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Veröffentlicht am 07.06.2020

Düstere Geheimnisse

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Janes Healey eröffnet mit ihrem Debütroman einen geheimnisvollen Ort: Lockwood Manor, ein Jahrhunderte altes Herrenhaus mit unzähligen Zimmern, verwinkelten Ecken, herrlichen Ländereien und einer mysteriösen ...

Janes Healey eröffnet mit ihrem Debütroman einen geheimnisvollen Ort: Lockwood Manor, ein Jahrhunderte altes Herrenhaus mit unzähligen Zimmern, verwinkelten Ecken, herrlichen Ländereien und einer mysteriösen Vergangenheit. Als Direktorin der Säugetiersammlung des naturhistorischen Museums in London ist Hetty für die Evakuierung nach Lockwood Manor verantwortlich, um die kostbaren Exponate in Sicherheit zu bringen. Voller Dankbarkeit und Vorfreude für diese einmalige Gelegenheit, aufgrund einer überraschenden Beförderung, die dem Ausbruch des Krieges geschuldet ist, versucht Hetty alles, um ihre geliebten Tierpräparate zu schützen. Dabei ist die Säugetiersammlung auf Lockwood Manor nicht annähernd so sicher, wie gehofft. Die abwechselnde Erzählweise zwischen Hetty und der Tochter des Hausherren entblättert behutsam die aufkommenden Ungereimtheiten, die sich immer weiter zuspitzen.

„Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ ist ein Roman über die Rolle der Frau und die familiäre und gesellschaftliche Unterdrückung, der vereinzelt Einblicke in das Leben des Zweiten Weltkrieg bietet, aber vor allem von gleichgeschlechtlicher Liebe, Unabhängigkeit und familiären Verhältnissen erzählt - gepaart mit subtilem Grusel und wachsender Unsicherheit, zoologischem Hintergrundwissen und menschlichen Abgründen.

Ein Roman, der es schafft, klassische Themen atmosphärisch, sensibel und unterhaltsam zu behandeln; bei dem man nie genau weiß, ob die ungewöhnlichen Vorkommnisse übernatürlicher Natur sind. Leider lässt der Verlauf der Geschichte keine starke Charakterentwicklung zu und verspielt somit einen Teil seines Potentials.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Der Weg zu den Sternen führt über raue Pfade

flüchtig
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In diesem Roman geht es um eine zerrüttete Ehe und ihr flüchtiges Glück der Liebe - intensiv und inspirierend erzählt - und es geht „um den Glauben und ums Loslassen der Welt, um die Hinwendung zu Gott ...

In diesem Roman geht es um eine zerrüttete Ehe und ihr flüchtiges Glück der Liebe - intensiv und inspirierend erzählt - und es geht „um den Glauben und ums Loslassen der Welt, um die Hinwendung zu Gott und um das einfache Leben, in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.“ (S. 258)

Die gegenwärtige Handlung ist dabei schnell zusammengefasst: eines Tages ist Herwigs Ehefrau Maria einfach verschwunden. Konto leer, Auto weg. Eine gewisse Lisa meldet sich nach Monaten bei Herwig und will ihm einen Brief von seiner Frau aushändigen. In dieser Zeit ist viel passiert und davon erzählt die Geschichte mit einem Blick in die weit entfernte und nahe Vergangenheit. Dabei kommt eine Vielzahl von Erinnerungen aller Protagonisten zusammen, mit gedanklichen Ausflügen von gesellschaftlicher, politischer, religiöser und philosophischer Natur, und musikalischen Inklusionen, u.a. Jimi Hendrix, John Lennon und Nina Hagen, mit kleinen Spitzfindigkeiten und teils atemberaubender Kulisse.

Während manche Kapitel mir mühsam erschienen, so abseits der gewohnten Pfade, beschreibt Hubert Achleitner mit einem weisen und interessiertem Blick Sachverhalte, die jeden neugierigen Leser gefallen dürften. Das Ende hat mich etwas gleichgültig zurückgelassen. Die Geschichte werde ich mitunter bald wieder vergessen haben, aber die kleinen Geschichten in der Geschichte, wohl nicht.

Daher würde ich dieses Buch vor allem Allgemeininteressierten empfehlen, die Lesen um des Lesens Willen, mit etwas Geduld und kulturellem Geist.

„Alles ist flüchtig, aber nicht alles ist gleich flüchtig.“ (S.260)

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Ein Dorf sieht Schmetterlinge

Wie uns die Liebe fand
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Anlässlich ihres 93. Geburtstags erzählt Madame Nanon, in diesem Roman, von ihrer Vergangenheit, als sie im Jahr 1979 als 52-jährige Witwe mit ihren vier Töchtern in einem elsässischen Dorf lebte, und ...

Anlässlich ihres 93. Geburtstags erzählt Madame Nanon, in diesem Roman, von ihrer Vergangenheit, als sie im Jahr 1979 als 52-jährige Witwe mit ihren vier Töchtern in einem elsässischen Dorf lebte, und sich in ihren Nachbarn verliebte, der, durch seine Großzügigkeit, maßgeblich dazu beitrug, dass die Dorfbewohner einen Aufschwung der Liebe erlebten.

