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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2023

Eine aufsehenerregendes Buch, das mich begeistern konnte!

Als Großmutter im Regen tanzte
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„Der Regen ist der Applaus des Lebens, hatte meine Großmutter immer gesagt.“

In dieser bewegenden Geschichte geht es um drei Generationen von Frauen, die durch ein tragisches Geheimnis der Nachkriegszeit ...

„Der Regen ist der Applaus des Lebens, hatte meine Großmutter immer gesagt.“

In dieser bewegenden Geschichte geht es um drei Generationen von Frauen, die durch ein tragisches Geheimnis der Nachkriegszeit in ihrem Schicksal verbunden sind. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und war absolut begeistert, wie Trude Teige ihre journalistische Recherche mit einer packenden Handlung verwoben hat, die mich am Ende zu Tränen rührte.

Es geht um Juni, die eine schwere Zeit durchlebt. Nachdem sie endlich den Mut gefunden hat, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen, muss sie erfahre, dass sie von ihm ein Kind erwartet. Sie flieht auf die Insel, in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern und findet ein Foto, das Fragen aufwirft. Es gibt so viel, was sie wissen möchte, aber alle die sie fragen könnte, sind bereits verstorben. Juni weiß nicht einmal, wer ihr Vater ist. Trude Teige schaut zurück und verdeutlicht, wie wichtig es ist, zu wissen, wer man ist und woher man kommt. Sie erzählt in Rückblenden von Junis Großmutter Tekla und wie sie 1945 ihre norwegische Staatsbürgerschaft aufgab, um mit einem deutschen Soldaten zusammensein zu können. Sie gab alles auf, für die Liebe. Doch was war passiert? Juni kennt ihre Großmutter als Künstlerin, die mit ihrem Mann Konrad sehr glücklich auf einer norwegischen Insel lebte. In den hingebungsvollen Erinnerungen von Juni an ihre Großeltern, wird einem ganz warm ums Herz. Ich mochte die zärtliche Erzählweise, diese Sogwirkung und die berührende Momente sehr. Sonst hätte ich vermutlich nicht die Schrecken der Nachkriegszeit ertragen: Kälte, Hunger, Plünderung, Zerstörung, Massenvergewaltigung, Selbstmorde - das war schwer zu verdauen. Vor allem, weil so viel Wahres darin steckt. Die Gespräche zwischen Georg und Juni über die Zerstörungslust des Krieges und das Wesen der Rache eröffnen einem ganz neue Sichtweisen.


„Die Geschichte ist in all ihrer Grausamkeit aufsehenerregend.“ Eine bewegende Geschichte über das Schweigen, Reue, Trauer und Scham, die unfassbare Brutalität des Krieges und über Liebe und den Applaus des Lebens. Ich bin froh, dass jetzt, nach acht Jahren, endlich die deutsche Übersetzung vorliegt. Ein großartiges Buch, dass mich nicht losgelassen hat. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 26.02.2023

Was bedeutet Arbeit für dich?

Wovon wir leben
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In "Wovon wir leben" geht es um Julia, ihre Tochter-Vater-Beziehung und ihre Neuordnung des Lebens.
Julia ist gelernte Krankenschwester und leidet unter einer eingeschränkten Lungenfunktion. Wegen eines ...

In "Wovon wir leben" geht es um Julia, ihre Tochter-Vater-Beziehung und ihre Neuordnung des Lebens.
Julia ist gelernte Krankenschwester und leidet unter einer eingeschränkten Lungenfunktion. Wegen eines Behandlungsfehlers verliert sie ihren Job und zieht in ihr Heimatdorf zurück. Dort lernt sie den arbeitsunfähigen Oskar Marin kennen, der eine Art Grundeinkommen gewonnen hat. Seine Freiheit steht im Kontrast zu Julias finanziellen Abhängigkeit und schwierigen Lebenssituation.

