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Veröffentlicht am 31.08.2022

Eine originelle Story, die zu Überraschen weiß!

P.S. Morgen bist du tot
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Chloe Sevres beginnt ihr erstes Semester an der John Adams University in Washington. Als eine von sieben diagnostizierten Psychopathen wurde sie für eine klinische Studie an der Uni rekrutiert, die Leuten ...

Chloe Sevres beginnt ihr erstes Semester an der John Adams University in Washington. Als eine von sieben diagnostizierten Psychopathen wurde sie für eine klinische Studie an der Uni rekrutiert, die Leuten wie ihr dabei helfen soll, sich besser in soziale Gefüge einzugliedern. Dass die Teilnahme an der Studie vollkommen anonymisiert ist und praktischerweise mit einem Stipendium belohnt wird, kommt Chloe mehr als gelegen. Allerdings will sie aus einem weiteren Grund unbedingt an der John Adams bleiben. Sie muss einen Mord begehen.
In genau 60 Tagen will Chloe ihren akribisch ausgefeilten Plan zur Vollendung bringen, doch bevor sie das große Finale einläuten kann, kommt ihr jemand in die Quere. Innerhalb kürzester Zeit werden zwei Studenten grausam umgebracht. Der ganze Campus ist in Aufruhr, doch nur ein kleiner Kreis von Personen weiß, dass die beiden Opfer an der Studie teilgenommen haben. Statt sich also ausschließlich ihrem eigenen Opfer zu widmen, muss Chloe ein gefährliches Bündnis mit den anderen Psychopathen eingehen, um zu verhindern am Ende selbst zum Opfer zu werden.
Mir hat P.S.-Morgen bist du tot sehr gut gefallen. Der Klappentext hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht und da ich richtig Lust auf einen ausgefallenen Thriller hatte, schien mir dieses Buch die perfekte Wahl zu sein.
Ich habe sehr schnell in die Geschichte hineingefunden, was wegen des starken, flüssigen und einnehmenden Schreibstils wirklich leicht war. Obwohl hauptsächlich aus Chloes Perspektive geschrieben wird, gibt es immer mal wieder interessante Wechsel, sodass man auch andere Teilnehmer der Studie kennenlernen kann. Hier hat sich für mich die Recherchearbeit der Autorin zu Ausprägungen der Psychopathie wirklich bezahlt gemacht. Die Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern waren teilweise enorm, aber sehr authentisch und interessant ausgestaltet.
Auch Chloe als eine der Hauptprotagonisten war eine wirklich spannende Figur. Durch ihre kaltschnäuzige und teilweise herablassende Art wirkt sie nicht unbedingt sympathisch, aber ich hatte dennoch keine Probleme mit ihr mitzufiebern und ihre Beweggründe zu verstehen. Tatsächlich hatte es etwas ungemein Erfrischendes eine so andere Protagonistin zu verfolgen.
Die Handlung konnte mich durch ihre vielen unerwarteten Wendungen und unvorhergesehen Kniffe auf jeden Fall mitreißen. Auch hatte sie ein gutes Tempo. Chloes Kapitel beginnen mit einem 60 Tages Countdown, was einerseits die Spannung erhöht und gleichzeitig ein ganz gutes Gefühl für die Zeitlinie gibt.
Dafür, dass der Großteil der Geschichte super durchgeplottet war, fand ich das Ende allerdings ein wenig übereilt und unausgereift. Die finale Enthüllung verfehlt ihren Effekt keineswegs, aber die wenigen Seiten, die darauf noch folgen, haben bei mir eher den Eindruck hinterlassen, als hätte die Autorin schnell zu einem Ende finden wollen.

Alles in allem fand ich P.S. – Morgen bist du Tot wegen seiner komplexen und außergewöhnlichen Charaktere in Kombination mit der ausgefallenen Geschichte wirklich gut. Es ließ sich super lesen und erfüllt in Sachen Spannung und Nervenkitzel alle Anforderungen an einen aufregenden Thriller.

