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Veröffentlicht am 14.08.2023

Die Online-Omi mal ein wenig anders

Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! (Die Online-Omi 19)
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Lauere ich angesichts des (sich nie von 82 Jahren fortbewegenden) Alters der Online-Omi regelrecht darauf, dass es in einem ihrer Bücher mal um eine Beerdigung gehen wird, wird nach der noch nicht allzu ...

Lauere ich angesichts des (sich nie von 82 Jahren fortbewegenden) Alters der Online-Omi regelrecht darauf, dass es in einem ihrer Bücher mal um eine Beerdigung gehen wird, wird nach der noch nicht allzu lang zurückliegenden Organisation einer Hochzeit im fortgeschrittenen Alter („Man muss sich nur trauen“) nun also zur Schule gegangen und den dortigen Lehrkräften als Assistenz zugearbeitet. Inzwischen zig erschienene Bände der Online-Omi-Reihe haben Renate Bergmanns Kult-Faktor regelrecht zementiert, wozu meiner Meinung auch die kongenial vorgetragenen Hörbücher beitrugen und nach wie vor beitragen: Die Stimme von Carmen-Maja Antoni und ihre Lesart SIND einfach die Online-Omi. Ich würde auch in diesem Fall wiederum raten, sich eher das Hörbuch zu Gemüte zu führen als selbst zu lesen; ich versuche es zwar auch immer wieder, aber ohne Antonis Stimme fehlt Renate Bergmann meiner Meinung nach einfach etwas ganz Wesentliches.

Im Falle von „Nicht, dass noch einer sitzenbleibt“ fehlte mir aber nun noch etwas ganz Anderes: die Bergmann-Bücher drehen sich in der Regel doch längst immer um ein bestimmtes Geschehnis, welches hernach abgeschlossen ist (Hochzeit, Camping-Urlaub, Kreuzfahrt, Krönung…), und hier ist bereits im Vorfeld klar, dass die kleine Lisbeth nun definitiv noch sehr viel länger zur Schule gehen wird als die Online-Omi dort tätig sein würde und dass es der Online-Omi auch nicht gelingen wird, die Schullandschaft zu reformieren. Es gab da einfach keinen klaren Dreh- und Angelpunkt wie z.B. eine Schulaufführung (ähnlich des Krippenspiels aus einem anderen Bergmann-Buch) oder ein Schulfest. Stattdessen besteht dieser Titel hauptsächlich aus Beobachtungen des heutigen Schulalltags und dessen Be- bis Verurteilung durch die Online-Omi; da war nun schon sehr viel Gesellschaftskritik und Sozialstudie enthalten. Aber abgesehen davon, dass der Inhalt hier meiner Meinung nach ein wenig aus dem typischen Rahmen fiel, hatte ich auch häufig das Gefühl, die Online-Omi würde sich sehr unentschlossen zwischen „früher lief das alles besser“, „gut, dass sich dies und das geändert hat“ und „ich bin allem gegenüber absolut aufgeschlossen“ bewegen; da dachte ich doch so manches Mal: „Möchte sie jetzt eine eher konservative oder doch eher progressive Figur sein?“

Andererseits war es durchaus interessant, so diverse Generationsunterschiede nochmals deutlich gemacht zu bekommen, aber außer einem diffusen „irgendwas muss sich ändern“; und dass es im Lande Schulsystem seit geraumer Zeit absolut nicht rundläuft, sollte dabei längst klar sein; wurde hier nur wenig an Essenz und sehr viel Verwünschung der gegenwärtigen Verhältnisse (wobei massiver Unterrichtsausfall bei uns auch vor 20 Jahren bereits zum Thema wurde; wenn auch nicht wegen direkten Mangels an Lehrkräften, sondern weil der Etat schon damals einfach keine weiteren Einstellungen vorsah) geboten. Nach einem Bergmann-Titel eher ratlos dazusitzen, ist allerdings auch mal etwas ganz Neues. Allerdings positiv, dass durch dieses etwas andere Renate-Bergmann-Buch ebenfalls das Publikum einen durchaus authentischen Einblick in die Schullandschaft der letzten Jahr(zehnt)e erhält, das womöglich längst sehr viel weiter weg von diesem System ist.
Ansonsten ist die leicht verschrobene Online-Omi in diesem Buch wiederum charmant wie eh und je; ihrem Kultfaktor wird „Nicht, dass noch einer sitzenbleibt“ wohl nix anhaben können, aber meiner Meinung nach wird er durch diesen Titel auch nicht weiter befeuert. Ein schlechtes Buch ist es nicht, halt ungewöhnlich für die Reihe, und wie gesagt: mir fehlte einfach ein großer Zielpunkt inmitten des ganzen Schwadronierens, Philosophierens und Reflektierens.

