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Veröffentlicht am 24.09.2021

Eine romantisierte Mutmachgeschichte

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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„Lass die Angst zu, und ziehe es trotzdem durch.“

Der fast 65-jährige Postbote Albert scheut sich vor menschlichen Interaktionen und verbringt seine Zeit am liebsten zuhause mit seiner Katze Gracie. Ist ...

„Lass die Angst zu, und ziehe es trotzdem durch.“

Der fast 65-jährige Postbote Albert scheut sich vor menschlichen Interaktionen und verbringt seine Zeit am liebsten zuhause mit seiner Katze Gracie. Ist Albert nur gefangen in seiner Schüchternheit oder verbirgt sich mehr dahinter? „Keiner denkt mal darüber nach, dass mich bestimmte Erfahrungen einfach vorsichtig und zurückhaltend gemacht haben.“ Als Albert die Zwangspensionierung droht und er einen weiteren Schicksalsschlag verkraften muss, wird ihm die Leere in seinem Leben bewusst, und er nimmt sich vor, seine Befangenheit zu überwinden und sich auf kurze Schwätzchen einzulassen. So wird er Stück für Stück ermutigt, sein Glück zu finden.

Der Schreibstil ist leicht verständlich und beschreibt bildhaft Albert’s inneres Chaos: „Schleichend war er von einer ihm eigentlich fremden Schüchternheit überwältigt worden, die durch seine Furcht verstärkt wurde, wie eine Strömung, gegen die er nicht anschwimmen konnte – bis er darin ertrank.“ Die Handlung ist vorhersehbar und verläuft geradlinig, damit Albert’s Entwicklung klar erkennbar wird. Neben Rückblenden, die fünfzig Jahre in die Vergangenheit reichen, verlaufen zwei Handlungsstränge nebeneinander: Albert’s Geschichte und die von der 19-jährigen Mutter Nicole, die ebenfalls mit Vorurteilen um ihre Liebe kämpft. Eine nette Nebenstory, die zwar auch Einfluss auf Albert hat, aber ebenso für Längen sorgt.

Ein Diversity-Roman in dem sich alles um Angst dreht, und wie stark Einsamkeit, Selbstzweifel und Rückzug das Leben beeinflusst, wenn man seinen Ängsten immer wieder nachgibt. Albert’s wachsendes Bedürfnis nach Nähe weist ihm den Weg und jedes Mal, wenn er seine Zweifel überwindet, stellen sich lohnende Erfolge in Aussicht.
Fazit: Ein Liebesroman über einen Mann, der sich auf die Suche nach einer Jugendliebe macht. Vorhersehbar, ohne Tiefgang und romantisiert, vor allem darauf abzielend, beim Lesen angenehme Gefühle hervorzurufen. Die oberflächlich konstruierte Handlung hat mich manchmal gelangweilt, aber der leichte Schreibstil und die Positivität, erleichterten mir das Durchhalten. Manchmal ist es auch schön, solche Bücher zu lesen, wenn man einfach nur leichte, lebensbejahende Lektüre sucht.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Schöner Naturschutz-Roman, aber kein Krimi

Dicke Biber
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„Es gibt nichts schöneres für Kinder als ein Leben in der Natur.“

Der dreizehnjährige Pico hätte lieber Urlaub in einem Hotel gemacht, stattdessen sitzt er nun in einer alten Hütte am Lackelwasser fest. ...

„Es gibt nichts schöneres für Kinder als ein Leben in der Natur.“

Der dreizehnjährige Pico hätte lieber Urlaub in einem Hotel gemacht, stattdessen sitzt er nun in einer alten Hütte am Lackelwasser fest. Als er die Nachbarstochter Juanita kennenlernt, ist jedoch sein Interesse geweckt, und er lässt sich von ihr die Natur zeigen, während der Unmut der Anwohner gegen die Biber wächst. Jeder findet einen andern Grund, um ihnen am liebsten das Fell über die Ohren zu ziehen. Scheinbar setzt sich nur der Umweltbiologe David für die Biber ein, denn „Biber sind große Philosophen und echte Vorbilder. Quasi Guru’s“, die es zu schützen gilt.

