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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2021

Hörbuchempfehlung

Die Verlorenen
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Simon Becketts neuer Thriller bildet den Auftakt einer spannenden Reihe um den Londoner Polizisten Jonah Colley. Rückblickende Kapitel erzählen von der Kindesentführung des kleinen Theo, der unter Jonah’s ...

Simon Becketts neuer Thriller bildet den Auftakt einer spannenden Reihe um den Londoner Polizisten Jonah Colley. Rückblickende Kapitel erzählen von der Kindesentführung des kleinen Theo, der unter Jonah’s Aufsicht verschwand. Die Zeit danach ist die Hölle für Jonah und seine Frau Chrissie. Zehn Jahre später erhält Jonah einen Anruf seines ehemaligen Freundes Gavin Mc Kinney, mit dem er, seit dem Zerwürfnis, keinen Kontakt mehr hatte. Er bittet ihn verzweifelt um Hilfe. Jonah’s kommt schließlich zum vereinbarten Treffpunkt… Was wie eine selbst getroffene Entscheidung wirkt, stellt sich als unumgängliches Schicksal heraus.

Gleich zu Anfang liefert Simon Beckett, so dramatische Szenen des Hauptprotagonisten, wie man sie sonst im packenden Finale findet.
Spannungsaufbau und bildhafter Schreibstil verfehlen ihre Wirkung nicht. Jonah hat einige Hindernisse zu bewältigen, für die man als Leser aber nicht übermäßig hartgesotten sein muss. Manche Entscheidungen von ihm wirken konstruiert, und sind schwer nachvollziehbar - als würde er die Gefahr förmlich suchen. Vom Schicksal gebeutelt, versucht er seine Rolle in dem ganzen Wahnsinn zu finden. Spannende Wendungen und Ereignisse halten die Spannung aufrecht, bis es am Ende zum überraschenden Showdown kommt. Zum gewohnt flüssigen Schreibstil und den Figuren braucht man gar nicht mehr wissen. Sie sind allesamt leider etwas einfallslos und oberflächlich - der Fokus lag eher auf der Suche nach Antworten. Wichtig ist vor allem der kriminalistische Spaß, den Spuren folgend, und die offenen Fragen, die eine vielversprechende Fortsetzung garantieren.

Lebhaft und facettenreich gelesen von dem erfahrenen Sprecher Johannes Steck, der Geschwindigkeit und Sprechweise gekonnt einsetzt, um Spannung und Dynamik zu erzeugen. Seine raue, dunkle Stimme passt hervorragend zu Jonah, weitere Charaktere lassen sich gut unterscheiden. Sehr wirkungsvoll waren bspw. auch realistisch wirkende Hall-Effekte. Dadurch ist man ganz nah dran, am Hörerlebnis. Bei der gekürzten Fassung wurden nur nebensächlichen Passagen gestrichen, auf die man auch gut verzichten kann. Einzig die Lesegeschwindigkeit war mir etwas zu langsam - mit der passenden Einstellung aber kein Problem.

Fazit: Spannender Auftakt über Verlust und Schuld, gelungener Schreibstil und vielversprechende Handlung. Trotz manch schwer nachvollziehbarer Entscheidungen von Jonah und oberflächlicher Figuren, für Fans von Simon Beckett lesenswert - die werden sich sowieso eine eigenen Meinung bilden wollen. Wer aufregendes Kopfkino mag, sollte auf dieses Format zurückgreifen.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Inspirierender Fundus persönlicher Erkenntnisse

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Dieses Buch ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinne: Die Sammlung von kurzen Texten erinnert an Mutmach-Kalender, die täglich mit nützlichen Quellen und Weisheiten inspirieren, aber keine Anweisungen geben, ...

