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Veröffentlicht am 07.06.2017

Das Rätsel der Hölzer

Die Birken wissen's noch
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Das Buch handelt Mitte der 90er Jahre. Edvard lebt mit seinem Großvater auf einem entlegenen Bauernhof im norwegischen Gudbrandsdalen. Edvards Eltern verstarben, als er 3 Jahre alt war bei einer Reise ...

Das Buch handelt Mitte der 90er Jahre. Edvard lebt mit seinem Großvater auf einem entlegenen Bauernhof im norwegischen Gudbrandsdalen. Edvards Eltern verstarben, als er 3 Jahre alt war bei einer Reise in Frankreich, wobei ihm nie sehr viel mehr als diese Information von seinem Großvater gegeben wurde.
Als dieser verstirbt, geht es daran die Hinterlassenschaften zu sichten. Dabei tauchen einige Ungereimtheiten auf wie ein teurer Anzug, den er nie an seinem Großvater sah und Konzertkarten aus Deutschland sowie zahlreiche Fotos, die er all die Jahre vor ihm verborgen gehalten hatte. Als dann bei den Vorbereitungen zur Beisetzung noch ein Sarg auftaucht, wie ihn noch niemand je sah in dieser Gegend, wird der Wunsch in Edvard geweckt, Licht ins Dunkel seiner Abstammung zu bringen. Der Sarg wurde von seinem Onkel hergestellt, und zwar zu Beginn der 80er Jahre. Allerdings sollte jener Onkel Einar zu diesem Zeitpunkt schon lange tot sein - jedenfalls wurde ihm dies stets von seinem Großvater erzählt. Einar war Schreiner und hatte hinter dem Hof einen kleinen Birkenwald angelegt, in dem er Flammbirken ziehen wollte. Edvard versucht herauszufinden, was aus Einar Hirifjell geworden ist und ob er vielleicht sogar noch lebt...

Mehr möchte ich vom Inhalt ungern verraten, denn es nimmt einem sonst das Vergnügen, gemeinsam mit Edvard seine Vergangenheit ans Licht zu bringen. Eigentlich war das Buch vom Thema her nicht so wahnsinnig interessant für mich, aber ich bin ein Fan skandinavischer Literatur, weil sie mir oft mehr bietet als der Klappentext zu versprechen scheint. Und ich wurde nicht enttäuscht! Aber sowas von nicht!!!

Selten hat mich ein Buch so in seinen Bann gezogen. Ich habe gleich am ersten Abend über 200 Seiten genossen (verschlungen wäre der falsche Begriff bei diesem Buch) und nur wegen unerfreulich nötiger längerer Pausen letztlich doch so lange darüber gelesen. Insgesamt vielleicht an 5 Abenden, aber dann auch richtig. Vielleicht, weil ich es gar nicht erst zur Hand nahm, wenn ich nur kurze Zeit hätte lesen können. Ich wollte auf jeden Fall wenn, dann auch richtig weiterlesen.
Mytting hat eine für mich wunderbare Art zu schreiben. Sofort war ich davon eingenommen und konnte mich seinem Rhythmus hingeben. Geradezu meisterlich beschreibt er die atemberaubend eintönige Landschaft der Shetland-Inseln mit ihren Wetterkapriolen. Die Art wie er Holz beschreibt, ist jedoch wahrlich ein Meisterwerk. Man meint, es wirklich in der Hand zu haben und zu fühlen. Ich bin tatsächlich ins net gegangen, nur um mir anzuschauen, wie Flammbirkenholz wohl aussieht - und ich kann seine Begeisterung darüber verstehen.

Obwohl das Buch über 500 Seiten hat, waren es locker 200 zu wenig für mich. Immer wieder tauchen winzige Einzelheiten auf, die die Spurensuche weiterbringen. Manche davon überraschend, einige hingegen ahnte ich bereits weit im Voraus, was jedoch kein bisschen Spannung nahm, denn es kam hier auf die Suche an. Denn letztlich war Edvard nicht nur auf der Suche nach der Vergangenheit, sondern eigentlich auf der Suche nach sich selbst. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich sein Leben lang auf diesem entlegenen Hof verbringen wollte und Kartoffeln ernten. Er wusste - wie so mancher in einem Alter von Anfang 20, nicht, wie sein Leben sich entwickeln soll. Er macht einige Wandlungen und Entwicklungen im Verlaufe des Buches durch und am Ende weiß er auch, was er will. Es macht wahnsinnig viel Spaß, ihn dabei zu begleiten.
Von mir bekommt dieses Buch 6 Sterne - einen müsst ihr euch dazu denken

