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Veröffentlicht am 05.08.2021

Außergewöhnliche Liebesgeschichte in einer verlassenen Welt

Allein durch die Sterne
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Die etwa zwanzigjährige Französin Ariadne liebt ihre Katze namens Katze und trifft sich oft mit ihrer besten Freundin Kylie, wenn sie nicht gerade als Kellnerin jobbt. Ihre gemeinsame wöchentliche Badmintonstunde ...

Die etwa zwanzigjährige Französin Ariadne liebt ihre Katze namens Katze und trifft sich oft mit ihrer besten Freundin Kylie, wenn sie nicht gerade als Kellnerin jobbt. Ihre gemeinsame wöchentliche Badmintonstunde hält allerdings eine Überraschung bereit: von einem Moment auf die anderen ist die komplette Menschheit irgendwie verschwunden. Nur die Tiere sind noch da. „Okay Ariadne, sagte ich zu mir. Glückwunsch. Jetzt bist du verrückt geworden.“ Den ersten Schock überwunden, wird ihr klar: sie kann nun tun und lassen, was sie will - doch lohnt sich der Preis des Alleinseins? Und es bleibt die Frage: Warum sind alle anderen Menschen verschwunden?
Die Antwort auf diese Frage hat mich nicht vollends überzeugt, aber auch nicht mehr losgelassen! Das Buch gefiel mir insgesamt ziemlich gut. Besonders Ariadne hat eine Persönlichkeit, die man sofort mag. Die leidenschaftliche Instagramerin lebt selbstbestimmt und mutig ihre Freiheit, ist sehr tierlieb und hat stets eine touge Gelassenheit an sich. Sie weiß nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen soll. Ein Gefühl, das manche Anfang zwanzig gut nachempfinden können. Außerdem ist sie keine Abenteurerin und hat von „krassen Survival Skills“ überhaupt keine Ahnung. Dadurch konnte ich mich gut mir ihr identifizieren und mochte ihre Ideen und vor allem ihr großes Herz.
Zu Beginn bleibt die Ordnung halbwegs aufrecht und so lernt Ariadne eine Menge über das Internet, was ihr beim Überleben hilft, aber die Welt, wie wir sie kennen, funktioniert nicht ohne andere Menschen. Als sie Sanghyyun, einen Jungen in ihrem Alter, im Netz findet, kommt eine neue Dynamik auf: sie muss ihn finden, bevor alles zusammenbricht. Die Atmosphäre erinnerte manchmal an einem Stephen King-Roman und der Vergleich taucht sogar im Buch auf. Der Schreibstil ist locker, modern und schnell zu lesen. Er unterstreicht Ariadnes manchmal flapsige Art, die Dinge beim Namen zu nennen. Was mir besonders gefallen hat: Der Prozess im Laufe des Buches und die psychische Belastung der Einsamkeit sind authentisch dargestellt. Ariadne ist einfach nicht dafür geschaffen, allein zu bleiben; und so fiebert man mit ihr mit und überlegt, was man selbst in so einer Situation tun würde. Die Reise hilft hier schlussendlich, herauszufinden, was sie wirklich will. Es geht darum, sich seinen tiefsten Wünschen zu stellen, während eine dystopische Welt alles auf das Wesentliche reduziert.

Eine schicksalshafte Liebesgeschichte zum Abschalten. Wenig Figuren, unterhaltsame Ideen, eine geradlinige Story mit steigender Spannung und ein Ende, mit dem keiner rechnet. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich von dem Buch überraschen lässt und vorher kaum etwas über die Handlung weiß. Es lohnt sich!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2021

Hilfreiches Sachbuch für Kinder mit Tipps und Anlaufstellen

Wie du die Welt verändern kannst
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„Wie du die Welt verändern kannst“ ist ein informatives buntes Sachbuch, indem Demokratie nicht nur erklärt wird, sondern Kinder auch lernen, wie sie selbst politisch aktiv werden können: in der Familie, ...

„Wie du die Welt verändern kannst“ ist ein informatives buntes Sachbuch, indem Demokratie nicht nur erklärt wird, sondern Kinder auch lernen, wie sie selbst politisch aktiv werden können: in der Familie, Schule oder der Heimatstadt. Sarah Welk hat ein wirklich großartiges Buch geschrieben, das neugierigen Kindern auf Augenhöhe begegnet und die gelungene Botschaft vermitteln: „Demokratie ist die vermutlich beste Erfindung der Welt.“ Deshalb wird nicht nur der Begriff erklärt, sondern auch alles, was damit zusammenhängt.