Zahlreiche Kurznachrichten zwischen Pico und seinem Freund Batman bilden eine Nebenhandlung, die für humorvolle Abwechslung sorgt. Im Fokus steht aber die Freundschaft zwischen Pico und Juanita. Zwei Charaktere, die prima harmonieren. Juanita stellt sich als Biologie-Ass heraus und mit ihrer direkten Art weist sie auch gesellschaftskritisch auf Missstände hin. Pico nimmt die neue Denkanstöße dankend an und berichtet von bedenklichen Anekdoten aus seiner Familie. Einige heimische Tiere haben ihren Auftritt und auch Themen wie Tod und Sterben werden abseits der Biber behandelt.

Leider weckt der Klappentext falsche Erwartungen. Der erwähnte Tod des ältesten Biber-Männchens Flumy, von dem man annimmt, das er in der Geschichte kriminalistisch untersucht wird, spielt eigentlich keine Rolle (Achtung Spoiler: erst am Schluss gibt es dazu ein paar Seiten). Das war sehr enttäuschend, da es sich doch, laut Untertitel, um einen Naturschutz-Krimi handeln sollte. Spannung sucht man aber leider vergebens. Auch die aufkommenden Geheimnisse verdächtiger Ereignisse werden unspektakulär und ohne Belang aufgeklärt. Dabei ist „Dicke Biber“ trotzdem ein unterhaltsamer und gut geschriebener Roman, mit dem Fokus Naturschutz und Freundschaft, der mit seinen originellen, farbigen Illustrationen und s/w-Vignitten genauso überzeugt wie mit trockenem Humor, lebendigen Charakteren und Wissenswertem über die Natur - vor allem Biber - und kultivierte Ausdrücke. In der Aufmachung ganz auf die junge Leserschaft zugeschnitten sind die Protagonisten allerdings mit dreizehn Jahren etwas älter als das angegebene Lesealter von zehn Jahren, weshalb man „Dicke Biber“ als einen Coming-of-Age Sommerroman bezeichnen könnte, bei dem auch die erwachsene Leserschaft noch etwas lernen kann.

Fazit: Unterhaltsamer Naturschutz-Roman mit lebendigen Charakteren und viel Wissenswertem über das Leben und die Natur. Unter dieser Prämisse kann ich das Buch empfehlen. Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird jedoch enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Magische Elfenwelt

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
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In “Keeper of the Lost Cities“ geht es um die zwölfjährige Sophie, deren Leben völlig über den Haufen geworfen wird, als sie den Elfen Fitz trifft, der ihr offenbart, dass sie aus einer anderen Welt stammt ...

In “Keeper of the Lost Cities“ geht es um die zwölfjährige Sophie, deren Leben völlig über den Haufen geworfen wird, als sie den Elfen Fitz trifft, der ihr offenbart, dass sie aus einer anderen Welt stammt und ihr bisheriges Leben einer Lüge gleicht. Sie muss herausfinden, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt und warum sie unter Menschen aufgewachsen ist.

Sophie besitzt viele Begabungen. Neben einem fotografischen Gedächtnis, mit dem sie spielend leicht die Schule meistert, kann sie als Telepathin hören, was andere (wirklich) denken. Als Freak und Streber bei den Menschen, eröffnet sich Sophie eine völlig neue Welt bei den Elfen. Dort ist sie die Ahnungslose und muss sich zum ersten Mal anstrengen, um mit den anderen mithalten zu können. Trotz aller Furcht und Verwirrung, bauen sich erste Freundschaften und Verstrickungen auf und sie taucht in ihr großes magische Abenteuer ein.

