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Veröffentlicht am 24.11.2021

Der Polit-Thriller des Jahres

State of Terror
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Nach einer turbulenten Zeit in der amerikanischen Politik wurde gerade eine neue Regierung vereidigt. Die frisch gebackene Außenministerin Ellen Adams ist entschlossen, ihrem Land zu dienen und bemüht ...

Nach einer turbulenten Zeit in der amerikanischen Politik wurde gerade eine neue Regierung vereidigt. Die frisch gebackene Außenministerin Ellen Adams ist entschlossen, ihrem Land zu dienen und bemüht sich, das geschädigte Ansehen der Vereinigten Staaten auf der internationalen Weltbühne zu beheben. Doch ihr begegnet ordentlich Gegenwind. Der neue Präsident würde sie lieber heut als Morgen schon zurücktreten sehen und wenig hilfreich, wird Ellen's erste große Auslandsreise direkt zum Reinfall.
Doch als sie plötzlich mit einer schrecklichen internationalen Bedrohung konfrontiert wird, verliert all das jede Bedeutung. Nach drei verheerenden Anschlägen auf europäische Großsstädte, ergeben sich Hinweise, dass auch die USA zum Ziel werden sollen - und Ellen muss auf einmal alles riskieren, um das zu verhindern.

Das Autorinnen Duo Penny und Clinton hat hier einen wirklich herausragenden Polit-Thriller geschrieben, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite absolut in Atem hält.

Der Schreibstil ist temporeich, prägnant und absolut fesselnd. Dabei sind es besonders die vielen Perspektivwechsel, die zusätzlich sowohl Spannung als auch Tempo erhöhen und dieses Buch zu einem unglaublichen Page-Turner machen. Bereits nach wenigen Kapiteln nimmt die Geschichte Fahrt auf und ab da kann man sich aufgrund der Wendungen, Erkenntnisse und Enthüllungen nicht mehr losreißen. Man merkt auf jeden Fall, dass dieses Buch mit sehr detailliertem Insiderwissen geschrieben wurde. Im Großen und Ganzen wirkt die Storyline aufgrund dessen wirklich glaubhaft und realistisch.

Mit Ellen Adams haben die Autorinnen auch eine sehr starke, weibliche Protagonistin geschaffen. Ellen ist eine Frau der Tat, lässt sich von ihrer Männer dominierten Umgebung nicht unterkriegen, auch wenn diese sie häufig unterschätzt und belächelt und beeindruckt mit Scharfsinnigkeit und messerscharfer Kombinationsgabe. Entgegen dem typischen Bild einer eiskalten, abgeklärten Politikerin, besticht Ellen besonders durch ihr toughes, aber allzeit sehr menschliches Auftreten.

Etwas weniger begeistert war ich davon, dass sich doch das ein oder andere Klischee in die Geschichte geschlichen hat. Ein bisschen weniger von dem üblichen "USA als die großen Weltretter" hätte es nach meinem Geschmack auch getan, nur um ein Beispiel zu nennen. Wie in jedem Amerika-rettet-die-Welt Action Film aber auch, funktioniert es dramaturgisch allerdings gut, daher hat mich das insgesamt nicht allzu sehr gestört.

Sehr schön war zum Schluss auch das Nachwort der Autorinnen, in denen sie über ihre gemeinsame Arbeit und die Entwicklung der Geschichte schreiben. Das sollte man definitiv nicht überlesen.

Insgesamt hat mir "State of Terror" sehr gefallen. Das rasante Tempo der Geschichte, die toll konzipierten Charaktere und raffinierten Wendungen machen dieses Buch zu einem ausgezeichneten Thriller und daher absolut Lesenswert. Für mich war "State of Terror" wirklich Der Polit-Thriller des Jahres.


Veröffentlicht am 05.11.2021

Ein Herzensbuch und eine Herzensreihe

Drei Dates
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Es geht weiter mit der sympathischen Londoner Mädels-WG rund um Ruby, Pen und Maisie. Nachdem Ruby im ersten Band mit Beau ihr großes Glück gefunden hat, schustert Autorin Franziska Erhard in diesem zauberhaften ...

