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Veröffentlicht am 23.07.2022

Kluge Geschichte über Freundschaft und das Lügen

Feuerwanzen lügen nicht
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In "Feuerwanzen lügen nicht" erzählt der hyperaktive Nityananda, genannt Nits, aus seiner Perspektive von seinem vielseitig begabten Freund Mischa und einem Umbruch in ihrer Freundschaft. Als Nits nämlich ...

In "Feuerwanzen lügen nicht" erzählt der hyperaktive Nityananda, genannt Nits, aus seiner Perspektive von seinem vielseitig begabten Freund Mischa und einem Umbruch in ihrer Freundschaft. Als Nits nämlich Mischa, der gern mit seiner „lupenreinen Logik“ aufwartet, beim Lügen ertappt, ist das nur der Anfang, der zu einer ereignisreichen Verkettung von Ereignissen und Wahrheiten führt.

„Das Leben ist nicht immer schlecht, aber meistens ungerecht.“

Es geht in dieser Geschichte um Bedürftigkeit und die Scham, die damit einhergeht. Die fehlenden Worte, die Sorgen und unfreiwilligen Lügen, die mehr sind, als ausgesprochene Unwahrheiten. Zu „träumen, wie es auch gewesen sein könnte“, davon erzählt Stefanie Höfler wunderbar unangestrengt und fühlt sich in ihre Charakter ein, die einem schnell ans Herz wachsen und in Erinnerung bleiben. Es geht auch um Liebe, Familie, Freundschaft und Veränderung. Nits behütetes Weltbild steht Kopf und beim Lesen erlebt man nicht nur, wie er damit umgeht, sondern wird auch von spannenden und anrührenden Momenten, mit Witz und Stil durch die Geschichte getragen. So gut, dass es nachdenklich macht, einen einfach nicht mehr loslässt. Das hat mir, neben den vielen Sprüchen und unterhaltsamen Dialogen, sehr gefallen. Die einundzwanzig künstlerischen Reimwerke am Anfang jeden Kapitels haben mich öfter zum Schmunzeln gebracht. Nits Vorliebe für Reime und Mischas Fakten über Tiere sind nur einige der Gründe, die beiden zu mögen.

Eine wunderbar runde Geschichte, mit einem herzerwärmenden Ende, für das sich Stefanie Höfler ausreichend Platz eingeräumt hat, was ich viel schöner fand, als einen abrupten Schluss. Nicht nur die interessanten Betrachtungsweisen und Charaktere machen das Buch so lesenswert, auch die unvorhersehbare Handlung sorgt für ein unterhaltsames Lesevergnügen mit angenehmen Tiefgang. Macht nachdenklich, sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 23.07.2022

Zauberhafte Buchidee für Kinder am 10 Jahren

Hüterin der Schmetterlinge – Das Versteck des Kleopatra-Falters
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Worum geht es?

Im Auftakt der magischen Reihe um die Hüterin der Schmetterlinge verschwinden die einzigartigen Kleopatra-Falter spurlos. Dabei stellen die Schmetterlinge für Stella und ihre Familie eine ...

Worum geht es?

Im Auftakt der magischen Reihe um die Hüterin der Schmetterlinge verschwinden die einzigartigen Kleopatra-Falter spurlos. Dabei stellen die Schmetterlinge für Stella und ihre Familie eine Existenzgrundlage dar: aus dem Puderstaub der Schmetterlingsflügel stellen sie nämlich sehr beliebte Seifen, Öle und Cremes her, nach dessen Verwendung man sich auf magische Weise besser fühlt, ob Kopfschmerzen oder Lampenfieber. Doch die Herstellung ist ein streng gehütetes Geheimnis.

Stella lernt mit Victor jemanden kennen, der Schmetterlinge genauso liebt, wie sie, und der ihr helfen will, die Kleopatra-Falter zu finden. Doch ihre Mutter bleibt störrisch und verbietet ihr, Victor zu treffen. Was hat es damit auf sich? Stella hat die Geheimniskrämerei satt und fühlt sich durch die Lügen von ihrer Familie entfremdet. Schließlich beschließt sie, ganz neue Wege zu gehen, um die Kleopatra-Falter zu finden.


Wie hat es mir gefallen?

