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Veröffentlicht am 28.03.2022

Another Cinderella Story

Bridgerton – Wie verführt man einen Lord?
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Es geht romantisch weiter mit Regency-Autorin Julia Quinn’s beliebter Bridgerton-Reihe und die ambitionierten Matriarchin der Familie, Violet Bridgerton, darf auf das Liebesglück eines weiteren ihrer Kinder ...

Es geht romantisch weiter mit Regency-Autorin Julia Quinn’s beliebter Bridgerton-Reihe und die ambitionierten Matriarchin der Familie, Violet Bridgerton, darf auf das Liebesglück eines weiteren ihrer Kinder hoffen. In „An Offer from a Gentlemen“ soll nun auch Benedict, der zweit-älteste der Familie unter die Haube kommen. Und darum geht’s:

Sophie Beckett hätte sich nie träumen lassen, dass sie sich auf den berühmten Maskenball von Lady Bridgerton schleichen könnte - oder dass sie dort ihrem "Prince Charming" begegnen würde! Als illegitime Tochter eines verstorbenen Grafen, ist sie tagtäglich dem Unmut und der leidenschaftlichen Abneigung ihrer Stiefmutter ausgesetzt, doch ihre alltäglichen Leiden verblassen, als sie sich in den staken Armen des charmanten und umwerfend attraktiven Benedict Bridgerton wiederfindet. Hier fühlt sie sich kostbar und angekommen. Doch Benedict darf nicht mehr sein als dieser wundervolle Traum, aus dem sie um Mitternacht erwachen muss.

Seit jener magischen Nacht wird Benedict heimgesucht von einer strahlenden Vision in Silber, die ihn blind macht für die Reize aller anderen – bis er Sophie Beckett begegnet. Die seltsam vertraute Schönheit im Hausmädchengewand, löst etwas in ihm aus. Doch kann er sein geheimnisvolles Fräulein endgültig aufgeben, obwohl er doch geschworen hatte sie zu finden und zu heiraten? Und selbst wenn es ihm gelänge, er ist immer noch ein Bridgerton und ein Bridgerton heiratet kein Hausmädchen...

Die bisherigen Teile der Bridgerton Reihe habe ich sehr genossen, daher war es nur eine Frage der Zeit auch diesen Teil in die Hand zu nehmen. Wie der Klappentext bereits verrät, handelt es sich bei Sophies und Benedicts Geschichte im Großen und Ganzen um eine klassische Aschenputtel Story. Ich bin nicht der größte Fan von Cinderella Adaptionen, war aber trotzdem gespannt, wie diese Regency Variante ausgefallen ist.

Der Schreibstil der Autorin hat mir wieder sehr gut gefallen. Er ist flüssig, lebhaft und humorvoll. Das Lesen macht einfach wirklich Spaß und man kann sich total zwischen den Seiten verlieren. Für mich ist es mehr der Schreibstil denn die Handlung der Julia Quinns Bücher zu page turnern macht und das war auch hier mehr oder weniger der Fall.
Das heißt aber nicht, dass es langweilig wird. Die Handlung hat ein gutes Tempo und hält auch die ein oder andere überraschende Wendung parat. Was mir wieder gut gefallen hat, ist dass es öfters Wechsel in den Handlungsorten gibt. Zwar ist das alltägliche Leben im Ton in diesem Teil weniger präsent, aber die Geschichte wird lebhafter und interessanter durch diese diversen Wechsel. Für mich hat es gut funktioniert.
Weniger abholen konnte mich dieses Aschenputtel-Prince-Charming-Konzept. Ein Paar Szenen waren wirklich bezaubernd, etwa die erste Begegnung der Protagonisten auf dem Maskenball, aber insgesamt war es mir einfach ein bisschen zu viel des Guten. Die böse Stiefmutter war so überzeichnet, dass sie dadurch als Figur einfach nicht mehr überzeugend war. Die Stiefschwestern, zumindest die eine, wirkte auch eher Sketchy als alles andere.
Die andere Stiefschwester, Posey, war wesentlich dreidimensionaler als Charakter und hatte am Ende eine sehr schöne Entwicklung, deshalb konnte sie wirklich etwas zur Geschichte beitragen.

Auch nicht ganz so super fand ich das Machtgefälle zwischen Sophie und Benedict. Sophie ist eine so liebenswerte und optimistische junge Frau, was erstaunlich ist angesichts ihrer Lebensumstände (eben eine typische Cinderella). Sie versucht auch auf gewisse Weise jede Herausforderung anzugehen, anstatt sich davor zu verkriechen, allerdings fällt sie, finde ich, ein wenig zu schnell in die Rolle des „Fräuleins in Nöten“. Sie ist eine zarte Blume, die beschützt werden muss.