Veröffentlicht am 24.08.2022

Seichte Sommerlektüre

Kein Sommer ohne dich
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„Kein Sommer ohne Dich“, der Nr. 1 New York Times Bestseller von Emily Henry, ist ein Buch, an dem man diesen Sommer wohl einfach nicht herumkommt. Herzerwärmend und charmant erzählt es die Geschichte ...

„Kein Sommer ohne Dich“, der Nr. 1 New York Times Bestseller von Emily Henry, ist ein Buch, an dem man diesen Sommer wohl einfach nicht herumkommt. Herzerwärmend und charmant erzählt es die Geschichte von Poppy, ihrem besten Freund Alex und zehn perfekten Sommer-Urlauben, bis der Sommer vor zwei Jahren alles zwischen ihnen veränderte. Seitdem ist zwischen ihnen nichts mehr, wie es war. Poppy hat in ihrem Leben alles, was sie sich jemals erträumt hat, doch ohne Alex an ihrer Seite, fühlt sie sich nie wirklich glücklich.
Poppy bleibt nur die eine Hoffnung: Ein letzter gemeinsamer Urlaub soll ihre Freundschaft kitten und alles wieder in Ordnung bringen. Aber damit das gelingen kann, dürfen ein paar tief vergrabene Gefühle auf keinen Fall an die Oberfläche geraten.

Ich habe mir das Buch als Sommerlektüre ausgesucht und in dieser Hinsicht hat es sich als gute Wahl herausgestellt. Emily Henry hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil, man kommt schnell in die Geschichte rein und die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen laden zum Verweilen ein. Leicht und süß, ist das ein Buch, das prima in die Strandtasche passt.
Insgesamt war mir die Geschichte und die Handlung aber ein wenig zu seicht. Die Geschichte zieht sich sehr, sodass mir sogar die Bezeichnung Slow-Burn-Romance nicht ganz passend erscheint. Slow-Slow-Burn vielleicht.. Es gibt keinen großartigen Spannungsbogen und in vielerlei Hinsicht ist die Handlung auch sehr vorhersehbar. Das Drama am Ende wirkte so konstruiert und überflüssig, dass es für mich besser ohne funktioniert hätte. Insgesamt habe ich mir von der Story ein bisschen mehr gewünscht.
Was mir wiederum gut gefallen hat, waren die Wechsel in den Zeitebenen der Erzählung. Man springt zwischen dem aktuellen Urlaub und den vergangenen umher und so bleibt die Handlung zumindest etwas abwechslungsreich und interessant. Es war schön nach und nach mehr über Poppys und Alex Vergangenheit herauszufinden.

Alex und Poppy als Protagonisten in der Kombination haben mir ganz gut gefallen. Ihre Charaktere sind so unterschiedlich, dass man sich wirklich fragen muss, wie die zwei überhaupt so enge Freunde werden konnten. Vermutlich machen diese Gegensätze sie aber auch so charmant. Weniger gut dargestellt fand ich wiederum die Chemie zwischen ihnen. Die Gefühle zwischen Alex und Poppy habe ich lange vermisst und am Ende auch nicht wirklich gespürt. In der Gegenwart-Zeitlinie hat es sich unangenehm verklemmt zwischen den beiden angefühlt, sodass die sympathischen, süßen Momente lediglich ein blasser Widerhall aus ihrer Vergangenheit bleiben.
Poppys Art ihre Gefühle zu verdrängen und ihr krampfhaftes Bemühen, den Urlaub mit Alex so zu gestalten, als sei nie etwas zwischen ihnen passiert, war auf Dauer leider auch etwas anstrengend.
Unterm Strich fand ich „Kein Sommer ohne Dich“ schön, aber auch ein wenig unausgereift. Ein wenig mehr Witz, ein bisschen mehr Spannung und etwas mehr Schliff bei den Figuren und es wäre ein ausgezeichnete RomCom Lektüre für den Sommer. Trotz meiner Kritikpunkte habe ich mit Alex und Poppys Geschichte aber trotzdem eine schöne Zeit verbracht und kann das Buch jedem nahelegen, der noch nach einer entspannten Geschichte zum Abschalten sucht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2022

Der Titel ist Programm

If we were a movie
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„If we were a movie“ ist der jüngste Roman aus der Feder von Autorin Kelly Oram und entführt seine Leserschaft ins lebendige und künstlerische New York City. Dort Lernen wir Musikstudent Nate kennen. Eigentlich ...