Es geht weiter mit der sympathischen Londoner Mädels-WG rund um Ruby, Pen und Maisie. Nachdem Ruby im ersten Band mit Beau ihr großes Glück gefunden hat, schustert Autorin Franziska Erhard in diesem zauberhaften 2. Teil der Kisses-in-London Reihe nun auch das perfekte Happy End für Pen zusammen. "Drei Dates" hat eine in sich abgeschlossene Handlung und kann daher auch selbstständig gelesen werden.

Penelope - von allen nur Pen genannt - ist eine vorzeige Londonerin, die es auch noch faustdick hinter den Ohren hat. Frech, witzig und stilsicher, mit herausragendem Gespür für Mode und Design ist sie quasi wie geschaffen für das Leben in dieser großen aufregenden Metropole. Billige Anmachen, die sie in ihrem Job als Modeberaterin öfter als ihr lieb ist über sich ergehen lassen muss, pariert sie so sicher und raffiniert, wie d'Artagnan einen Streich mit seinem Degen. Und wie dieser, hat auch Pen ihre zuverlässigen, allzeit bereiten Musketiere an ihrer Seite: Ruby und Maisie!
Gemeinsam können sie alles schaffen. Nur diese eine Sache können die Freundinnen ihr nicht abnehmen: Die Suche nach Mr. Right.

Pen will sich von ganzem Herzen verlieben und endlich den Einen finden. Attraktiv und erfolgreich soll er sein, mit großen Ambitionen, ähnlich den ihren, doch ganz besonders will sie endlich fühlen, was es bedeutet angekommen zu sein.
Schade nur, dass der Weg zu ihrem ganz persönlichen Mr. Right sie direkt durch den alptraumhaften Dating-pool der Großstadt führt. Wie soll Pen jemals den richtigen Mann finden, wenn sie ständig abgelenkt wird von Flaschen, Lügnern, "Meine Frau muss es nicht erfahren"-Spezialisten und solchen, die eh nichts Ernsthaftes suchen?

Es muss ein Schlachtplan her. Ganz Klar!

Praktischerweise klopft gerade das neue Jahr an die Tür und Pen fasst einen Entschluss. Schließlich heißt es nicht umsonst "Neues Jahr, neues Glück!".
Drei Dates! Nicht weniger muss jeder Kandidat durchhalten, bevor Pen seinen Bemühungen nachgibt.
Leider schützt aber selbst der beste Dating-Filter nicht vor unerwünschten Überraschungen und so muss Pen noch den ein oder anderen Frosch küssen, bis endlich jemand in ihr Leben tritt, der all ihre Wünsche für die Zukunft Wirklichkeit werden lassen könnte. Aber macht ihn das auch zu ihrem Mr. Right?

Mir hat "Kisses in London - Drei Dates" wirklich sehr gut gefallen. Der Schreibstil von Franziska Erhard hat mich bereits in "Drei Worte" total begeistert, deshalb hatte ich auch nicht weniger von diesem Teil erwartet. Enttäuscht wurde ich nicht. Er ist leicht, lebendig und dynamisch, total mitreißend und nicht zu vergessen gespickt mit lauter raffinierten und ungemein lustigen Sätzen.
Besonders erwähnenswert finde ich allerdings, dass aus Pen's Perspektive erzählt wird und ich finde unglaublich toll, wie gut ihre Persönlichkeit durch den Schreibstil zum tragen kommt. Würde ich nicht wissen, dass ein und dieselbe Person hinter Ruby und Pen steckt, könnte ich glatt denken, Pen hätte hier selbst ihre Geschichte zu Papier gebracht. Das hat mir als Leserin wirklich ein ganz besonderes Gefühl beim Lesen beschert, das ich sehr genossen habe.