Es werden Erwartungen thematisiert, die mit Verpflichtungen und Selbstaufgabe einhergehen. Man hat zu funktionieren und die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, so die Erwartung, bei der jegliches Feingefühl im sprachlosen, familiären Miteinander fehlt. Dazu bietet die Freiheit des bedingungslosen Gundeinkommens eine spannende Idee und ich finde es toll, dass diese Fragen, die sich dabei stellen, nun auch literarisch verarbeitet werden. Ich wollte unbedingt wissen, wie Julia damit umgeht und wie sich Oskars Sichtweise auf ihre Entscheidung auswirkt.

Die Thematik ist bedrückend. Das sollte man wissen. Es wird keine dörfliche Idylle gezeichnet, sondern ein Ort ohne Perspektive, einer distanzierten und eindimensionalen Gemeinschaft, mit einer ausgeprägten Voreingenommenheit. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist von einer ebenso tristen Atmosphäre geprägt. Probleme werden unausgesprochen verdrängt. Das Leben wird als Last wahrgenommen. Genau hier beweist Birgit Birnbacher ein gutes Beobachtungsgespür für Komplexität und Tiefe, was den Roman ausmacht. Sprachlich und inhaltlich beachtenswert, findet man auch hier Details, die ihre Botschaft zwischen den Zeilen aussenden. Wen das anspricht, der findet in "Wovon wir leben" eine menschlich interessante Geschichten mit lebendigen Figuren und spannenden Fragen.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Überraschendes Debüt mit ernstem Thema

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
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Der fünfzehnjährige, jüdisch-orthodoxe Hoodie Rosen verliebt sich ausgerechnet in das goijische Mädchen Anne-Marie. Beide trennen Welten. Während die jüdische Gemeinde in der Stadt feindselig gebilligt ...

Der fünfzehnjährige, jüdisch-orthodoxe Hoodie Rosen verliebt sich ausgerechnet in das goijische Mädchen Anne-Marie. Beide trennen Welten. Während die jüdische Gemeinde in der Stadt feindselig gebilligt wird, steht Anne-Marie, als Tochter der Bürgermeisterin, für die verbotene Frucht. Wer jetzt eine romantische Liebesgeschichte erwartet, liegt daneben. Es geht um viel mehr…

Der Schreibstil ist durch die sarkastische Ich-Perspektive von Hoodie sehr locker und direkt, nicht zuletzt wegen der vielen Dialoge, die das Buch lebendiger machen. Besonders die Gespräche mit seiner Schwester Zippy waren klasse. Sie ist eine ebenso sympathische Figur und ein hoffnungsvoller Lichtblick.
Die Handlung nimmt dann eine Wende, mit der ich nicht gerechnet habe, obwohl Hoodie es in seinen ersten Sätzen angedeutet hat. Dadurch wurde das Buch mit zunehmender Seitenzahl immer besser.
Viele jüdische Begrifflichkeiten haben mir den Einstieg ein bisschen erschwert, weil ich über die Wörter gestolpert bin, ohne ihre Bedeutung zu erfahren. Diese findet man in einem Online-Glossar, zum herunterladen. Obwohl die Menge groß ist, hätte ich mich gefreut, diese direkt im Buch nachschlagen zu können.

Es ist insgesamt eine humorvolle und lehrreiche Geschichte, die unangenehme Fragen aufwirft, die in unserer modernen Welt beinahe surreal wirken, und vom Erwachsenwerden in einer jüdischen Gemeinschaft und ernsten Themen wie Antisemitismus erzählt. Es ist ein wunderbarer Appell an Liebe und Akzeptanz - ganz natürlich und ungezwungen. Ich klappte das Buch zu und dachte, das dies wirklich eine stimmiges Ende war und ein Buch, dass man nicht so schnell vergessen wird, weil man einfach davon erzählen möchte.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Idyllische Internatsgeschichte mit viel Tierliebe

Internat Schloss Sommerberg - Fünf Pfoten retten Ferdinand Nuss
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Der erste Band der Reihe entführt in den Schulalltag auf das Internat Schloss Sommerberg, direkt in den Unterricht von Frau Flemming, die gerade Amphibien und Reptilien behandelt. Die Hauptfiguren Finn, ...