„If we were a movie“ ist der jüngste Roman aus der Feder von Autorin Kelly Oram und entführt seine Leserschaft ins lebendige und künstlerische New York City. Dort Lernen wir Musikstudent Nate kennen. Eigentlich ist sein Leben gerade ganz schön toll. Er hat ein Stipendium für eine Spitzenuni, kann sich endlich voll und ganz auf seine Leidenschaft konzentrieren und selbst die Beziehung zu seiner wunderhübschen Freundin Sophie hat den Umzug auf die Uni überlebt. Nur seine Wohnsituation macht ihm zunehmend zu schaffen. Das eigentlich für zwei Personen gedachte Wohnheimzimmer scheint einfach nicht genug Platz zu bieten für Nate und seine beiden partywütigen, chaos-verbreitenden Drillingsbrüder. Statt in Ruhe an seinen Songs zu arbeiten, versucht er andauernd sich vor der nächsten Katastrophe weg zu ducken.
Doch als es seinen Brüdern gelingt Nates Laptop – mitsamt seiner wichtigen Arbeit – zu zerstören, ist endgültig Schluss mit dem Ducken. Er liebt seine Brüder, aber ab sofort können sie jemand anderem auf die Nerven gehen. Nate wird ausziehen. Da trifft es sich super, dass ein gewisser Jordan auf der Suche nach einem Mitbewohner ist.
Er zögert nicht lang und stürzt sich ins WG Abenteuer. Dass sich Jordan am Ende als Mädchen entpuppt, das für ihr Filmstudium das sonnige LA hinter sich gelassen hat, sorgt freilich für ein paar Probleme mit seiner Freundin Sophie, aber Nate hat genug davon ständig das zu tun, was andere von ihm wollen und beginnt endlich Entscheidungen mal nur für sich zu treffen. Und warum sollte er nicht in einer WG wohnen wollen, in der er sich rundum wohl fühlt, in der er sich kreativ entwickeln kann und in der man seine Leidenschaft fürs Musikmachen versteht? Am Ende sollten ihn die Leute, die ihn lieben und die er liebt doch bei seinem Traum unterstützen...
Meine Meinung zu dem Buch ist eigentlich durchweg positiv. Es war mein Erstes von Kelly Oram, daher war es mir eine Freude ihren Schreibstil kennen zu lernen. Mir hat sehr gefallen wie leichtgängig und humorvoll, gleichzeitig aber auch nahbar und berührend sie schreibt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nate erzählt, sodass man besonders ihn sehr gut kennenlernen kann. Es war sehr erfrischend so eine YA-Story mal (nur) aus der Perspektive des männlichen Protagonisten zu erleben. Nate ist eigentlich ein ruhiger, sympathischer Kerl, der voll und ganz in seiner Schaffenskunst aufgeht. Aber weil er so nett und ruhig ist, lässt er sich auch allzu leicht von anderen manipulieren, bzw. tut alles, um es seinen Mitmenschen recht zu machen. Das wiederum ist nicht gut für ihn. Zwischenzeitlich bekommt man den Eindruck, er wäre ein Seil bei dem Tauziehen zwischen Sophie und seinen Brüdern Chris und Tyler, die sich gegenseitig nicht im Geringsten ausstehen können. Es gibt so viel Gezerre um seine Person, dass man im Grunde genommen kaum Gelegenheit bekommt mal zu hören, was Nates Wünsche sind. Das entwickelt sich erst, nachdem er Jordan begegnet.
Sie hört ihm zu und – viel wichtiger – respektiert seine Leidenschaft als das was sie ist, nämlich keine Fixe Idee, sondern eine Vision mit Potential. Denn Nate ist richtig gut in dem was er tut.