Teilweise funktioniert es, weil sie beim Leser sehr viel Sympathie weckt und man sich wünscht, dass ihr endlich mal was Gutes passiert. Allerdings wird sie im Laufe der Geschichte auch häufig bevormundet, besonders von Benedict und das war es dann auch, was mich etwas gestört hat.

Irgendwann gelingt es Sophie sich Gehör zu verschaffen, aber ich schätze ich hätte mir einfach gewünscht, dass sich die Protagonisten einfach etwas mehr auf Augenhöhe begegnen.

(Dadurch, dass das aber so eine Standardvoraussetzung für den Cinderella-Charakter einer Geschichte ist, liegt mein Problem wohl eher darin und nicht bei Sophie und Benedict.)

Benedict auf der anderen Seite ist ein sehr charmanter und sympathischer männlicher Protagonist, allerdings wirkt er einfach wie eine blassere Variante seines älteren Bruders Anthony. Mir ist es ein wenig schwer gefallen mich für ihn zu erwärmen, weil ihm schlicht dieses besondere Etwas gefehlt hat, um aus der Masse der Bridgerton Nachkommenschaft herauszustechen. Ich hatte gehofft, dass sich dieses besondere Etwas in seiner Natur als Künstler/ Maler heraustun würde, allerdings bleibt dieser Charakterzug sehr im Hintergrund. Es ist einfach schade, weil er alles in allem einfach nicht wirklich in Erinnerung bleibt.


Ich kann nicht sagen, dass ich nicht Spaß gehabt hätte beim Lesen. Sogar ganz im Gegenteil. Die Seiten sind nur so dahingeflogen und ich konnte vollkommen in die Geschichte eintauchen. Die Dialoge sind längst nicht so bissig und amüsant wie zB zwischen Anthony und Kate, aber konnte ich bei Benedict und Sophie mitfiebern und mitfühlen und konnte das volle Julia-Quinn-Leseerlebnis genießen. Es ist nur so, dass die Geschichte mich einfach nicht ganz abholen konnte. Es fehlt das Einprägsame, das Einzigartige, das Besondere, deshalb gibt es für „An Offer from a Gentleman“ 3 Sternchen.

Veröffentlicht am 22.03.2022

Meet the Bridgertons

Bridgerton - Der Duke und ich
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Wie viele Andere hier auch, habe ich mich durch die Netflix-Produktion in die Bridgerton-Serie verguckt und wollte dann unbedingt lesen, was der Ursprung des Ganzen ist. „The Duke & I“, wenn auch der erste ...

Wie viele Andere hier auch, habe ich mich durch die Netflix-Produktion in die Bridgerton-Serie verguckt und wollte dann unbedingt lesen, was der Ursprung des Ganzen ist. „The Duke & I“, wenn auch der erste Teil der Reihe, war nicht das erste Bridgerton-Buch, das ich gelesen habe. Irgendwie war, nachdem ich die Serie gesehen habe, nicht ganz das Interesse da, weil man ja doch viel von der Handlung im Voraus kennt, allerdings hat mich dann irgendwann doch die Neugier gepackt.

Mein Lieblingsteil der Reihe ist es nicht, aber es liefert doch viele Elemente, die einen tollen Regency-Roman ausmachen und das Lesen zu einer sehr unterhaltsamen Angelegenheit machen. Der Schreibstil (im Englischen-Original) ist flüssig, lebendig und sehr leichtgängig. Besonders die Dialoge machen immer wieder viel Spaß und entlocken einem das ein oder andere Schmunzeln beim Lesen. Zwar tauchen durchaus ein paar (wie ich glaube) unzeitgemäße, sprich modernere, Ausdrücke auf, mich persönlich hat das allerdings nicht weiter gestört. Auch setzt sich mit der Zeit eher amerikanisches Englisch durch, was für einen Roman, der in England spielt, vielleicht etwas schwierig ist. Für mich zählt der aber der Gesamteindruck und ich finde es von der Ausdrucksweise überzeugend und (sagen wir mal) authentisch genug, um mich in der Geschichte wohlzufühlen, (das habe ich auch schon anders erlebt und da auch als sehr störend empfunden) und am Ende des Tages ist es kein Jane Austen Roman.
(Geht man davon als Standard aus, gäbe es nicht nur an der Sprache was auszusetzen, sondern dann wäre das ganze Buch, mit den Charakteren, ihrem Verhalten und ihren Interaktionen wohl nicht überzeugend. Deshalb sollte man diese Sache mit der Authentizität in Regency Romanen wohl immer mit einem kleinen Augenzwinkern betrachten. Aber das nur als kleine Bemerkung am Rande.)

