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Veröffentlicht am 29.07.2021

(Für) Ruhige Momente

Der Panzer des Hummers
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Warum ist das Buch denn nun so plötzlich vorbei? Ich wollte doch noch weiter lesen, wie ich schmollend feststellen möchte! „Der Panzer des Hummers“ erzählt quasi Momentaufnahmen; hier werden nur die Geschehnisse ...

Warum ist das Buch denn nun so plötzlich vorbei? Ich wollte doch noch weiter lesen, wie ich schmollend feststellen möchte! „Der Panzer des Hummers“ erzählt quasi Momentaufnahmen; hier werden nur die Geschehnisse während weniger aufeinanderfolgender Tage abgebildet und auch das Wort „Geschehnisse“ ist schon zu viel ausgedrückt; eigentlich wird hier nur das Alltagsleben der Figuren widergespiegelt.
Von der Kurzbeschreibung her hatte ich auch Anderes erwartet: Der Einschub, dass die Geschwister „erneut Stellung zueinander beziehen müssen“, hatte mich denken lassen, dass es hier zu einem Aufeinandertreffen der Geschwister käme, die womöglich z.B. unerwartet noch etwas Erbrechtliches oder Ähnliches klären müssten. Tatsächlich bleibt Ea hier aber sehr außen vor; da spielte zu meinem Erstaunen die Seherin eine wesentlichere Rolle und auch wenn es zwischen deren Tochter und Niels eine Zufallsverbindung gab, fand ich die Präsenz der Familie Wallens hier arg irritierend, und musste mir häufig in Erinnerung rufen, dass es definitiv nur drei und keine vier Geschwister gab.
Zudem kamen auch die Eltern, bzw. grad die Mutter, immer wieder aus dem Jenseits heraus zur Sprache; tatsächlich startet das Buch auch mit einem entsprechenden Monolog, der stilistisch an ein Dramastück erinnerte, und zudem noch sehr holperig war. Ich lese Theaterstücke eigentlich auch mal sehr gerne, aber hier dachte ich in der Mitte dieser Eingangssequenz doch, dass „Der Panzer des Hummers“ wohl nur intellektuell klingen sollendes Gefasel wäre. Da stand ich tatsächlich schon kurz davor, die Erzählung noch vor ihrem eigentlichen Beginn abzubrechen. Im Folgenden ließen sich aber auch diese Monolog-Parts sehr viel flüssiger lesen, wobei ich sie grad stilistisch zwar interessante Einschübe fand, sie aber inhaltlich eher als nichtssagend empfand.

Dennoch war ich im weiteren Verlauf eben doch ziemlich angetan von diesem insgesamt sehr ruhigen Buch, das allerdings eben keine eindeutige Geschichte erkennen lässt und eher ein ziemliches Breitband an meiner Meinung nach gewöhnlichem Leben abspult, auch wenn hier ganz unterschiedliche Lebenswirklichkeiten dargestellt werden. Es ist wunderbar geschrieben, die Sprache kommt sehr poetisch rüber und irgendwie fand ich es fast schon beruhigend, diesen Roman zu lesen, auch trotz der diversen durchaus angesprochenen Schwierigkeiten. Aber er bot für mich nun kein Potential, mich in irgendeiner Form aufwühlen zu lassen, und das fand ich sehr angenehm, dieses Buch quasi als kleine friedliche Oase zu erleben.

Veröffentlicht am 18.07.2021

Auffallend, nicht anders

Hauskonzert
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Der breiten Masse ist Igor Levit während des Corona-Lockdowns 2020 ein Begriff geworden, als er auf Twitter nicht nur als „einfacher“ Nutzer unterwegs war, sondern seine häuslichen Klavierkonzerte publik ...