Zwar geht es in diesem Buch vordergründig um das schönste Gefühl der Welt, aber es ist vielmehr als nur eine romantische Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte, in der Geheimnisse der Vergangenheit gelüftet werden, Trauer über schmerzlich vermisste Menschen verarbeitet wird, eine Familie zusammenhält und historische Ereignisse eine Rolle spielen. Die vielseitigen Protagonisten machen die Geschichte dabei erst so richtig interessant, weil diese sich im gesamten Buch weiterentwickeln und über sich hinauswachsen. Madame Nanon erzählt so lebhaft und amüsant, nimmt sich Zeit, für all die liebenswürdigen Details ihrer Erinnerung, ihre Dankbarkeit und ihr gutes Herz. Dabei bedient sie sich einer leicht dahin fließenden Erzählweise, was das Buch zu einer gelungenen Geschichte abrundet.

Ein wunderbares Debüt für alle, die Liebesromane mögen. Es wird auch schon mal etwas mystisch und kitschig, aber vor allem: witzig, traurig, spannend, einfallsreich und sehr lecker. Ja, richtig gelesen: Madame Nanon und ihre Tochter Chloè zaubern in der Küche einige Köstlichkeiten aus dem Elsass, dessen Rezepte sich auf den letzten Seiten des Buches befinden.

Wer sich übrigens lieber vorlesen lässt, dem sei das Hörbuch sehr empfohlen. Regine Vergeen ließt so authentisch und gefühlvoll, dass man den Eindruck bekommt, Madame Nanon höchstpersönlich hätte ihrer Geschichte Leben eingehaucht.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Gedanken auf neue Wege schicken

Wer braucht Superhelden
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Was ist wirklich nötig, um unseren Welt zu retten? In „Wer braucht Superhelden“ greift die Autorin Lisz Hirn bei dem Versuch, eine mögliche Antwort zu finden, genauso auf große Denker wie Kant zurück, ...

Was ist wirklich nötig, um unseren Welt zu retten? In „Wer braucht Superhelden“ greift die Autorin Lisz Hirn bei dem Versuch, eine mögliche Antwort zu finden, genauso auf große Denker wie Kant zurück, als auch auf Philosophen der Neuzeit. Es geht nicht so sehr um die möglichen Antworten, die sie gefunden hat, sondern vielmehr darum, welche Fragen sie stellt, die wiederum neue Denkräume öffnen - wie es sich für die Philosophie eben gehört. Es geht vor allem um die Rolle des Mannes in unserer Gesellschaft und was mit dem Begriff der Männlichkeit assoziiert wird. Lisz Hirn wirft einen Blick auf die Sinnhaftigkeit überholter Überzeugungen, Ängste und Selbstoptimierung und zeigt, wie Philosophie helfen kann, die Welt besser zu verstehen, um im Alltag vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Was mir besonders gefallen hat ist das Layout und die Buchgestaltung - das lockert das ganze nochmal auf. Die Überschriften sind farblich markiert, und verschaffen einen sinngemäßen Überblick und dadurch fällt es leicht das Buch auch querzulesen, wenn man zu einem ganz bestimmten Thema mehr erfahren will. Zudem sind sehr aussagekräftige Textstellen hervorgehoben, was einen durchgehend gut strukturierten Eindruck hinterlässt.

Dieses Buch ist für alle, die genauer verstehen möchten, warum Jungs Superhelden lieben; für jeden, der sich noch fragt, wie Trump Präsident werden konnte und warum gerade Männer konservative und rechte Parteien wählen. Und natürlich auch für Philosophie-Interessierte, die aktuelle Themen gern mit „Vernunft“ betrachten.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Schöne Geschichte für Leseanfänger

Hugo und Big Dschi
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Hugo ist in der großen Villa, in der er wohnt, ziemlich einsam. Sein Leben besteht vor allem aus Lernen, Lernen, Lernen. Dafür hat er sogar einen eigenen Hauslehrer. Viel lieber hätte Hugo aber einen Freund. ...

Hugo ist in der großen Villa, in der er wohnt, ziemlich einsam. Sein Leben besteht vor allem aus Lernen, Lernen, Lernen. Dafür hat er sogar einen eigenen Hauslehrer. Viel lieber hätte Hugo aber einen Freund. Als er im Garten eine Flasche findet, aus der ein Flaschengeist emporsteigt, scheint sich sein Wunsch zu erfüllen - Big Dschi könnte doch sein Freund sein?! Allerdings muss Hugo feststellen, dass es dann doch ganz anders kommt.

Die originelle Idee, den Spieß beim Wünschen einfach mal umzudrehen, fanden wir schon mal klasse. In den kleinen Hasen Heinz haben wir uns direkt verliebt und das Wort „Chefchen“ war hier eine Zeit lang der Renner. Besonders gefallen hat uns, dass die Illustrationen nicht nur den Text widerspiegeln, sondern auch, als eine Art Mini Comic, den Text ergänzen und die Geschichte ohne Worte weitererzählen. Hier ist also spürbar, das der Illustrator Kai Schüttler und die Autorin Lena Hach eng zusammen gearbeitet haben, was die Geschichte noch lebendiger macht. Außerdem gibt es kleine Anspielungen für die Erwachsenen, was beim Vorlesen Extra-Spaß-Punkte einbringt.
Der Schreibstil ist ganz wunderbar, treffsicher und lesefreundlich gestaltet.

Ein einfühlsames und lustiges Mutmachbuch für alle großen und kleinen Aussenseiter - mit zahlreichen Illustrationen, die sich wunderbar mit dem Text vereinen.

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