Es gibt:
- Begriffe und Zusammenhänge, die anschaulich erklärt werden wie Föderalismus, Wahlen, Klimaschutz etc.
- Kurze Zusammenfassungen und Merkhilfen.
- Farblich hervorgehobene Schlagworte.
- Rätsel, zum Mitmachen und einen Lösungssatz am Ende.
- Anregungen für Gespräche mit Eltern und Lehrern, um das neue Wissen gleich anzuwenden.
- Authentisch Fragen, die Kinder genau so stellen würden.
- Interviews, Anregungen, spannende Fakten und viele Tipps und Tricks mit Aha-Effekt.
- Projektideen, um selbst aktiv zu werden.
- Aufwendig gestaltete Hintergrundbebilderung von Notizzetteln, Klemmbrettern, Klebezettel… mit vielen Illustrationen, dekorativen Symbolen, Fotos usw.

Wie wird man eigentlich Eltern-Überzeugungsprofi? Erstmal geht es darum, die Grundlagen der Demokratie zu verstehen. Dafür kann man mit etwas Überzeugung im vertrauten Familie-Gebiet erste Erfolge feiern. Ein Beispiel einer „demokratischen Schule“ dient als Inspiration, um vielleicht ähnliche Projekte anzustoßen. Kinder lernen, dass sie Veränderungen selbst erwirken können, wenn sie etwas ärgert und wie das funktioniert. Wobei erfolgreiche Beispiele immer wieder zeigen, dass mehr möglich ist, als Kinder annehmen und es sich immer lohnt, für Veränderungen einzutreten, wie beispielsweise die verhassten Hausaufgaben abzuschaffen. Im nächsten Schritt geht es darum, Politiker zu überzeugen. Dabei wird auch auf Schwierigkeiten eingegangen: Demokratie ist anstrengend, denn es ist nicht leicht, für alle passende Kompromisse zu finden. „Du musst beharrlich sein. Und oft auch mutig. Danach brauchst du aber nur noch ein kleines bisschen Glück…“
Was ist ein Kinder-und Jugendparlament? Wie nehme ich Kontakt zum Bürgermeister auf? Wie starte ich ein Bürgerbegehren? Dazu gibts viele wertvolle Anlaufstellen und was man sonst noch so tun kann.

Eine super Informationsquelle, darüber, wie man Veränderungen Schritt für Schritt in der eigenen Familie, Schule und Heimat bewirken kann und wie Politik funktioniert. Ein nützlicher Wegweiser, mit allem was man wissen sollte.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Quirlige Heldin mit witziger Huhn-Mission

Tschakka! – Huhn voraus
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In dieser turbulenten Geschichte geht es um den Ferienbeginn eines zehnjähriges Mädchens, dass mit ihrem besten Freund ein vermisstes Huhn sucht, und ohne elterliche Aufsicht ihre ersten Freiheiten genießt.

Tabea, ...

In dieser turbulenten Geschichte geht es um den Ferienbeginn eines zehnjähriges Mädchens, dass mit ihrem besten Freund ein vermisstes Huhn sucht, und ohne elterliche Aufsicht ihre ersten Freiheiten genießt.

Tabea, das zehnjährige Nesthäkchen der Familie, sprüht nur so vor Energie, ist einfallsreich, humorvoll, ein bisschen frech und beweist Verhandlungsgeschick, wenn es darum geht, unermüdlich ihre Ideen umzusetzen. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Einstein, einem echten Genie, macht sie sich auf ihrem Waveboard auf die Suche nach einem ausgebüxten Huhn, dem eine heldenhafte Flucht von den Nachbarn gelungen ist. Die Kinder müssen das Huhn finden, bevor es Füchse oder andere Huhn-zum-Fressen-gern-Liebhaber tun. Doch nicht nur der nervige Luis ist ein Hindernis, sondern auch Tabea’s besorgte Eltern. Werden Tabea aka Tschakka und Einstein das Huhn retten können?
Die Handlung umfasst nur wenige Tage. Da es sich um einen Reihenauftakt handelt, wird sich Zeit für die Einführung der unterschiedlichen Figuren genommen. Tabea und Einstein sind zwei sympathische Kinder, mit denen man sich - im Alter von zehn Jahren - gut identifizieren kann. Es gibt einige tolle Einfälle zum Thema Umweltschutz, die im Laufe des Buches immer wieder aufgegriffen werden. Tabea steht zudem wiederholt vor Problemen, bei denen sie sich auch auf ihr Glück verlassen muss. Als Auftakt noch etwas frisch, darf man für die Fortsetzung mehr von dem erwarten, was erst zum Ende hin Gestalt annimmt, aber sehr vielversprechend ist.