Der breiten Masse ist Igor Levit während des Corona-Lockdowns 2020 ein Begriff geworden, als er auf Twitter nicht nur als „einfacher“ Nutzer unterwegs war, sondern seine häuslichen Klavierkonzerte publik machte und sich zudem deutlicher als (Menschenrechts)Aktivist positionierte, der, selbst jüdischer Herkunft, vor Allem klar gegen Antisemitismus Stellung bezog und nach wie vor bezieht.
Leider war kurz nach Erscheinen dieses biografischen Sachbuchs die Situation nicht nur in den sozialen Medien eskaliert, so dass Levit sich kurzzeitig zurückzog und vor diesem Hintergrund, dass sein Engagement ihn zu erdrücken drohte bzw. besser und weniger sächlich ausgedrückt: dass es aufgrund seines Engagements Gewaltdrohungen gegen ihn gab, war „Hauskonzert“ für mich zunächst schwierig zu lesen. Da war letztlich das Buchende bezeichnend, indem Levit erklärt, dass es häufig ein merkwürdiger Konsens zu sein scheint, dass Ruhm einen Menschen zu einer emotionslosen Angriffsfläche mache, die man eben nicht mehr als menschliches Wesen, das diese Angriffe zugrunderichten können, anerkennen müsse.

Generell würde ich „Hauskonzert“ nun übrigens nicht unbedingt als Biografie bezeichnen; ich habe das Buch mehr als fragmentarischen Feuilletonartikel empfunden, Florian Zinnecker als Protokollant aufgefasst und Igor Levit hier eher als Beobachtungsobjekt gesehen – zumindest hatte ich an keiner Stelle das Gefühl, dass Levit, der als Mitautor angeführt ist, tatsächlich direkt zur Autorenschaft beigetragen hat.
Die einzelnen Absätze sind (zumindest in der gedruckten Ausgabe) durch Leerzeilen voneinander getrennt, was mich bis zuletzt leicht irritiert hat: zum Einen hat das meinen fragmentarischen Eindruck definitiv verstärkt, aber zum Anderen habe ich mich gefragt, ob man diesen Stakkato-Stil nur gewählt hat, um das Buch künstlich zu strecken.

„Hauskonzert“ ist definitiv keine klassische Künstlerbiografie, von klein auf bis ins Groß hinein: Hauptsächlich von 2020 ausgehend, wird mal dahin, mal dorthin zurückgeblickt und dabei doch auch die Gegenwart in Szene gesetzt, überlegt, was noch kommen kann, was kommen wird. Meines Empfindens läuft in „Hauskonzert“ alles darauf hinaus, Igor Levit als einen ruhelosen Menschen darzustellen, dessen Gedanken nie stillstehen und dem bewusst ist, dass das Leben ihm keinesfalls Zeit genug für all das, was er anstrebt, lassen wird, ohne dass er irgendetwas hintenan stellen will.
Überraschend fand ich, dass er zudem hier nicht als „Wunderkind“ deklariert wird; man kennt es von anderen schlagzeilenträchtigen Instrumentalisten, die stets nur betonen, dass ihre Kindheit nur vom Üben und mindestens einer strengen Hand geprägt war; in „Hauskonzert“ wird zwar nicht außen vor gelassen, dass auch Levit bereits als kleiner Bub mit dem Klavierspiel begonnen hat, aber hier scheint mehr Verblüffung durch, dass er es quasi einfach in den Fingern hatte und die Profis reihenweise damit überraschen konnte, selbst die schwierigsten Sonaten auf Anhieb aus dem Effeff spielen zu können. Dass das Klavierspiel sein Leben deutlich mehr als zunächst spürbar geprägt hat, kam für mich vor Allem in Zusammenhang mit der Pandemie zum Vorschein, als aufgrund des weitgehend stillgelegten Kulturbetriebs auch sein Leben einen entsprechenden Stopp einlegte und er sich zwangsläufig damit befassen musste, was er ohne die Tätigkeit als Musiker wäre bzw. wie sich sein Musikerleben in den Lockdown einbinden ließe oder auch, was einen überhaupt zum Musiker macht.
Ich habe hier sehr viel selbstreflektierende innere Zerrissenheit herausgelesen; bedauerlich fand ich, dass sein Aktivismus eher oberflächlich angesprochen wurde: wer Levit bei Twitter erlebt, dürfte seine Aussagen als sehr viel eindrücklicher erleben als die im Buch enthaltenen Schilderungen, aber wie gesagt: mir ist von der Erzählstimme her prinzipiell zu wenig Igor Levit durchgekommen.

