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Veröffentlicht am 17.03.2019

Lockere Jugendlektüre

Grüne Gurken
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Ein wenig überraschte mich die Offenbarung, dass Lotte, die aus ihrer Perspektive erzählende Hauptfigur aus „Grüne Gurken“ erst 14 Jahre alt, oder eher jung, war, denn bis dahin hatte ich mir eine 16-17jährige ...

Ein wenig überraschte mich die Offenbarung, dass Lotte, die aus ihrer Perspektive erzählende Hauptfigur aus „Grüne Gurken“ erst 14 Jahre alt, oder eher jung, war, denn bis dahin hatte ich mir eine 16-17jährige Lotte vorgestellt und in meinem Kopf blieb Lotte bis zuletzt auch ein, zwei Jahre älter als ihre vorgeblichen 14 Jahre. Für die kam sie mir nämlich doch ein wenig zu differenziert und abgeklärt vor, erst recht, da immer wieder betont wurde, dass nicht nur ihre Eltern, sondern auch die Meisten ihrer Verwandten insgesamt, hochbegabt seien, während Lotte nur „ganz normal intelligent“ wäre. Dem widersprach auch bereits ein wenig, dass Lotte, wohl wiederholt, zum Intelligenztest antreten sollte, von dem ihre Eltern offensichtlich glaubten, Lotte könne den ebenfalls wuppen – da war Lotte in meinen Augen insgesamt zwar ein ziemlicher Tollpatsch, der definitiv ziemlich klug war, aber auf diesen spezifischen Hochbegabtenkram einfach keinen Bock hatte.
Generell schien mir Lotte eher zwar eher wenig Lust zu haben, aber doch deutliches Interesse am Leben um sie herum: „Grüne Gurken“ beschreibt eigentlich nicht viel mehr als eine Momentaufnahme aus Lottes Leben, die in den Ferien stattfindet, als sie just mit ihren Eltern nach Berlin verzogen ist: Lotte hat also noch gar keine Ahnung von ihrem (künftigen) Berliner Leben, kennt die neue Schule noch nicht und hat dementsprechend dort noch keine neuen Kontakte knüpfen können. Eigentlich erzählt „Grüne Gurken“ mehr von Lottes grundsätzlichem Ankommen in Berlin, wie sie dort eine stabile Basis für sich kreiert, wobei jener kleine Mikrokosmos aus der elterlichen Wohnung und insbesondere dem Kiosk gegenüber, in dem sie zunächst unabsichtlich und völlig unerwartet als „Vertretung“ gelandet ist, um sich dann kurzentschlossen ins Verkaufsteam aufnehmen zu lassen und sich prompt in einen regelmäßigen Kunden zu verknallen…

Ich könnte gar nicht sagen, worum „Grüne Gurken“ sich tatsächlich dreht, außer eben um ein Mädchen, das anfängt, sich in einer neuen Umgebung einzuleben; einen echten roten Faden habe ich nicht entdeckt, da war „Grüne Gurken“ für mich eher wie ein Tagebuch, aber eben ein sehr unterhaltsames Tagebuch. Ich habe „Grüne Gurken“ sehr gerne und am Stück ausgelesen; Lotte fand ich sehr erfrischend und angenehm spritzig und die Geschichte war immer wieder mit Tortendiagrammen gespickt, die sich in gewissem, teils aber auch nur echt geringem, Maße auf den Inhalt bezogen und jene Darstellungen fand ich sehr ehrlich, sehr zu Lotte passend, und das waren für mich einfach vielfach widergespiegelte Gefühle, die sie so wohl auch mal von den meisten Jugendlichen empfunden werden/wurden.

Als Jugendbuch fand ich’s klasse; zu ihrem 12. oder 13. Geburtstag werde ich mein Exemplar bestimmt auch an meine Nichte weiterreichen. Wie gesagt: Eine besondere Tiefe habe ich hier nicht entdecken können; für mich war es eher eine leichte Lektüre, die zu lesen halt einfach Spaß machte.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 04.02.2019

Kein wirklich erstaunliches Ding!

Ein wirklich erstaunliches Ding
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„Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist letztlich doch gar kein so erstaunliches Ding; insgesamt tue ich mich sogar ziemlich schwer mit der Bewertung dieses Dings, ähm, dieses Buchs: Ich fand’s nicht schlecht, ...

„Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist letztlich doch gar kein so erstaunliches Ding; insgesamt tue ich mich sogar ziemlich schwer mit der Bewertung dieses Dings, ähm, dieses Buchs: Ich fand’s nicht schlecht, aber ich fand’s auch nicht gut. Es ist absolut okay, dass ich diesen Roman nun von der ersten bis zur letzten Seite kennengelernt habe, aber ich würde ihn nicht weiterverschenken wollen. Zum Einen wüsste ich nicht, wer aus meinem Umfeld sich an dieser Lektüre erfreuen könnte und zum Anderen wüsste ich auch gar nicht so recht, wer hier überhaupt die Zielgruppe sein könnte oder sollte. Nerdige Menschen Anfang bis Mitte Zwanzig, mit einem leichten, aber doch nicht zu ausgeprägtem Hang zu SciFi?! Ich weiß es nicht – was mir nach der Lektüre nun klar ist: Ich fand die Geschichte nun mittelprächtig, den Erzählstil auch völlig durchschnittlich… und alles in Allem ergibt sich für mich daraus eine Drei-Sterne-Wertung. Wenn auch nur knappe drei Sterne, denn ich werde den Inhalt sicher bereits bald weithin vergessen haben und würde eigentlich eher zu zwei bis zweieinhalb Sternen tendieren, aber runde großzügig auf, da sich die Geschichte noch leidlich flüssig lesen ließ. Nicht so, dass ich den Roman am Stück hätte lesen wollen; tatsächlich habe ich hier lediglich kapitelweise gelesen und mir allenfalls mal drei Kapitel hintereinander zu Gemüte geführt - abgesehen davon, dass ich neben dieser Lektüre nun noch vier andere Bücher, jene aber aufeinanderfolgend, gelesen habe -, denn die Geschichte hat mich absolut nicht derart brennend interessiert, dass ich mich ausschließlich auf sie hätte konzentrieren wollen. Aber ich habe „Ein wirklich erstaunliches Ding“ auch nicht einfach so abbrechen mögen; ein wenig neugierig, wohin sich die ganze story bewegt, war ich dann also doch.

Dabei fand ich das ganze Carl-Mysterium letztlich eher banal bis anstrengend; interessant fand ich lediglich die Rolle der „Influencerin“, in der sich April so völlig unvermittelt wiederfand, und ihre Art, mit dem plötzlichen Ruhm umzugehen; für mich trafen mit dem April-Strang und dem Carl-Plot da ein wenig auch zwei Inhalte zusammen, die mir nicht so recht zusammenpassend zu sein schienen. Nun gut, man mag argumentieren, dass April in diese ganze Chose ja auch eher zufällig hineingeraten ist und prinzipiell auch gar keine Befähigung zur Carl-Expertin hatte, zu der sie dann hochstilisiert wurde, dass dieser krasse Kontrast eben das widerspiegeln sollte, aber: Würde ich es so zu sehen versuchen, ist mir das Alles immer noch zu wenig authentisch und viel zu unfassbar gewesen. Für mich persönlich passte das einfach nicht. Ich hätte April lieber in einer simpel gestrickten „Plötzlich berühmt“-Geschichte gelesen, ebenso wie ich über Carl lieber in einem Roman, der sich ausschließlich auf das Rätsel bezüglich seines Hintergrunds konzentriert hätte, gelesen haben würden. Beides zusammen war mir nun halt zu sehr Mischmasch, in dem mir auch jegliche Versuche einer Sozialkritik (und April beäugt den Umgang der Öffentlichkeit mit ihr schließlich durchaus kritisch, und reflektiert auch ihre eigenen öffentlichen Auftritte), die in und an sich absolut schlüssig war, leider völlig unterzugehen schienen.

Was mir an diesem Roman absolut gar nicht gefallen hat, war das absolut unrunde Ende; das schien mir schon fast ein Bettelbrief an die ohnehin stets direkt angesprochenen Leser zu sein, doch bitte um eine Fortsetzung der Geschichte zu ersuchen, aber sorry, so unzufrieden ich mit dem Romanschluss auch sein mag, so uninteressiert bin ich ebenfalls daran, wie es hier von da an weitergehen könnte.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via vorablesen.de, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 21.01.2019

Nach einem starken Anfang noch stärker abgefallen...

Jetzt gehörst du mir (Ein Marina-Esposito-Thriller 8)
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Beginnend ab Band 6 hätte ich die Brennan/Esposito-Reihe eigentlich links liegen lassen können: Seither machten mir die Bände schon keinen so rechten Spaß mehr, waren eher solide Durchschnittsware, aber ...