Zur Handlung möchte ich niemandem etwas vorweg nehmen, deshalb verrate ich zum Inhalt nicht mehr, als das was hier schon steht. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Geschichte eher vor sich hinplätschert, auf keinen Fall langweilig, aber eben auch nicht mit einem mordsmäßigem Tempo. Wer also eher Drama und Action (in Liebesromnen durchaus nicht selten vertreten) sucht, wird in diesem Buch nicht fündig. Ich finde das aber gar nicht schlimm. Für mich gewinnt Pen's Geschichte ihre Spannung eben nicht durch super dramatische Szenen oder krasse Wendungen (wobei man hierauf keineswegs verzichten muss), sondern durch die Charaktere. Echte, authentische Charaktere, die einem ans Herz wachsen, die einen beschäftigen, zum Lachen und zum Grübeln bringen und mit denen man mitfiebern kann, bis sie endlich ihr Happy End finden.

Pen ist genau so ein Charakter. Ich könnte vermutlich ewig darüber schreiben, warum genau ich sie als Protagonistin so interessant gefunden habe. Sie ist lustig, liebenswert, clever und bringt zweifellos eine gute Portion weiblichen Charme mit. Sie hat wirklich viele gute Seiten, aber besonders interessant, sind ihre nicht so guten Seiten. Pen entwickelt sich zu einem Paradebeispiel für "seinem eigenen Glück im Weg stehen". Und ich finde die Autorin hat sich in diesem Fall richtig was getraut, indem sie Pen einige Eigenschaften verpasst hat, die im Allgemeinen eher wenig Sympathie beim Leser generieren. Pen entpuppt sich nämlich als ganz schön oberflächlich und materialistisch.
Ich hätte gedacht, gerade diese Eigentschaften würden mich mehr stören, allerdings kann ich nicht sagen, dass das der Fall war. Viel eher war es echt spannend mal eine Protagonistin zu haben, die diese Facetten aufweist und sich ihrer Schwächen noch erst bewusst werden muss. Pen war einfach erfrischend menschlich und authentisch.
Und für jede Szene, in der man sie vielleicht ein kleines bisschen schütteln wollte, damit sie die Augen aufmaucht und ihre Lebenseinstellung überdenkt, wird man durch ihre ehrliche und einnehmende Charakterentwicklung im Laufe der Geschichte mehr als entschädigt.

Auf die männlichen Wesen in diesem Roman möchte ich auch nicht unbedingt eingehen, viel zu spaßig ist es sie mit ihren Vorzügen und Marotten selbst kennen (und lieben?) zu lernen. Aber jeder von ihnen - auf die ein oder andere Art - ist eine Bereicherung für die Geschichte oder zumindest eine in-Zukunft-vielleicht-mal-lustige Partyanektdote für Pen.

Eine besondere Freude an "Drei Dates" war das Wiedersehen mit Pen's Mitbewohnerinnen. Alle drei sind so unterschiedliche Charaktere, dass es jedes Mal ein großes Vergnügen ist, wenn sie zusammen kommen und sich in ihren Gesprächen verlieren. Besonders Masie ist als Nebenfigur etwas mehr ins Spiel gekommen und hat mich mit ihrer herzlichen, aufgeschlossenen und unerschütterlichen Art schon sehr neugierig auf den dritten Teil der Reihe gemacht.
Und obwohl Ruby und Beau schon ihr eigenes Buch gefüllt haben, war es auch ungemein schön ein paar Leseschnipsel zu bekommen, in denen man die Zwei zusammen ein wenig anschmachten konnte.

Dieses Buch hat mich nach allen Regeln der Kunst um den kleinen Finger gewickelt und ich konnte es beim Lesen nicht aus der Hand legen. Ich hab lauthals gelacht und gegrübelt, mitgefiebert und gejubelt und von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur das Lesen genossen. Zum Schluss schreibt sich die Leseempfehlung quasi ganz von allein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2021

Informativ, facettenreich und so spannend wie ein kriminal Roman - definitiv lesenswert!

Inside Strafverteidigung
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Wie ist es, jeden Tag "im Team" vermeintlicher Verbrecher zu sein, für sie zu kämpfen und vollen Einsatz zu zeigen? Wie kann man das mit dem eigenen Gewissen vereinbaren? Dieser und weiterer grundlegender ...