Insgesamt bin ich mir auch unschlüssig, ob und wem ich dieses Buch empfehlen würde: für mich als jemand, der Levit auch aufmerksam auf Twitter verfolgt, war es nun interessant zu lesen, wenn auch weder spannend noch dass es hier irgendwelche großartigen Überraschungen gegeben hätte. Wer sich regelmäßig im Feuilletonteil der Zeitung tummelt, wird bestimmt mitunter auch Freude am Lesen von „Hauskonzert“ empfinden. Wer Levit allerdings gar nicht kennt, den wird „Hauskonzert“ wahrscheinlich auch weitaus weniger neugierig auf ihn machen als beispielsweise der Besuch eines seiner Konzerte.

Veröffentlicht am 18.07.2021

Zu wenig nachhaltige Aufklärung: Das "Böse" bleibt zu unerklärt

Der Mädchenwald
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Triggerwarnung: Fehlgeburt(en)!

Als ich „Der Mädchenwald“ final zu lesen begonnen habe, nachdem ich mir zunächst bereits eine Leseprobe zu Gemüte geführt hatte, war ich auf eine etwas nettere, wenn auch ...

Triggerwarnung: Fehlgeburt(en)!

Als ich „Der Mädchenwald“ final zu lesen begonnen habe, nachdem ich mir zunächst bereits eine Leseprobe zu Gemüte geführt hatte, war ich auf eine etwas nettere, wenn auch nicht unbedingt minder psychopathische, Variation von Simone Trojahns „Bad Family“ eingestellt gewesen: Ich war mir ziemlich sicher, dass „Der Mädchenwald“ sich letztlich ähnlich auflösen würde, aber nein, das ist nun nicht gespoilert, denn hier sind die Hintergründe nun doch noch anders.
Worauf ich allerdings überhaupt nicht vorbereitet war, war eine Polizistin in der Frühschwangerschaft, die in diesem Stadium bereits eine zweistellige Zahl an Fehlgeburten durchgemacht hatte und auch hier wieder Auffälligkeiten erlebt, die sie den Fall, den sie leitet, schon fast ein wenig vernachlässigen lässt – nachdem „Der Mädchenwald“ zunächst nur abwechselnd aus der Sicht des ominösen Elijah und der entführten Elissa erzählt wird, kommt bald noch die Perspektive der Polizistin hinzu, aber hier geht es tatsächlich fast nur darum, dass sie Zwischenblutungen hat und überzeugt ist, das Baby verloren zu haben und dass sie das Baby ebensowenig aufgeben kann wie den Versuch, Elissa lebend zu finden. Ich war da sehr froh, dass ich dieses eBook noch sehr lange unangetastet auf meinem Reader habe liegen lassen, nachdem mich die Erzählung von den zahllosen Fehlgeburten auch jetzt noch kalt erwischt haben; vormals hätten sie mir, aus Gründen, völlig den Boden unter den Füßen weggezogen. In diesem Fall hätte ich es wegen des hier doch, überraschenderweise, sehr präsenten Themas angebracht gefunden, würde es bezüglich Fehlgeburt(en) eine Triggerwarnung gegeben haben.