Veröffentlicht am 07.06.2017

Eine schöne Indien-Reise

Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half
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Das Buch ist der 2. Teil einer Trilogie von Mikael Bergstrand um den Schweden Göran Borg, der im ersten Band offenbar seine Liebe zu Indien entdeckte und dort einen sehr guten Freund fand: Yogi - wie er ...

Das Buch ist der 2. Teil einer Trilogie von Mikael Bergstrand um den Schweden Göran Borg, der im ersten Band offenbar seine Liebe zu Indien entdeckte und dort einen sehr guten Freund fand: Yogi - wie er er von seinen Freunden genannt wird.
Mit Göran einen Draht zu bekommen, fiel mir nicht leicht. Er ist ein echter Langeweiler und bemitleidet sich mehr selbst als jeder andere Protagonist, über den ich bisher gelesen habe. Er dümpelt also in Schweden so vor sich hin - geschieden und 2facher Vater, wobei er seinen Sohn so gut wie nie sieht. Seine Tochter hingegen pflegt regelmäßigen Kontakt mit ihm und sagt ihm auch deutlich genug, was sie von ihm hält.
Er besucht außerdem eine Therapeutin, die sich bestmöglich bemüht, ihn auf die Füße zu stellen. Da er immerhin in der Lage ist, sich selbst einigermaßen von außen zu betrachten und seine Probleme zu erkennen, bemüht er sich zumindest halbwegs, ihre therapeutischen Ratschläge umzusetzen. Also sucht er wieder etwas Kontakt zu Freunden, die er lange vernachlässigt hat und trifft dabei auf einen Unbekannten, der ihm innig vertraut vorkommt. Er verbringt einen guten Teil seiner Freizeit mit ihm, bis ihm ein erschreckender Verdacht kommt.
Statt das Gespräch zu suchen, tut er das, was er offenbar am besten kann: Er ergreift die Flucht! Und zwar natürlich wieder nach Indien, wo sein Freund Yogi in einigen Wochen heiraten möchte, auch wenn die Hochzeit bereits verschoben wurde. So erreicht er auf Seite 81 dann Indien und der eigentliche Handlungsstrang beginnt. Zur Handlung möchte ich gar nicht mehr erzählen, denn alles würde nur als Spoiler dienen und die Spannung nehmen. Denn Überraschungen gibt es wirklich genügend im Verlauf des Buches.
Vielleicht noch etwas zu den anderen Personen: Yogi ist ein (für mich) nerviger Schwadlappen, der keinen kurzen Satz formulieren kann, sondern alles möglichst blumig und umständlich ausdrücken muss. Da diese Satzgebilde jedoch auch höchst amüsant sind, machte es mir überhaupt nichts aus. Nur im richtigen Leben würde mich so jemand komplett abschrecken. Seine geliebte Amma (Mutter) hingegen ist ein rechter Hausdrache und eine Helikopter-Mutter erster Güte. Sie leitet und lenkt die Geschicke des Hauses, das außer Yogi und Amma noch einige Dienstboten umfasst. Dann ist da noch Lakshmi, die Verlobte von Yogi. Sie ist in etwa eine jüngere Ausgabe von Amma, mit dem Unterschied, dass sie doch weniger herrisch vorgeht und daher auch für andere Beteiligte deutlich erträglicher ist.