"Hüterin der Schmetterlinge 1" bietet eine Menge Stoff und eine einzigartige Idee, die noch viele weitere Bücher füllen kann. Die magische Komponente und die zauberhaften Schmetterlinge auf den Lavendelfeldern sorgen für eine träumerische Atmosphäre im schönen Frankreich. Wenn ich an das wunderschöne Cover denke, hat es nicht zu viel versprochen. Stella ist die Ich-Erzählerin und teilt mit ihrer jungen Leserschaft den gleichen Wissenstand, wenn es um die aufzudeckenden Geheimnisse geht. Sie ist ein hilfsbereites und entschlosseneres Mädchen, mit der man sich gut identifizieren kann. In einigen Kapitel wechselt die Perspektive zu Victor. Wunderbarer Kniff, der für Auflockerung und Spannung sorgt, bis beide Handlungsstränge wieder zusammenlaufen.
Dialoge und genug Handlung sorgen dafür, dass der Text nie langweilig wird. Allerdings sind Figuren und Story schlicht gestrickt und die Handlung könnte gerade für ältere an vielen Punkten vorhersehbar sein.

Die Idee finde ich noch immer faszinierend und das Ende stellt spannende weitere Geschichten in Aussicht, die Lust auf mehr machen. Ich würde dieses spannende Abenteuer rund um Familiengeheimnisse, magische Schmetterlinge, alte Prophezeiungen und Freundschaft für Kinder ab zehn Jahren empfehlen.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Ein psychologisches Freilegen

Nur du und ich
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Die Handlung ist schnell beschrieben: Ellie und der siebzehn Jahre ältere Steven verbringen ein romantischen Wochenendausflug in einem abgelegenem Haus. Von Schneegestöber heimgesucht, machen sie es sich ...

Die Handlung ist schnell beschrieben: Ellie und der siebzehn Jahre ältere Steven verbringen ein romantischen Wochenendausflug in einem abgelegenem Haus. Von Schneegestöber heimgesucht, machen sie es sich am Kamin gemütlich. Die Harmonie trügt, denn Ellie beschuldigt Steven, ihr nicht treu gewesen zu sein. Die Metamorphose beginnt, bis sich ihre Beziehung „schließlich vollkommen zerfasert“ und alle Grenzen überschreitet.

Der Prolog lässt ein düsteres Ende erahnen und verspricht Spannung. Schon zu Beginn herrschte eine angespannt dichte Atmosphäre und kleine Hinweise lassen vermuten, dass da irgendwas nicht stimmt. Steven scheint Ellie sehr zu begehren. Für ihn ist sie eine besondere Frau, weil er noch keine Beziehung hatte, die länger hielt. Denn er vergleicht sie gern mit anderen Affären und Liebschaften, an die er sich alle erinnert, die aber lediglich mit einem Buchstaben versehen, namenlose Erfahrungen sind, „die nur ihm gehören.“

Die kurzen Kapitel laden zum Weiterlesen ein, obwohl erst auf den letzten 100 Seiten Bewegung reinkommt und es einige Längen gibt. Interessant fand ich die Erzählweise: während Ellies Kapitel und die Zwischensequenzen in der Ich-Perspektive erzählt werden, sind Stevens Kapitel aus einer distanzierteren Perspektive geschrieben. Es ist ein kammerspielartiges, psychologisches Freilegen. Unwissenheit wandelt sich in eine Ahnung - Erinnerungen, Ausgesprochenes - bis schließlich die Wahrheit ans Licht kommt, Bewegründe und Motive offenliegen.

Worum es genau geht und welche Themen aufgegriffen werden, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn ich finde es gerade reizvoll, hier überhaupt nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Wer Lust auf das Hörbuch hat, hier wechseln sich eine männliche und weibliche Stimme ab, die zudem die dramatischen Emotionen gut eingefangen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2022

Neue Wohlfühlgeschichten voller Einfallsreichtum

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
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Der kleine Ein-bisschen-Esel-und-ein-bisschen-Zebra-Zesel ist zurück!
Wer schon die vorherigen Geschichten mit Möhrchen und dem zurückhaltendem Buchhändler Grimm mochte, wird sich über die neuen Geschichten ...

Der kleine Ein-bisschen-Esel-und-ein-bisschen-Zebra-Zesel ist zurück!
Wer schon die vorherigen Geschichten mit Möhrchen und dem zurückhaltendem Buchhändler Grimm mochte, wird sich über die neuen Geschichten sicher ebenso freuen, wie wir.