Simon und Daphne haben mir als Paar gut gefallen. Sie ergänzen sich hervorragend und die Autorin hat sich auch reichlich Mühe gegeben ihnen Tiefe zu verleihen. Daph ist einfach ein Charakter zum Gernhaben. Sie ist lieb und sanftmütig, lässt sich aber – wie sie nicht müde wird zu erwähnen – als Schwester von vier Brüdern, auch nicht einfach über den Mund fahren. Sie ist schlagfertig (in vermutlich jedem Sinne des Wortes) und gewitzt, aufmerksam und definitiv klein hübsches Debütantinnen-Dummchen. Die Kabbeleien mit ihren Brüdern haben mir daher auch mit am besten gefallen. Ich glaube aber am Ende hat mir bei ihr einfach etwas gefehlt, das sie wirklich interessant, oder sagen wir erinnerungswürdig macht.
Simon auf der anderen Seite kommt sehr düster und grimmig um die Ecke. Umso spannender war es zu lesen, wie er in Daphnes Gegenwart entspannter und leichtgängiger wurde. Hier hat sich finde ich am besten gezeigt, wie sehr sich die beiden ergänzen. Anders als Daphne, kommt Simon mit einer eher unglücklichen Vorgeschichte daher, weshalb sein Charakter in mancherlei Hinsicht mehr Entwicklung durchmachen muss, um an sein Happy End zu kommen. Er ist finde ich zweifellos der interessantere/ vielschichtigere Protagonist. Trotzdem hätte ich mir an mancher Stelle gewünscht, dass er sich etwas früher von seinen aufzehrenden Rachegedanken gelöst und etwas selbstreflektierter gehandelt hätte. Das hat die Autorin für meinen Geschmack beinahe etwas zu sehr in die Länge gezogen.

Das besondere an diesem Buch, wohl eher an der ganzen Reihe sind die Nebencharaktere. Der Bridgerton-Clan mit 8 Kindern und der ambitionierten Matriarchin Violet Bridgerton an ihrer Spitze wächst einem wirklich schnell ans Herz, auch wenn es nur wenig Gelegenheit gibt, sie kennenzulernen. Ich glaube es ist diese herzliche und witzige Familiendynamik, die sich so offensichtlich durch das Buch (und alle weiteren Bücher) zieht, die mich so sehr an diese Reihe gefesselt haben.
Die Serie hat, verglichen mit dem Buch, ein paar drastische Veränderungen vorgenommen, wodurch unter anderem viele Nebencharaktere ihre eigenen Handlungsstränge erhalten haben, die manch ein hoffnungsvoller Leser vergeblich in diesem ersten Teil sucht. Ich verstehe die Enttäuschung, hab es aber selbst nicht wirklich so empfunden. Am Ende muss man beides voneinander unterscheiden und auch akzeptieren, dass die Serie aus Spannungs- und Etablierungsgründen einige Veränderungen und Erweiterungen vorgenommen hat. Mir hat es jedenfalls nicht den Unterhaltungsfaktor genommen und ich hatte trotzdem Spaß mit diesem Teil der Reihe.

Abschließend muss ich sagen, dass ich nicht wirklich ein Fan von dem Cover bin. Das liegt nicht an den Schauspielern (die mir in den Rollen sehr gefallen haben), ich mag nur einfach nicht diese Angewohnheit von Verlagen unbedingt "Netflix" bzw Verfilmungscover rausbringen zu müssen. Für mich persönlich hätte das nicht sein müssen.

Am Ende des Tages ist „The Duke & I“ ist ein kurzweiliger, romantischer (definitiv mit kitsch-Faktor), sehr humorvoll und sympathisch geschriebener Roman, der ein paar schöne Lesestunden verspricht. Vielleicht nicht der beste Regency-Roman aller Zeiten, aber doch eine Leseempfehlung wert.

Veröffentlicht am 22.03.2022

the part that made me fall in love with the series

Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?
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The Viscount Who Loved Me war das erste Bridgerton Buch, das ich in die Hand genommen habe und ist zweifellos der Grund dafür, dass ich dieser Reihe so verfallen bin. Wie viele andere auch, bin ich durch ...