Wie ist es, jeden Tag "im Team" vermeintlicher Verbrecher zu sein, für sie zu kämpfen und vollen Einsatz zu zeigen? Wie kann man das mit dem eigenen Gewissen vereinbaren? Dieser und weiterer grundlegender Fragen über ihren Beruf haben sich die beiden Strafverteidiger Burkhard Benecken und Hans Reinhardt in ihrem neuen Buch "Inside Strafverteidigung - Advokaten des Bösen" angenommen.

Der Beruf des Strafverteidigers genießt im Allgemeinen nicht den besten Ruf und wird begleitet von vielen Vorurteilen, sieht man sie doch eher als listenreiche Rechtsverdreher, deren einziges Ziel es ist, Verbrecher vor dem Gefängnis zu bewahren.
Aber wie viele dieser Vorurteile entsprechen auch wirklich der Realität? Genau hier setzen die beiden Autoren an und lassen ihre Leser an ihren Erfahrungen und Überzeugungen aus jahrelanger Arbeit als Strafverteidiger teilhaben. Flankiert von authentischen und spannend geschilderten Fällen beleuchten sie unter anderem das besondere Verhältnis zum Mandanten und ihren Familienangehörigen, den Auswahlprozess einer Verteidigungsstrategie und die großen Fragen um Schuld und Moral.
Burkhard Benecken und Hans Reinhardt gehören zu den bekanntesten Strafverteidigern Deutschlands und haben unter anderem auch Fälle betreut, die seinerzeit große mediale Aufmerksamkeit erhalten haben, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass man als Leser schon von dem ein oder anderem Fall gehört hat.
"Inside Strafverteidigung" ist ein Sachbuch, dass genau das liefert, was man erwartet: Einen faszinierenden und fesselnden Einblick in den Berufsalltag des Strafverteidigers.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist für ein Sachbuch überraschend flüssig und sehr mitreißend. Kaum hatte ich angefangen zu lesen, konnte ich mich von den Seiten nicht mehr losreißen, so fesselnd war es. Die Beispiele waren super gewählt und lassen sicher jedes "True Crime"-Fan Herz höher schlagen.
Auch haben die Kapitel eine gute Länge, sodass man von den gelieferten Informationen und Beispielen nicht erschlagen wurde. So kann man die Inhalte auch gut verarbeiten und es bleibt ordentlich was hängen.
Darüber hinaus findet man auch allerhand juristische Fachbegriffe, Grundsätze und Rechtsnormen, die mit in den Text eingebunden wurden. Diese sind allerdings kompakt und gut verständlich erklärt, sodass sie das das Allgemeinverständnis hinsichtlich der Themen erhöhen, ohne dabei den Lesefluss zu beeinflussen.

Den Autoren ist es gelungen ein facettenreiches und aufregendes Bild von ihrem Beruf zu zeichnen, das den gängigen Vorurteilen zumindest ein Stück weit den Wind aus den Segeln nimmt. Ich muss sagen, dass mir teilweise sogar richtig sympathisch war, wie humorvoll sie mit ihrem Ruf als "Advokaten des Bösen" umgegangen sind.
Wer vorher den Unterschied zwischen Tatverdacht und Schlud oder Verteidigung und Rechtfertigung nicht kannte, wird nach diesem Buch vielleicht etwas anders darüber denken.

Unterm Strich war "Inside Strafverteidigung - Advokaten des Bösen" für mich ein sehr spannendes und rundum lesenswertes Buch. Wer sich für die Strafverfolgung oder Juristerei im Allgemeinen interessiert oder auch nur in das Thema reinschnuppern möchte, wird mit diesem Buch sicher einige gute Stunden haben. Auch der ein oder andere True Crime Fan sollte mit dieser fesselnden Lektüre auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.09.2021

Norwegens berühmter Cold Case bekommt eine Geschichte

Das letzte Bild
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Als 1970 im Isdal, in der Nähe von Bergen eine unbekannte Tote aufgefunden wird, stehen die örtlichen Ermittlungsbehörden vor einem Rätsel. Zwar gibt es Indizien und Beweise, nichts davon reicht allerdings ...