Die Autorin Shannon Messenger nimmt sich im ersten Band die Zeit, ihre Leser in die komplett neue talentbasierte Welt von Elfen einzuführen, während es noch weitere gibt, die in Lumenaria alle aufeinander treffen. Man lernt nach und nach die Charaktere kennen und wird mit den Gesetzen, magischen Fähigkeiten wie Lichtsprünge, und skurrilen Eigenheiten dieser Welt vertraut. Mir haben die vielen kreativen Einfälle gefallen und das wertebasierte Elfenvolk, dass eine völlig andere Form der Gesellschaft etabliert hat. Es gibt immer wieder Hinweise, die schon erahnen lassen, dass es noch einige Geheimnisse gibt, die gelüftet werden - das lädt zum Weiterlesen ein.
Da ich im Klappentext gelesen habe, dass Sophie Gedanken lesen kann, hatte ich mir diesbezüglich mehr erhofft. Hier wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt - oder wird auf die zahlreichen weiteren Bände verteilt. Einige Charaktere sorgen für lockere Stimmung, aber mehr Situationshumor hätte mir, bei der Ernsthaftigkeit der Elfen, besser gefallen. Ich hatte auch den Eindruck, dass Shannon Messenger sich nicht mit Nebensächlichkeiten und allzu bildhafter Sprache aufhalten wollte, um die Zielgruppe nicht zu langweilen. Dadurch hat mir der Ausbau der Charaktere gefehlt und ich tat mich etwas schwer, in diese Welt einzutauchen. Die erste Hälfte des Buches konnte mich nicht so richtig überzeugen, während die letzten 200 Seiten mehr Vielfalt boten und sich dem vielversprechenden Prolog angenähert haben. Mit der Zeit nimmt die Geschichte an Fahrt auf und Sophie muss sich einer Reihe schwieriger Herausforderungen stellen, während die Dynamiken zwischen den Charakteren immer interessanter werden. Als weibliche Heldin des Romans ist Sophie tapfer, selbstlos und aufrichtig - irgendwie zu rund, mal abgesehen davon, dass sie bei Nervosität ihre Wimpern zupft.

Fazit: Ein Elfen-Roman mit viel Magie, Geheimniskrämerei, vielfältigen Charakteren und vielversprechender Story, der viele Fantasy-Fans beglücken wird, mich aber nur teilweise mitreißen konnte. Für die elfjährige+ Zielgruppe ein magischer Auftakt über eine Außenseiterin mit schicksalhafter Bestimmung, was ein bisschen an Harry Potter erinnert und sich ebenfalls über mehrere Bände erstreckt.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Über Anteilnahme und Hoffnung

Was fehlt dir
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Eine New Yorkerin begleitet ihre krebskranke Jugendfreundin im Verlauf der Erkrankung, und führt viele Gespräche mit ihr und den unterschiedlichsten Menschen. Dabei berichtet die Freundin davon, wie es ...

Eine New Yorkerin begleitet ihre krebskranke Jugendfreundin im Verlauf der Erkrankung, und führt viele Gespräche mit ihr und den unterschiedlichsten Menschen. Dabei berichtet die Freundin davon, wie es ist, dem Tod näher zu sein als dem Leben, erzählt von ihrer Tochter, ihrer Kindheit, Vergebung und Wut. „Nein, sprich weiter. Ich höre zu.“, ermutigt die Erzählerin ihre Freundin, denn sie findet Geschichten überall, auch im Schnurren eines Katers, der von seinem Leben erzählt, einem Bild an der Wand und natürlich auch in den Krimis auf ihrem Nachtisch.

Der Roman erzählt in drei Teilen, die tiefgründige, manchmal geheimnisanmutende Geschichte über das hoffnungsvolle Miteinander, die Akzeptanz des Todes und das Leben, das gelebt werden muss. Mit anspruchsvoller Dichte und erfrischender Experimentierfreudigkeit schreibt die amerikanische Autorin Sigrid Nunez nachdenklich und amüsant über zwei Frauen und ihre Begegnungen.
Über die erzählende Frau fehlen persönliche Details, nur kleine Krümmel sind im Buch verstreut. Sie ist eine undurchdringliche Zuhörerin, schwer vorstellbar, was sie wirklich durchmacht, manche Gedanken aus dem Kontext gegriffen - was den Text immer wieder unpersönlich und passiv werden lässt. Auf Anführungszeichen für die wörtliche Rede wurde beinahe konsequent verzichtet, sodass es als Stilmittel betrachtet werden kann, angesichts der einen Ausnahme im Buch. Für weitere Struktur- und Orientierungslosigkeit beim Lesen sorgen umständlich lange, gestopfte und zerrupfter Sätze, die in ihrer literarischen Freiheit verspielt anmuten, während die namenlosen Figuren ihre Geschichten erzählen. Es sind Gespräche über dystopische Zukunftsaussichten, die ethische Vertretbarkeit der Fortpflanzung angesichts des Klimawandels, amerikanische Präsidentschaftswahlen, das Älterwerden unter Einfluss der Medien und natürlich Sterbehilfe, in Anbetracht einer schweren Krankheit wie Krebs.