The Viscount Who Loved Me war das erste Bridgerton Buch, das ich in die Hand genommen habe und ist zweifellos der Grund dafür, dass ich dieser Reihe so verfallen bin. Wie viele andere auch, bin ich durch die Netflix Serie auf die Buchreihe gestoßen und weil ich nach dem Ende der ersten Staffel unbedingt wissen wollte, wie es mit weiter geht, konnte ich nicht anders als anfangen zu lesen.
Anthony Bridgerton, ein außerordentlich schwer fassbarer Junggeselle, bereitet den ambitionierten Mama’s der Londoner Gesellschaft reichlich Kopfschmerzen, zeigte er doch bisher keinerlei Absichten sich eine Ehefrau zu suchen.
Was jedoch selbst die allzeit gut informierte mysteriöse Klatschkolumnistin Lady Whistledown nicht ahnt: Der attraktive Viscount hat nicht nur beschlossen zu heiraten – er hat sich sogar schon eine geeignete Frau ausgesucht! Eine wohlerzogene, wunderbar vorzeigbare zukünftige Viscountess Bridgerton, in die er sich, das ist das wichtigste, nie verlieben wird. Das einzige Hindernis ist die ältere Schwester seiner Auserkorenen, Kate Sheffield – die wohl impertinenteste Person, die ihm je begegnet ist.
Die temperamentvolle junge Frau treibt Anthony in den Wahnsinn mit ihrer Entschlossenheit, die Verlobung mit ihrer kleinen Schwester zu verhindern. Er kann sie nicht ausstehen und doch ist es ausgerechnet Kate Sheffield, die sich Nacht um Nacht in seine Träume schleicht...
Kate ist entschieden dagegen, dass Anthony ihrer Schwester den Hof macht. Edwina verdient nur das Beste und das schließt ganz entschieden einen berüchtigten Wüstling, um ganz genau zu sein Anthony Bridgerton, als Ehemann aus. Doch während sie so sehr darauf bedacht ist das Herz ihrer Schwester zu beschützen, vergisst sie ganz und gar ihr eigenes Herz gegen den charmanten Viscount zu wappnen.
Ich glaube ich hatte selten so viel Spaß beim Lesen eines Regency-Romans, wie mit Anthony und Kate. Das liegt zweifellos an Autorin Julia Quinn’s herrlich gewitztem Schreibstil. Schlagfertig, temporeich und sehr amüsant fliegen die Seiten nur so dahin.
Im englischen Original fällt durchaus auf, dass die Autorin nicht, bzw nicht kontinuierlich im Britisch-Englisch bleibt. Auch schleichen sich vereinzelt „modernere“ Begriffe ein, die eigentlich so in einem historischen Roman nicht vorkommen sollten. Ich erwähne das nicht, weil mich das großartig gestört hätte, aber Leser, die für ihr Leseerlebnis Wert auf (absolute) historische Authentizität legen, könnten damit eine schwerere Zeit haben.
Mir fiel es beim Lesen zwar auf, der packende Schreibstil und die wunderbaren, dynamischen Dialoge lassen mich aber sehr leicht darüber hinwegsehen.
Auch die Handlung fand ich in diesem Teil sehr stimmig. Es ist nicht unendlich spannend, aber die Ortswechsel und nicht zuletzt die Spannung zwischen Anthony und Kate machen es einfach unmöglich das Buch bei Seite zu lesen. (Ich habe The Viscount Who Loved Me inzwischen das zweite Mal gelesen und habe es beide Male geschafft, bis in die Morgenstunden hineinzulesen, weil ich nicht aufhören konnte).