Beginnend ab Band 6 hätte ich die Brennan/Esposito-Reihe eigentlich links liegen lassen können: Seither machten mir die Bände schon keinen so rechten Spaß mehr, waren eher solide Durchschnittsware, aber in meinen Augen keine echten Knüller vonwegen „diese ganze Reihe ist der Burner; ein absolutes must read bei den Thrillern“.
„Jetzt gehörst du mir“ ist mit „ein packendes Finale“ gelabelt und mich lässt das ausgelesene Buch nur ratlos zurück: Soll das tatsächlich der Schluss der kompletten Reihe gewesen sein; ist das Finale nur auf den zuvor schon begonnenen Fiona-Welch-Strang bezogen und ach, Fiona Welch… die halte ich für einen äußerst seltsamen Reihenbestandteil; mal falsch, mal echt, dann doch noch eine Andere… ich dachte nun ständig: „Falles es noch einen weiteren Band der Reihe geben sollte, taucht in dem bestimmt prompt die Nächste auf, die behauptet, Fiona Welch zu sein.“ In „Jetzt gehörst du mir“ wird übrigens an meiner Stelle auch zurückgeblickt, Vergangenes neu hervorgeholt; generell sollte man die Reihe aber schon kennen, um tatsächlich durchblicken zu können und grade eingangs war ich sehr versucht, diesen Teil erst ruhen zu lassen und wenigstens die letzten zwei Bände nochmals zu lesen, um mich nahtloser in die jetzige Handlung einfinden zu können. (Generell würde ich das auch empfehlen!)

Die vorgebliche „Fiona Welch“ fand ich in dieser Geschichte irgendwie deplatziert; das habe ich in diesem Fall eher als Namedropping empfunden. Ansonsten fand ich die Hintergrundgeschichte der „Bösewichtin“ extrem interessant; deren Biografie fand ich sehr spannend, aber irgendwie blieb es mir nun völlig egal, ob man ihr das Handwerk würde legen können. Sie löste in mir nicht das Gefühl eines Feindes aus, sondern nur ganz oberflächlich das Gefühl, von einer leidlich Wahnsinnigen zu lesen – und das, obschon echt viel gefoltert und gemetzelt wird. Doch hatte ich einfach nicht den Eindruck, von einer kaltblütigen Serienkillerin zu lesen.
Die Ermittler müssen auch in diesem Band wieder ordentlich leiden und Federn lassen, aber es war mir echt noch nie bei einem Thriller/Krimi so gleichgültig, wie er letztlich ausginge. Zwischendurch dachte ich: „Zum Schluss wird womöglich das komplette Team tot sein, aber das ist dir dann auch wurscht.“ Die Geschichte hat mich nicht recht berührt und ich habe einfach nicht mitfiebern können, zumal fand ich die Handlung gen Ende sehr langgezogen. An den letzten 20% des eBooks habe ich soooo unfassbar lange gelesen; die ersten 80% hatte ich in der gleichen Zeitspanne durchschmökern können. Da wäre „Jetzt gehörst du mir“ für mich kurz vor Schluss tatsächlich noch zu einem Abbruchbuch geworden; eigentlich wollte ich schließlich nur wissen, wer überlebt, ob überhaupt irgendwer überlebt, und habe nur deswegen weitergelesen.

Wie gesagt: Den Ermittlern wurde mitunter sehr, sehr übel mitgespielt (und Profi und Berufserfahrung hin oder her: In manchen Fällen blieb es mir einmal mehr ein Rätsel, wieso nicht in eine traumatisierte Schockstarre verfallen wurde), es war alles sehr dramatisch, ein Hammer folgte auf den Nächsten… dass ich den endgültigen Schluss dann echt enttäuschend fand. Da verpuffte all die Dramatik, die ganze Action irgendwie plötzlich ins Nichts, dass ich nur hoffen kann, das „packende Finale“ soll nicht wirklich die komplette Brennan/Esposito-Reihe einstampfen, denn unwürdiger hätte man die Serie in jenem Fall kaum beenden können.
Insgesamt mag „Jetzt gehörst du mir“ ein netter Thriller gewesen sein; der große Wurf war er halt nicht und für mich nun halt eben nichts, was groß „internationaler Bestseller“ oder „eine der besten Thrillerreihen weltweit“ schreien würde. Simple Hausmannskost, mit der man sich mal mehr Mühe gegeben hat, weil die anspruchsvollen Schwiegereltern sich, „aber nur keine Umstände!“, selbst zum Essen eingeladen haben, aber nix, wofür es Gault-Millau-Punkte geben täte. Ein Roman für die ganz eingefleischten Fans der Reihe, den man aber als Reihe-nur-ganz-gerne-Haber nicht lesen muss. In meinen Augen war „Jetzt gehörst du mir“ da leider nicht mehr als reines Mittelmaß.