Ansonsten spielt sich die Handlung vom „Mädchenwald“ hauptsächlich via des Kontakts zwischen Elissa und Elijah statt; auch der Kontakt zum Entführer spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Dessen Motiv bleibt eher unklar, wirkt fadenscheinig, die gesamte Situation scheint von Anfang an aussichtslos, da Elijah sehr früh kundtut, Elissa sei nicht die erste Gefangengehaltene und auch ihre „Vorgängerin“ habe nicht überlebt.
Vom Erzählstil hat mich „Der Mädchenwald“, die Erzählstränge der Ermittlerin mal außen vor gelassen, etwas an „Raum“ erinnert, nur dass die Kinder hier nun deutlich älter waren, doch während Elissa sehr rational, sehr logisch durchdacht, eben ganz künftige Schachgroßmeisterin, war, wirkte Elijah eher wie das abgeschottet von der Außenwelt aufgewachsene Kind, das sich jene Außenwelt zurechträt, sich aber in diesem mehr oder minder geschützten Rahmen der Einöde hauptsächlich durch Anpassungsfähigkeit durchschlägt. Doch wirkte er zunächst wie ein ganz lieber, aber sehr naiver Junge auf der verzweifelten Suche nach einem echten Freund, ließen auch diverse Aussagen seinerseits bald erahnen, dass er doch auch eine dunklere Seite haben und in diesem ganzen Entführungsszenario eine größere Rolle spielen müsste.
Ungefähr nach der Hälfte des Romans gab es dann eine erste Enthüllung bezüglich Elijahs, die ich so definitiv nicht erwartet hatte; ab da nahm auch der Versuch, das Verbrechen aufzuklären, deutlich an Fahrt auf; vom Thrill her fand ich das sehr gut und ab da habe ich eine vage Vermutung bzgl. Elijahs entwickelt, die später auch noch bestätigt wurde. Hier fand ich den Hintergrund wirklich spannend.

Unglücklicherweise wurde dieser Hintergrund letztlich insgesamt kaum mehr aufgedröselt: Direkt nach dem Auslesen dachte ich noch „wow, das war jetzt krass; tolle Geschichte!“, aber nur fünf Minuten später begann ich doch zu überlegen, wieso, weshalb, warum, jetzt eigentlich: Man erfährt weder, was genau es nun mit der von Elijah so benannten Schrottstadt auf sich hatte (wer waren diese Leute, wo waren sie hergekommen, was war ihr Begehr?) noch wieso der Entführer zum Entführer geworden war… Da blieb zum Schluss im Grunde genommen so viel offen, dass man schon fast erwarten könnte, dass auf jeden Fall noch ein Prequel folgt, in dem diese ganze Hintergrundbiografie noch aufgeklärt wird.
Ansonsten ist es mir übrigens ein Rätsel, wie man aus dem Originaltitel „The Memory Wood“ den „Mädchenwald“ machen konnte, der auch stets als solcher von Elijah bezeichnet wird, denn selbst in der deutschen Übersetzung wird zum Ende hin mehr als deutlich, dass „Mädchenwald“ eine völlig unzureichende Bezeichnung ist.

Generell fand ich „Der Mädchenwald“ aber ein sehr unterhaltsames und spannendes Psychodrama; hier liegt der Fokus wirklich mehr auf der Betrachtung des Entführungsopfers; dessen sollte man sich bewusst sein – das Kriminalistischste bleibt doch sehr außen vor; da wird wie eingangs erwähnt die körperliche Verfassung der eigentlichen Chefermittlerin weitaus mehr in den Mittelpunkt gerückt.
Insgesamt: schwache vier Sterne – weil es mir hier letztlich vor Allem auch an weitergreifender Auflösung gemangelt hat.

Veröffentlicht am 13.06.2021

Wunderbare Ablenkungslektüre

Fertig ist die Laube (Die Online-Omi 15)
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Eigentlich mag ich Renate Bergmann lieber vorgelesen als selbstgelesen; die Hörbücher sind immer so zuckersüß eingesprochen und die Erzählerin hat einfach die meiner Meinung nach genau passende Bergmannsche ...