Am besten waren aber mal wieder die Charaktere dieser Reihe. Abgesehen davon, dass die anderen Bridgertons ein wenig näher kennenlernt, die Familiengeschichte und die Dynamik innerhalb der Familie, konnten auch Anthony und Kate mein Herz im Sturm erobern.
Beide sind riesengroße Sturköpfe und wissen sich gegenseitig herrlich auf die Palme zu bringen. Ihre Kabbeleien sind die meiste Zeit wirklich charmant zu lesen und wirkten auf mich auch nie gestellt oder erzwungen. Und sie teilen noch eine Gemeinsamkeit, denn beide haben auch so einiges durchgemacht und kämpfen nun mit den Folgen.
Anthony war ein spannender männlicher Protagonist. Bestimmt für die erste Hälfte des Buches verhält er sich genauso, wie man es angesichts seines Wüstling-Rufs erwarten würde, was der guten Kate natürlich nur in ihrer Haltung ihm gegenüber bestätigt.
Mit seiner Familie ist er aber ganz anders und es ist wirklich wundervoll, wie er mit den einzelnen Mitglieder kommuniziert. Es ist beinahe irritierend, weil es Szenen gibt, in denen er wirklich wunderbrar ist und dann solche, in denen er eine sehr rücksichtslose, unschöne Seite durchkommen lässt. Die erste Zeit verhält er sich Kate gegenüber wirklich schrecklich.
Dennoch ist es der Autorin gelungen das alles so auszubalancieren, dass man (finde ich) noch guten Gewissens auf ein Happy End zwischen Kate und Anthony hin fiebert.
Kate auf der anderen Seite ist einfach wunderbar. Natürlich kommt sie auch mit charakterlichen Schwächen und man kann ihr zweifellos vorwerfen, dass sie ihr Desinteresse gegenüber dem Konzept des Heiratens ein wenig für zu selbstverständlich genommen hat. Das ist für sie ein wenig nach hinten losgegangen, allerdings machen ihre Unsicherheiten sie auch interessant. Sie bilden einen schönen Kontrast, da sie ansonsten eine außerordentlich starke, stolze und in sich vertrauende Protagonistin ist. Man vergisst leicht, dass Kate auch „nur“ eine Debütantin ist, allerdings lässt sie sich davon so wenig einschüchtern, geschweige denn einschränken. Ihr verhalten entspricht so gar nicht dem Bild der zurückhaltenden jungen Frau, die gerade erst in die Gesellschaft eingeführt wurde, insofern bekommt die Geschichte eine sehr interessante, irgendwie andere Atmosphäre.
Mir hat es sehr gut gefallen und ich bin froh, dass ich mit diesem Teil in die Reihe gestartet bin, bevor die Serie zuvorgekommen ist. Es ist von allem ein bisschen mehr, ein bisschen mitreißender als der erste Teil der Reihe und liest sich leichtgängig und schnell. Am Ende des Tages ist Regency-Romance keine super anspruchsvolle Literatur, aber man kann sich fallen lassen, einfach nur die Figuren und Atmosphäre genießen und sich von einer kitschig-romantischen Geschichte einlullen lassen.
Ich glaube ich kann gar nicht so präzise den Finger darauflegen, weshalb The Viscount Who Loved Me mir so gefallen hat, ich kann aber sagen, dass es mich einfach enorm unterhalten hat. Daher bleibt mir auch nichts übrig als 5 Sternchen zu verteilen.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Schmerzhaft, emotional und so hinreißend wie der Rest der Bridgerton-Reihe