[Ein Rezensionsexemplar war mir, via #NetGalley, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 17.11.2018

Eine ordentliche Portion Unterhaltung, garniert mit etwas Ernst

Sowas kann auch nur mir passieren
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Wer hat denn diese Buchbeschreibung fabriziert, die so klingt als würde Robin ganz plötzlich und unerwartet dank Georginas alten Tagebüchern Karriere machen?! Nicht nur, dass Robin sich als Komiker zu ...

Wer hat denn diese Buchbeschreibung fabriziert, die so klingt als würde Robin ganz plötzlich und unerwartet dank Georginas alten Tagebüchern Karriere machen?! Nicht nur, dass Robin sich als Komiker zu diesem Zeitpunkt durchaus schon einen Namen gemacht hatte: Dieser Teil der Geschichte spielt sich erst im letzten Romanviertel ab und ist auch recht schnell aberzählt – angesichts des Kurzbeschriebs hatte ich ja erwartet, dass dieser Strang schon frühzeitig beginnen und sich quer durch den ganzen Roman ziehen würde. So habe ich nun aber sehr viel Lesezeit damit verbracht darauf zu warten, dass diese Robin-story endlich mal zur Sprache käme, bis ich letztlich gar dachte: „Hm, sollte er nicht noch…? Oder doch nicht; geht die Beschreibung da nu völlig am Inhalt vorbei?“ Für mich wäre es eindeutig besser gewesen, wenn man davon in der Beschreibung noch gar nichts erwähnt haben würde, zumal diese Erwähnung letztlich nur ein Spoiler zum Ende des Romans hin war; ich habe echt auf einen „Tagebuch-Kleinkrieg“ gelauert und lag da schließlich recht ungeduldig auf der Lauer und fühlte mich irgendwann eher für blöd verkauft, dass das immer noch kein Thema war als dass ich noch gespannt darauf gewesen wäre, wie sich das nun entwickelte.

Ansonsten ist „Sowas kann auch nur mir passieren“ in schöner, aber nicht schönster, Bridget-Jones-Manier gehalten, dabei aber eher holprig übersetzt: Native Speaker, billingual aufgewachsene Menschen und auch Leute, die Englisch absolut flüssig sprechen, werden hier wiederholt über Sätze und Ausdrücke stammen, die viel zu gewollt ins Deutsche übersetzt worden sind; da sind manchmal Redewendungen äußerst genau übertragen worden, obschon es bekannte deutsche Entsprechungen gibt… irgendwie wirkten die Sätze teils auf mich viel zu bemüht und es gab kein einziges Kapitel ohne mindestens einen Satz, bei dem mir die höchstwahrscheinliche englischsprachige Originalaussage prompt durch den Kopf schoss. Letztlich war die Übersetzung gut, aber nicht vollkommen rund(um gelungen).
Von Mhairi McFarlane habe ich bisher ansonsten nur „Vielleicht mag ich dich morgen“ gelesen, das ich vom Inhalt her sehr viel öder und auch dröger als jetzt „Sowas kann auch nur mir passieren“ fand, aber: Die Übersetzung war in meinen Augen da klar besser gelungen.
Hier würde ich nun eher dazu raten, bei vorhandenen Sprachkenntnissen lieber die englischsprachige Ausgabe zu lesen.