Dieses Buch ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinne: Die Sammlung von kurzen Texten erinnert an Mutmach-Kalender, die täglich mit nützlichen Quellen und Weisheiten inspirieren, aber keine Anweisungen geben, was man konkret tun soll.
Matt Haig hat persönliche Erkenntnisse aus schwierigen Zeiten aufgeschrieben: seine eigenen Rettungsinseln aus Literatur, Film und Musik, Philosophisches und Beispielhaftes. Dabei werden u.a. Dankbarkeit, Achtsamkeit, Selbstwertgefühl und Selbstführsorge thematisiert - all das, was ihm geholfen hat. Man kann wahllos eine Seite aufgeschlagen; so ist jedem selbst überlassen, ob man sich Notizen dazu macht oder das Gelesene einfach auf sich wirken lässt. Aus der Lektüre ergeben sich auch anregende Gespräche. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sich Metaphern deuten lassen und wie weitreichend der Interpretationsspielraum sein kann. Die kurzen Texte sind teilweise humorvoll, mal tröstlich, mal spirituell, aber immer auf den Punkt gebracht. Matt Haig regt gezielt zum Denken an und verzichtet darauf, sich in Erläuterungen oder Beispielen zu verlieren. Leider gibt es überhaupt keine Struktur, die helfen könnte, wenn man ganz bestimmten Input sucht. Da müsste man sich selbst mit Klebezetteln aushelfen. Hier punktet das eBook, weil über die Suchfunktion gezielt nach Stichpunkten gesucht und Notizen gemacht werden können.

Fazit:
Entweder als tägliche Anregung nutzbar oder zum Sammeln von Ideen, was einem selbst Hoffnung und Freude schenken könnte.
Ein zutiefst persönliches Buch von Matt Haig, der damit auch ein hoffnungsvolles Zeichen für Menschen mit Depressionen setzt. Geschenkverdächtige Empfehlung!

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Atmosphärischer Umweltthriller

Dark Blue Rising (Bd. 1)
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Die 16-jährige Tabby ist es gewohnt, niemandem zu vertrauen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Cate zieht sie einsam durchs Land: ohne Handy, ohne Freunde und ohne ein richtiges Zuhause. Doch dann lernt sie ...

Die 16-jährige Tabby ist es gewohnt, niemandem zu vertrauen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Cate zieht sie einsam durchs Land: ohne Handy, ohne Freunde und ohne ein richtiges Zuhause. Doch dann lernt sie Jagd kennen und ein Fehler führt schließlich dazu, dass Cate von den Behörden festgenommen wird und Tabbys richtige Eltern auf sie warten . Sie soll von Cate entführt worden sein, als sie noch klein war. Die neuen Entwicklungen in Tabby Leben stürzen sie in ein emotionales Chaos. Ihr Vertrauen ist zerstört und trotzdem haben sich Cates Regeln in ihren Kopf gebrannt, die sie zu Misstrauen gegenüber dem System und dem sogenannten Kreis erzogen hat: „Wenn andere deine Lüge glauben sollen, dann suche nach der Wahrheit in der Lüge.“ Immer wieder erinnert sich Tabby an die Zeit mit Cate und die Richtungen des Kompass: „Sonne ... Meer ... Erde ... Himmel …" Erinnerungen, nächtliche Träume und rätselhafte Ereignisse bringen daraufhin immer mehr Licht ins Dunkel, bis es für eine Erkenntnis fast zu spät ist.

Teri Terry schreibt unglaublich einnehmend in der Ich-Perspektive und lässt tief eintauchen, in die Gefühls- und Gedankenwelt von Tabby - einer außergewöhnlichen starken Heldin, der man gern durch die Geschichte folgt. Aktuelle Themen wie Klimaschutz und eine vegane Ernährungsweise werden immer wieder aufgegriffen. Im Fokus liegt das Element Wasser und das Meer - dem Meer, zu dem Tabby sich wie magisch hingezogen fühlt. Nur beim Schwimmen fühlt sie sich zufrieden und geborgen. Außerdem besitzt sie besondere Fähigkeiten. Teri Terry hat sich für den Auftakt ihrer neuen Trilogie Zeit genommen; schreibt authentisch über Ängste, Abläufe, Charakterentwicklung und baut vielschichtig atmosphärische Spannung auf. Es lohnt sich bei dem gemäßigten Tempoeinstieg dranzubleiben. Im letzten Drittel steigt das Handlungstempo dramatisch und lässt auf eine vielversprechende Fortsetzung hoffen, in der es dann wahrscheinlich auch mehr Handlung und Abenteuer gibt.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Auftakt für einen ungewöhnlichen Ermittler

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Der „Der Blutkünstler“ ist vor allem deshalb so interessant, weil der leitende Ermittler sich gut in Psychopathen hineinversetzten kann. Das erklärt sich nicht nur durch seine zahlreichen Berufsjahre als ...

