Das Rätsel der Hölzer
Die Birken wissen's nochDas Buch handelt Mitte der 90er Jahre. Edvard lebt mit seinem Großvater auf einem entlegenen Bauernhof im norwegischen Gudbrandsdalen. Edvards Eltern verstarben, als er 3 Jahre alt war bei einer Reise ...
Das Buch handelt Mitte der 90er Jahre. Edvard lebt mit seinem Großvater auf einem entlegenen Bauernhof im norwegischen Gudbrandsdalen. Edvards Eltern verstarben, als er 3 Jahre alt war bei einer Reise in Frankreich, wobei ihm nie sehr viel mehr als diese Information von seinem Großvater gegeben wurde.
Als dieser verstirbt, geht es daran die Hinterlassenschaften zu sichten. Dabei tauchen einige Ungereimtheiten auf wie ein teurer Anzug, den er nie an seinem Großvater sah und Konzertkarten aus Deutschland sowie zahlreiche Fotos, die er all die Jahre vor ihm verborgen gehalten hatte. Als dann bei den Vorbereitungen zur Beisetzung noch ein Sarg auftaucht, wie ihn noch niemand je sah in dieser Gegend, wird der Wunsch in Edvard geweckt, Licht ins Dunkel seiner Abstammung zu bringen. Der Sarg wurde von seinem Onkel hergestellt, und zwar zu Beginn der 80er Jahre. Allerdings sollte jener Onkel Einar zu diesem Zeitpunkt schon lange tot sein - jedenfalls wurde ihm dies stets von seinem Großvater erzählt. Einar war Schreiner und hatte hinter dem Hof einen kleinen Birkenwald angelegt, in dem er Flammbirken ziehen wollte. Edvard versucht herauszufinden, was aus Einar Hirifjell geworden ist und ob er vielleicht sogar noch lebt...
Mehr möchte ich vom Inhalt ungern verraten, denn es nimmt einem sonst das Vergnügen, gemeinsam mit Edvard seine Vergangenheit ans Licht zu bringen. Eigentlich war das Buch vom Thema her nicht so wahnsinnig interessant für mich, aber ich bin ein Fan skandinavischer Literatur, weil sie mir oft mehr bietet als der Klappentext zu versprechen scheint. Und ich wurde nicht enttäuscht! Aber sowas von nicht!!!
Selten hat mich ein Buch so in seinen Bann gezogen. Ich habe gleich am ersten Abend über 200 Seiten genossen (verschlungen wäre der falsche Begriff bei diesem Buch) und nur wegen unerfreulich nötiger längerer Pausen letztlich doch so lange darüber gelesen. Insgesamt vielleicht an 5 Abenden, aber dann auch richtig. Vielleicht, weil ich es gar nicht erst zur Hand nahm, wenn ich nur kurze Zeit hätte lesen können. Ich wollte auf jeden Fall wenn, dann auch richtig weiterlesen.
Mytting hat eine für mich wunderbare Art zu schreiben. Sofort war ich davon eingenommen und konnte mich seinem Rhythmus hingeben. Geradezu meisterlich beschreibt er die atemberaubend eintönige Landschaft der Shetland-Inseln mit ihren Wetterkapriolen. Die Art wie er Holz beschreibt, ist jedoch wahrlich ein Meisterwerk. Man meint, es wirklich in der Hand zu haben und zu fühlen. Ich bin tatsächlich ins net gegangen, nur um mir anzuschauen, wie Flammbirkenholz wohl aussieht - und ich kann seine Begeisterung darüber verstehen.
Obwohl das Buch über 500 Seiten hat, waren es locker 200 zu wenig für mich. Immer wieder tauchen winzige Einzelheiten auf, die die Spurensuche weiterbringen. Manche davon überraschend, einige hingegen ahnte ich bereits weit im Voraus, was jedoch kein bisschen Spannung nahm, denn es kam hier auf die Suche an. Denn letztlich war Edvard nicht nur auf der Suche nach der Vergangenheit, sondern eigentlich auf der Suche nach sich selbst. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich sein Leben lang auf diesem entlegenen Hof verbringen wollte und Kartoffeln ernten. Er wusste - wie so mancher in einem Alter von Anfang 20, nicht, wie sein Leben sich entwickeln soll. Er macht einige Wandlungen und Entwicklungen im Verlaufe des Buches durch und am Ende weiß er auch, was er will. Es macht wahnsinnig viel Spaß, ihn dabei zu begleiten.
Von mir bekommt dieses Buch 6 Sterne - einen müsst ihr euch dazu denken