Bridgerton - Ein hinreißend verruchter Gentleman
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„Ein hinreißend verruchter Gentleman“ aus der Feder von Autorin Julia Quinn ist der 6. Teil der Bridgerton-Reihe und erzählt die Geschichte von Francesca.
Seit dem Moment ihrer ersten Begegnung ist Michael ...

„Ein hinreißend verruchter Gentleman“ aus der Feder von Autorin Julia Quinn ist der 6. Teil der Bridgerton-Reihe und erzählt die Geschichte von Francesca.
Seit dem Moment ihrer ersten Begegnung ist Michael Sterling Francesca Bridgerton heillos verfallen. Sie ist die Liebe seines Lebens, das fühlt er mit jeder Faser seines Körpers. Und mit derselben Sicherheit weiß er, dass Francesca niemals die Seine werden kann. Denn die junge Frau ist im Begriff seinen Vetter John zu heiraten, den Earl of Kilmartin. John, den Michael liebt wie einen Bruder.
Michael muss sich also damit abfinden, dass er nie mehr als nur ihr Freund sein kann.
Doch ihrer aller Leben soll sich von jetzt auf Gleich vollkommen auf den Kopf stellen, als John sich eines Abends zur Bett legt, um nie mehr wieder aufzuwachen.
Im jungen Alter von 22 Jahren wird Francesca zur Witwe und Michael, der nie jemand anderes als John in dieser Rolle sehen wollte, wird zum neuen Earl of Kilmartin.
Überfordert von seinen Gefühlen und seiner neuen Rolle reist Michael nach Indien. Er braucht Zeit zum Atmen, zum Denken, zum Trauern - doch ganz besonders braucht er Abstand von Francesca, denn die Schuldgefühle ob seiner Gefühle für sie, drohen ihn zu erschlagen.
Vier Jahre wird es dauern, bis Francesca beschließt, dass der Wunsch nach einer eigenen Familie zu stark wird und sie sich auf die Suche nach einem neuen Ehemann machen sollte. Vier Jahre wird es dauern, bis Michael bereit dazu ist nach England zurückzukehren und seine Rolle als Earl Kilmartin einzunehmen. Vier Jahre wird es dauern, bis sie einander wiedersehen...
Ich muss sagen, dass mich dieser Teil der Bridgerton-Reihe ein wenig zwiegespalten zurückgelassen hat. Aber Eins nach dem Anderen...
Julia Quinn’s Schreibstil hat mir schon seit dem ersten Buch, das ich von ihr gelesen habe, vollkommen eingenommen. In gewohnter Manier überzeugt sie mit Leichtgängigkeit, Esprit und spritzigen, humorvollen Dialogen, die einen förmlich zwingen Seite, um Seite zu verschlingen. Dennoch ist dieser Teil doch um einiges ernster als seine Vorgänger. Ein wesentlicher Teil dieser Geschichte handelt von Trauer, Verlust und den Schuldgefühlen das eigene Leben fortzusetzen; ohne den Verstorbenen weiterzuleben. Ich würde daher sagen, dass dieses Buch doch emotional fordernder ist. Dennoch finde ich, dass die Autorin eine gute Balance zwischen Ernsthaftigkeit und ihrem üblichen Humor gefunden hat. Ich war nach kurzer Zeit dem Sog der Geschichte Verfallen.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Francesca und Michael, wobei ich hier das Gefühl hatte, dass Michaels Erzählanteile doch wesentlich mehr waren. Vielleicht habe ich deshalb rückblickend das Gefühl, ihn als Protagonisten besser verstanden zu haben als Francesca.
Michael war mir recht schnell sympathisch. Auch wenn er den Ruf eines notorischen Rumtreibers und Schwerenöters hat, merkt man schnell, dass er mehr als das ist. Er hat eine sehr hingebungsvolle und loyale Seite, deren Ausmaß wohl selbst seinen engsten Vertrauten nicht bewusst ist.
Besonders wenn es um Francesca geht, kann man nicht anders als ob seiner inneren Zerrissenheit mitzufühlen. Außerdem war es ganz interessant mal einen männlichen Protagonisten in der Reihe zu haben, der nicht ewig und drei Tage braucht, um sich seiner Gefühle bewusst zu werden. In dieser Hinsicht war Michael erfrischend geradeheraus und ehrlich mit sich selbst.
Dennoch muss ich sagen, dass mir im Verlauf der Geschichte vielleicht ein bisschen zu viel Fokus darauf lag. Als wäre sein Charakter allein Charme, Schuldgefühl und Liebe zu Francesca. Ein bisschen was anderes wäre da doch nett gewesen. Zum Beispiel hätte ich es durchaus interessant gefunden, etwas über seine Zeit in der Armee zu erfahren.
Francesca auf der anderen Seite habe ich im Laufe der Geschichte ein wenig verloren. Man kannte sie zwar aufgrund einiger weniger Erwähnungen aus den vorangegangenen Bridgerton-Teilen als die starke, clevere, aber introvertierte junge Frau, die die immer etwas anders war als der Rest ihrer Familie. In den ersten Kapiteln sammelte sie bei mir einige Sympathie-Punkte und ich fand ihre Gefühlswelt (besonders nach Johns Tod und dem zeitweise Zerwürfnis mit Michael) sehr gut beschrieben. Doch die feinfühlige, logische und scharfsinnige Francesca ist mir mit Voranschreiten der Seitenzahlen immer mehr entglitten. Sie hat sich so viel darauf eingebildet Michael zu kennen und zu verstehen, war aber erstaunlich blind für sein Verhalten und seine Verletzlichkeit. Vielleicht lag es daran, dass man solche Szenen oft aus Michaels Perspektive erlebt hatte, aber manchmal war es mir unbegreiflich, wie sie nicht 1 und 1 zusammenzählen konnte oder zumindest nicht das nötige Feingefühl aufbringen konnte ihn nicht weiter zu provozieren.
Außerdem habe ich nach einer Weile auch ihre Scharfsinnigkeit und Schlagfertigkeit vermisst. Sie ist andauernd sprachlos, beginnt Sätze ohne sie je zu beenden und ihre Antworten scheinen immer entweder „Michael“ oder „Ich weiß es nicht“ zu sein. Sie ist so unentschlossen, dass es beinahe frustrierend wird. Ihr entscheidender Sinneswandel kam für mich quasi gerade rechtzeitig.
Insgesamt hat mir dieser Teil aber doch gut gefallen. Obwohl man zurecht ein wenig der Leichtigkeit der ersten Teile vermisst, ist die Geschichte nichtsdestoweniger mitreißend, emotional und sehr lesenswert. Wer noch kein Bridgerton-Buch gelesen hat, sollte vielleicht nicht unbedingt mit Francesca und Michael anfangen, aber doch ist dieser Teil eine wunderbare Ergänzung zu den anderen Geschichten der Familie. Emotional fordernder, aber nicht weniger schön!

