kommt mich das kleine Glück besuchen? Wann ärgere ich mich und ist das gerade wichtig? Eins nach dem anderen kann weg, wenn es eh nicht glücklich macht, Erfolgserlebnisse werden gefeiert und Lieblingsgefühle bewusst hervorgerufen. Um den Wandel zu vollziehen, fährt Susan Sideropoulos eine Runde Gedankenkarussel, schreitet aus der Komfortzone, rein in die Herausforderung, und das alles mit spürbarer Zuversicht.
Während ihr erstes Buch eher autobiografische Züge hatte, legt sie nun einen praktischen Ratgeber nach, indem sie zeigt, wie anstrengend wir uns das Leben oft selbst machen und wie wir aktiv Leichtigkeit und Begeisterung erzeugen können. Gegenüber Skeptikern hat sie dabei immer ein gutes Argument, warum man es trotzdem ausprobieren sollte.

Mit ingesamt 20 Kapiteln, widmen sich 18 „Lieblingstage“ einem Thema, 4 „Deep Talks“ tieferen Themen wie dem Loslassen und 4 „Spielzeugtage“ wecken kreativ Freunde. Dadurch kann man das Buch auch als Vier-Wochen-Challenge angehen. Alles was motiviert, dranzubleiben, ist erlaubt. Dabei ist der Ratgeber so bunt wie die Autorin selbst. Das alles steckt in einem modernen, frischen und farbenfrohen Gewand mit geletterten Zitaten und schicken Fotos. Mit persönlichen Anekdoten als Mutter und Ehefrau des ratgebenden Jakobs, Geschichten, Empfehlungen und zahlreichen Impulsen ist es vor allem eine liebenswerte Erinnerung, an das Auf und Ab des Lebens, indem schwierigen Phasen völlig normal sind. Da kann so ein Impulsgeber mit den richtigen Fragen Wunder wirken. Genau deshalb, würde ich das Buch empfehlen, besonders, weil Susan Sideropoulos so locker und leicht schreibt, als würde man eine stets optimistische Freundin um Rat fragen. Vielleicht ist das Hörbuch dann noch besser, weil es von der Autorin eingelesen wurde. Es ist nämlich genau diese motivierende, positive und authentische Art von Susan Sideropoulos, die gut tut. Ratgeber kenne ich viele und sie erfindet das Rad auch nicht neu, aber dieses Buch kam zur rechten Zeit, als ich eine Auffrischung nötig hatte. Man muss sich nur das Cover anschauen! Wer also einen Impulsgeber sucht, indem die rosarote Brille förmlich durch die Zeilen scheint, man sich aber trotzdem verstanden und ernst genommen fühlt, sollte unbedingt mal reinlesen und sich von der positiven Lebensenergie einfach mitziehen lassen. So startet man auch mental frisch in den Frühling und lässt das trübe Wetter hinter sich. „Alles darf - nichts muss.“

Veröffentlicht am 06.04.2023

Lebendige Erinnerung

Samuels Buch
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In eindrucksvoll bildhafter Sprache, schreibt Samuel Finzi, so klar, präzise und lebendig von seiner unbeschwerten Kindheit, einprägsamen Jugend und dem Entschluss, das Land der „unbegrenzten Unmöglichkeiten“ ...

In eindrucksvoll bildhafter Sprache, schreibt Samuel Finzi, so klar, präzise und lebendig von seiner unbeschwerten Kindheit, einprägsamen Jugend und dem Entschluss, das Land der „unbegrenzten Unmöglichkeiten“ zu verlassen und irgendwo hinzugehen, „wo es nicht so grau, hässlich und monoton“ ist. Zu groß war die Sehnsucht nach Individualität und das Eingeengtsein im kleinen Land.

Samuel Finzi erzählt von dem sozialistischen Bulgarien, in dem er aufgewachsen ist und der politischen Aussichtslosigkeit. Über die 70er und 80er erstreckt sich sein Roman, der endet, als er - kurz nach dem Mauerfall - in Berlin einreist. Bis dahin erzählt Samuel Finzi Anekdoten darüber, wie er fast erblindete, seine Großmutter Mathilda seinen unbedarften Spaß ausbadete, er der bulgarischen Volksarmee beitreten musste und aus der Not heraus Schauspieler wurde. Er erinnert sich an unbeschwerte Sommer am Meer, inmitten einer großen Gemeinschaft aus Familie, Verwandten und Freunden und der ersehnten Reisegenehmigung, die alles veränderte.

Der kleine neugierige Sami hat mich begeistern können, wie er alles aufsaugt und bewahrt, natürlich auch skeptisch hinterfragt. Ich mochte die Ausschmückungen seiner Erinnerungen, die ihn in seiner Berliner Wohnung überkamen, als er den Boden betrachtete. Ich konnte mir das Künstlermilieu sehr gut vorstellen. Der Vater, als berühmter Schauspieler und die Mutter als Pianistin, wie sie vor einem Konzert stundenlang am Klavier spielt. Beide exzentrisch, die Mutter leicht entflammbar, der Vater eigensinnig in seiner Auswahl der Mahlzeiten. Das Leben schreibt die besten Geschichten.

Fazit: Ein lesenswerter autobiografischen Roman über Familie, Heimat und das Erwachsenwerden, der mit Witz, Wärme und einem eindrucksvollen Schreibstil überzeugt.

Veröffentlicht am 06.04.2023

Es ist nie zu spät, für einen Neubeginn

Weite Sicht
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Der Roman beginnt damit, dass Friedrich stirbt. Er ist der Ehemann der 71-jährigen Charlotte, Vater von Franziska und Matthias und Geliebter von Charlottes Schwester Gesine, wie sich nach der Testamentseröffnung ...

Der Roman beginnt damit, dass Friedrich stirbt. Er ist der Ehemann der 71-jährigen Charlotte, Vater von Franziska und Matthias und Geliebter von Charlottes Schwester Gesine, wie sich nach der Testamentseröffnung herausstellt. Charlotte erbt das große Haus ihrer Schwiegereltern, in das sie nur aus Liebe zur Friedrich gezogen ist, während Gesine das Vermögen erbt, für ihre Hanseatische Kulturstiftung. Die wunderbare Charlotte, die Trost beim Kajaken findet und immer Flickzeug fürs Rad dabei hat, bewahrt Haltung, obwohl sie tief verletzt ist.
Charlottes Freundin Sabine zieht befristet bei ihr ein, weil sie nicht in ihrer Wohnung bleiben kann. Als Charlotte die Dänin Bente wieder trifft , nimmt die Geschichte eine interessante Wende. Jede der Frauen meistert ihre eigene Herausforderung, und doch ist alles miteinander verbunden.

Thorsten Pilz legt den Fokus auf seine Charaktere, eingewoben in das Auf und Ab der Handlung. Er schreibt klug und einfühlsam darüber, den Gefühlen Raum zu verschaffen, bei sich anzukommen, Ungesagtes endlich auszusprechen und aus dem Unvorhersehbarem, das Beste zu machen. Ich fand es bewegend und inspirierend, wie die Frauen in dieser Geschichte agieren. Beim Lesen kommt man zur Ruhe, genießt auch die kleinen Ausflüge in die Vergangenheit.

Fazit: Ein Roman über Neuanfänge, Vergebung und Zusammenhalt, ganz ohne Dramatik, voller Stärke und Wärme, Hoffnung und Liebe. Für alle, die Lust haben, von vier inspirierenden Frauen und ihrem Leben zu lesen.