Allgemein hat mir Jordan sehr gut als Figur gefallen. Sie ist charmant und direkt, sagt geradeheraus was sie denkt oder fühlt, bleibt aber respektvoll und versucht nicht anderen ihre Meinung aufzudrängen. Ein riesiger Pluspunkt ist auch ihre Affinität für alles Filmische. In jeder Situation fällt ihr eine passende Filmanekdote ein und ich find schön, mit wie viel Liebe zum Detail Kelly Oram diese Leidenschaft ausgearbeitet hat. So entspricht jedes Kapitel einem Filmtitel und dadurch kommt eine ganz bunte Mischung aus älteren Klassikern, ikonischen Romcoms und dem ein oder anderen Geheimtipp zusammen. Einem Film- und Serienjunkie wie mir geht dabei absolut das Herz auf!
Ich fand aber auch, das Jordan – besonders im Vergleich zu Nate – relativ blass bleibt. Man erfährt natürlich einiges über sie, je weiter man in der Geschichte vorankommt und doch habe ich stellenweise etwas Tiefe vermisst. Mehr Details zu ihrem Werdegang, ihrer Vergangenheit, ihren Studienplänen... ich kann den Finger nicht drauflegen, aber irgendwas hat mir gefehlt. Vielleicht hätte es doch nicht geschadet, auch etwas aus ihrer Perspektive lesen zu können.
Sehr gelungen hingegen fand ich die Entwicklungen zwischen Jordan und Nate. Generell bin ich kein besonderer Fan von Handlungen, in denen einer der Protagonisten in einer Beziehung in die Geschichte startet. Hier kann man Nate und Jordan aber wirklich keinen Vorwurf machen. Mir hat gefallen, dass sie sich erst über Wochen als Freunde kennenlernen und einander überhaupt nicht romantisch betrachten. Auch wenn die Szenen an sich unangenehm ausgefallen sind, war Jordan sogar bemüht, sich mit Sophie anzufreunden.
Und nachdem es zum endgültigen Bruch mit Sophie kommt, vergehen wiederum einige Wochen, ehe Nate bemerkt, dass er sich zu Jordan hingezogen fühlt. Alles in allem kann man also durchaus mit den Beiden mitfiebern und ohne schlechtes Gewissen Sophie gegenüber auf ihr Glück hoffen.
Die Geschichte lebt außerdem von den zahlreichen sympathischen Nebenfiguren, von der sonderbaren Pearl, über Colin bis hin zu Nates Dad. Besonders sind natürlich auch Chris und Ty. Obwohl beide zu Anfang nur wenig Sympathiepunkte sammeln können, so machen sie doch eine tolle Entwicklung durch und erschleichen sich doch ihren Weg ins Leserherz.
Eine andere Hausnummer ist Sophie. Mit ihr hatte ich tatsächlich so einige Schwierigkeiten. Wie bereits erwähnt, mag ich Storys mit vergebenen Protagonisten nicht allzu sehr. Das liegt unter anderem daran, dass der ursprüngliche Partner gerne mal überzeichnet dargestellt wird, soll heißen: extra unsympathisch, damit man auch ja darauf hofft, dass er oder sie bald Geschichte sein wird.
Auch wenn ich Sophie nicht als überzeichnet empfunden habe, war sie in meinen Augen doch etwas zu gewollt unsympathisch dargestellt. Ganz zu schweigen von ihrer weiteren Entwicklung und dem Drama, das sie heraufbeschwört. Natürlich hat es die Geschichte ordentlich vorangetrieben, aber ich glaube einfach, alles in allem war mir das ein wenig zu viel des Guten.
Trotz dieser kleineren Kritikpunkte hat mich „If we were a movie“ absolut abholen können. Kelly Oram kreiert eine wundervolle Atmosphäre mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen und eine Geschichte, die sich wunderbar runterlesen lässt. Das Buch hat alles, was ein gelungener, mitreißender Roman braucht und bekommt daher auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.07.2022