Als 1970 im Isdal, in der Nähe von Bergen eine unbekannte Tote aufgefunden wird, stehen die örtlichen Ermittlungsbehörden vor einem Rätsel. Zwar gibt es Indizien und Beweise, nichts davon reicht allerdings aus, um die näheren Umstände des Todes, geschweige denn die Identität der Frau zu klären. Auch moderne Analysemethoden liefern im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte nur begrenzte Informationen. Inzwischen handelt es sich um einen waschechten Cold Case, denn auch heute noch, Rund 50 Jahre später, hat die als "Isdal-Frau" bekannt gewordene Tote, weder Name, noch Geschichte.

Mit ihrem neuen Roman "Das letzte Bild", erschienen am 20.08.2021 im dtv Verlag, hat Autorin Anja Jonuleit dieser berühmten Unbekannten nun endlich eine Vergangenheit geschenkt und eine Familie, zu der sie nach all den Jahren heimkehren kann. Durch herausragende Recherchearbeit, viel Hingabe zum Detail und literarischer Raffinesse ist hier ein wunderbarer Roman entstanden, der es versteht seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive zweier Frauen. Zum einen ist da Eva, die in der Gegenwart auf unerwartete Weise mit dem Fall konfrontiert wird. Bei dem allmorgendlichen Gang zum Bäcker, blickt ihr auf einmal ihr eigenes Gesicht aus einer Tageszeitung entgegen. Doch ein genauerer Blick auf die Schlagzeile verrät ihr, dass es sich bei der abgebildeten Frau um eine unbekannte Tote handelt, die man Anfang der 70er Jahre in einem abgelegenen Tal Norwegens gefunden hat: Die Isdal-Frau. Wie hypnotisiert von dem Abbild, das ihr und dem ihrer Mutter in jungen Jahren so gleicht, beschließt sie, ebendiese aufzusuchen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und der Schock könnte für Eva kaum größer sein sein, als sie von der Zwillingsschwester erfährt, die ihre Mutter in den Wirren des zweiten Weltkrieges für immer verloren hat.

Während Eva also keine andere Wahl hat, als selbst nach Norwegen zu Reisen, um das unglückliche Schicksal ihrer Tante Margarete zu ergründen, erfahren wir aus der Perspektive Margaretes, was mit ihr geschah, nachdem sie von ihrer Familie getrennt wurde. Diesen Verlust nie überwindend, begibt sich Marguerite (wie sie inzwischen genannt wird) zeitlebens auf die mäandernde Suche nach den Orten ihrer Kindheit, in der vagen Hoffnung irgendeinen Hinweis auf den Verbleib von Mutter und Schwester zu finden. Ihre Bemühungen führen sie quer durch Europa und schlussendlich nach Norwegen, nichts ahnend dass sie mit ihren privaten Nachforschungen in ein Wespennest sticht, das sie alles kosten wird.

Das Spannende an diesem Roman war, wie ich finde, dass das Ende bereits zu Beginn feststand. Der Leser weiß, dass die Geschichte darauf zusteuert, dass Marguerite irgendwann als Tote im Isdal endet. Es geht also einzig und allein um den Lebensweg, der sie dorthin geführt hat und es war genau das, was mich an jede Zeile, jedes Wort und jeden Buchstaben gebunden hat. Sich von der Geschichte loszureißen wurde immer schwerer, je näher ich dem Ende kam.
Der Perspektivwechsel zwischen Eva und Margeruite hat ebenfalls einen großen Beitrag zur Spannung geleistet. Dadurch, dass man die Geschichte auf diesen zwei Zeitebenen erlebt, entwickelt sich eine unglaublich packende Dynamik bei der Auflösung des Falls. Aus Marguerites Sicht, die natürlich nicht weiß, was sie eines Tages erwarten wird, nähert man sich den Ereignissen im Isdal in chronologischer Reihenfolge. Ein Hindernislauf, bei dem man die Ziellinie schon am Horizont erkennen kann. Evas Recherchen in dem Fall hingegen entsprechen einer klassischen Ermittlung; ein Puzzle mit Teilen, die einfach nicht richtig zusammen passen wollen, bis der große Durchbruch kommt.