Wie gesagt: Hier ist alles klar in Richtung Bridget Jones‘ gehend; die Figuren bleiben eher an der Oberfläche und sind zumeist überzogen gezeichnet; Georgina fand ich persönlich zwar eine recht amüsante Figur, aber zum Einen blieb um sie herum doch alles ein wenig blass und zum Anderen hatte ich nach der letzten Seite auch genug von ihr gelesen; es war zwar nicht so, dass sie mich als Protagonistin während des Lesens nervte, aber halt auch nicht so, dass ich nach dem Beenden des Buchs dachte: „Oh, schade, du hättest nun doch noch zu gerne Georginas Leben ein wenig weiterverfolgt.“
Als es vorbei war, war es halt auch gut. ;)

Das ist jetzt kein Buch, das ich unter „must read“ einstufen würde; ich würde da auch nicht gaaaaaanz unbedingt eine Kauf- und Leseempfehlung abgeben wollen, „Sowas kann auch nur mir passieren“ versetzte mich nun weder in Verzückung noch ins Schwärmen; es ist halt ein solider „heiterer Frauenroman“, und da ist auch das Ende ganz typisch, an dem hier aber zumindest doch noch tiefschürfendere (Selbst)Reflektion zum Vorschein kommt, der sich doch eben leicht mal weglesen lässt.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Ziemlich durchschnittliche Kriminellengeschichten

Gangsterblues
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Bevor das eBook als Rezi-Ex auf meinem Kindle Einzug hielt, war mir bereits eine Leseprobe bekannt, welche die erste enthaltene „Geschichte“ (das Buch besteht aus diversen Episoden aus Bauschs Berufsalltag ...

Bevor das eBook als Rezi-Ex auf meinem Kindle Einzug hielt, war mir bereits eine Leseprobe bekannt, welche die erste enthaltene „Geschichte“ (das Buch besteht aus diversen Episoden aus Bauschs Berufsalltag in der JVA, auf wahren Begebenheiten fußend, aber wohl immer leicht verfremdet) umfasste und theoretisch lässt sich der Eindruck, den ich dadurch vom Buch gewonnen hatte, für mich nun quasi auch weiter auf das Gesamtwerk übertragen.
Der große Aufmacher an diesem Buch war für mich nun definitiv der Autor, auch mir längst aus dem Kölner „Tatort“ bekannt (den ich auch grad deswegen schätze, weil die Rolle des Rechtsmediziners dort eben mit Joe Bausch mit einem echten Gefängnisarzt besetzt worden ist), der neben dem Münsteraner „Tatort“ der Einzige ist, den ich wirklich gerne sehe.

Die „harten Geschichten“ waren nun allesamt ganz interessant (wobei die erste Geschichte letztlich gar die war, die mich am Wenigsten ansprach); völlig Fachfremden und gänzlich Außenstehenden bietet sich hier ein Einblick in die „Vielfalt“ der Verurteilten, von mutmaßlich unschuldig bis hin zu absolut skrupellos. Alle Erzählungen sind völlig unterschiedlich; ich hatte nie den Eindruck, dass sich eine (Lebens)Geschichte wiederholen würde, und Bausch selbst beurteilt die Aussagen der Straftäter eher vorsichtig bis verhalten, in jedem Fall professionell distanziert. Teilweise lässt sich erahnen, was er über einen bestimmten Fall denkt, aber im Allgemeinen ist der „Gangsterblues“ doch sehr objektiv gehalten.
Für Menschen, die selbst mit diversen Straftätern zu tun haben/hatten, dürfte das Buch jedoch keine überraschenden Inhalte bieten, sondern vermutlich lediglich das beruhigende Gefühl, dass man nicht als Einziger von teils heftigen Biografien weiß. Ich habe, zunächst im Hauptberuf und später noch auf ehrenamtlicher Basis, lange mit schwerstabhängigen verurteilten Kriminellen zu tun gehabt, im Rahmen von deren Bewährungsauflagen: Irgendwie waren Bauschs in „Gangsterblues“ erzählten Geschichten vielfach auch für Jene absolut typisch und nun so beliebig, dass mir dauerhaft vermutlich keiner der im Buch nu thematisierten Straftäter mittelfristig im Gedächtnis bleiben wird.

Wobei: Wenn man sich bislang eher nur in einem Heile-Welt-Szenario aufgehalten hat, werden viele von Bauschs Erzählungen wiederum sehr heftig und unfassbar wirken (obschon ich mir ganz, ganz sicher bin, dass er dabei hier über die krassesten Fälle nicht ein einziges Wort verliert); ganz sensiblen und besonders empathischen Personen würde ich von der Lektüre vermutlich eher abraten, man sollte schon bereit sein, in etwas tiefere, menschliche Abgründe zu blicken und sich generell eben für die Geschichten von Kriminellen, bei denen es sich halt nicht unbedingt um den kleinen Ladendieb handelt, sondern die echt was auf dem Kerbholz haben, interessieren.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via #NetGalley, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]