Veröffentlicht am 20.03.2022

Magischer Jugendroman

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Eben noch befand sich die 15-jährige Austausschülerin Zoe auf einer geheimen Mitternachtsparty in ihrer Londoner Schule im Dunwick House, als sie sich nach der Begegnung mit einem sonderbaren Spiegel im ...

Eben noch befand sich die 15-jährige Austausschülerin Zoe auf einer geheimen Mitternachtsparty in ihrer Londoner Schule im Dunwick House, als sie sich nach der Begegnung mit einem sonderbaren Spiegel im Jahr 1816 wiederfindet. Eine Zeitreise stand definitiv nicht auf ihrem Plan für ihr Austausch-Jahr, aber Zoe wäre nicht Zoe, wenn sie nicht das beste aus der Situation machen würde, und so stürzt sie sich voller Tatendrang in ihre neue Rolle als Zofe der jungen und schrecklich schüchternen Lady Lucie.
Während Lady Lucie mit tatkräftiger Unterstützung ihrer treuen Zofe auf ihrem ersten Ball erstrahlt, begegnet Zoe dem jungen Lord Hayden Falcon-Smith und findet - zu ihrer großen Überraschung - einen Mit-Zeitreisenden in ihm. Verbunden durch das gemeinsame Ziel zurück in ihre eigene Zeit zu finden begeben sich die beiden auf die Suche nach Antworten. Doch schon bald müssen Zoe und Hayden feststellen, dass sie in eine Sache hineingeraten sind, die viel größer zu sein scheint, als sie selbst...

London Whisper war auf jeden Fall eine schöne Leseerfahrung. Ich fange am Besten damit an, wie sehr mir die Aufmachung des Buches gefallen hat. Das Cover finde ich in der Gestaltung sehr gelungen. Ich mag die Farben, die kleinen Details, die den Inhalt der Geschichte eingreifen und kann auf jeden Fall sagen, dass es in Natura noch viel schöner aussieht, als auf dem Bild. Die Mühe und Detailliebe hört allerdings nicht beim Cover auf. Das Buch ist voll von kleinen Zeichnungen und wunderbar ausgearbeiteten Feinheiten, die das ganze Leseerlebnis einfach sehr bereichern. Ich bin einfach sehr begeistert, wie viel Mühe und Hingabe in die Gestaltung eingeflossen sind.

Nun zum Inhalt. Der Schreibstil hat mir insgesamt ganz gut gefallen. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Zoe geschrieben, sodass man als Leser recht schnell einen Draht zu ihr aufbaut.
Ich habe zwar ein wenig gebraucht um in die Geschichte hinein zu finden, aber die Sätze sind flüssig, die Sprache lebendig und die Dialoge gut ausbalanciert, sodass schnell ein guter Lesefluss entsteht. Nicht ganz so gut fand ich an einigen Stellen aber die Sprache. Es ist ein Roman, der eine jüngere Zielgruppe anspricht und vorallem auch eine jüngere Hauptprotagonistin hat, daher macht ein gewisses Maß an Jugendsprache und "Slang" durchaus Sinn. Allerdings haben sich manche Sätze beim Lesen einfach nicht ganz natürlich angefühlt (falls das nachvollziehbar klingt). Ein wenig gezwungen quasi. Natürlich ist das meine subjektive Empfindung, aber es gab so ein Paar Wörter/ Sätze, die mich dann einfach aus dem Takt gebracht haben.

Auch die "historische" Sprache hat für mich nicht ganz hingehauen. Manche Dialoge wirkten ein wenig zu "theaterhaft" um mich richtig abzuholen und mir wirklich dieses Gefühl von "aha, wir sind in 1816" zu vermitteln. Natürlich muss man das Buch als das sehen, was es ist, nämlich ein Jugendroman, der auf charmante Weise Gegenwart mit der Vergangenheit zusammenwürfelt. Aber ich hätte mir zumindest gewünscht, dass es sich sprachlich einfach ein wenig authentischer anfühlt.