Das etwa zweistündige Hörbuch eignet sich perfekt für eine längere Autofahrt in die Ferien. Die erfahrene Sprecherin Monika Oschek spricht Tabea sehr quirlig, mit all ihren Emotionen und ihrer lebhaften Persönlichkeit. Dabei verstellt Oschek die Stimme, sodass sich andere Figuren gut unterscheiden lassen.
Im Hörbuch fehlt natürlich die ganze kreative Innengestaltung der Buchvorlage: die Emojis oder die lustigen Comic-Illustrationen, und man könnte meinen, dadurch würde etwas verloren gehen, aber Monika Oschek schafft es, die Sprechblasen, Listen und Co. so lebendig mit einfließen zulassen, dass es prima funktioniert. Gleichermaßen als Buch und Hörbuch für Kinder empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Brillant, düster, atmosphärisch

Unbarmherziges Land
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Ein rauer Kentucky-Krimi mit atmosphärischem Sog! Als Ermittler ist Mick Hardin für das CID der US-Army tätig, und mittlerweile in Deutschland stationiert. Im Heimaturlaub will er eheliche Probleme mit ...

Ein rauer Kentucky-Krimi mit atmosphärischem Sog! Als Ermittler ist Mick Hardin für das CID der US-Army tätig, und mittlerweile in Deutschland stationiert. Im Heimaturlaub will er eheliche Probleme mit seiner hochschwangeren Frau bereinigen, als ihn seine Schwester Linda, Sheriff von Eldridge County, um Hilfe in einem Mordfall bittet. Denn es braucht einen vertrauenswürdigen Mann aus der Gegend, um in einer misstrauischen, rauen Kultur, in der „die Blutsverwandtschaft über allem steht“, an Informationen zu kommen.

Raffinierte Perspektivenwechsel innerhalb eines Kapitels, schwarzer Humor, überzeugende Figuren und raue Umgangsformen, sind es, die eine authentische Darstellung der geordneten Gesetze der Kentucky Hills ergeben. Chris Offutt fängt dieses Feeling ungezwungen ein und überzeugt mit vortrefflich prägnanten Dialogen und unvorhersehbaren Entwicklungen, durchzogen von beeindruckenden Landschaftsbildern und zermürbenden Privatangelegenheiten.

Fazit: Ansteigende Sogkraft, atmosphärische dichte Eindrücke von Kentucky und eine eindrückliche Hauptfigur. Überzeugender Krimi, brillant geschrieben, mit einem furiosen Ende.

Veröffentlicht am 28.07.2021

Wenn der Verstand im Weg ist… Geistreiche Urlaubslektüre

Der Brand
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Daniela Krien’s neuer Roman „Der Brand“ war für mich ein überraschendes Highlight. Mit dieser Neuerscheinung trifft der Diogenes Verlag sicher wieder bei vielen Leserherzen ins Schwarze. Mich jedenfalls ...

Daniela Krien’s neuer Roman „Der Brand“ war für mich ein überraschendes Highlight. Mit dieser Neuerscheinung trifft der Diogenes Verlag sicher wieder bei vielen Leserherzen ins Schwarze. Mich jedenfalls konnte „Der Brand“ begeistern, und ich empfand die Lektüre als entspannend und inspirierend zugleich.

Jedes Kapitel ist einen Wochentag gewidmet und erzählt aus Rahels Sicht von ihr und Peter, einem Ehepaar auf Sparflamme, dessen eigentliches Urlaubsziel abgebrannt ist. Ein Ereignis, dessen Bedeutung sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht. Die Alternative hat Charme: ein Bauernhof in der Uckermark - eine Herausforderung für die beiden Städter. Unweigerlich sucht Unausgesprochenes und Verdrängtes seinen Weg an die Oberfläche und schafft Raum für Veränderung.

Mir gefiel beim Lesen die Ausgewogenheit aus Handlungsbeschreibungen und Gedankenströmen. Es war immer genau richtig. Auch die spannenden Gespräche zwischen Rahel und Peter wirkten nie konstruiert, stattdessen inspirierend, intellektuell ansprechend und interessant. Die Geschichte wie auch die Protagonisten sind facettenreich, authentisch und interessant. Vor allem die Dynamik zwischen Mutter und Tochter war für mich spannend, weil Rahel als Psychotherapeutin arbeitet und ihr diese Expertise zu Klarheit verhilft. Neben den gelungenen Dialogen, selbstreflektierenden Gedanken, gesellschaftskritischen Themen und einem klaren Schreibstil konnte mich das Seeting begeistern: sommerliche Leichtigkeit, eine Badestelle im Wald und ein alter Bauernhof voller Kunst, Erinnerungen und eigenwilliger Tiere. Ein literarisches Vergnügen über die Liebe, das Leben und das Menschsein, dass auch zwischen den Zeilen Interesse weckt, ohne mit Überflüssigem zu langweilen.

Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, die Freude an klugen, unaufgeregten und toll geschriebenen Büchern haben, die wärmende Sommerleichtigkeit versprühen.