Veröffentlicht am 01.08.2023

Comic-Held zum Lesen

DC Superhelden: Batman im Kampf für Gerechtigkeit
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Etwas unglücklich ist, dass man selbst in diesem doch eher kurzen Büchlein, das Kinder zum Selberlesen einladen will, nicht sämtliche Fehler auszumerzen geschafft hat. Ich habe die "Rücksäcke" auf Seite ...

Etwas unglücklich ist, dass man selbst in diesem doch eher kurzen Büchlein, das Kinder zum Selberlesen einladen will, nicht sämtliche Fehler auszumerzen geschafft hat. Ich habe die "Rücksäcke" auf Seite 19 zwar prompt überlesen, aber beim einen Kind hakte es beim lauten Lesen angesichts des "ü" zunächst dann doch hörbar und sorgte im Anschluss für Verwunderung, ob das aber eventuell tatsächlich die wirklich korrekte Mehrzahl von "Rucksack" wäre.
Ferner sind zwar keine Fehler aufgefallen und einer in einem ganzen Buch wäre für mich zumindest dann keine Rede wert, wenn sich das Buch nicht ausgerechnet an Neu-Leser richtete, die im flüssigen Lesen noch nicht ganz so firm sind, aber in diesem Fall hat es mich schon geärgert.

Mit der Altersempfehlung tue ich mich zudem etwas schwer: ich denke, ab sechs Jahren kann man es Kindern durchaus bereits vorlesen und diesen dabei weiterhin ein bisschen Batman-Wissen beibringen (denn ohne etwas Zusatzwissen dürfte man hier vermutlich schon an der Verbindung zwischen Batman und Bruce Wayne scheitern), aber generell würde ich es wohl erst Ende der 2. oder zur 3. Klasse hin einführen, grad wenn man das Buch mit dem Gedanken heimträgt, dass "das Kind muss unbedingt das Lesen üben, hat aber null Interesse an Büchern. Mit Superhelden könnte man es aber doch locken."
Bei den Sätzen wird zwar angenehm zwischen "kurz und knackig“" und "mit Nebensatz" gewechselt, aber es gab doch einige Begriffe, angesichts derer ich mir für die Kinder ein kleines Glossar/Lexikon gewünscht hätte, da ich sie für Menschen unter 10 Jahren noch als zu schwierig bzw. unbekannt empfand.

Bei diesem Batman-Werk handelt es sich um ein in erster Linie geschriebenes Buch; dies ist also kein Comic. Immer wieder tragen zwar Schwarz-Weiß-Illustrationen, über je eine Einzelseite erstreckt, zur Auflockerung bei, aber was dem einen 9jährigen Kind zu wenig "Comic-Batman" war, hat das andere Kind gleich kreativ werden lassen und einzelne Szenen selbst malen lassen wollen.
Hier hat es sich also als ziemliches 50:50-Glücksspiel herausgestellt, ob "Batman im Kampf für Gerechtigkeit" gut ankam.

Es sind zwei Geschichten enthalten, wobei die zweite doch kurzweiliger wirkte: In der ersten Geschichte bestand das Grundproblem im menschengemachten (und in diesem Fall vom Bösewicht befeuerten) Klimawandel. Der wurde hier letztlich gut verständlich und vor Allem kindgerecht zusammengefasst, aber es wurde doch halt viel von Batman und Robin lediglich darüber geredet, ehe die ganz große Aufregung losging.
In Geschichte 2, in der Poison Ivy die zu besiegende Gegenspielerin war (und die Erwachsene ein klitzekleines bisschen an den "kleinen Horrorladen" denken lassen könnte), wurde da weitaus mehr Aktivität gezeigt und die "Grusel-Fressblume" sorgte da auch für deutlich mehr Spannung bei den Kindern als die, salopp gesagt, eigentlich einfach nur auszuknipsenden Wärmelampen der ersten Geschichte.

Prinzipiell empfehle ich dieses Buch zwar weiter, würde meine Empfehlung aber definitiv davon abhängig machen, wie wenig Comic ein Kind in Bezug auf einen eigentlichen Comic-Helden akzeptiert.

