Eines dieser Bücher, das man in seinem Leben (möglichst rechtzeitig) gelesen haben sollte...
RoxyInhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ...
Inhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ist. Doch beide Medikamente – Roxy und Addison – wollen nichts anderes, als die beiden von sich abhängig zu machen und mit ihnen auf der Party zu tanzen. Damit begeben sich die Geschwister unabhängig voneinander in eine tödliche Gefahr.
Meinung:
Das Buch habe ich mit nach Hause genommen, weil mich der Klappentext fasziniert hat: ein Mensch und eine Droge in Menschengestalt verlieben sich. Tatsächlich war der Klappentext jedoch ziemlich irreführend, der eine Liebesgeschichte zwischen Roxy und Isaac angekündigt hat, sodass ich davon ausgegangen bin, dass ich irgendeine sinnesprengende Science-Fiction-Geschichte lesen würde. Die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge findet jedoch nur im übertragenden Sinne statt, als Beschreibung der Abhängigkeit, was wunderbar umgesetzt ist, aber doch auf dem Klappentext anders hätte kommuniziert werden können.
Dann hatte ich tatsächlich schon nach den ersten Seiten keine Lust mehr zum Weiterlesen, als klar war, dass eines der beiden Geschwister am Ende stirbt. Denn bereits im ersten Kapitel weiß man, dass eine Ramey, I. vom Rettungsdienst nicht rechtzeitig erreicht wird. Die Frage ist nur: Trifft es Ivy oder Isaac? Diese Gewissheit hat es für mich unheimlich erschwert, mich richtig auf die beiden Protagonistinnen einzulassen, ich wollte sie nicht zu nah an mich heranlassen, weil ich wusste, dass es am Ende des Buches nur wehtun würde. Und da bis zum Ende offen ist, wer überlebt und wer seiner Sucht erliegt, bleibt es bis zur letzten Seite absolut mitreißend und spannend. Und da mir am Ende beide Geschwister ans Herz gewachsen sind, ich um beide Geschwister gebangt habe, hat es mich natürlich erschüttert, erschüttert, erschüttert.
Faszinierend und absolut einzigartig fand ich die Umsetzung der Geschichte. Es wird mit Roxy, Addison und so vielen anderen – teilweise in sog. »Intermezzos« - aus der Sicht der Drogen erzählt. Sie werden einerseits menschlich und handeln menschlich, andererseits wird klar und deutlich, dass sie keine Menschen, sondern etwas Monströses und kaum zu Fassendes sind. Diese Personifizierung der Drogen ist wirklich kreativ umgesetzt und ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, ihr Handeln auf der Bildebene in die Sachebene zu interpretieren, was mir leider teilweise nicht gelungen ist, da mir vermutlich grundlegendes Wissen zu dem Thema einfach fehlt.
Insgesamt regt das Buch ungemein zum Nachdenken an. Es ist tiefgründig und – so zumindest mein Empfinden, da ich mich, wie gesagt, in diesem Themenbereich absolut nicht auskenne – schmerzhaft realitätsnah. Ich glaube, »Roxy« ist eines dieser Bücher, das man im Leben auf jeden Fall gelesen haben sollte, wegen seines wichtigen Themas, wie schnell und schleichend man in eine Abhängigkeit geraten kann, aber auch wegen seiner kunstvollen Gestaltung. Und es ist vermutlich super als Suchtprävention geeignet – ich zumindest für meinen Teil bin heilfroh, dass ich in meinem Leben bislang nur drei Aspirin-Tabletten schlucken musste, und werde wohl auch in Zukunft nur im äußersten Notfall nach einem Schmerzmittel greifen. Dafür hat dieses düstere, beklemmende Buch einfach einen zu lauten Nachhall in mir.
Fazit:
Es ist schwierig, das Buch zu bewerten. Denn es ist wichtig. Aber als ich mich auf diese Geschichte eingelassen habe, habe ich das nicht erwartet. Ich war nur auf ein Abenteuer ohne nachwirkenden Tiefgang vorbereitet, weshalb es mich irgendwie umgehauen hat. Aber es gibt vier von fünf Sternen.