Auf den Inhalt möchte ich gar nicht zu sehr eingehen, um nichts vorweg zu lesen, aber hier hält die Story was sie verspricht. Eigentlich ganz wunderbar, wie sehr das Cover den Charakter der Geschichte wiedespiegelt. Sie ist frisch, charmant, ein wenig frech und wirklich witzig. Ich hatte auch keine Sekunde den Gedanken von Schonmal-irgendwo-gelesen.
Als ich angefangen habe zu lesen, wusste ich noch nicht, dass es sich um einen ersten Teil einer Reihe handelt, aber rückblickend sehe ich es als sehr gelungenen Einstieg. Die erste Hälfte ist noch sehr dem Bereich Charaktervorstellung und Etablierung gewidmet, aber in der Zweiten kommt dann durchaus Spannung auf. Leider wird es nie wirklich ich-kann-nicht-schnell-genug-umblättern spannend, dafür plätschert die Geschichte ewas zu gemächlich vor sich hin, aber es gibt zumindest immer wieder Szenen, die genug Spannung aufrecht erhalten um umblättern zu wollen. Und es gibt jeeede Menge offene Fragen, die es quasi unvermeidbar machen, weiterlesen zu wollen. Besonders am Ende.
Was das angeht, so weiß ich nicht, ob es mir wirklich gefallen hat. Ehrlich gesagt hat es mich mit einem leicht seltsamen Gefühl zurück gelassen. Nicht wirklich wie nach einem Cliffhanger, sondern eher als wäre die Handlung einfach in einer Szene abgebrochen und schlicht nicht mehr weiter gegangen. Als wäre das Ende un-fertig. Die Leseprobe zur Fortsetzung konnte es ein wenig abmildern, aber an sich, sollte diese ja nicht als Epilog dienen.

Die Charaktere in der Geschichte haben mir insgesamt auch gut gefallen. Als erstes muss natürlich ganz klar Zoe erwähnt werden. Sie ist wohl die tougheste, unerschütterlichste 15-Jährige Protagonistin, die mir je in einem Buch begegnet ist. Sie ist eine Problemlöserin durch und durch und geht in dieser Rolle auch vollkommen auf. Beeindruckend fand ich auch ihr unerschütterliches Selbstvertrauen, ihre Sichtweise auf die Welt und das Leben, sowie ihren Umgang mit dem Dasein als Mädchen bzw heranwachsende Frau. Eine positivere Botschaft kann man sich für eine junge Leserschaft eigentlich nicht wünschen.
Diese überschwängliche und positive Art macht sie als Protagonistin sehr sympathisch. Allerdings kam damit für mich auch ein kleines Manko. Zoe war mir ein wenig zu unerschütterlich, um "echt" zu wirken. Wobei, vielleicht ist das nicht richtig ausgedrückt. Ich schätze, ich hätte mir einfach gewünscht, dass ihre Figur auch Unsicherheiten durchblicken lässt (immerhin ist sie aus heiterem Himmel in der Vergangenheit gelandet, das kann einen schonmal verstören) und insgesamt etwas nahbarer wird. Ich finde Charaktere leben sehr von ihren Stärken und Schwächen und gewinnen mehr Tiefe, durch beides. Diese andere Seite von Zoe kam mir aber ein bisschen zu spät und ein bisschen zu unzureichend, um mich komplett mitzureißen.

Sehr gefallen hat mir die liebe Miss Lucie. Sie ist eine Figur mit der man einfach mitfühlen und mitfiebern muss. Ihre Entwicklung mitzuverfolgen war definitiv eine der schönsten Aspekte der Handlung.

Auch Hayden war eine interessante Ergänzung. Mir gefällt die Dynamik zwischen ihm und Zoe sehr und sein Auftreten hat der Geschichte nochmal ordentlich Witz hinzufügen können. Er scheint sich doch um einiges Schlechter in seiner Rolle als Sohne eines wichtigen Lords zurecht zu finden, was eine willkommene Ergänzung zu Zoes Haltung zu der ganzen Zeitreisen-Situation war. Es fällt auch reichlich schwer, ihn nicht sympathisch zu finden.
Trotzdem blieb Hayden für mich in weiten Teilen noch ein wenig zu blass als Charakter. Auch hier hätte ich mir ein wenig Tiefe, ein wenig mehr Einblick in seine Figur gewünscht, aber aufgrund der angedeuteten Liebesgeschichte zwischen ihm und Zoe (und selbstverständlich des Zeitreisenproblems) denke ich, dass man hier sehr auf die Fortsetzung hoffen kann.

Mein Fazit fällt unterm Strich also ein wenig gemischt aus. Ich hatte definitv Spaß am Lesen und bin überzeugt, dass es für die angesprochene Zielgruppe eine super Geschichte ist. Am Ende war es für mich aber dieses Zusammenkommen der vielen Kleinigkeiten und Kritikpunkte, die das Leseerlebnis für mich persönlich nicht ganz so mitreißend gemacht haben, wie ich es mir gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist "#London Whisper – Als Zofe ist man selten online“ von Aniela Ley eine schöne, lesenswerte Geschichte und ein spannender Auftakt einer vielversprechenden Reihe.