Als an einem regnerischen Tag ein kleiner Zesel namens Möhrchen in Grimms Bücherkiste stolpert, beginnt ein wunderbares Jahr, voller Abwechslung und Lebendigkeit. In vierzehn neuen Kapiteln geht es wieder durch alle Jahreszeiten, die von gemeinsamen Alltagsabenteuern erzählen - gewohnt fantasie- und humorvoll. Es sind unabhängige Geschichten, die sich perfekt zum abendlichen Vorlesen eignen und ein wohliges Einschlafgefühl verleihen. Besonders schön sind die sehr zahlreichen Illustrationen, die farblich harmonisch viele Situationen einfangen und den Text detailreich ergänzen.

Möhrchen liebt es, spielerisch neue Dinge auszuprobieren. Offen und neugierig kommt er auf ziemlich einfallsreiche Idee. Grimm lässt sich immer wieder gern darauf ein und bestärkt Möhrchen darin, Neues auszuprobieren. Sie feiern besonders kreativ Karneval, Grimm muntert den kranken Zesel durch eine tolle Idee auf, sie bekommen seltsamen Besuch in der Bücherkiste und spaßige Post aus Frankreich, die in einem großen Feuerwehrspektakel endet.

Fazit: Vierzehn herzerwärmende und toll illustrierte neue Geschichten zum Wohlfühlen, mit ganz viel Lesespaß und wertvollen Botschaften für kleine und große Lesemäuse. Grimm und Möhrchen sind einfach großartig und wir können das Buch sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Beeindruckter Roman über eine wahre Tragödie

Baumschläfer
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„Weil-weil-weil säumt den Lebenspfad armer Kinder in ein ebenso beschissenes Erwachsenenleben, von der Wiege bis zur Bahre.“

In dem Jugendroman "Baumschläfer" geht es um den 14-jährigen Marius, der bei ...

„Weil-weil-weil säumt den Lebenspfad armer Kinder in ein ebenso beschissenes Erwachsenenleben, von der Wiege bis zur Bahre.“

In dem Jugendroman "Baumschläfer" geht es um den 14-jährigen Marius, der bei einem häuslichen Drama seine Mutter verliert, es anschließend im Heim nicht aushält und auf der Straße lebt. Der Roman erzählt frei nach einer wahren Begebenheit, hält sich aber überwiegend an den dokumentieren Ablauf und gibt Marius eine Stimme, die er im wahren Leben nie hatte. Der stille "Kapuzenjunge" mit dem viel zu großem Hoodie verschließt sich zunehmend, nachdem er im Heim ist. Er misstraut den Erwachsenen. Ändern soll er sich, umgänglicher werden, sich anpassen - die Sozialarbeiter, Pädagogen und Polizisten scheitern; um sich zu schützen, reagiert Marius gleichgültig bis feindselig und aggressiv. Freundliche Stimmen rauschen an ihm vorbei, nette Gesten bleiben unerwidert, dabei ist er einfach nur ein Junge, der seine Mutter vermisst.

Christian Duda gewährt einen intensiven Einblick in Marius zerstörerische und beinahe philosophische Gedankenwelt, voller derber Ausdrücke und Wut, voller eindrücklicher Selbstgespräche, die den Hunger vertreiben sollen. Wirklich beeindruckend, wie kunstvoll Christian Duda es schafft, die Emotionen durch den Text zu transportieren, obwohl die kurzen, abgehackten Hauptsätze beim Lesen herausfordernd sind. Durch fett gedruckte Worte, die nie über Marius Lippen kamen, verleiht er ihm hiermit Ausdruck, und zeigt, was es bedeutet, sich verloren zu fühlen, weil man nicht die Hilfe bekommt, die man gebraucht hätte.

Der distanzierte Schreibstil ist besonders und ich empfehle jedem, erstmal ins Buch reinzulesen bzw. die Leseprobe anzuschauen. Aufgebaut wie eine Fallakte, existieren erläuternde Kapitel, in denen sich ein Ich-Erzähler äußert. Zum Abschluss wirken die Kommentare verschiedener Beteiligter und Unbeteiligter wie ein Spiegel der Gesellschaft. Ein wertvolles Jugendbuch über einen wortkargen Jungen, deren Hilfeschreie niemand hörte. Kritisch, tragisch, erschreckend und intensiv. In jeder Hinsicht keine leichte Lektüre - dafür sehr lesenswert!