Eigentlich mag ich Renate Bergmann lieber vorgelesen als selbstgelesen; die Hörbücher sind immer so zuckersüß eingesprochen und die Erzählerin hat einfach die meiner Meinung nach genau passende Bergmannsche Sprechstimme. „Fertig ist die Laube“ habe ich nun aber eben doch mit ganz eigenen Augen gelesen – und zwar in einem Rutsch, an einem Nachmittag, gemütlich auf dem Balkon sitzend und während das sonst eher wenig zu bedeuten hat, ist es in diesem Fall doch eine Erwähnung wert, denn aktuell geht es mir definitiv nicht gut und ich muss meine Lektüren momentan einfach in winzige Häppchen stückeln, um sie überhaupt verzehren zu können.
Da war mir die Online-Omi nun also ein wenig wie ein Licht in finstrer Nacht, das mir einen ziemlich vergnüglichen Nachmittag beschert hat und dem ich nur schon darum selbstverständlich nur die Bestwertung zukommen lassen kann.

Im letzten Jahr tat ich mich mit „Ans Vorzelt kommen Geranien dran“ zwar ein wenig schwer; da wurden mir die Erlebnisse zwischenzeitlich etwas zu regiokrimimäßig; aber „Fertig ist die Laube“ war für mich wieder in altbekannter Renate-Bergmann-Form gehalten. Eine Figur aus „Fertig ist die Laube“ hatte hier nun auch einen Cameo-Auftritt, den ich zwar eine nette Idee fand, auf den ich aber auch hätte verzichten können.

Wie gesagt: Dieses Buch ließ sich flüssig weglesen; Renate Bergmann zeigte sich einmal mehr als Frau, die nicht lang fackelt, wobei ich hier letztlich doch etwas verwundert war, dass die titelgebende Laube letztlich quasi „kernsaniert“ war, ohne dass ich den Eindruck gehabt hatte, dass in der vorgegebenen Zeit hier wirklich so viel gemacht hätte werden können, zumal sich Frau Bergmann auch sehr mit den allgemeinen Widrigkeiten einer Kleingartenkolonie auseinandersetzt. Da wurde mir dann doch etwas zu wenig Plackerei vermittelt. Andererseits: So hat es definitiv mehr Lust auf Gartenarbeit, oder auch nur Balkongärtnerei, gemacht. ;)

Veröffentlicht am 03.05.2021

Schnelle, simple Kochereien zum Nichtselberkaufen

Hensslers schnelle Nummer
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„Hensslers schnelle Nummer“ könnte man definitiv auch mit „Hensslers Anfängernummer“ betiteln: Da die Gerichte locker in ungefähr 20 Minuten gekocht werden können sollen, ist es wohl von vornherein klar, ...

„Hensslers schnelle Nummer“ könnte man definitiv auch mit „Hensslers Anfängernummer“ betiteln: Da die Gerichte locker in ungefähr 20 Minuten gekocht werden können sollen, ist es wohl von vornherein klar, dass die enthaltenen Rezepte nicht die Aufwändigsten sind. Die niedrigen Schwierigkeitsgrade machen es zudem offensichtlich, dass hier keine „Profikenntnisse“ erforderlich sind und man die diversen Zubereitungsarten auch als Kochneuling nicht ständig googlen muss (was ist pochieren, blanchieren…?).
Generell sind die Gerichte sehr bodenständig; die meisten Zutaten dürfte man problemlos im nächsten gutsortierten Supermarkt finden.