Veröffentlicht am 13.07.2023

"Gibt es nicht" ist manchmal nur "Kennst du (noch) nicht"

Die Gesellschaft der geheimen Tiere
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"Die Gesellschaft der geheimen Tiere" beginnt ohne lange Vorlaufzeit: Edith "Edie" lebt im Internat, während sich ihre Eltern ständig auf naturwissenschaftlichen Expeditionen befinden; erst mit dem Anfang ...

"Die Gesellschaft der geheimen Tiere" beginnt ohne lange Vorlaufzeit: Edith "Edie" lebt im Internat, während sich ihre Eltern ständig auf naturwissenschaftlichen Expeditionen befinden; erst mit dem Anfang der Ferien erfährt Edie, dass ihre Eltern aktuell als verschollen geführt werden, weswegen sie direkt zu ihrem Onkel abgesandt wird, den Edie gar nicht kennt, welcher aber als ihr Notfallkontakt gelistet ist. Dass Edies Eltern vermisst werden, spielt hier im Buch weiterhin eigentlich gar keine Rolle: eingangs hatte ich noch damit gerechnet, dass Edie und ihr Onkel in einem wesentlichen Teil der Handlung ihre Eltern suchen würden, aber die Geschichte rund um deren Verschwinden wird vermutlich/eventuell/wahrscheinlich erst in einem weiteren Band aufgearbeitet werden.
In diesem Auftaktband ist Edie, angesichts des spurlosen Verschwindens ihrer Eltern, auffallend wenig beunruhigt, was sich allerdings damit erklären lässt, dass sie es gewöhnt ist, dass ihre Eltern auch mal über längere Zeiträume hinweg bei ihrer Arbeit in der Wildnis unerreichbar sind - und vor Allem wirkt "Die Gesellschaft der geheimen Tiere" ab dem Zeitpunkt von Edies Ankunft bei ihrem Onkel ein wenig wie ein Mary-Poppins-Abenteuer, wie ein Bild aus Straßenkreide, in das jene Nanny auch mit den Banks-Kindern hineingesprungen sein könnte.

Es gibt jede Menge als ausgestorben geltende Tiere, aber auch angebliche Fantasiewesen. Dazu kommen noch die heimischen und bekannten (Wald)Tiere, so dass es also nicht so ist als gäbe es hier nur Lebewesen, denen man im Alltag so nicht begegnen würde und auch diese fremden Tiere werden konsequent so dargestellt, dass es sie eben doch gibt, sie aber eben dem Buchtitel gemäß "geheim" sind und nur wenige Menschen von ihrer tatsächlichen Existenz wissen, um auch ihren Schutz zu gewährleisten. In dem Zusammenhang dreht sich ein wesentlicher Strang auch um die Gefahr, die für diese Tiere grad auch von den sogenannten "Trophäenjägern" ausgeht, was sicherlich auch auf uns bekanntem Großwild zu übertragen ist.

Im Nachwort wendet sich der Autor als Tierarzt, welcher er ist, noch kurz weiter an seine junge Leserschaft, die ggf. später auch mit Tieren arbeiten möchte, und da habe ich auch das Buch als kleinen Abenteuerroman für Kinder empfunden, der Lust machen soll, sich in den Bereichen Tierschutz und Naturforschung zu engagieren bzw. Mut, ganz allgemein auch dann seine persönlichen Interessen zu verfolgen, wenn diese in kein gängiges Bild passen. Ich habe "Die Gesellschaft der geheimen Tiere" selbst auch ganz gebannt gelesen und werde das Buch mit Vergnügen an meine neunjährige Nichte weiterreichen, absolut überzeugt, dass sie den Inhalt innert kürzester Zeit gefressen haben wird. Ich hoffe, dass ein weiterer Band hier außerdem nicht allzu lange auf sich warten wird.

Veröffentlicht am 19.06.2023

Erfrischend anders

Liebe und andere Schwindeleien
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Meine 5-Bewertung entspricht eigentlich 4,8 Sternen und tatsächlich hat dieser Roman es geschafft, erst auf den allerletzten Seiten von mir doch noch "herabgestuft" zu werden, denn da gibt es eine Art ...