Knallharter Krimi mit knallhartem Ermittler

Princess Margarita Illegal
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“Princess Margarita Illegal“ ist der zweite Teil der von Stephen Mack Jones geschaffenen Krimi-Reihe rund um den Detroiter Ex-Cop und Ex Marine August Snow. Er knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten ...

“Princess Margarita Illegal“ ist der zweite Teil der von Stephen Mack Jones geschaffenen Krimi-Reihe rund um den Detroiter Ex-Cop und Ex Marine August Snow. Er knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Teils an, es ist allerdings nicht zwingend nötig diesen zu kennen.
Dieses Buch ist in meinen Augen ein wirklich genialer Kriminal-Roman und kombiniert tolle Charaktere, einen fesselnden Plot und unerwartete Wendungen mit einem sehr authentischen Einblick in die Menschen und Probleme der Stadt Detroit.
Der Protagonist, engagiertes Mitglied in Detroit’s Mexicantown und wichtiger Teil der Community, wird durch einen Bekannten aus seiner Zeit als Polizist in eine Mordermittlung hineingezogen, die viele Fragen aufwirft. Eine unbekannte Mexikanerin wurde aus dem Detroit River gezogen und weder ihre Verkleidung als Prinzessin noch die schlimmen Verletzungen, die sie vor ihrem Tod erlitten haben muss, scheinen einen Sinn zu ergeben.
Von den Behörden hat die junge Frau keine Gerechtigkeit zu erwarten, also nimmt sich August des Falles an und stößt schon bald auf eine Spur, die ihn nah an die dunkelsten Abgründe der Gesellschaft führt.
Jones Schreibstil hat mir sehr gefallen. Mit seinem zynischen und ungefilterten Tonus hat der Erzählstil etwas von der Atmosphäre eines Film Noir, ist aber gleichzeitig temporeich und modern, was das Buch ungleich mitreißender macht. Auch Jones Detailliebe sticht heraus. Seine Beschreibungen der Figuren und insbesondere der Stadt kreieren ein unglaublich echtes und authentisches Bild von Mexicantown und seiner Bewohner. Kleinigkeiten wie z.B. das Essen, die auf den Ersten Blick unerheblich erscheinen, tragen ganz stark dazu bei, sich beim Lesen in die Community versetzt zu fühlen. Ich war sehr schnell von der Geschichte und ihrer Atmosphäre eingenommen.
August als Protagonist hat mich ebenfalls schnell von sich überzeugt. Er hat das Herz am rechten Fleck und gute Intentionen, ist allerdings auch bereit gewisse Grenzen zu übertreten. Weder schwarz noch weiß bewegt er sich häufiger mal in einer moralischen und ethischen Grauzone. In Kombination mit seinen derben Sprüchen und dem trockenen Humor hat er etwas von Stirb Langsams John McClane.
Schließlich mochte ich auch die Handlung sehr. Es dauert ein wenig bis sich richtig Spannung aufbaut, allerdings wird es früh genug ordentlich turbulent. Der Handlungsverlauf bietet einige überraschende Wendungen und verbindet die Elemente eines spannenden Detektivromans mit denen eines atemlosen Großstadt-Thrillers.
Natürlich gab es die ein oder andere Szene, die in der Realität vermutlich nicht so abgelaufen wäre, allerdings wirkt der Roman trotz der gehörigen Portion Waffen und Gewalt auch tragisch realistisch.
Wer also auf der Suche nach einem düsteren, atmosphärischen Krimi ist, sollte es definitiv einmal mit „Princess Margarita Illegal“ versuchen.

Veröffentlicht am 18.07.2022

Herausfordernd nüchtern, mit wertvollen Einblicken

Dämmerstunde
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„Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong ist ein ruhiger, melancholischer Roman, der die Hoffnungen, Träume und tiefgreifenden Erkenntnisse innerhalb einer Gesellschaft erforscht, welche ihre sozialschwachen ...

„Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong ist ein ruhiger, melancholischer Roman, der die Hoffnungen, Träume und tiefgreifenden Erkenntnisse innerhalb einer Gesellschaft erforscht, welche ihre sozialschwachen Mitglieder rücksichtslos unter Wirtschaftswachstum und Modernisierung zu begraben pflegt. Hwang Sok-Yong ist ein außergewöhnlicher Geschichtenerzähler und erschafft hier ein hervorragendes und generationsübergreifendes Bild der sozialen Strukturen in der Megametropole Seoul.
Erzählt wird die Geschichte aus zwei wechselnden Perspektiven. Zum einen lernen wir die junge Theaterregisseurin Uhi kennen, die sich mit ihren ausbeuterischen Jobs gerade so über Wasser halten kann. Ihr Leben führt sie täglich an den Rand der Resignation, aber sie hat einen Traum, den sie mit eiserner Entschlossenheit verfolgt.
Und dann gibt es noch Bak Minu, der trotz aller Widrigkeiten alles und noch mehr erreicht hat, das er wollte. Doch der alternde Architekt findet Anlass auf sein Leben und seine Entscheidungen zurückzublicken, seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in einem neuen Licht zu sehen und beginnt schließlich zu hinterfragen, ob der Preis für seine erfolgreiche Karriere nicht doch zu hoch gewesen ist.
Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Lebenswege; zwei Personen, die sich unter normalen Umständen wohl nie begegnet wären. Aber die Begegnung mit einer alten Liebe und einer neuen Freundin führen diese beiden Wege auf überraschende Weise zusammen.
„Dämmerstunde“ war mein erster Roman von Hwang Sok-Yong und ich habe ihn als anspruchsvolle, aber auch sehr einnehmende Lektüre empfunden. Je länger ich über den Inhalt und das Gelesene nachdachte, umso mehr gefiel er mir.
In seiner Erzählweise ist das Buch sehr direkt und fast schon herausfordernd Nüchtern. Das hat es mir gerade zu Anfang etwas erschwert, Zugang zu den Figuren und der Erzählung zu bekommen. Der Schreibstil unterscheidet sich doch sehr von westlicher Literatur und für jemanden, der wenig bis kaum Literatur aus dem Asiatischen Raum liest, kann dieses Ungewohnte schnell zur Hürde werden. Lässt man sich aber möglichst unvoreingenommen auf diesen schnörkellosen und geradlinigen Schreibstil ein, fällt es sehr leicht, sich von den Worten davontragen zu lassen. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich ins Buch hineingefunden habe, wurde dann aber von der Atmosphäre und Entwicklung irgendwann gepackt.
Der Autor lässt sich Zeit mit seinen Figuren, baut ihre Welt und ihren Werdegänge in hingebungsvoller Ausführlichkeit aus und auch wenn ich zu den Charakteren keine wirklich emotionale Bindung aufbauen konnte, haben mich ihre Lebensgeschichten sehr berührt und mitfühlen lassen. Eingangs war es etwas schwer, die vielen Namen einzelner Figuren auseinander- und dabei den Überblick zu behalten, aber auch das Problem hat sich mit der Zeit gelegt.

Am meisten und wohl auch am nachhaltigsten hat mich aber die subtile Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Missständen innerhalb der Südkoreanischen Gesellschaft beeindruckt. „Dämmerstunde“ erzählt die Geschichten individueller Figuren und zeichnet damit ein eindringliches und äußerst realistisches Bild einer ganzen Gesellschaft. In seinem Nachwort schreibt der Autor: „(...) Reue und Scham einer ganzen Gesellschaft: Beides prägt uns. Ist man aber mittendrin im Geschehen, ist einem nie ausreichend bewusst, wie eng das Individuelle und das Gesamtgesellschaftliche immer schon zusammengehören.“ Man muss eine Menge zwischen den Zeilen des Romans lesen, um zu begreifen, wie sehr er von diesem Gedanken durchdrungen ist. Mir hat sehr gefallen, dass das ein Buch ist, welches einem nicht auf Anhieb all seine Geheimnisse verrät, sondern einem als Leser auch einiges an Überlegungen abverlangt.
Generell würde ich sagen, dass „Dämmerstunde“ vielleicht nicht Jedermanns Buch ist und ein gewisses Maß an Aufgeschlossenheit von seinen Lesern verlangt. Wer allerdings wieder einmal Lust auf eine anspruchsvollere Lektüre hat, sollte an dieser definitiv nicht vorbeigehen. Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es daher auch guten Gewissens empfehlen.