Natürlich macht aber die spannende Idee allein keinen tollen Roman aus. Der Schreibstil muss die Idee auch tragen können, sodass die Geschichte in den Gedanken des Lesers zum Leben erweckt werden kann. Anja Jonuleit hat mich hier keines Wegs enttäuscht. Ihr Schreibstil ist lebendig, mitreißend und lässt einen guten Lesefluss zu. Bei mir hat es nur wenige Seiten gebraucht, damit ich voll und ganz in der Geschichte eintauchen konnte.

Zur Handlung will ich gar nicht mehr sagen, als das was oben schon steht. Ich war vorab sehr gespannt, wie es der Autorin gelungen ist, diesen realen Fall so auszugestalten, dass die Geschichte am Ende nicht nur Sinn ergibt, sondern mir als Leserin auch glaubhaft erscheint. Jetzt im Nachhinein hat es für meine Begriffe mehr als gut funktioniert. Beim Lesen kommt man nicht drum herum, die unzähligen Details wahrzunehmen, die diesen Fall begleiten; angefangen mit den nicht zu einanderpassenden Tatumständen und Indizien, bis hin zu den verworrenen Aussagen von Zeugen. Da habe ich schon angefangen mich zu fragen, wie das Verhältnis zwischen Wahrheit und Fiktion in dieser Geschichte ist. Hierzu war das Nachwort der Autorin sehr aufschlussreich, in dem sie darlegt, wie ihre Recherchearbeit abgelaufen ist und wie sie sich diesem Fall von erzählerischer Seite aus genähert hat. Ich bin nach wie vor schwer beeindruckt, wie Frau Jonuleit es geschafft hat, so schlüssige Erklärungen für Hinweise zu konstruieren (die so auch in den original Ermittungsakten hinterlegt sind), die nicht einmal auf den zweiten oder dritten Blick Sinn zu ergeben scheinen.
Diese Gewissenhaftigkeit und Hingabe bei der Recherche spiegelt sich im ganzen Roman wieder.

Anja Jonuleit ist hier ein richtiges Kunststück geglückt. Natürlich ist und bleibt die Handlung fiktiv und doch hat die Autorin es geschafft mich glauben zu lassen, dass es der Isdal-Frau genauso ergangen sein könnte. Sie hat der anonymen Toten eine Geschichte gegeben.

Für mich ist "Das letzte Bild" definitiv ein Jahreshighlight und verdient daher alle Sternchen, die es zu vergeben gibt. Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.08.2021

Lasst euch von Ruby's & Beau's Liebesglück bezaubern

Drei Worte
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"Kisses in London: Drei Worte" ist der Auftaktband zur neuen Romanreihe aus der Feder von Autorin Franziska Erhard. Die Handlung ist in sich abgeschlossen und kann alleinstehend gelesen werden.
Mir hat ...

"Kisses in London: Drei Worte" ist der Auftaktband zur neuen Romanreihe aus der Feder von Autorin Franziska Erhard. Die Handlung ist in sich abgeschlossen und kann alleinstehend gelesen werden.
Mir hat das Buch sehr gefallen. Es ist eine Geschichte ganz im Stil einer romantische Komödie, lässt aber Raum für Tiefe, eine gute Message und viel Vorfreude auf die Fortsetzungen. Aber erst mal Step bei Step:

Es geht um Ruby, ein Stehaufmädchen durch und durch. Die Sorte Mensch, die aus den Zitronen des Lebens Limonade macht. Und das Leben hatte die ein oder andere Zitrone für sie im Petto. Nach einer bitteren Enttäuschung muss sie wieder auf die Beine finden und versucht ihr Glück in London. Und es sieht gar nicht schlecht für sie aus. Die bekannte Parfümerie in der sie seit langer Zeit mit Begeisterung und Aufopferung arbeitet, bietet alle zwei Jahre ein heiß begehrtes Traineeprogramm an und es ist Ruby's großes Ziel, einen der Plätze zu ergattern. Mit viel Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und einer ordentlichen Portion Rückenwind von ihren beiden Mitbewohnerinnen kommt sie ihrem Traum vom Programm einen riesen Schritt näher - und gerät promt ins Stolpern, als sie dem charismatischen Juniorchef Beau Rutherford höchstselbst gegenüber steht. Beau ist die Komplikation, die Ruby nicht vorausplanen konnte. Und eine hartnäckige Komplikation ist er, denn als Leiter des Programms, ist er nicht nur umfassend in die Abläufe involviert, als ein Mentor des Programms ausfällt, nimmt er auch noch dessen Platz ein. Von einem Tag auf den Anderen werden Ruby und Beau zu einem Team, müssen eng zusammenarbeiten und dürfen dabei keine Sekunde diesen Funkensturm, der sich zwischen ihnen zusammenbraut, Beachtung schenken. Das Unternehmen hat eine klare Regel, wenn es um Beziehungen zwischen Mitarbeitern geht: Sie sind strikt verboten. Für Ruby könnte das bedeuten, dass sie für den Traummann mit ihrem Traumjob bezahlen muss.
Welchen Weg wird sie einschlagen? Welchen Weg kann sie mit ihren Überzeugungen vereinbaren? Das dürft ihr dann gerne selbst beim Lesen herausfinden!