Der „Der Blutkünstler“ ist vor allem deshalb so interessant, weil der leitende Ermittler sich gut in Psychopathen hineinversetzten kann. Das erklärt sich nicht nur durch seine zahlreichen Berufsjahre als Profiler, in denen er haarsträubende Fälle bearbeitet und Serienmörder gejagt hat, sondern auch durch seine persönliche Vergangenheit. Man wird mit der Frage konfrontiert, ob man Gerechtigkeit nur durch Selbstjustiz vollstrecken kann.
Erzählt aus drei unterschiedlichen Perspektiven und ausgewählten Kapiteln, die durch Rückblenden in die Vergangenheit des Ermittlers blicken lassen, erfährt man nach und nach von den tragenden Figuren und zwei vielversprechenden Gegenspielern, die in Zukunft noch eine Rolle spielen könnten.
Es werden reale Serienkiller und Fälle genannt, Einblicke in die Arbeit eines Profilers gegeben und gezeigt, wie schwierig es für Psychopathen ist, Emotionen glaubhaft vorzutäuschen. Die Ermittlungen verlaufen recht geradlinig und Tom beweist mit einer hartnäckigen Vorgehensweise wie viel Profi in ihm steckt.
Letztlich überzeugt der Thriller durch kreative Grausamkeit, einen interessanten Ermittler und spannenden Plot. Eine gelungener Lesesnack aus Ermittlungen und abgründige Bösartigkeit für den schnellen Hunger, allerdings ohne große Überraschungen und literarischen Übermut, der im Gedächtnis bleibt.

Für echte Thriller - Fans und nichts für schwache Nerven (Triggerwarnung: Kindesmissbrauch). Ein wahres Genre-Fest voller schockierender Verbrechen, Tod, Grausamkeit und Nervenkitzel. Fortsetzung folgt.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Vermögender Familientraum entpuppt sich als abgründiges Drama

Der Nachlass
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Nach dem Motto: das Böse müsse nicht immer abstoßend sein, sondern hätte die Fähigkeit, jeden in den Abgrund zu ziehen, erzählt dieser Thriller von der Familie Laurent. Hedda Laurents Leben naht sich dem ...

Nach dem Motto: das Böse müsse nicht immer abstoßend sein, sondern hätte die Fähigkeit, jeden in den Abgrund zu ziehen, erzählt dieser Thriller von der Familie Laurent. Hedda Laurents Leben naht sich dem Ende. Gezeichnet von schwerer Krankheit, bittet sie ihre Kinder, deren Partner, Enkelkinder und ihren Bruder zu sich und ihrem Mann auf die Insel nach Berlin, um sich zu verabschieden. Eines ihrer Kinder ist der junge Mann Theo, der seit über dreißig Jahren seine Familie nicht mehr gesehen hat. Er hat Spielschulden vom Pokern und könnte den millionenschweren Nachlass gut gebrauchen, aber das Erbe soll nur einer erhalten. Wer, entscheiden die Spielregeln im Testament.

Mich hat überrascht, dass die Protagonisten vor allem mit ihren eigenen Dämonen und Familienverstrickungen beschäftigt waren, und sich nicht auf die Aufgaben und den, in Aussicht gestellten, Millionengewinn gestürzt haben. Mir fehlte da etwas die Kreativität bei dem Spiel, aber dieses stellten sich eben als nebensächlich heraus. Ohne die nötige Ernsthaftigkeit wurden die Aufgaben absolviert, während eskalierende Geschehnisse die Gruppe allmählich spalteten. Es taten sich verdrängte Geheimnisse und deren Folgen auf, die in Rückblenden nach und nach entblättert wurden. In die Zukunft blickende Kapitel erhöhten dabei die Spannung, jedoch ohne zu viel zu verraten.
Kurze Kapitel und mehr oder weniger oberflächliche Charaktere taten der Unterhaltung keinen Abbruch. Trotz detektivischem Gespür kam ich Täter oder Täterin nicht auf die Schliche. Gekonnt wird man an der Nase herumgeführt. Die überraschende Wendung war unmöglich vorherzusehen und verspricht ein unerwartetes Ende.

Ein Thriller, der mit einem sorgsam gesetzten Überraschungs-Plot punktet, allmählich dramatische Schicksale freilegt und in denen es von Eskalationen nur so wimmelt. Zwar ein schnelles Lesevergnügen ohne bleibenden Eindruck, aber stimmig düstere und spannende Unterhaltung.

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