Meine 5-Bewertung entspricht eigentlich 4,8 Sternen und tatsächlich hat dieser Roman es geschafft, erst auf den allerletzten Seiten von mir doch noch "herabgestuft" zu werden, denn da gibt es eine Art "Konfettiregen-Showdown", den es in diesem Ausmaß nicht gebraucht hätte und der mir einfach viel zu überbordend war; dieses Riesenspektakel passte für mich auch irgendwie nicht zur restlichen Geschichte: War "Liebe und andere Schwindeleien" vorher eine vergnügliche und unterhaltsame RomCom (wenn auch deutlich mehr Romanze als Komödie), wirkte das Ende eher wie eine Persiflage auf das Genre. Schade.

Ansonsten erzählt der Roman aber auf sehr unterhaltsame Art die Geschichte einer Frau Anfang 30, die während ihres Kunststudiums in neu- bis schwerreiche Dunstkreise geraten ist und sich nun als "irgendwie in London übriggeblieben“" betrachtet, denn das Gros ihres Freundeskreises hat sich nach und nach längst aus der teuren Metropole verabschiedet, um auf dem Land die klassische Idylle "Mutter, Vater, Kinder, Hund, Haus, Gartenzaun" zu leben, während sie als Freiberuflerin kaum über die Runden kommt und nun schon seit Jahren, eigentlich übergangsweise, in einer WG mit einem schwulen Paar wohnt, das seine Lebenssituation nun aber auch verändern will, was bedeutet: die Hauptfigur muss sich bis zum Ende des Sommers ganz definitiv eine neue Bleibe suchen, wobei sie es sich angesichts ihrer gegenwärtigen beruflichen Lage, und ihrer damit verbundenen finanziellen Situation, eindeutig nicht leisten können wird, weiterhin in London zu leben.
Und betätigt sie sich grad zum Monatsende hin doch ohnehin schon regelmäßig als Taschendiebin, so kann sie es sich eigentlich auch nicht leisten, Brautjungfer auf der sehr kurzfristig angesetzten Hochzeit ihrer ehemals besten Freundin aus Studienzeiten zu sein, für die Geld ein völlig unwesentlicher Faktor ist - und deren millionenschwerer Verlobungsring für Cat das Ende ihrer Geldsorgen bedeuten würde, aber so einen Coup kann sie nicht alleine durchziehen.

Da hatte ich mir den Anfang des Romans übrigens spektakulärer vorgestellt: denn Jake erwischt Cat hier gar nicht, sondern die Beiden wissen da längst voneinander, dass sie beide Trickbetrüger sind und es wird auch ganz offen darüber gesprochen, was Cat erbeutet hätte und wem man das Diebesgut "zu verdanken" hätte.
Im Vorfeld fand ich es ein bisschen schwierig, dass man hier so ganz eindeutig einem Gaunerpärchen Glück wünschen sollte, zumal Cats hauptsächliches Problem darin bestand, dass sie einfach dem sauteuren London nicht den Rücken zukehren wollte, aber dem wurde gegenüber stand dann, dass in "Liebe und andere Schwindeleien" die Opfer doch eher sorgfältig gewählt wurden und es da insgesamt auch leicht kapitalismuskritisch wurde. Nicht, dass Multimillionär
innen es unbedingt verdient hätten, bestohlen zu werden (wobei: darüber ließe sich wohl auch diskutieren), aber es wurde doch sehr deutlich, dass es da vielen Leuten einfach nur um "haben, um des Habens willen" ging. Auch der Verlobungsring war eher ein Stück für den Safe, mit dem einfach angegeben wurde, dass er sich im Familienbesitz befände, und nichts, zu dem eine emotionale Verbindung bestanden hätte.
Cat und Jake verströmten da eher einen gewissen Hauch von Robin Hood, nur ohne den Teil mit dem Weiterverteilen.

"Liebe und andere Schwindeleien" war in meinen Augen nun eine sehr leichtfüßige, erfrischende Romanze mit Hauptfiguren, deren prägendes Merkmal (die Gaunereien) mal etwas Anderes war. Ich hab den Schreibstil sehr gemocht und hatte da auch immer ein entsprechendes Bild vor Augen; was mir auch aufgefallen ist, dass nur die wenigsten Charaktere optisch beschrieben wurden; es wurde zwar ab und an mal betont, jemand sähe nach Hollywood aus, aber auch das wurde kaum näher ausgeführt, so dass sich hier tatsächlich jede*r beim Lesen eigene Vorstellungen machen kann. Ich kann mir die Geschichte ansonsten aber auch sehr gut verfilmt vorstellen, wenn auch nicht unbedingt für die große Kino-Leinwand, es sei denn, dabei handelt es sich um eins der lässigen sommerlichen Open-Air-Kinos.
Generell ein schönes Buch, das für mich zudem in die Kategorie "optimale Strandlektüre" fällt.