Wenn ich drei Worte aussuchen müsste, um dieses Buch zu beschreiben, wären es wohl "emotional - authentisch - hinreißend". Der Schreibstil macht es ungemein leicht in das Buch einzutauchen. Es gibt immer wieder längere Textpassagen, die durch die Erzählung von Erinnerungen oder Beschreibungen von Situationen gefüllt sind. Anstatt aber die Handlung unangenehm in die Länge zu ziehen, sorgen diese bildhaften Ausführungen dafür, dass beim Lesen ein richtiger Film vor dem inneren Augen entstehen kann. Dem Leser wird hier eine tolle Chance geboten, sich einfach mal aus dem Alltag wegzuträumen und sich von der Handlung mitreißen zu lassen.
Durch die Ich-Perspektive, die den Leser durch das Buch begleitet, lernt man besonders Ruby auf eine sehr umfassende Art kennen. Sie ist eine starke Frau mit Überzeugungen und Zielen, für die sie mit Begeisterung alles zu geben bereit ist. Mir hat sehr imponiert, dass sie sich zu keiner Zeit verbiegen ließ, nur um in ein Bild zu passen, das andere Leute ihr zugedacht haben. Je besser man sie kennenlernt, desto eher versteht man ihre Art zu Denken und Fühlen. Als Protagonistin bleibt sie stets nahbar für den Leser.
Mit Beau hat sie ihr perfektes Gegenstück erhalten. Was mir sehr gefallen hat, war dass die Autorin nicht die gängigen "Boss-Klischees" ausgepackt, sondern Beau zu einem echten Charakter geformt hat. Er ist ein Mann mit Prinzipien und wird im Unternehmen nicht respekiert weil er skrupellos, sondern aufmerksam und freundlich ist, seine Mitarbeiter schätzt und auch mal um die Ecke denken kann. Man kann ihn einfach nicht nicht mögen.
Auch die begleitenden Figuren sind lebendig gezeichnet und eine wunderbare Ergänzung für die Geschichte. Sie sorgen für den entscheidenden Feel-Good-Faktor beim Lesen.

Bei Liebesromanen ist der Handlungsverlauf bis zu einem gewissen Punkt immer ein bisschen vorhersehbar. Dennoch schafft es Franziska Erhard immer wieder mit überraschenden Wendungen, Szenen und Dialogen den Spannungsbogen auf Kurs zu halten. So wird es nie wirklich langweilig. Auch ist die Liebesgeschichte von Ruby und Beau nicht platt und/oder oberflächlich, sondern besticht durch viel Gefühl und Substanz.


Insgesamt war es die Mischung aus all diesen Faktoren, die dafür gesorgt hat, dass ich - erstmal angefangen - das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Es waren ein Paar wunderbare Lesestunden und allein dafür verdient "Kisses in London: Drei Worte" unbedingt die Leseempfehlung. Für mich war es das erste Franziska Erhard - Buch und es wird bestimmt nicht das Letzte sein. Ich kann es nämlich jetzt schon nicht erwarten, den zweiten Teil der Reihe in die Finger zu bekommen. In dem Teil wird dann eine ihrer Mitbewohnerinnen ihr Liebesglück finden.