Bergstrand hat einen ausgesprochen erfrischenden, modernen Schreibstil und mir ist keine Sekunde langweilig bei der Lektüre gewesen, die mir vom Inhalt her eigentlich überhaupt nicht interessant erschien. Es war mehr ein Verzweiflungsbuch, da es die einzige passable Möglichkeit für mich als VdM war. Mein Instinkt, ein Buch eines Skandinaviers zu wählen, erwies sich wieder einmal als richtig.
Das Buch ist in weiten Teilen durchaus turbulent durch seine teils abenteuerlichen Wendungen und Geschehnisse. Dabei immer amüsant und manches Mal musste ich doch kichern oder grinsen bei den Schilderungen. Meines Erachtens bietet sich die Geschichte absolut als Filmstoff für eine Komödie an!
Man merkt dem Autor seine Liebe zu Indien an. Seine Landschaftsschilderungen und vor allem die Beschreibung der Mentalität sind ihm hervorragend gelungen! Den ersten Band kenne ich leider nicht, aber ich werde den dritten Band sicher irgendwann lesen.
Manchmal haben mich jedoch etwas die verklärten Blicke in Richtung Yogi gestört. Da das Buch aus Sicht von Göran geschrieben ist, kann man an seinen Gedanken durchweg teilhaben und da dachte ich oft, dass so doch niemand denkt - außer von dem Partner in den man gerade verliebt ist oder vielleicht von eigenen Kindern (bei denen ja oft die rosa Brille vor der Wahrheit schützt). Da mir solch ein Verhalten total fremd ist, hatte ich damit oft Schwierigkeiten und das Buch wurde an diesen Stellen für mich total unglaubwürdig.
Dennoch kann ich es nur weiterempfehlen! Es ist sicher keine große Literatur, aber eine, die durchweg Spaß macht und leicht zu lesen ist. Ein ideales Buch für die Urlaubsreise - nicht nur nach Indien

Veröffentlicht am 07.06.2017

Mehr erwartet

Und damit fing es an
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Gustav Perle wächst in der Nachkriegszeit in Matzlingen in der Schweiz auf. Sein Vater ist gestorben, als er noch ein Säugling war und seine Mutter bringt sie mehr schlecht als recht durch. Sie wohnen ...

Gustav Perle wächst in der Nachkriegszeit in Matzlingen in der Schweiz auf. Sein Vater ist gestorben, als er noch ein Säugling war und seine Mutter bringt sie mehr schlecht als recht durch. Sie wohnen in einer winzigen Wohnung und Gustavs einziges Spielzeug ist eine bemalte Blecheisenbahn.
Während er die Vorschule besucht, zieht die Familie Zwiebel aus Bern in den kleinen Ort und der unglückliche Sohn Anton wird von Gustav behütet und umsorgt. Die beiden freunden sich an, was Gustavs Mutter gar nicht gerne sieht, da die Zwiebels Juden sind und sie diese für den Tod ihres Mannes verantwortlich macht.

Das Buch glieder sich in 3 Teile: Die Kindheit der beiden Buben, Die Jahre während des Krieges, als Gustavs Eltern sich kennenlernten bis zum Tod seines Vaters und im letzten Teil die 90er Jahre, als beide über 50 sind.

Rose Tremain hat eine sehr angenehme Art zu schreiben. Leider trifft sie für meinen Geschmack nicht immer den richtigen Ton, sodass mir die Protagonisten nicht so richtig ans Herz wachsen wollen.
Gustav ist durchaus noch der sympathischste von allen - abgesehen von Antons Vater, der jedoch nur am Rande mitwirken darf. Anton finde ich sehr schnell ausgesprochen egozentrisch und auch egoistisch. Er hat keinerlei Probleme damit, Gustav, der ihn wirklich aus tiefstem Herzen verehrt, auszunutzen. Antons Eltern hingegen mögen den kleinen Jungen recht bald sehr gerne und sie beziehen ihn gerne in ihre Familie ein.

Gustavs Mutter ist eine echte Belastung für den kleinen Knirps. Sie gibt sich rechte Mühe, kann jedoch keine rechte Wärme weitergeben. Das ist durchaus z. T. verständlich, wie sich im 2. Kapitel herausstellt, jedoch macht es das für ein Kind nicht einfacher.

Mit leisen Tönen wird einem nun die Lebensgeschichte Gustavs näher gebracht, jedoch so distanziert, dass mir keine rechte Berührung gelingen will. Alles klingt für mich nebulös, schwammig und irgendwie emotionslos, sodass bei mir keine echte Empathie aufkommen konnte. Sogar nicht einmal Empörung darüber, was Gustav alles mit sich machen lässt.