Veröffentlicht am 17.06.2023

Wenig passiert.

Das Netz
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Einem klassischen Krimi entspricht „Das Netz“ nicht: die Protagonistin Sonja kann von Anfang an als eine der Bösen gelten und man wird hier direkt damit konfrontiert, dass sie ihr Geld als Drogenkurierin ...

Einem klassischen Krimi entspricht „Das Netz“ nicht: die Protagonistin Sonja kann von Anfang an als eine der Bösen gelten und man wird hier direkt damit konfrontiert, dass sie ihr Geld als Drogenkurierin verdient; angesichts der Buchbeschreibung hatte ich eher erwartet, zunächst davon zu lesen, wie sie in diese Kreise abrutscht, aber sie steckt bereits am Beginn der Geschichte mittendrin. Eh ist die Beschreibung ein wenig verfehlt, denn auch die Beziehung zu Agla ist als solche gar nicht definiert: Während Sonja sich da deutlich mehr „Offizielles“ wünscht, hadert Agla, die vor Sonja noch nie mit einer Frau zusammen war, arg damit, sich in eine Frau verliebt zu haben, denn sie ist doch gar nicht „so eine“.
Tatsächlich verlaufen die Geschichten dieser beiden Frauen hier eher parallel, von diversen gemeinsam verbrachten Nächten mal abgesehen und sehr vielen Grübeleien, ob und zu was diese Beziehung, oder Nicht-Beziehung, führen soll/könnte.
Auch der Bragi-Strang wird später parallel eingeflochten; die Handlung rund um Sonja steht zwar klar im Fokus und macht das Gros dieses Romans aus, aber insgesamt werden da eben drei Hauptfiguren thematisiert, deren Wege sich, mal häufiger, mal seltener, überkreuzen.

Ich habe „Das Netz“ jetzt als eher ruhigen Roman empfunden. Völlig einfangen konnte mich die Geschichte nicht, denn tatsächlich passierte gar nicht so viel, außer dass Sonja immer mehr Drogen aus dem Ausland nach Island schmuggeln sollte, Bragi mit dem Pflegeheim seiner Frau mehr als unzufrieden war und Agla zum Einen nicht zugeben wollte, lesbisch zu sein, zum Anderen aber ohnehin damit beschäftigt war, sowohl ihre Beteiligung als auch die einiger Kollegen am isländischen Bankencrash zu verschleiern.
Gelangweilt habe ich mich während des Lesens nicht, wobei für Spannung eigentlich nur die Frage sorgte, ob Sonja je aussteigen würde können und wie die großen Drogenbosse da weiter auf sie reagieren würden. Später wird zwar noch die Frage aufgeworfen, wer eigentlich da der oberste Drahtzieher ist, aber was vermutlich für einen Mindf*-Moment sorgen sollte, war für mich völlig absehbar. Mit der Beteiligung dieser Person hatte ich schon frühzeitig gerechnet und ab DEM großen Spannungsmoment in diesem Buch war es eigentlich völlig absehbar und da habe ich mich wirklich gewundert, dass die sonst eher abgebrüht auftretende Sonja da völlig den Kopf verlor und überstürzt zu handeln begann. Bzw. ihr Verhalten konnte ich angesichts dieser dort geschilderten Notsituation sogar noch halbwegs nachvollziehen, aber auch ihr Umfeld mit der vermeintlich sauberen Weste hat da nicht so reagiert, wie man es eigentlich erwarten sollen dürfte, von daher war es nicht ganz nachvollziehbar, dass eine gewisse Enthüllung sie später ganz kalt erwischt haben sollte. (Ja, das klingt jetzt kryptisch, aber ich will nicht spoilern. Wer von Anfang an aufmerksam liest und nur ein klitzekleines bisschen weiterdenkt, für den wird es hier aber keinen Plot Twist, sondern lediglich eine Bestätigung, geben.)

Das Ende ist auch semi-offen: Es gibt keinen klaren Cut, aber der Schluss war als solcher für mich nun auch akzeptabel. Es ist einfach eines dieser Enden, die dazu einladen, die Geschichte ab hier selbst noch ein wenig weiterzuspinnen – oder eben den nächsten Band zu lesen. Ich habe dabei allerdings nur wenig Interesse an der Trilogie im Gesamten entwickelt und werde es vermutlich dabei belassen, einfach nur „Das Netz“ gelesen zu haben.