Der erste Band der Reihe entführt in den Schulalltag auf das Internat Schloss Sommerberg, direkt in den Unterricht von Frau Flemming, die gerade Amphibien und Reptilien behandelt. Die Hauptfiguren Finn, Anton, Lili und Dalena gehen zwar in eine Klasse, aber sind noch nicht miteinander befreundet. Anton ist sehr belesen, aber schüchtern, dabei wäre er gern mit Finn befreundet. Finn liebt den Goldendoodle Sponsch von Köchin Lieselotte Sorgenfrei, und er ist mutig und einfallsreich. Außerdem neckt er gern Dalena, die mit Lili befreundet ist. Lili hat ein gutes Herz und findet immer eine Lösungen. Bei einer nächtlichen Rettungs-Mission lernen sich die Kinder besser kennen und erleben einige Abenteuer. Der Anfang einer großen Freundschafts-Bande.

Besonders toll waren die schönen Illustrationen und die Karte, die einen Überblick über das idyllische Dörfchen bietet. Eine Mischung aus "Fünf Freunde" und "Hanni und Nanni“. Ich hoffe, dass es mit den weiteren Büchern noch etwas spannender und vielseitiger wird.

Eine Geschichte über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Naturschutz, mit ganz unterschiedlichen, sympathischen Charakteren, viel Tierliebe und einer idyllischen Atmosphäre in einem ehrwürdigen Schloss mitten im Grünen.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Keine Leseempfehlung

Northern Spy – Die Jagd
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Tessa ist Produzentin bei BBC­ in Belfast und lebt mit ihrem sechs Monate alten Sohn Finn in einem abgelegenem Haus. Nordirland ist erneut in einer Phase des Konflikts. „Die meisten Katholiken wollten ...

Tessa ist Produzentin bei BBC­ in Belfast und lebt mit ihrem sechs Monate alten Sohn Finn in einem abgelegenem Haus. Nordirland ist erneut in einer Phase des Konflikts. „Die meisten Katholiken wollten immer noch ein vereinigtes Irland, die meisten Protestanten wollten Teil des Vereinigten König­reichs bleiben.“ Proteste, Unruhen, Bombenanschläge und Entführungen erschüttern das Land. Als Tessa ihre Schwester Marian in den Nachrichten sieht, wie sie mit zwei Männern bewaffnet eine Tankstelle überfällt, versteht sie die Welt nicht mehr, denn die IRA hat sich dazu bekannt. Aber Marian ist doch niemals ein Mitglied der IRA! Tessa ist verzweifelt und befürchtet, ihre Schwester vielleicht nie wieder zu sehen.

Meine Meinung:
Northern Spy zeigt, wie schockierend es sein kann, wenn man erfährt, dass die eigene Schwester, sich der fanatischen IRA angeschlossen hat und was es heißt, in diesen Zeiten der Aufruhe ein Kind zu haben. Erzählt wird allein aus Tessas Perspektive, deren Gedanken oft nur um ihren Sohn kreisen. Diese persönlichen Ausschweifungen und ihre Figur-Entwicklung ist stark von der Beziehung zu ihrer Schwester und deren Entscheidungen geprägt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb es der Geschichte an Spannung fehlt. Einblicke in die Perspektive ihrer Schwester wären deutlich spannender gewesen und hätten für Abwechslung gesorgt. Gründe für den Beitritt in die IRA werden jedoch nachvollziehbar geschildert, aber die Einblicke in die IRA blieben leider oberflächlich. Wie der Buchtitel schon verrät, geht es um Spionage. Mehr werde ich aber nicht verraten. Die Handlung verläuft jedenfalls sehr geradlinig und wenigstens wird es zum Ende etwas spannender, für alle, die drangeblieben sind, aber eine Empfehlung würde ich nicht aussprechen.

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