Sehr interessant fand ich die Ausflüge in die Geschichte der Schweiz, die während der Judenverfolgung eine durchaus umstrittene Rolle spielte. Wobei m. E. gezielt Parallelen zur heutigen Flüchtlingsproblematik hergestellt wurden, was mir etwas zu viel war. Nicht, weil es nicht stimmen würde - ich sehe das ganz genau so - sondern weil es mir zu auffällig war. Begriffe wie Überjudung der Gesellschaft waren mir viel zu plakativ und offensichtlich. Man hätte das subtiler angehen können.

Aufgrund der enormen Begeisterung, die die bisherigen Werke Tremains ausgelöst haben in zahlreichen Rezensionen, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Leider wurde ich enttäuscht und ich denke, ich verzichte auf weitere Versuche.
Fazit: Kein schlechtes Buch für angenehme Unterhaltung, aber man sollte sich nicht zu viel davon versprechen.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Nichts ist, wie es scheint

Boy in the Park – Wem kannst du trauen?
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Zunächst zum Cover: Es gefällt mir ausgesprochen gut, da es die Stimmung des Buches gut zum Ausdruck bringt.

Dylan verbringt regelmäßig seine Mittagspause im Park an einem Teich und versucht sich dort ...

Zunächst zum Cover: Es gefällt mir ausgesprochen gut, da es die Stimmung des Buches gut zum Ausdruck bringt.

Dylan verbringt regelmäßig seine Mittagspause im Park an einem Teich und versucht sich dort als Dichter. Fast täglich sieht er dort einen Jungen in Latzhose, der mit einem Stock am steht Teich steht. Irgendwann nimmt er wahr, dass der Junge verletzt ist und auch, dass ihn jemand vom Teich wegzerrt. Er sucht nach Spuren und meldet den Vorfall der Polizei. Die fertigt ihn recht routinemäßig ab, da sie ja auch nicht weiß, nach wem sie denn überhaupt suchen soll. Daher begibt sich Dylan auf eigene Faust auf die Suche nach dem Jungen ...

Im weiteren Verlauf der Geschichte legt der Autor einzelne Handlungspfade an, die anfänglich für Verwirrung sorgen, weil sie erstmal nichts miteinander zu tun haben. Gegen Ende des Buchs fügen sich die Puzzleteile aber sehr schlüssig zusammen und mancher Leser wird verblüfft sein über die Auflösung und erstaunt wie gut der Autor mit dem Leser spielt.

Der Autor schreibt in kurzen Kapiteln und in einer anschaulichen Sprache. Das Buch zieht den Leser in das Labyinth der Verwirrungen hinein und entlässt ihn mit einem überraschenden Ende.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes, intelligent konstruiertes Buch, in dem nichts ist wie es scheint.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Ein beeindruckendes Buch

Bevor die Welt erwacht
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Eine Rezension dieses Buches ist nicht einfach und ich fürchte, dass sie auch mir nicht richtig gelingen wird. Der grandiose Roman von Monica Wood war für mich eine wirkliche Entdeckung, gerade weil er ...

Eine Rezension dieses Buches ist nicht einfach und ich fürchte, dass sie auch mir nicht richtig gelingen wird. Der grandiose Roman von Monica Wood war für mich eine wirkliche Entdeckung, gerade weil er nicht so geradlinig dahin plätscherte, sondern etliche Haken schlug.

Ona Vitkus ist 104 Jahre alt und Quinns 11jähriger Sohn hat ihr im Rahmen eines Pfadfinderprojektes wöchentlich Gartenarbeiten abgenommen und das Futter für ihre Gartenvögel aufgefüllt. Der Sohn ist unerwartet einen plötzlichen Herztod gestorben, da er an einer seltenen Krankheit, dem Long-QT-Syndrom, litt. Quinn hat daraufhin diese Pflicht für ihn übernommen - teils aus schlechtem Gewissen, weil er sich ziemlich rar gemacht hat nach der 2. Scheidung von dessen Mutter Belle, teils weil diese ihn dazu aufgefordert hat, damit er so zumindest jetzt seine Vaterpflichten erfüllen kann.

Ona ist keine einfache, nette Oma, sondern durchaus ein etwas schrulliger, kerniger Typ. Geradeheraus und auch nicht darum bemüht, den ersten Preis in Freundlichkeit zu gewinnen. Quinn hat damit einige Probleme und er kann zunächst nicht nachvollziehen, wieso sein Sohn überhaupt eine freundschaftliche Verbindung zu dieser alten Dame aufbauen konnte. Trotzdem fügt er sich in die übernommenen Pflichten und wartet sehnsüchtig darauf, dass die 7 Samstage zu Ende gehen.