Einige Gerichte finde ich sich zwar zu sehr ähnelnd; grade bei den ersten beiden Rezepten finde ich es bereits auffällig: Hier handelt es sich jeweils um Kartoffelrösti, die allerdings einmal „mit Tomate und Mozzarella“ und einmal „mit Lachstatar“ daherkommen – klar: leicht anders, aber während in anderen Kochbüchern eine Variante eher unter dem anderen Rezept als „Variations-Tipp“ angezeigt werden würde, gesteht man beiden Rezepten hier eine eigene Seite zu.
Auch bei anderen Rezepten habe ich überlegt, ob man sie nicht einfach nur als Variation kurz hätte beschreiben können, allerdings kommt hier nun ein Faktor zum Tragen, der mich dieses Kochbuch ferner als Anfängernummer einschätzen lässt: Aus Erfahrung weiß ich, dass Viele zunächst relativ streng nach Rezeptvorgaben kochen und durchaus häufiger unsicher nachhaken, ob man statt der Aubergine auch eine Zucchetti verwenden kann, oder ob man den Wirsingeintopf auch als Chinakohleintopf zubereiten kann und Ähnliches. So betrachtet wirkt es gleich sehr viel sinnvoller, auch die eine oder andere Variation als separates Rezept vorzustellen - und man wundert sich auch nicht länger, ob ein Kochbuch Gerichte wie „Bratkartoffeln mit Speck (und Zucchini)“ oder „Scharfe Penne mit brauner Butter“ bzw. „Spaghetti aglio, olio e peperoncini“ tatsächlich benötigt, die ja doch eher so ganz typische „Schnellgemachtessen“ sind.
Persönlich bin ich ja großer Fan des, nun schon mehrfach gekochten, Kartoffel-Meerrettich-Eintopfs, eigentlich ein total simples, unaufwändiges Essen, aber ich wäre so vermutlich nie auf die Idee gekommen, Kartoffeln für einen Eintopf in dünne Scheiben zu schneiden oder bloß ein wenig Meerrettich unterzumischen. Von daher ist hier auch so manches „gewöhnliche“ Rezept enthalten, welchem nur etwas Extrapfiff verliehen wurde.

Im „Für Zwischendurch“-Bereich finden sich allerdings ein paar Smoothie-Rezepte, die mir persönlich in diesem Kochbuch nun etwas fehlplatziert erschienen; auf die hätte ich hier sehr gut verzichten können. Die passten für mich nicht so sehr zu den schnellen Nummern.

Toll finde ich den Aufbau des Kochbuchs: Jedes Rezept hat seine eigene Doppelseite, wobei sich rechts jeweils ein Foto des zubereiteten Gerichts befindet. Die linke Seite ist nochmals in zwei „Spalten“ unterteilt, von denen eine die Zutaten auflistet (und mittels kleiner Anzeige auch den ungefähren Zeitaufwand sowie die Anzahl der benötigten Zutaten bzw. ob vegetarisch) und die Andere eben die genaue Vorgehensweise beschreibt.
Das gefällt mir gut; tatsächlich habe ich es auch so gelernt, die eigene Kochmappe genauso zu strukturieren und ich muss zugeben, diese separate Spalte bzgl. der Zutaten ist schon sehr praktisch, grad auch, wenn es um das Schreiben eines Einkaufszettels geht.

Die angegebenen Zubereitungszeiten stimmen auch mehr oder minder, das heißt: ich bin z.B. wahnsinnig schlecht (und entsprechend langsam) im Schnippeln, Raspeln etc.; absolute Anfänger werden da allerdings auch kaum schneller sein als ich und ich benötige bei den Gerichten, deren Zubereitung 5-10 Minuten dauern soll(te) häufig ungefähr das Doppelte der angegebenen Dauer, weil ich halt so langsam darin bin, die Zutaten entsprechend vorzubereiten. Bei den Gerichten, die mit einer 20 gekennzeichnet sind (das sind in diesem Fall übrigens nicht so viele), schaffe ich es erstaunlicherweise aber doch auch zumeist in der genannten Zeitspanne.

Generell sehe ich „Hensslers schnelle Nummer“ eben als Kochbuch bzw. Grundrezeptesammlung für totale Anfänger an; ich denke, ich würde es noch nicht einmal Henssler-Fans im Speziellen empfehlen, weil es dazu einfach nicht „besonders genug“ ist; ohnehin ist das für mich ein Buch, was ich zwar jemandem z.B. zum Einzug in die erste eigene Wohnung schenken würde, aber ich würde nicht dazu raten, es sich für gegenwärtig 24€ selbst zu kaufen. Die qualitativ hochwertige Aufmachung rechtfertigt den Preis zwar in gewissem Maße, aber der Inhalt bleibt im Grunde genommen eben doch gewöhnlich. Für die Sammlung der hier enthaltenen Rezepte würde ich so nicht mehr als 15€ zahlen wollen.
Für mich ist es eben ein hübsch gemachtes „Basisbuch“ zum Verschenken/Schenkenlassen.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]