Geschmackssache
Bonds of HerculesNachdem Alexis die brutale Ausbildung an der spartanischen Kriegsakademie mit Ach und Krach überlebt hat und mit der schockierenden Wahrheit über ihre Vergangenheit konfrontiert wurde, muss sie sich in ...
Nachdem Alexis die brutale Ausbildung an der spartanischen Kriegsakademie mit Ach und Krach überlebt hat und mit der schockierenden Wahrheit über ihre Vergangenheit konfrontiert wurde, muss sie sich in „Bonds of Hercules“ nun den Konsequenzen ihres neuen Lebens als Erbin von Haus Hades stellen. Das heißt unter anderem sich als neustes Mitglied der Assembly of Death dem Kampf mit blutrünstigen Titanen zu stellen und zur Teilnahme an tödlichen Gladiatorenkämpfen gezwungen zu werden. Tja, das Leben als Götterspross ist gar nicht mal so toll wie alle immer denken. Und als wäre das alles nicht anstrengend genug, hat Alexis zwei sehr kontrollsüchtige neue Ehemänner, mit denen sie sich, ob sie will oder nicht, fortan herumschlagen muss. Das perfekte Rezept für Chaos, witzige Wortgefechte und eine Menge ungeklärter Gefühle.
Bonds of Hercules von Autorin Jasmine Mas ist der zweite Teil der Villians of Lore Reihe und baut unmittelbar auf den Geschehnissen des ersten Teils auf. Es empfiehlt sich also dringend den schon gelesen zu haben, damit man sich so gut wie möglich in dem World Building und mit den Charakteren zurechtfindet. Das Buch wurde, wie schon sein Vorgänger, wunderschön ausgestaltet und kommt mit veredeltem Schutzumschlag, vollständig gestaltetem Einband und einem tollen Motiv-Farbschnitt. Es ist ein absoluter Hingucker im Bücherregal.
So sehr mir Bonds of Hercules von außen gefällt, so wenig hat es mich mit seinem Inhalt abgeholt. Der Schreibstil von Jasmine Mas ist (bis auf den Spice) insgesamt angenehm und super leicht zu lesen, gar keine Frage. Für mich persönlich gab es in der Geschichte aber zu viele Baustellen, die einfach nicht passen wollten. Angefangen mit der Handlung. Es gibt einige Spannungs-Spitzen, die einen bei der Stange halten, bei rund 600 Seiten bleibt die Geschichte in weiten Teilen jedoch ereignislos, teilweise sogar repetitiv. Manche Sequenzen zogen sich sehr in die Länge, andere Szenen wurden eingeschoben, die nichts beigetragen haben, weder zur Handlung noch World-Building oder Charakter-Entwicklung. Es war pures „Seiten Füllen“. So hat für mich das Tempo in der Handlung überhaupt nicht gestimmt. Der krönende Abschluss war ein Finale und eine Enthüllung/ Konfrontation, die antiklimatischer nicht hätte sein können. Da baut die gesamte Geschichte auf dieses eine Endspiel hin und dann wird es innerhalb weniger Seiten in absolut unterwältigender Weise abgehandelt. Der Klappentext verspricht höhere Einsätze, dunkle Geheimnisse und tödliche Gefahren. Davon habe ich leider nichts in der Geschichte wahrgenommen. Es hat sich nie so angefühlt, als wäre eine/r der ProtagonistInnen tatsächlich in Gefahr, als stünde irgendetwas auf dem Spiel – selbst der „Bösewicht“ der Geschichte wird seiner Rolle nicht gerecht.
Leider konnten mich auch die Figuren nicht über die schwache Handlung hinwegtrösten. Ich hatte schon im ersten Teil Schwierigkeiten mich für Alexis, Kharon und Augustus zu begeistern, also bin ich nicht mit den besten Voraussetzungen in diesen Teil gestartet, aber die drei haben auch nicht viel gemacht, um mich zu überzeugen. Kharon und Augustus kann man zugutehalten, dass sie in diesem Teil um einiges weniger toxisch unterwegs sind (sie sind trotzdem noch wandelnde Red Flags) und sich tatsächlich bemühen verständnisvoll zu sein, das wars dann aber auch. Alexis hat sich ebenfalls gemacht, lässt sich weniger gefallen und hofft auch nicht mehr an jeder Ecke zu sterben, aber im Großen und Ganzen blieb ihr Charakter für mich unzugänglich. Tatsächlich wirkt ihre Persönlichkeit so verändert, dass ich sie kaum mit ihrer Version aus Teil 1 zusammenbringen kann. Als wären Teile ihres Entwicklungsprozesses einfach übersprungen worden.
Die Drei zusammen entwickeln sich immer mehr zu einer funktionierenden Einheit, wobei für mich auch hier das Tempo ganz merkwürdig war. Am Ende des letzten Teils wollte sich Alexis für den Hinterhalt von Kharon und Augustus grausam rächen. Diese Agenda scheint sie aber irgendwie vergessen zu haben. Stattdessen ist es ein nicht enden wollendes hin und her in dem Alexis versucht sich einzureden, dass sie sich nicht zu den beiden hingezogen fühlt und wenn doch, dass es nur körperlich sei. Dann spricht sie auf einmal von Liebe. Okay, I guess?
Die Nebencharaktere sind kaum der Rede wert. Es gibt sie, hin und wieder tauchen sie auf, machen vielleicht eine Kleinigkeit für den Plot, das wars. Keinen lernt man wirklich kennen, keiner wächst einem ans Herz, für Alexis sind sie meistens auch nur eine Randnotiz. Die tierischen Sidekicks waren für mich das Beste am ganzen Buch. Achilles und Patro haben es tatsächlich geschafft noch unsympathischer zu werden, was besonders schwierig ist, weil sie wohl in der Fortsetzung die Rolle der MMCs einnehmen werden. Keine Ahnung wie das funktionieren soll, wenn niemand sie leiden kann.
Insgesamt hatte ich mit Bonds of Hercules echt meine Schwierigkeiten. Mit einer Handlung, die ich in weiten Teilen langweilig fand und ohne eine einzige Figur, an der mir irgendetwas lag und an deren Schicksal ich minimal interessiert war, war ich einfach nicht so motiviert meine Zeit in die Geschichte zu investieren. Ich glaube aber, wenn man das Buch nicht zu ernst nimmt und mit einer sehr lockeren Anspruchshaltung da ran geht, kann man durchaus eine Menge Spaß damit haben, schon allein, weil es so dermaßen chaotisch ist. Am Ende bleibt es Geschmackssache. Alexis Geschichte hat so viele begeisterte Fans, dafür gibt es einen Grund. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass mich dieser Teil auch mit an Bord holt, aber ich schätze, das ist einfach nicht meine Buchreihe.