Ona hatte von Anfang an eine nicht erklärbare Antenne zu dem Jungen, wie er im Verlauf des Buches nur genannt wird. Sein Name bleibt unbekannt. Schnell wird klar, dass er wohl unter einem Asperger Syndrom oder einer ähnlichen autistischen Erkrankung leidet. Er führt Listen für alles und jedes und sein Herz gehört den Rekorden, die im Guinness Buch festgehalten werden. Sie kann er auf Abruf aufzählen mit Namen, Rekord und Wohnort. Immer wieder tauchen diese Listen - die im übrigen immer bis 10 gehen, weil die 10 eine besondere Zahl für ihn ist - im Buch auf, immer vor dem Beginn eines neuen Kapitels. Sicher tragen sie nichts zur Handlung bei, jedoch holten sie mir jedes Mal den Jungen wieder aus der Versenkung hervor. Die Rekorde an sich waren uninteressant, aber jede Liste an sich war ein Teil des Jungen.
Er überredet Ona dazu, für ein Schulprojekt (das Interview mit einem älteren Menschen um Geschichte zu begreifen) Erinnerungen auf ein Diktiergerät zu sprechen. Diese Erinnerungen bilden einen wichtigen Bezugspunkt, denn sie lassen den Leser an Onas Leben teilhaben, das bereits über ein Jahrhundert andauert. Auch für Ona sind diese Aufzeichnungen sehr wichtig, denn sie holen lange verschüttete Erinnerungen hervor.

Interessanterweise enthalten die Aufzeichnungen übrigens lediglich die Antworten von Ona. Ich fand es eine gelungene Idee und man brauchte auch nicht sehr viel Phantasie, um die Fragen oder Kommentare des Jungen zwischen den Zeilen zu lesen. Mir gefiel gerade diese Spielart mit dem Leser ausgezeichnet!

Ich bin auch der Meinung, dass der Name des Jungen tatsächlich nicht erforderlich war. Vielleicht sollte so vermieden werden, dass der Leser sich zu sehr auf den Jungen konzentriert und sich in ihn hinein findet. Er ist jedoch gar nicht die Hauptperson, sondern diese sind Quinn und Ona.
Selbstverständlich nähern sich auch die Beiden einander an. Es scheint, als stelle der Junge eine Art Bindeglied dar. Quinn lernt im Laufe der Zeit immer mehr über sich selbst, nicht zuletzt durch Onas Lebensweisheit.

Der Schreibstil ist sehr einnehmend. Mich hat das Buch von der ersten Seite an mitgenommen auf diese unbekannte Reise mit dem Protagonisten, der leider bisher ein etwas verkorkstes Leben lebte. Das er natürlich im nachhinein nicht mehr ändern kann - was er jedoch liebend gerne tun würde, wenn er dadurch seinen Sohn retten könnte. Er wird geplagt von Schuldgefühlen und bemüht sich redlich, sich von seiner Schuld durch seine guten Taten bei Ona und den regelmäßigen Scheckübergaben bei Belle freizukaufen - was ebenfalls nicht gelingen kann.
Im Roman herrscht ein steter Wechsel zwischen Schilderungen von den Besuchen des Jungen bei Ona, Interviews, Besuche Quinns bei Ona, Rekordlisten und Erlebnissen bzw. Erinnerungen Quinns als Musiker (sein bisheriger Lebensinhalt) und in Begegnungen mit seiner Exfrau Belle, die förmlich von Trauer fast zerfressen wird.
Ich empfand den Roman nicht als extrem emotional sondern eher auf angenehme Weise distanziert und sachlich. Erst im letzten Kapitel, wenn sich dem Leser sowohl Titel als auch Cover erschließen, kommt einem der Junge plötzlich ganz nah und ich bemerke auch jetzt wieder die leichte Gänsehaut, die sich bei mir beim lesen dieses kurzen Kapitels einstellte. Eine wunderbare Abrundung eines wunderbaren Romans!
Fazit: Kein Allerwelts-Buch und nichts für Ungeduldige, aber Unterhaltung vom Allerfeinsten!