Fazit:
Ein gewöhnungsbedürftiger Roman, der mich herausgefordert und gedanklich beflügelt hat, den ich aber nur Interessierten empfehlen würde, die handlungsarme Literatur bevorzugen, in denen Figuren sich verlieren, aber lohnende Gedankengänge vertiefen. Was ich vermisst habe, lässt sich am besten so sagen, wie es im Buch heißt: „gleichgültig, wie traurig [sie sei], eine schön erzählte Geschichte hebt die Stimmung.“

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Spoilerfreie Buchempfehlung

Die Verlorenen
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Simon Becketts neuer Thriller bildet den Auftakt einer spannenden Reihe um den Londoner Polizisten Jonah Colley. Rückblickende Kapitel erzählen von der Kindesentführung des kleinen Theo, der unter Jonah’s ...

Simon Becketts neuer Thriller bildet den Auftakt einer spannenden Reihe um den Londoner Polizisten Jonah Colley. Rückblickende Kapitel erzählen von der Kindesentführung des kleinen Theo, der unter Jonah’s Aufsicht verschwand. Die Zeit danach ist die Hölle für Jonah und seine Frau Chrissie: „qualvolles Warten auf ein Klingeln an der Tür oder einen Anruf.“ Zehn Jahre später erhält Jonah einen Anruf seines ehemaligen Freundes Gavin Mc Kinney, mit dem er, seit dem Zerwürfnis, keinen Kontakt mehr hatte. Er bittet ihn verzweifelt um Hilfe. Jonah’s kommt schließlich zum vereinbarten Treffpunkt… Was wie eine selbst getroffene Entscheidung wirkt, stellt sich als unumgängliches Schicksal heraus.

Gleich zu Anfang liefert Simon Beckett, so dramatische Szenen des Hauptprotagonisten, wie man sie sonst im packenden Finale findet.
Spannungsaufbau und bildhafter Schreibstil verfehlen ihre Wirkung nicht. Jonah hat einige Hindernisse zu bewältigen, für die man als Leser aber nicht übermäßig hartgesotten sein muss. Manche Entscheidungen von ihm wirken konstruiert, und sind schwer nachvollziehbar - als würde er die Gefahr förmlich suchen. Vom Schicksal gebeutelt, versucht er seine Rolle in dem ganzen Wahnsinn zu finden. Spannende Wendungen und Ereignisse halten die Spannung aufrecht, bis es am Ende zum überraschenden Showdown kommt. Zum gewohnt flüssigen Schreibstil und den Figuren braucht man gar nicht mehr wissen. Sie sind allesamt leider etwas einfallslos und oberflächlich - der Fokus lag eher auf der Suche nach Antworten. Wichtig ist vor allem der kriminalistische Spaß, den Spuren folgend, und die offenen Fragen, die eine vielversprechende Fortsetzung garantieren.

Fazit: Spannender Auftakt über Verlust und Schuld, gelungener Schreibstil und vielversprechende Handlung. Trotz manch schwer nachvollziehbarer Entscheidungen von Jonah und oberflächlicher Figuren, für Fans von Simon Beckett lesenswert - die werden sich sowieso eine eigenen Meinung bilden wollen. Wer sich nicht zwischen Buch und Hörbuch entscheiden kann, dem empfehle ich das Hörbuch. Mitreißend gelesen von Johannes Steck, der nochmal einiges rausholt.

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